Magische Stele Kairo JE 37508

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Egyptian Museum

Inventarnummer: JE 37508

Erwerbsgeschichte

Im Jahr 1904 nach der Auffindung von Karnak nach Kairo transportiert. Dort bekam es die Nummer JE 37508 im „Journal d’entrée“ (diese Nummer wurde laut Bothmer 1974, 115 im Jahr 1904 vergeben). Später wurden vier Fragmente im Jahr 1924 im „Registre temporaire“ als Objekt 9 des 21.06.1924 registriert (Homepage IFAO Cachette: TR 21/6/24/9). Außerdem bekam die Stele die Nummer 11833 im „Special Register“ (Homepage IFAO Cachette). Wahrscheinlich bekam die Stele vom Ausgraber Legrain die Cachette-Nummer K493 (Homepage IFAO Cachette).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » östliches Ufer » Karnak

Von G. Legrain im Jahr 1904 in der Cachette vor dem 7. Pylon gefunden, wahrscheinlich im Monat Juni (Homepage IFAO Cachette).

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

Daressy datiert die Stele nach der Form der Hieroglyphen (Paläographie) in die 19. Dynastie (1917, 196: „on peut faire remonter ce monument à la XIXe dynastie“). Auch Sethe datiert das Stück ins Neue Reich. Porter & Moss haben „Late Period“, was nicht zutreffen kann. Die Stele weicht von der Form, dem Material, dem ikonographischen Programm und den Texten von den üblichen Horusstelen ab und könnte somit an deren Anfang stehen. Außerdem sind die drei identifizierten Sprüche durch Denkmäler der Ramessidenzeit (Heilstatue Ramses’ III. und magischer Sockel CG 9432) belegt. Die absichtliche Ausradierung der Hieroglyphe des Gottes Seth spricht auf alle Fälle für ein Denkmal, das spätestens aus der 22. Dynastie stammt, als die Verfemung von Seth einsetzte (Quack 2018, 2224).

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Auf der Stele wurden 5 Sprüche eingraviert, von denen zwei ganz und eine teilweise durch weiteren Quellen bekannt sind. Größere Lücken machen die unbekannten Sprüche bislang unverständlich. Die Thematik ist Schutz vor Schlangen und deren Gift, vielleicht auch vor Skorpionen.

- Spruch 1 (Z. A.17) befindet sich auf der Vorderseite und ist auch von zwei Papyri des Mittleren Reiches (Papyrus Ramesseum X, Kol. 1.18 und XVI, Kol. 8.ab) und von einer Heilstatue Ramses’ III. (Kairo JE 69771; dort Spruch 6) bekannt.

- Spruch 2 (Z. A.717) schließt auf der Vorderseite unmittelbar an und ist sonst unbekannt.

- Spruch 3 (Z. B.117) befindet sich auf der Rückseite und ist auch von einer Heilstatue Ramses’ III. (Kairo JE 69771; dort Spruch 8) sowie von Papyrus BM EA 10188 (= Papyrus Bremner-Rhind, Kol. 26.1120; aus 305 v. Chr.) bekannt.

- Spruch 4 (Z. B.17) schließt unmittelbar an auf der Rückseite und wird vermutlich auf der linken Schmalseite fortgesetzt (C.12). Zumindest ein Teil des Textes auf der linken Schmalseite ist durch Spruch 9 auf dem Socle Béhague und durch den magischen Sockel CG 9432 bekannt. Dort ist der Spruch allerdings viel länger; er kann keinesfalls in voller Länge auf der Stele JE 37508 angebracht gewesen sein.

- Spruch 5 (D.12) befindet sich auf der rechten Schmalseite und ist sonst unbekannt.

Spruch 1:
Präventiver Spruch gegen Schlangen zum Schutz des Leibes. Der Zauberer identifiziert sich mit einem auf kosmischer Ebene und zeitlich vor der Schöpfung agierenden Gott. Der Schutz der „Ich“-Person sei der Schutz des Himmels, der Erde und des Re im Himmel. Er habe gewisse Körperteile gegessen bzw. zurückgewiesen und die Feste der Wadjet verkündet, bevor es Menschen, Götter oder Bas von Heliopolis gegeben habe. Er sei als Horus, Seth und Upuaut gelaufen oder gerannt. Er sei Horus, König von Unterägypten. Laut Papyrus Ramesseum X ist dieser Spruch über einem Knotenamulett aus Stoff zu rezitieren.

