Papyrus Köln aeg. 3547
Übersetzung und Kommentar
Papyrus Köln aeg. 3547
[1.1] Es lebe das Herz dieses Gottes ... [...].1
{Ihre} 〈Deine〉 Knoch〈en〉 sind/seien fest in deinem Fleisch.
Oh Harsiese, trefflicher Erbe seines (?) [...]2, du sollst dein Gesicht erheben, damit du die Sonnenscheibe siehst.
(Mein) Sohn Horus, mein Einzig(artig)er, 〈ich〉 werde/möchte nicht schlafen, während ich bei dir bin.
Ich bin (deine?) Mutter Isis.
Ich bin dein Schutz.
Du bist der ⸢göttliche⸣ Same des Re-Harachte.
Kommt zu mir, (ihr) Herren der Unterwelt!
Ich bin das Abbild der Zaubermächtigen (?).
Der Einzig(artig)e (d.h. Horus) liegt im Todesschlaf darnieder.
Der {...} 〈Himmel〉3 ist festgesetzt.
Die Erde ist angehoben.
Die Große Neunheit wurde zurückgelassen (?), indem sie träge ist (?)4.
1 ꜥnḫ jb n(.j) nṯr pn: Laut Quack (in: Fischer-Elfert 2015, 265, Anm. Rt. (a)) ist die Lesung nicht ganz sicher.
2 In der Textparallele pMünchen ÄS 5882, Rto 1 steht hier jwꜥ mnḫ n(.j) Wnn-nfr „trefflicher Erbe des Onnophris“, aber das lässt sich nicht in den Spuren von pKöln erkennen.
3 tꜣ p.t smn(.tj): Lesung nach der Textparallele in pMünchen ÄS 5882. Auf dem Kölner Papyrus gibt es eine antike Korrektur, aber weder das ursprüngliche Zeichen, noch die Korrektur (laut Fischer-Elfert 2015, 288 ein Aleph-Geier) sind eindeutig identifizierbar.
4 ⸮bgꜣ?=⸮sn?: So nach Fischer-Elfert 2015, 285.
Anders gesagt (?):
Steh auf, oh Horus! Du sollst 〈für〉 deine Mutter leben.
Siehe, der Himmel teilt Schläge aus (wörtl.: „ist in der Aktion des Schlagens“)5.
Der Krach eines großen Lärms ist an der Mündung des Flusses (oder: an der Öffnung, am Eingang der Nil(überschwemmung?)).
Verschlossen wurde (?)6 die Öffnung (oder: der Eingang) der Unterwelt an der Öffnung des (Quell)lochs des Nun7.
Dann wird die wgj-Überschwemmung eingesperrt bleiben.
Sie wird nicht aus ihrem Quellloch herauskommen.
Wende dich um/ab, (du) Wandelgeist8!
Löse das Unreine von jedem Glied [des Har]siese, (und ebenso) von jedem Glied (der) (Frau) Meritamun, die Ibhemes geboren hat!
5 m ⸮r〈ʾ〉-ꜥ? sqr: Übersetzung nach Fischer-Elfert 2015, 268, Anm. Rt. (t).
6 ḫtm m-ꜥ rʾ: Fischer-Elfert 2015, 269, Anm. Rt. (t) übersetzt „Verschlossen ist die Dat am Eingang der Höhle der Nun!“, aber dies berücksichtigt m-ꜥ rʾ in seiner hieroglyphischen Transkription nicht.
7 nwn: So nach Fischer-Elfert 2015, 285.
8 swꜣ.w: So nach Fischer-Elfert 2015, 285.
Wenn das Quellloch des Nun geöffnet wird,
dann wird Horus im Todesschlaf sein,
(dann) wird das Licht eingesperrt sein,
(dann) wird Atum in Fesseln sein,
(dann) wird entblößt zurückgelassen und sichtbar (?) der, der im Sarg ist,
(dann) [1.5] wird das Kultbild (?) [dessen, der darin verborgen sein sollte, enthüllt.]9
[Erhebe dich, der du bist im] Himmel. (?)10
Bleib doch stehen [, (du) ... ...!]
