Papyrus Louvre N 3233b
Übersetzung und Kommentar
Amulett zum Schutz (von Neugeborenen?)
Oh (ihr), die Gemetzel anrichtet, (ihr), die Seuchen1 erschafft: möget ihr euch fernhalten von Djedhor, 〈den〉 die Schepensopdet 〈geboren hat〉! Er ist jener große Gott inmitten von Hutmesqet, der aus dem Nun hervorgekommen ist, so dass er sich ausbreite im Zorn/als Wütender, (und dass) er (gesund) herauskomme aus der Seuche.2 Horus, Horus!3 Das wꜣḏ-Amulett der Sachmet sei um das Fleisch des Djedhor, den die Schepensopdet geboren hat, indem es vollendet sei für das Leben.4 (Du), der die Glieder des Djedhor, den die Schepensopdet geboren hat, erschaudern lässt, der attackiert den Barsch des Re:5 Feuer soll gegen dein Grab kommen.6 (Du), der ihn angreift, Feuer soll gegen deinen Ba hervorkommen.7 Wenn du deinen Giftsamen nicht von ihm entfernst, so werde ich dich aus (der Riege) der Ach-Verklärten entfernen/ausstoßen (o.ä.) (lit.: separieren).
#Hinter dem Text, über gesamte Höhe: Schakalskopf mit Perücke auf laufenden Beinchen#9
1 Diese Lesung wurde von J.F. Quack, in: FS Kitchen, 416 vorgeschlagen und danach von Gasse, in: À l’école des scribes, 169 übernommen; sie verbessert die alte Lesung von Goyon, Un phylactère tardif, Pl. XV, der mwt las und mit „trépas“ übersetzte, obgleich die Schreibung mit „schlechtem Vogel“ (G37) und Pluralstrichen als Determinativ sehr ungewöhnlich wäre (was Quack nicht notierte).
2 Siehe oben den Kommentar zum gleichen Wort in Z.1.
3 Dieser Satz, der sich in zahlreihen Zaubersprüchen auf Papyri und auch auf Tempelwänden der griechisch-römischen Zeit wiederfindet, stellt eine Art „Refrain“ für Zaubersprüche verschiedener Art, v.a. von Sprüchen zum Schutz von Neugeborenen, dar. Vgl. die Belegzusammenstellungen bei J.-C. Goyon, in: BIFAO 74, 1974, 77-83 (inkl. pLouvre 3233b) und N. Flessa, (Gott) schütze das Fleisch des Pharao, Untersuchungen zum magischen Handbuch pWien AEG 8426, Corpus Papyrorum Raineri 27, Leipzig 2006, 128-129.
4 Zu dieser Übersetzung vgl. Flessa, (Gott) schütze das Fleisch, 32 (s. vorigen Kommentar) mit Kommentar S. 36-37, wobei er die Formel als Finalsatz übersetzt: „dass es vollständig sei für das Leben“.
5 Die Übersetzung dieses Satzes orientiert sich an Goyon, Un phylactère tardif, 50, der die Verbalform von ḏdf und ḫmi̯ als Partizipien interpretierte. Anders Koenig, in: BIFAO 79, 1979, 106, der sḏm=f-Formen ansetzt: „Le corps de Ḏd-Ḥr né de Šꜣp-n-Spdt tremble. Le chromis de Rê a été attaqué.“ Anm.: A. Gasse, in: À l’école des scribes, 168, hat Koenigs Übersetzung wortwörtlich übernommen.
6 Zum Wortlaut dieses und des folgenden Satzes gibt es eine fast exakte Parallele, pDeir el-Medineh 37 (ed. Y. Koenig, in: BIFAO 79, 1979, 103-117, dort auch mit Synopse der Textzeugen).
7 Siehe den Kommentar zum vorangehenden Satz. Hier setzt auch Koenig, in: BIFAO 79, 1979, 106 am Anfang ein Partizip an: „(Ô) celui qui 〈se〉 répand en lui.“
8 Die Interpretation tš < tꜣš und die Ergänzung des Suffixpronomens 1.Sg. folgen Koenig, in: BIFAO 79, 1979, 106 mit 113 Anm. i; da eine Drohung vorliegt, ist es notwendig, dass der Drohende sich selbst in der 1.Ps. nennt. Goyon, Un phylactère tardif, 51 mit Anm. 1 nahm dagegen einen Imperativ tš tw an und übersetzte den Satz: „Si tu ne retires pas ton venin de lui, sois coupé en morceaux par devants les esprits-Akhou!“
9 Der Schakalskopf auf laufenden Beinchen entspricht motivisch der Hieroglyphe Grimal/Hallof/van der Plaas, Hieroglyphica, Nr. F78 bzw. Kurth, Einführung in das Ptolemäische I, S. 176, Nr. 89. Die hier dargestellte Entität könnte daher den Namen Wsr(.w) getragen haben, vgl. zur Schreibung schon Wb 1, 360, unter den Variantenschreibungen des Verbs wsr. Laut LGG II, 570c ist Wsr als Bezeichnung für Anubis, Osiris, Horus, Harpokrates, Chons sowie einen anonymen Schutzgott belegt. Goyon, in: BIFAO 77, 52 und Liptay, in: Fs Luft, 151-152 vermuten in der Vignette von pLouvre N 3233 B konkret Re-Atum.