Spruch 2:
Bislang nicht anderswo identifizierter Spruch ohne Titel oder Anwendungshinweis, der infolge zahlreicher Lücken bislang unverständlich ist. Die Ich-Person grüßt Bäume und Baumgärten, wenn sie an ihnen vorbeigeht, und ist wie Horus und wie Seth gekleidet. Re sei auf dem Rücken von [...] und man kenne das Gesicht von irgendjemandem nicht. Nach einer Lücke wird eine Rebellen-Schlange in Zusammenhang mit „bösen Wörtern“ genannt. Ihr Name/Ruf sei schlecht/böse. Etwas passiere am Abend oder in der Nacht. Nach einer langen Lücke ist die Rede von sieben Siegeln des Re, die den Himmel und die Erde verschließen. Nach einer weiteren Lücke steige irgendjemand in die Flut hinunter und die Ich-Person tue gleiches ins Wasser, während ihre Füße auf dem Land bleiben. Die Ich-Person identifiziert sich mit Ptah und komme aus Heliopolis (oder: Ptah, der für ihn aus Heliopolis gekommen sei) als [...] in einem Schrein. An dieser Stelle hört der Text auf (man kann nicht erkennen, dass er auf einer der Schmalseiten fortläuft).

Spruch 3:
Präventiver (?) Spruch gegen Apophis, laut Titel auf der Heilstatue Ramses’ III., um das Maul jedweder Schlange zu verschließen. Apophis wird in vier Strophen aufgefordert, von dem Gott in seinem Schrein (dem Sonnengott?) zurückzuweichen. Die Strophen richten sich an „Apophis, den Feind des Re“ in der 2. Person. Sein Weg sei blockiert, er könne nicht ankommen. Er sei der Richtstätte mit ihren Henkern überwiesen und als Brandopfer vorgesehen. Er könne keine Frau schwängern und keine Frau gebäre für ihn. Keiner sehe ihn und er bleibe niemandem in Erinnerung. Re, Atum und Haroeris freuen sich, denn die $njk$-Schlange sei vergangen, sie existiere nicht. Deshalb solle  Apophis ausfließen, denn er sei vernichtet. Der Spruch wurde ins späte Tempelritual von pBremner Rhind (Kolophon von 305 v. Chr.) zum Schutz des Sonnengottes vor Apophis aufgenommen. Während des Rituals, das am Morgen durchgeführt wird, wird eine Wachsfigur des Apophis ins Feuer geworfen.

Spruch 4:
Unklarer Spruch, der mit ausländischen Namen oder Formeln anfängt. Vielleicht ist von einer Horusfrau (?) die Rede. Danach kommt eine Stelle, die eine Parallele auf dem Socle Béhague hat: In einer Lücke, in der möglicherweise Gift eines Skorpions aufgefordert wird, aus den Gliedern eines Patienten auszufließen (so auf Socle Béhague, Spruch 9), wird gesagt, dass dies gemäß demgeschieht, was mehrere Gottheiten und göttliche Entitäten gesagt haben.

Spruch 5:
Unklarer Spruch gegen Gift, in dem mehrere Götter („ihr“) angesprochen werden, um eine große Flamme zu betrachten, die hervorgekommen sei, um einen Feind (?) zu beißen. Etwas passiere am Abend und in der Nacht. Die vorgenannten Götter („ihr“) mögen eine Personengruppe („sie“) vor einem Biss oder vor Gift retten, so wie Re vor seinen Feinden gerettet worden sei.