Der-böse-Wind (wörtl.: Der-Wind-von-Bosheit)11 ist dein Name.
9 ⸢sšm,w⸣ [n,tj jmn jm=s]: Ergänzungen gemäß pMünchen ÄS 5882, Z. 2 (Fischer-Elfert 2015, 257).
10 [wṯs ṯw n,tj m] nw,t: Ergänzungen gemäß pMünchen ÄS 5882, Z. 2 (Fischer-Elfert 2015, 257).
11 pꜣ ṯꜣw/nfw n(.j) bjn: Fischer-Elfert 2015, 288 hat hieroglyphisch „Wind“, aber auf S. 272, Anm. Rt. (z) liest er pꜣ sḫm n bjn (ob noch auf die Transkription von Kurth zurückgehend?). Fischer-Elfert 2015, 277–278 erwägt wegen einer Stelle im Papyrus Edwin Smith, Kol. 4.16, dass statt ṯꜣw auch nfw gelesen werden könnte und dass nfw bjn die Bedeutung „Furz“ hat.
Ich bin [Isis (?), ... ... im Himmel (?)], auf der Erde und (in) der Unterwelt.
Ich bin Isis, die [Vorste]herin der Beiden Länder.
Ich kenne [... ... ...]12
[... ... ...]
[... ... ...]
[... ... ...] [2.1] des Himmels.
12 jw rḫ.kw(j) [... ... ...]: Die Parallele in pMünchen ÄS 5882, Rto 3 hat rḫ.kwj p,t ḥnꜥ n,tj m-ẖnw=s „Ich kenne den Himmel und das, was darin ist“.
Die Sonnenscheibe ist angehalten.
Nicht wird [man ...] für ihn/sie (?) in der Neunheit.
Man wird keine Libation spenden.
Man wird nicht opfern (?) auf den/die Opfertische/n des Großen Gottes, der in Abydos ist.
Thoth wird kein Dekret für die Neunheit schreiben.
Die Sonnenscheibe ist angehalten bei der Überquerung über den Himmel.
Ihre [...] ist fortgetragen (?).
Komm heraus!
Gefällt bist du in Anbetracht dieser/der Worte:
(Es gibt) ein Klagen von Wehe/Unheil im südlichen Himmel,
(es gibt) ein Jammern von Wehe/Unheil im nördlichen Himmel,
(es gibt) eine Trauerklage im ganzen Land.
Keiner wird seinen Bruder sehen.
Die Große Neunheit ist im Wehgeschrei.
Die Kleinen sind in Erstarrung (?);
die Großen sind 〈in〉 Todesschlaf.
Keiner wird seinen Gefährten/Kollegen sehen.
Sie werden sich nicht umdrehen (können);13 die Herren der Unterwelt, die in der Nekropole sind, ebenso (nicht).
13 nn pnꜥ=sn: J. F. Quack, Ein Unterweltsbuch der solar-osirianischen Einheit?, in: Die Welt des Orients 35, 2005, 22–47, hier: 34–35 versteht diese Götterbedrohung so, dass die bäuchlings oder auf dem Rücken auf der Totenbahre liegenden Gestalten sich nicht umdrehen und sich nicht erheben werden können.
Ich werde ein Gebrüll zum westlichen Himmel rufen.
Ich werde erwecken (?)14 {den Anführer} 〈das Gefolge〉15 des Horus, das in einem Klagen hinausgegangen ist nach/um zu [...].
[Komm] eiligst! [Komm] eiligst mit dem Hauch des Lebens!
Sein [...] wird den [...] vernichten, wird den Schrecklichen töten.
Bleib doch stehen! Der-böse-Wind/Hauch16 ist dein Name an/in deiner Seite (?).
Falle hin (?), (du) Untoter!
Horus (?) befiehlt/sendet (?) ⸢...⸣ nach (?) Osten und abwehren (?), um ein Gemetzel anzurichten [gegen dich (?) an] allen deinen ⸢Orten⸣ (?).17
[2.5] [... ...] die gesamte Neunheit [...] jeder Ach-Geist (verklärter Totengeist).
