sꜥm: Das Kausativ von ꜥm: „verschlucken, hinunterschlucken; (metaphorisch auch:) verinnerlichen > erfahren, wissen“. Dementsprechend geben etwa H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Zweite Hälfte (h–ḏ), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.2 (Berlin 1962), 718 und R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch (2800-950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen (Marburger Edition), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 724 die wörtliche Übersetzung „schlucken lassen“. Spätestens im Lauf des Neuen Reiches geht die kausative Bedeutung tlw. verloren, so dass sꜥm ebenso wie das Simplex ꜥm einfach „schlucken“ bedeuten kann. In den medizinischen Texten wird sꜥm in der Regel in einem Nachsatz nach Verben des Einnehmens verwendet, die den Vorgang des Hinunterschluckens bereits implizieren, wie wnm: „essen” oder das Simplex ꜥm: „schlucken“. Üblicherweise dient als Medium des sꜥm eine Flüssigkeit, wie süßes Bier, Milch oder Wein. Diese Nachsätze werden also verwendet, wenn ein offenbar schlecht schmeckendes Medikament oder ein fester Stoff mithilfe eines angenehmeren Hilfsmittels hinuntergespült werden soll. R.O. Faulkner, A Concise Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 2002 (Repr. 1962)), 214 bietet daher die Übersetzung „wash down“. Im Deutschen bietet sich statt der Standardübersetzung „schlucken lassen“ vielleicht eher die Übersetzung „(ver)schlucken machen“ oder sogar „verschluckbar/genießbar machen“ an; die Bedeutung scheint in diesen Kontexten eher faktitiv als kausativ zu sein (vgl. diese Unterscheidung bei W. Schenkel, Tübinger Einführung in die klassisch-ägyptische Sprache und Schrift (Tübingen 2012), 184).
Dr. Lutz Popko