Material
Nicht Organisch » Stein » Sandstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Stele » Horusstele / Horuscippus
Technische Daten

Höhe 113+x cm; Breite 73 cm (so nach Daressy 1917, 194; 112,5 x 75 cm auf Homepage IFAO Cachette); Dicke 16 cm (Homepage IFAO Cachette). Bei der Auffindung im Jahr 1904 war die Stele in mehrere Fragmente zerbrochen; vier wurden wiedergefunden. Die Steinoberfläche ist an mehreren Stellen beschädigt und etwa ein Viertel der Stelenfläche fehlt. Die Stele ist oben abgerundet, aber das Giebelfeld ist fast komplett weggebrochen. Auf beiden Seiten befand sich einst ein Bildregister im Giebelfeld, aber nur ein Feuertopf oder Gemüsekorb (vgl. Hieroglyphe M39) am rechten Rand (Besucherperspektive) auf der „Vorderseite“ ist erhalten. (Ein Bildregister auf der „Rückseite“ ist wahrscheinlich, denn die erste erhaltene Zeile ist zugleich der Anfang eines bekannten Spruchs.) Laut Daressy 1917, 194 ist beim Topf/Korb das Bild des Falken auf dem Rücken einer Oryxantilope (Horus von Hebenu) als erste Figur einer später standardisierten Götterkonstellation auf der Rückseite der Horusstelen (siehe Sternberg-el Hotabi 1999, I, 5154) erhalten, aber das lässt sich nicht durch aktuelle Fotos bestätigen. Wegen der Zerstörungen im Giebelfeld ist keine sichere Bestimmung von Vorder- und Rückseite möglich, aber die Tatsache, dass die Textkolumnen auf den Schmalseiten alle zur gleichen breiten Seite hin orientiert sind, macht es wahrscheinlich, dass diese Seite die „Vorderseite“ ist (auch Sethe und Lacau haben ihre Textkopien mit dieser Seite angefangen). Was hier „Vorderseite“ genannt wird, heißt bei Daressy „première face“, die andere Seite heißt bei ihm „revers“. Auf der Vorderseite sind 17 Textzeilen angebracht, auf der Rückseite ebenso. In beiden Fällen fangen die Textzeilen am rechten Rand (Besucherperspektive) an. Die beiden Schmalseiten enthalten je 2 Textkolumnen, deren Anfang verloren ist. Die vier Textkolumnen sind zur „Vorderseite“ hin orientiert, ungeachtet der Tatsache, dass die erste Kolumne auf der linken Seite (Besucherperspektive) vermutlich bei der letzten Zeile der „Rückseite“ anschließt. Auf der Vorder- und Rückseite sind mehrere Rillen und Erosionsschäden im oberen Bereich vorhanden, die auf eine sekundäre Verwendung hinweisen, möglicherweise die Entnahme von magischem Pulver.

Schrift
Hieroglyphen

„Große“ Hieroglyphen in Textzeilen mit einer Höhe von 4,5 bis 4,8 cm Höhe. Laut Lacau gibt es Spuren von blauer Farbe in den Tiefen der Hieroglyphen.

Bearbeitungsgeschichte

Sethe hat vor dem Ersten Weltkrieg die Hieroglyphen der Stele für das Berliner Wörterbuchprojekt abgeschrieben. Daressy 1917 bietet eine kurze Beschreibung der Stele und eine Wiedergabe der Texte in Bleihieroglyphen, die teilweise von der Abschrift von Sethe abweicht. Wegen der vielen Lücken verzichtet Daressy auf eine Übersetzung. Klasens 1952 hat für ein Spruchfragment auf einer Schmalseite (Spruch IV) zwei Parallelen identifiziert und synoptisch herausgegeben. Ghattas 1968, 22 hat erkannt, dass Spruch I (= Heilstatue Ramses’ III., Spruch VI) schon auf einem Papyrus des Mittleren Reiches vertreten ist (Papyrus Ramesseum X). Borghouts 1978 bietet eine Übersetzung von Spruch III (= Heilstatue Ramses’ III., Spruch VIII), unter Berücksichtigung der Parallelen. Altenmüller 1979 hat einen weiteren Textvertreter für Spruch I (= Heilstatue Ramses’ III., Spruch VI) ausgemacht (Papyrus Ramesseum XVI) und bietet eine Textsynopse mit Übersetzung und Kommentar. Kitchen 1983 hat die Heilstatue Ramses’ III. erneut in Hieroglyphen publiziert und für den dortigen Spruch VIII eine Synopse mit Papyrus Bremner-Rhind geliefert, jedoch nicht Stele Kairo JE 37508 als Parallele berücksichtigt, auch nicht für Spruch VI. Stegbauer 2015 berücksichtigt in ihrer Bearbeitung der Heilstatue Ramses’ III. die Spruchversionen von Stele Kairo JE 37508 ebenfalls nicht. Coulon Jambon 2017 haben die Fundgeschichte in der Cachette recherchiert und die Metadaten mit Fotos veröffentlicht. Eine Textkopie durch P. Lacau für einen Stelen-Band in der Reihe Catalogue général du Musée du Caire blieb unveröffentlicht.