Bleib doch stehen, (du) Untoter, Untote, böser Wandelgeist insgesamt (?)!
Die Große Neunheit kennt [dein] Übel, [... ... ...]
Groß ist das Verbrechen (?) an dir (oder: gegen dich).
Du (?) hast gemacht [... ... ...]
[... ...] der Gegenhimmel ist entblößt zurückgelassen.
Der Himmel ist zum [Erdboden?] abgestiegen.
Die Nachtbarke des Re, sie macht (?) die beiden Hälften (?).
Der ... ist zerschlagen/zerschunden (?)18.
Der Morgenstern (?)19 ist (nur noch) Asche.
Wende dich um/ab, (du) Wandelgeist!
Löse [... ... ... in/aus jedem Glied des Horus, Sohn der] Isis20 und ebenso in/aus jedem Glied von (Frau) Meritamun, die (Frau) Ibhemes geboren hat.
14 nhꜣ für nhs „erwecken“ nach Vorschlag Quack, in: Fischer-Elfert 2015, 281, Anm. (lll). Fischer-Elfert 2015, 281, Anm. (mmm) und 286 schreibt, dass auf dem Kölner Papyrus eindeutig nhꜣs steht, aber in seiner hieroglyphischen Umschrift hat er nur nhꜣ stehen. Der Senkrechtstrich vor dem Schminkauge passt weder richtig zu einem s, noch zu einer w-Schlaufe. Nach dem Schminkauge stehen zwei nicht identifizierte Zeichen.
15 pꜣ {sšm.y} 〈šms.w〉 Ḥrw: In der Textparallele pMünchen ÄS 5882 steht šms.w-Ḥrw. Für diese Fehlschreibung sšm.y für šms.w siehe Fischer-Elfert 2015, 286. Die Ergänzung auf pMünchen ÄS 5882 könnte lauten: „... um zu erwecken das Horusgefolge in der Na[cht (?)]“ oder „um Horus dort zu suchen“.
16 pꜣ ṯꜣw n(,j) bjn: So nach Fischer-Elfert 2015, 281, Anm. (ooo). Vgl. weiter oben in Kol. 1.5.
17 Vgl. die Parallele in pMünchen ÄS 5882, Vso 3: ṯꜣw bjn rn=k / psḏ.t-ꜥꜣ.t rḫ bjn=k / ⸢...⸣ Spd.w-Ḥr.w-jꜣb,tj / wḫꜣ=f ḫꜣ,tjw=f r =k r šꜥd r=k m ⸢s.t⸣ nb.t n,tj 〈jw=k〉 jm: „Der-böse-Hauch ist dein Name. Die Große Neunheit kennt deine Bosheit. Sopdu-Horus-des-Ostens (?) befiehlt (?). Er wird seine Messerdämonen gegen dich herbeiwünschen, um dich niederzumetzeln an jedem Ort, wo du bist.“ Der Satz „Die Große Neunheit kennt deine Bosheit“ steht etwas weiter in Kol. 2.5.
18 m wšꜣw: Fischer-Elfert 2015, 286 denkt an ein Simplex des Verbs wšwš: „zerschlagen, zerschinden“.
19 pꜣ nṯr-⸮dwꜣ.y?: Lesevorschlag Quack, in: Fischer-Elfert 2015, 286 (dort allerdings dwꜣ-nṯr transkribiert).
20 Horus, Sohn der Isis: Vgl. dazu Kol. 1.4: sfḫ ꜥbw m ꜥ.t nb.t [n.t Ḥr.w]-zꜣ-Ꜣs.t m ꜥ.t nb.t Mri̯.t-Jmn msi̯.n Jb-ḥm≡s. In Kol. 3.1 steht zwar m ꜥ.t nb.t n.t šmꜥ.yt (n.t) Ꜣs.t n,tj m ꜥ,t nb.t (n.t) Mri̯,t-Jmn msi̯.n Jb-ḥm≡s, aber mj.tt an unserer Stelle erweckt den Eindruck, dass eine Parallele zwischen der Götterwelt und der Menschenwelt gelegt wird.
