mnjꜣ-Körperteil

mnjꜣ: Ein Körperteil: In den medizinischen Texten nur drei Mal vorkommend; zwei Mal mit dem Arm (Gardiner Sign-list D41) klassifiziert, einmal mit dem Fleischstück. In allen drei Belegen ist es mit dem Finger palpabel, aber sicher nicht der Fötus, wie T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), 442 übersetzt („littéralement: ‚celui qui palpite‘“), denn in Bln 197 ist in diesem Zusammenhang davon die Rede, dass das Gefäß im Arm njꜣ mache: H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Erste Hälfte (r), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.1 (Berlin 1961), 372 bringt dieses Verb mit nj: „abweisen, zurückweisen“ zusammen (so auch schon Wb 1, 201.4–5) und vermutet eine Bezeichnung des Pulses („stoßen“ > „pulsieren“, unter Vergleich mit lat. pellere > Puls). Davon ausgehend, erwägt MedWb in mnjꜣ eine m-Ableitung des Ortes und vermutet darin die Bezeichnung des „Pulses (am Unterarm)“. Um die Nuance des Ortes zu betonen, macht W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999), 434 daraus die „Pulsstelle“ (vgl. ebd., 172).

Die von F.L. Griffith, The Petrie Papyri. Hieratic Papyri from Kahun and Gurob (Principally of the Middle Kingdom). Vol. I. Text (London 1898), 10 für Fall 29 des Gynäkologischen Papyrus Kahun vorsichtig erwogene Bedeutung „Schulter“ („her menaa (shoulder? or part of arm)“ findet sich, scheinbar verfestigt, bei E. Strouhal – B. Vachala – H. Vymazalová, The Medicine of the Ancient Egyptians. Vol. 1. Surgery, Gynecology, Obstetrics and Pediatrics (Cairo, New York 2010), 162 wieder, ist aber durch nichts begründet.

Außerhalb der medizinischen Texte findet sich das Wort mnjꜣ noch einmal, in Sargtextspruch 400 (A. de Buck, The Egyptian Coffin Texts V. Texts of Spells 355–471, Oriental Institute Publications 73 (Chicago 1954), 168d–e und 169b), in dem eine jenseitige Fähre beschrieben wird, und darin werden Bug- und Heckzier bzw. Vorder- und Achtersteven mit dem mnjꜣ (im Singular) der Skorpiongöttin Hededet verglichen. Faulkner denkt hierbei an das Scherenpaar, weil die Beschreibung eben eine paarige Erscheinung suggeriert, hält daneben aber auch den Schwanz für denkbar (R.O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Vol. II. Spells 355-787 (Warminster 1977), 44, Anm. 5). Darauf beruhen van der Molens Vorschlag „claw?“ (R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden 2000), 168) und Hannigs Übersetzung „*Arm (mit Hand)“ für den Gebrauch in den medizinischen Texten sowie „Schere (des Skorpions)“ für den Beleg aus den Sargtexten (R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch (2800-950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen (Marburger Edition), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 357–358). Dieser außermedizinische Beleg trägt zur Bedeutungsfindung nur wenig bei, außer der Information, dass es wohl etwas Anderes als die „Pulsstelle“ sein muss, weil das in der Beschreibung der Barke wenig sinnvoll erscheint.

Dr. Lutz Popko