Editionen

- Daressy 1917: G. Daressy, Stèle de Karnak avec textes magiques, in: Annales du Services des Antiquités de l'Égypte 17, 1917, 194196.

- Sethe: K. Sethe, DZA 50.158.240 bis DZA 50.158.290 (Wb. Nr. 384, Zettel 669683).

Literatur zu den Metadaten

- Altenmüller 1979: H. Altenmüller, Ein Zauberspruch zum „Schutz des Leibes“, in: Göttinger Miszellen 33 (1979), 7–12.

- Borghouts 1979: J. F. Borghouts, Ancient Egyptian magical texts: translated, Nisaba 9 (Leiden 1978), 94–95, 125 (Nr. 144).

- Bothmer 1974: B. V. Bothmer, Numbering Systems of the Cairo Museum, in: Textes et langages de l’Égypte pharaonique. Cent cinquante années de recherches 1822-1972. Hommage à Jean-François Champollion (= Bibliothèque d'Étude 64/3) (Le Caire 1974), 111–122.

- Ghattas 1968: F. A.-M. Ghattas, Das Buch Mk.t-ḥꜥw „Schutz des Leibes“ (Göttingen 1968), 22.

- Kitchen 1983: K. A. Kitchen, Ramesside Inscriptions. Historical and Biographical. V (Oxford 1983), 265.3–267.16.

- Klasens 1952: A. Klasens, A Magical Statue Base (Socle Behague) in the Museum of Antiquities at Leiden, Oudheidkundige Mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden 33 (Leiden 1952), 4, 45–46, 61, 107–109 (Spell 9: Z. h.22–40).

- Lacau: P. Lacau, Manuskript zu einem Stelen-Band für den Catalogue général du Musée du Caire, 158–160 (im Museum von Kairo aufbewahrt).

- PM I/22: B. Porter – R. L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Painting I. The Theban Necropolis. Part 2: Royal Tombs and Smaller Cemeteries (Oxford 1927), 166.

- Quack 2018: J. F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049), Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 58 (Heidelberg 2018), 78.

- Sethe: K. Sethe, Notebook 24, S. 50–56 (Wb. Nr. 384).

- Stegbauer 2019: K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit, Ägyptologische Studien Leipzig 1 (Heidelberg 2019), 212–216 (Spruch 33), 218–222 (Spruch 35).

- Sternberg-el Hotabi 1999: H. Sternberg-el Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, 2 Bände, Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999), Bd. I: Textband, 57; Bd. II: Materialsammlung, 44.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Peter Dils
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Vorderseite (Textzeile A)

Spruch gegen Schlangen zum Schutz des Leibes(A.1–A.7)