Siehe, jeder Gott und jede Göttin, (ihre) Füße ruhen auf deinem Nacken und verrichten ihr Niederwerfen mit den Worten:
Oh Großer-an-Kraft, oh Herr-des-Himmels, der die Erde [...] festigt in jedem (?) seiner Namen.
[3.1] Er ist das Licht, die Sonnenscheibe am Himmel.
Er ist der, der den Widersacher (?) [...], um (?) [... ... ...]
Komm/Los doch,21 (du) Feind, Jener, Untoter, Untote, [böser (?)] Hauch (?), [der ist]22 in jeglichem/irgendeinem Körperteil der Sängerin der Isis und der (ebenso?) ist in jeglichem/irgendeinem Körperteil von Meritamun, die Ibhemes geboren hat.
21 mj (j)r=k: Lesung Fischer-Elfert 2015, 286.
22 ṯꜣw [n,tj] m ꜥ.t nb(.t): Ergänzungsvorschlag Fischer-Elfert 2015, 286.
Du sollst keinerlei Kummer gegen sie bewirken!
Du sollst keinerlei Leiden/Krankheit23 gegen sie richten!
Du sollst keine „halbe Schläfe“-Krankheit (Migräne?) in ihrer Schläfe bewirken.
Du sollst keine hhy.t-Ohrenkrankheit in ihren Ohren bewirken.
Du sollst kein ⸢Keuchen⸣ (o.ä.)24 an ihrer Kehle (oder: ihrem Kehlkopf) bewirken.
Du sollst keine Augentrübung/Sehschwäche (?) in ihren Augen bewirken.
Du sollst kein Knirschen (?)25 an ihren Zähnen bewirken.
Du sollst keine Stummheit (?)26 an ihren Lippen bewirken.
Du sollst keine Störung/Zersetzung (?)27 an ihrem Unterkiefer bewirken.
Du sollst keinen starken/krankhaften Schnupfen28 an ihrer Nase bewirken.
Du sollst keine Versteifung an ihrem Nacken bewirken.
Du sollst kein wurmähnliches Gebilde (? oder: keine Zahnwurmkrankheit?) in ihrem Schneidezahn (?)29 bewirken.
Du sollst keine (offene und nässende?) pg.t-Wunde an ihrer Brust bewirken.
Du sollst keine ⸮zꜣzꜣ?-Krankheit (?)30 an ihrem Zeh bewirken.
Du sollst keinen Hauch des (Todes?)-Schlafes über ihrem Gesicht bewirken.
Du sollst keine ꜥḫ.w-Krankheit in ihrem Knochen (?) bewirken.
Du sollst kein Elendsein und (?) Behinderung [3.5] in ihren Füßen und in ihren Fußsohlen bewirken.
Du sollst keine wḫd.w-Schmerzstoffe in ihrem Rücken machen.
Du sollst nicht in ihren Leib/Bauch eindringen.
Du sollst keine šmm.t-Hitze (Fieber?, Entzündung?) in irgendeinem Körperteil von ihr verursachen.
Du sollst kein Leiden (?)31 in ihrem Schenkel bewirken.
Du sollst {ihn}〈sie〉 nicht im Schlaf ansehen (= besuchen).
Du sollst ihr/sie nicht (in böser Absicht) begegnen/überfallen in irgendeiner Form, (als) (Un)toter oder als Lebender.
23 wḏ/wdi̯: Sofern das erste Zeichen V24 oder V25 ist, passt die Orthographie zum Verb wḏ „befehlen, anordnen“. Ansonsten könnte es auch das Verb wḏi̯ „aussenden“ oder sogar wdi̯ „setzen; stoßen“ sein.
24 ⸢kḥ⸣: In pMünchen ÄS 5882, Vso 1 lautet die Krankheit kḥkḥ „Husten/Keuchen“, aber das passt nicht zu den Spuren, es sei denn, man liest kḥ-zp-2. Das von Fischer-Elfert 2015, 290 hieroglyphisch wiedergegebene s[__] ist falsch: das s ist in Wirklichkeit eine Bruchlinie, die sich als senkrechter Schatten auf dem Photo abzeichnet.
