Papyrus Turin Cat. 1858a

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Schlagwörter
Alternative Namen
Trismegistos 57613
Aufbewahrungsort
Europa » Italien » (Städte Q-Z) » Turin » Museo Egizio

Inventarnummer: Cat. 1858a

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Als Teil der Sammlung Drovetti im Jahr 1824 vom Museum gekauft.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben

Die Herkunft Theben und genauer das Umfeld um Deir el-Medina und Medinet Habu dürfte aufgrund des namentlich im Amulett-Text genannten Besitzers bzw. Nutznießers als relativ gesichert gelten: Es handelt sich um Butehamun (i), Sohn von Thutmose (ii), der während des Übergangs der 20. zur 21. Dynastie in Theben-West lebte und arbeitete. S. zu Butehamun Jansen-Winkeln 1994, Davies 1997, und Davies 1999, 289 (Index), Černý 1973, 357–374.

Laut Fabretti 1882, 233 wurde das Amulett zusammen mit dem äußeren und inneren Sarkophag des Butehamun gefunden (heute ebenfalls in Turin, s. hier und hier). (NB: Nach Fabretti wurde auch die Mumie des Butehamun gefunden, aber deren Identität wird angezweifelt, s. Černý, a.a.O., 374). Der Fundort des Sargensembles, wie überhaupt das Grab des Butehamun, sind unbekannt. Aber Bruyère (in: Bruyère – Kuentz 1926, 61–62) vermutet aufgrund eines Graffitos von dessen Sohn Anchefenmut in TT 291 (Grab des Nachtmin), in dem u.a. vom „Landen“ (scil.: dem Tod) des Butehamun die Rede ist, dass dieses nachamarnazeitliche Grab eventuell für die Bestattung von Butehamun wiederbenutzt worden sein könnte

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Dritte Zwischenzeit » 21. Dynastie

Butehamun starb in der frühen 21. Dynastie.

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Der Amulett-Text besteht weitestgehend aus Totenbuch-Spruch 100. Abweichungen davon finden sich nur im ersten und letzten Satz. Die eigentlich zu Spruch 100 gehörende Überschrift bzw. dessen Einleitungssatz wurde dagegen nicht mit kopiert. Er lautet: „Buchrolle, um einen ‚Verklärten‘ [d.h. den Verstorbenen, L. P.] auszuzeichnen und ihn in die Barke des Re zusammen mit seinem Gefolge einsteigen zu lassen“ oder ähnlich. Der Spruch hat also den Zweck, dem Verstorbenen Zutritt zur Barke des Sonnengottes auf dessen Fahrt durch die Unterwelt zu gewähren. Zu diesem Thema passen auch die Vignetten des Amuletts, die ebenfalls von den üblichen Vignetten von Tb 100 abweichen, aber dennoch auf verschiedene Momente des Sonnenlaufes anspielen.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Das Amulett wurde zusammen mit dem Sargensemble des Butehamun gefunden (s. oben) und wurde ihm demzufolge als Schutz für das Jenseits mitgegeben.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schreibblatt
Technische Daten

Der Amulett-Papyrus misst 12 × 21,5 cm (H×B) und war ursprünglich zu einem kleinen rechteckigen Paket zusammengefaltet. Es lassen sich Spuren von sechs horizontalen und wenigstens sechs vertikalen Falzen ausmachen. Welches die primären und welches die sekundären Faltungen sind, ist auf den Fotos nicht klar erkennbar. Das Paket wird auf jeden Fall so gefaltet gewesen sein, dass die Zeichnungen auf der Rückseite sichtbar blieben.

Laut Fabretti 1882, 233 war der Papyrus an einem Leinenstreifen (Turin Cat. 1858b) befestigt, mit dessen Hilfe er an der Mumie angebracht war. Der Leinenstreifen trug auf einer Seite im mittleren Abschnitt Zeichnungen und ist daher selbst ebenfalls als Amulett einzustufen. Für ein Foto und weitere Daten s. hier, eine Umzeichnung der Vignette ist zudem abgebildet bei Demichelis 2000, 271, Fig. 1. Der Leinenstreifen ist 60 cm lang und 5 cm hoch (Demichelis, a.a.O., 268). Da er schon zu ihrer Zeit verglast war, konnte Demichelis nicht prüfen, wie oft er ursprünglich zusammengeknotet war.

Die Zeichnungen sind alle nach links orientiert. Von links nach rechts sind zu sehen: ein Udjat-Auge; ein sitzender falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe und Uräusschlange auf dem Kopf (Re); ein sitzender Gott mit Skarabäus anstelle des Kopfes (Chepri); eine sitzende Göttin mit – nach rechts orientierter! – Feder auf dem Kopf (Maat); ein sitzender Gott mit Schlitten (?) auf dem Kopf (wohl Atum); ein sitzender Gott mit hoher, aber nicht mehr identifizierbarer Krone (evtl. mit Hörnern oder elaborierter Uräusschlange); eine sitzende Göttin mit Thronsitz auf dem Kopf (Isis); eine sitzende Göttin mit Haus und Korb auf dem Kopf (Nephthys). Von diesen Darstellungen ist das Udjat-Auge rot gezeichnet, die Gottheiten dagegen schwarz.