[A.1] Rezitation: [Mein2] Schu[tz ist der Schutz des] Himmels, [... ... ... ...] jeder [...] jeden Tag (?) ist (?) der mkw.t-Schutz des Himmels.
[Ich esse den Vorderschenkel. (?)] Ich behüte (?)3 den Hinterschenkel (?).
[Ich] habe [verkündet/wiederholt] das Fest der Wadjit, [bevor] die Menschen [geboren wurden], bevor die Götter gezeugt wurden, bevor die Kinder in diesem Land (oder: Kinder aus dieser Erde = Schlangen?) entstanden sind, bevor [die Bas von] Heliopolis „zusammengeknüpft“ (= geschaffen) wurden.
Als Horus bin ich eilig gelaufen. Als {{Seth}}5 bin ich gereist6. [A.5] Als Upuauat habe ich meine Beine ausgestreckt7. Als Pefi/Jener bin ich hineingangen; als Pen/Dieser bin ich in/aus Ägypten (?; am Morgen?)8 herausgekommen.
Ich bin Horus, der Biti/unterägyptische König. Mein Schutz ist der Schutz des Himmels. Mein Schutz ist der Schutz des Himmels. Mein Schutz ist der Schutz der Erde gegen jede männliche ḥfꜣ-Schlange, jede weibliche ḥfꜣ.t-Schlange, jede nfnf-Schlange (?)9. Schutz ist hinter Schutz, ist hinter 〈mir〉. (?)

1 Bearbeitungen:
- E. Drioton, Une statue prophylactique de Ramsès III, in: Annales du Services des Antiquités de l'Égypte 39, 1939, 5789 mit Taf. V, hier: 7576.
- Kitchen 1983, 263.713.
- Altenmüller 1979, 712.
Auf Papyrus Ramesseum XVI steht der Titel: „Spruch angesichts eines „Schutz des Leibes“-Amuletts gegen jede männliche und jede weibliche Schlange“. Auf der Heilstatue Ramses’ III. Kairo JE 69771 steht der Titel: „Spruch zum Schutz des Leibes vor jeder bissigen -Schlange/Schlangenmaul“.

2 Spruch 6 der Heilstatue Ramses’ III. Kairo JE 69771 ist in der 3. Person Singular maskulin abgefasst, wohingegen hier alles in der 1. Person Singular formuliert ist (so auch schon auf pRamesseum X und XVI).

3 In den Parallelen steht: „zurückweisen“.

4 Für die Interpretation vom Fleischstück im Kontext eines Nahrungstabus oder als das für die Kinder bestimmte Erbteil, siehe die Verweise bei Stegbauer 2019, 215, Anm. 116.

5 Die Hieroglyphe zur Schreibung des Gottesnamens Seth wurde absichtlich ausradiert. Die Wiedergabe in Daressy 1917 ist falsch.

6 In den Textparallelen steht: „gehen“.

7 In den Textparallelen steht: „den Fuß strecken“.

8 Lesung unklar. Sethe (DZA 50.158.240) fragt sich, ob hier: „Unterwelt“ steht. Stegbauer 2019, 128 situiert das Ritual „Schutz des Leibes“ am Morgen.

9 Wb 2, 252.10: „Schleichendes, Gewürm“ (nur mit diesem Beleg). Die Statue Ramses’ III. Kairo JE 69771 hat ḏfḏ.t: „Gewürm“.

Spruch gegen Schlangen/Beschwörung von Schlangen (A.7–A.17)

Seid gegrüßt, ihr Bäume/Sykomoren und Baumgärten, die die Menschen gänzlich gegründet/eingerichtet/organisiert habt. Ich bin an euch vorbeigekommen, indem ich als Horus gekleidet bin, indem ich als {{Seth}}1 eingehüllt2 bin.
Gott preisen:
Re ist auf dem Rücken [... ... ... Man kennt sein Gesicht nicht.
[A.10] Böse sind die Wörter der Sebiti-Schlange3, böse ist dein Name.
Ich bin das Wasser (oder: mir gehört das Wasser) [... ... ... am] Abend/Nacht.
Der, der in Übertretung ist, wegen der [... ... ...
... ... ...] dein Gift (?) als/mit dem, was du getan hast (oder: was gegen dich getan wird).
Du wirst deinen Schwanz nicht sehen (?).
Siehe/Schutz (?) [... ... ...
... ... ...] leben mit ihm (?).
Er wird sich nicht gesellen [...] die Erde [... ... ...
... ... ...] Schlange dort (?).
Ich (?) sagte zu ihm (?) [... ... ...
...] Horus (?), die sieben Siegel(abdrücke) des Re4, die den Himmel verschließen und die die Erde verschließen.
Siehe (?) [... ... ...] gehen/hinabsteigen zum Erdboden (?).
Ich bin Pen/Dieser; ich gehe jeden Abend hinaus. (Wenn) er auf die Flut hinabsteigt, (dann) ⸢gehe/trete⸣ ich [hinaus] auf das Wasser, (während) meine Beine auf dem Land sind.
Ich bin Ptah. Ich bin aus Heliopolis gekommen (?)5 als bḥs-Kalb (??) im Schrein.