25 ⸢ḫr⸣~ḏꜣ: In der Textparallele pMünchen ÄS 5882, Rto 5 steht ḫrḏ, das demotisch als ḫrḏ „Zähneknirschen“ und koptisch in ϩⲣⲟϫⲣⲉϫ und boh. ϧⲣⲓϫ „(tooth-)ache“ (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 709a; M. Müller, [Review:] H.-W. Fischer-Elfert, Magika Hieratika in Berlin, Hannover, Heidelberg und München, Ägyptische und Orientalische Papyri und Handschriften des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin 2 (Berlin/München/Boston 2015), in: Lingua Aegyptia 23, 2015, 331–338, hier: 336) belegt ist. Die Spuren passen zu Aa1 und D21.
26 jbw: In der Textparallele pMünchen ÄS 5882, Rto 5 steht jbb, das Fischer-Elfert 2015, 279, Anm. (zz) versuchsweise auf jnbꜣ zurückführt und daher mit „Stummheit (?)“ übersetzt. Die Orthographie jbw passt zu demot. ꜣbw (W. Erichsen, Demotisches Glossar (Kopenhagen 1954), 3) und kopt. ⲉⲃⲱ (S, A), ⲉⲃⲟⲟ (A), ⲉⲃⲟ (B), ⲙⲡⲟ (S), ⲉⲙⲡⲟ (S).Der Klassifikator der Vogelfalle T27 ist vermutlich durch das Wort jbṯ.t mit demselben Wortanfang hervorgerufen. Weitere Literatur zu jbb bei Y. Barbash, The Mortuary Papyrus of Padikakem. Walters Arts Museum 551, Yale Egyptological Studies 8 (New Haven 2011), 122.
27 ḫnn: Wird hier als Schreibung von ẖnnw: „Störung“ bzw. ẖnn: „Zersetzung“ (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 687) verstanden.
28 ḫnt: Sowohl hier als auch in der Textparallele pMünchen ÄS 5882, Rto 5 mit der Nase als Logogramm geschrieben. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 662 s.v. ḫnt (mit der Wasserkruggruppe W17 oder W18 geschrieben) und 664, s.v. ḫntj „vorn befindlich“ meint, dass die Krankheit vom ḫnt-Körperteil abgeleitet sein wird, daher eventuell als ḫnt.j oder ḫnt.jt: „die zur Gesichtsspitze Gehörige“ zu lesen.
Die ḫnt-Krankheit tritt am Kopf, an den Augen und in der Nase auf und sie verursacht Nackenschmerzen (Wb 3, 308.1–2; W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 140 und 163, Anm. 135). Sie hängt mit st.t-Schleimstoffen im Gesichtsbereich zusammen. J. H. Breasted, The Edwin Smith Surgical Papyrus. Published in Facsimile and Hieroglyphic Transliteration with Translation and Commentary in two Volumes. I. Hieroglyphic Transliteration, Translation and Commentary, Oriental Institute Publications 3–4, 2 Bände (Chicago 1930), 498 und 554 errät auf der Grundlage von pEdwin Smith 22.8 „wrinkles(?)“, ohne dies weiter zu begründen; die Bedeutung „Falten (im Gesicht)“ passt allerdings nicht in den übrigen Zusammenhängen. Die Deutung als „Schnupfen, Katarrh o.ä.“ geht auf B. Ebbell, Alt-ägyptische Bezeichnungen für Krankheiten und Symptome, Skrifter utgitt av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo 2. Hist.-Filos. Klasse 1938 (3) (Oslo 1938), 43 zurück, der von einem starken Schnupfen spricht, bei der auch die Augen angegriffen und die Augenlider geschwollen sind. In H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 662 und 664, § 2 wird der Interpretation von Ebbell gefolgt, ohne das „o.ä.“ (so auch R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der antiken Welt 64 (Mainz 2009), 654). T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Penser la médecine (Paris 1995), 522 hat „l’exsudat-khent“ (ḫnt-Absonderung) und J. P. Allen, The Art of Medicine in Ancient Egypt (New York/New Haven/London 2005), 2005, 115: „a cold“ (Erkältung). Etymologisch scheint die Krankheitsbezeichnung mit dem Wort ḫnt: „Gesicht, Stirn, Vorderseite“ zusammenzuhängen, weshalb W. Westendorf, Papyrus Edwin Smith. Ein medizinisches Lehrbuch aus dem Alten Ägypten. Wund- und Unfallchirurgie. Zaubersprüche gegen Seuchen, verschiedene Rezepte. Aus dem Altägyptischen übersetzt, kommentiert und herausgegeben, Hubers Klassiker der Medizin und der Naturwissenschaften 9 (Bern 1966), 1966, 107 mit „Gesichtskrankheit“ übersetzt. W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 140 lässt „ḫnt-Krankheit“ unübersetzt bestehen, aber er nimmt an, dass hinter dem Krankheitsnamen „offenbar ein Katarrh, verbunden mit Schnupfen, Augenentzündung und Nackenschmerzen“ steht.
