Knoblauchzehe

Die vaginale Darreichungsform von ṯꜣ n.j ḥḏ.w (vgl. Papyrus Carlsberg VIII [Clb IV,1,x+4-x+6]) deutet darauf hin, dass es sich bei dieser Droge allem Anschein nach um die Zehe einer Knoblauchzwiebel handelt. Das altägyptische ṯꜣ ist im medizinischen Sinne auch als Klümpchen und in der Verbindung mit dem Wort ḥḏ.w als Maßangabe für diese Pflanze anzutreffen, vielleicht: Knolle oder Zehe. Wb 5, 342.1 schreibt: „von den kleinen Zwiebeln des Knoblauch“. Belegstelle in pKahun 28 3,17-19: ṯꜣ n.j ḥḏ.w; pEbers Kol. 97, 20-21: ṯꜣ n.j ḥḏ.w; pEbers Kol. 70, 8–9. Das Pflanzen-Determinativ M2 statt N33 („Kügelchen“) weist ebenfalls darauf hin, dass es sich um die Mengenangabe eines pflanzlichen Produktes handelt. Die Knoblauchzehe eignet sich ihrer Form nach gut zur vaginalen oder rektalen Applikation, vgl. etwa mit einem Zäpfchen. Knoblauchzehen als Vaginalzäpfchen kommen auch in der modernen naturheilkundlichen Gynäkologie zum Einsatz.

Das altägyptische ḥḏ.w meint wortwörtlich eine helle (Gemüse)pflanze und kommt in den medizinischen Anweisungen sehr häufig zur Anwendung (T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), 244). Während V. Loret die Pflanze als Zwiebel (Allium cepa) identifiziert, gibt das Wörterbuch die zusätzliche Übersetzung als Knoblauch (Allium sativum) an. Zur Bedeutung und Verwendung der Zwiebel im Alten Ägypten siehe: R. Germer, Flora des pharaonischen Ägypten, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 14 (Mainz 1985), 192. Zur Bedeutung und Verwendung von Knoblauch siehe: Germer, ebd., 195. Der medizinisch verwendete Teil der Pflanze – die Knoblauchwiebel – besteht aus 6–10 Zehen, die von einer weißen Hülle umschlossen sind. Dabei könnte eben diese weiße Hülle namengebend für die Pflanze sein. Der Körper einer Zwiebel ist von einer rot-bräunlichen Zwiebelschale umgeben, und weist rötlich-weißes Zwiebelfleisch auf. Laut Keimer wird daran eindeutig die Verbindung zwischen ḥḏ (weiß) und ḥḏ.w (Zwiebel) ersichtlich (L. Keimer, Die Gartenpflanzen im alten Ägypten. Bd. 2, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 13 (Mainz 1984), 56). Die Verbindung zwischen weißer Farbe und Pflanzenname lässt sich bei beiden Lauchformen anbringen und kann deshalb nicht als Identifizierungsmerkmal herangezogen werden. Keimer weist darüber hinaus darauf hin, dass die ägyptische Schreibung für Knoblauch ḫṯn lautet und sich bis ins Koptische ϣϫⲏⲛ tradiert hat (Keimer, ebd., 60–61).

Anne Herzberg, M.A.