1 Die Hieroglyphe zur Schreibung des Gottesnamens Seth wurde absichtlich ausradiert (Sethe, DZA 50.158.250 hat sie erkannt). Die Wiedergabe in Daressy 1917 ist falsch.

2 Laut Sethe (DZA 29.866.270) steht hier : „einwickeln, bekleiden“; so auch Lacau.

3 zbj.tj: C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VI. s, Orientalia Lovaniensia Analecta 115 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 238.

4 Zu den sieben Siegeln des Re, vgl. M. Rochholz, Schöpfung, Feindvernichtung, Regeneration. Untersuchung zum Symbolgehalt der machtgeladenen Zahl 7 im alten Ägypten, Ägypten und Altes Testament 56 (Wiesbaden 2002), 128 (nur dieser Beleg). Dafür, dass „Abdrücke“ oder „Abrollungen“ gemeint sind, siehe S. Schott, Wörter für Rollsiegel und Ring, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 54, 1957, 177–185, hier: 184; S. Schott, Altägyptische Vorstellungen vom Weltende, in: Anonymous (Hrsg.), Studia biblica et orientalia, edita a Pontificio Instituto Biblico ad celebrandum annum L ex quo conditum est Institutum, Volumen III: Oriens Antiquus, Roma 1959, 319–330, hier: 329 vermutet, dass die Erwähnung kosmisch zu verstehen ist, vielleicht als Warnung, dass sie nicht gelöst werden dürfen.

5 Daressy 1917, 195 hat: „ich habe beschützt in Heliopolis“ oder: „Schutz gehört mir in Heliopolis“. Sethe hat: „ich bin aus Heliopolis gekommen“ (so auch Lacau).

Rückseite (Textzeile B)

Spruch zum Verschießen eines Schlangenmauls; Beschwörung des Apophis(B.1–B.17)

[B.1] [Du sollst ausfließen, oh Apophis, Feind des] ⸢Re⸣, der sich [einen Anschlag] überlegte, der (Böses) plante gegen den, der im Schrein/Sarg ist! Siehe (?), [... ... falle auf dein Gesicht!] Fließe doch aus! Du sollst von deinem Platz zurückweichen!
Dein Weg wurde blockiert. Dein Pfad ⸢wurde versperrt⸣. An deinem Platz von Gestern gehst [du in die Knie]. Du kommst nicht an.2 Dein Herz ist traurig. [Dein] Körper [ist in Schwäche/Erstarrung.]) [Du bist verstümmel]t; du kannst nicht herauskommen.
Du bist denen überwiesen, die in der Richtstätte sind, den Schlächtern, [B.5] [mit scharfem Messer]. Sie schneiden (?) deinen Kopf ab, sie trennen deinen Hals ab. Sie werden dich wiederholt und wiederholt „zurichten“. Sie tragen dich ins Feuer. Sie bringen 〈dich〉 weg zur Flamme im Augenblick/Höhepunkt ihrer Mächtigkeit.3
Sie (d.h. die Flamme) versehrt deinen Körper. Sie [...] deine Knochen. Du verbrennst (zu Asche) und Chnum greift nach (?) deiner Brut.
Dein Körper ist etwas, das zum Feuer geführt wird. [Deine Erben wird es in diesem Land nicht geben.]
(Oh) Apophis, Feind des Re, Haroeris hat dich vernichtet.
[... ... ...
... ... ...]. Man [wird nicht] ⸢für⸣ dich] gebären. [... ... ...
[B.10] ... ... ...]
Man wird dich nicht sehen, man wird dich nicht erblicken. (wörtl.: Nicht gibt es das Dich-sehen, nicht gibt es das Dich-erblicken.) Du bist [vernichtet.] Deinen Schatten gibt es nicht mehr.]
(Oh) Apophis, Feind des Re, du sollst ausfließen, (du) Rebell! Du bleibst nicht in Erinnerung, nachdem [dein] Ende gemacht wurde.
[... ... ...]
Re [hat] deine Knochen [...]. Isis hat dich gefesselt, [Nephthys] 〈hat〉 dich gebunden. [Thoth hat dich mit] seinen [Zaubersprüchen vernichtet.] Dein Ba existiert nicht unter den Bas. Dein Leichnam existiert nicht bei Leichnahmen,[nachdem das Feuer dich verzehrt hat, nachdem die Flamme dich verzehrt hat], nachdem die Glut sich ihren Frieden mit dir gemacht hat (d.h. sich an dich befriedigt hat).
(Oh) Apophis, [B.15] Feind [des Re]!
Re ist in Jubel, [Atum] ist in Herzensfreude. Haroeris, sein Herz ist versüßt. Der Böse [ist vergangen]. (Er) existiert überhaupt/insgesamt nicht. Sein [Schatten] ist [nicht] im Himmel oder auf Erden.
Oh Apophis, Feind des Re! Du sollst ausfließen! Du bist vernichtet!
Vier Mal (zu wiederholen)!