29 nsḥ: Wird hier als Schreibung von nḏḥ.t verstanden, eine jüngere Metathese von nḥḏ.t „Eckzahn“ (J. H. Walker, Studies in Ancient Egyptian Anatomical Terminology, Australian Centre for Egyptology. Studies 4 (Warminster 1996), 271). Wb. 2, 366 listet ein Substantiv nsḥ als Fehlschreibung von sḏḥ „Unterschenkel“, aber inhaltlich bewegt sich die Gliedervergottung noch im Oberkörperbereich. In pAnastasi IV, Rto 13.7, einem Text über das Elend der Stationierung im Ausland, wird ein jbḥ-Zahn von einem fn〈ṯ〉-Wurm angenagt (wšꜥ). Für ein „wurmähnliches Gebilde“ siehe H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 304. Würmer wurden auch in Mesopotamien als Ursache von Zahnschmerzen vermutet.
30 ⸮zꜣ?-zp-2: Quack, bei Fischer-Elfert 2015, 286 denkt an das Verb sꜣsꜣ „niederreißen, umstürzen“. „Stürzen“ als ungewünschte Bewegung passt zu einer Beeinträchtigung des Zehs. Die Form des ersten Zeichens, das von einem Ideogrammstrich gefolgt wird, ist ungewöhnlich. Kurth hat ꜥꜣ gelesen, was aber nicht zum Ideogrammstrich passt. Fischer-Elfert selbst (S. 287) schließt eine logographische Schreibung von nkn „Verletzung“ (mit D57) nicht aus, aber dann bleibt das zp-2 zu erklären.
31 ⸮mr?: Lesung nach Kurth – Thissen – Weber 1980. Fischer-Elfert 2015 transliteriert nicht und setzt ein Fragezeichen. Jedenfalls fehlt der mr-Meißel (U23), falls mr oder (mḥr) zu lesen ist.
〈Jeder〉 Gott und jede Göttin stehen bereit, dich zu töten.
Wenn du erneut hervorkommen/vorgehen (?) wirst [gegen] Meritamun, die Ibhemes geboren hat, dann wird es kein hj-Tier gegen (?) die Stätte des Schlafens (?) geben und umgekehrt (?).32
32 jw nn hj jw/r s,t ⸮sḏr? tꜣz-⸢pẖr⸣: Falls tꜣz-⸢pẖr⸣ richtig ist, gibt es keine eindeutige Reziprozität. Vgl. die Parallele auf dem Papyrus München ÄS 5882, Vso 3: jw=j (r) ḏi̯.t štw r s.t Rꜥw ṯꜣz-pẖr: „... dann werde ich die Schildkröte an den Platz des Re setzen und umgekehrt.“
Worte zu sprechen über einer Statue des Ptah, einer Statue des Min, einer Statue des Horus, einer Statue des Thoth, einer Statue der Isis (und) einer Statue der Nephthys.