1 Bearbeitungen:
- E. Drioton, Une statue prophylactique de Ramsès III, in: Annales du Services des Antiquités de l'Égypte 39, 1939, 5789 mit Taf. V, hier: 78–82 und Taf. V.
- G. Roeder, Der Ausklang der ägyptischen Religion mit Reformation, Zauberei und Jenseitsglauben, Die ägyptische Religion in Text und Bild IV (Zürich/Stuttgart 1961), 156158.
- Kitchen 1983, 265.3267.16.
- Borghouts 1978, 9495 (Nr. 144).
- Stegbauer 2019, 218222 (Spruch 35).

Auf der Statue Ramses’ III. Kairo JE 69771 setzt dieser Spruch den Spruch 7 fort, dessen Titel lautet: „Weiterer Spruch, um das Maul einer jeden männlichen und weiblichen Schlange zu verschließen“. Im Papyrus Bremner-Rhind, 26,1120 hat der Text eine Überschrift: „Buch (mit dem Ritual) zum Vertreiben von Apophis, den großen Feind (oder: Feind des Großen), durchgeführt zur Zeit des Morgens.“

2 In den Parallelen steht: „deine Kraft existiert nicht“.

3 So bei Lacau. Sethe hat: „Jeder, den sie in die Flamme verladen, stirbt“.

Fremdsprachiger(?) Spruch (B.17 bis C.12)

Pt, Ḫl, Tly, Mry (???)
[Tl]y, Mry (???)

Linke Schmalseite (Textzeile C)

Fortsetzung des fremdsprachigen(?) Spruches (B.17 bis C.12): 

[C.1] (...) gemäß dem, was sagt Jp[_] [... ...] die Frau dieses Horus/Gottes (?),
[... ... ...]
(gemäß dem, was gesagt hat) der Schreiber der Schriften, die aus Seschat hervorgekommen sind, (gemäß dem, was gesagt hat die Göttin) Unut, die sich inmitten der Schakal[e] befindet, [(gemäß dem, was gesagt hat) Sfg-jrw, der in der Fackel / mächtig an Fackel ist, (gemäß dem, was gesagt hat) das Ebenbild des] Gꜣb.t-[m-ḥtp.w] (?), (gemäß dem, was gesagt hat) ⸮ꜥn[b]-ḥḥ? in seinem Haus (??) (oder: [der herausgekommen ist aus dem] Nun (?)).

Rechte Schmalseite (Textzeile D)

Spruch gegen Gift (D.1–D.2)

[... ...] ⸢auf⸣ den/dem Boden.
Kommt, dass ihr erblickt diese große Flamme, die hervorgekommen ist, um zu beißen in jedem Glied im/des Körper(s) dieses ...?....
...] ... am Abend und in der Nacht.
Möget ihr sie (pl.) retten v[or] diesem jedem (?) Gift, so wie Re vor seinen Feinden gerettet wurde.