Von diesen Gottheiten sind die beiden zwischen Maat und Isis aufgrund von Zerstörungen nicht ganz sicher zu identifizieren: Demichelis, a.a.O., 268, gefolgt von Quack 2022, 121, hatte aufgrund der Ähnlichkeit zum Leinen zu Papyrus DeM 36 Horus und Seth erwogen, Morenz 2003, 64 eher Osiris und Horus. Auf dem Foto der Turiner Website lässt sich bestätigen, dass es zwei männliche Gottheiten sind (in beiden Fällen ist der Götterbart erkennbar); aber die erste scheint eben einen Schlitten auf dem Kopf zu tragen, was eine Identifizierung mit Atum wahrscheinlicher macht.

Schrift
Hieratisch

Der Amulett-Text ist hieratisch. Die Beischrift zur rechten Vignette ist in einer Mischung aus hieroglyphischen und hieratischen Zeichen geschrieben.

A. Dorn vermutet in seinem Vortrag „Schreibpraktiken am Ende des Neuen Reiches: Djehutimose, Butehamun, Anchefenamun“ (12. April 2024) bei den „Binsenweisheiten V“ in Mainz aufgrund paläographischer Beobachtungen, dass das Amulett vielleicht von Anchefenamun, dem Sohn des Butehamun, geschrieben worden sein könnte.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Der Text ist in einem Mittelägyptisch mit parataktischen Hauptsätzen gehalten. Neuägyptizismen lassen sich weder in der Grammatik noch in der Lexik erkennen.

Bearbeitungsgeschichte

Der Text findet gelegentlich in Studien zu Butehamun Erwähnung. Die Erstedition erfolgte durch Demichelis 2000.

Editionen

- Demichelis 2000: S. M. Demichelis, Le phylactère du scribe Boutehamon. P. Turin Cat. 1858, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 100, 2000, 267–273.

Literatur zu den Metadaten

- Bruyère – Kuentz 1926: B. Bruyère – C. Kuentz, Tombes thébaines. La nécropole de Deir el-Médineh. I.1. La tombe de Nakht-Min et la tombe d’Ari-Nefer, Mémoires publiés par les membres de l’Institut français d’archéologie orientale 54 (Le Caire 1926).

- Černý 1973: J. Černý, A Community of Workmen at Thebes in the Ramesside Period, Bibliothèque d’étude 50 (Le Caire 1973).

- Davies 1997: B. G. Davies, Two Many Butehamuns? Additional Observations on Their Identity, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 24, 1997, 49–68.

- Davies 1999: B. G. Davies, Who’s Who at Deir el-Medina. A Prosopographic Study of the Royal Workmen’s Community, Egyptologische Uitgaven 13 (Leiden 1999).

- Demichelis 2000: S. M. Demichelis, Le phylactère du scribe Boutehamon. P. Turin Cat. 1858, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 100, 2000, 267–273.

- Fabretti 1882: A. Fabretti, Regio Museo di Torino. Antichità egizie, Catalogo generale dei musei di antichità e degli oggetti d’arte raccolti nelle gallerie e biblioteche del Regno 1.1 (Torino 1882).

- Jansen-Winkeln 1994: K. Jansen-Winkeln, Der Schreiber Butehamun, in: Göttinger Miszellen 139, 1994, 35–40.

- Morenz 2003: L. D. Morenz, Visuelle Poesie und Sonnen-„Mysterium“. Von bild-textlicher Kohärenz und offener Intertextualität auf dem Schutzamulett des Butehamon, in: Discussions in Egyptology 56, 2003, 57–68.

- Quack 2022: J. F. Quack, Altägyptische Amulette und ihre Handhabung, Orientalische Religionen in der Antike 31 (Tübingen 2022).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Lutz Popko
Autoren (Metadaten)
Dr. Lutz Popko

Übersetzung und Kommentar

Papyrus Turin Cat. 1858a

[1] Worte zu sprechen durch den Osiris des Königlichen Schreibers im Horizont der Ewigkeit, Butehamun, gerechtfertigt an Stimme, Sohn des Thutmose, den Baketamun erschaffen hat:
Ich habe den Phönix in den Osten übergesetzt und Osiris nach Busiris.
Ich habe die Quelllöcher der göttlichen Nilflut1 geöffnet.
Ich habe die Sonnenbahn gereinigt/geöffnet (o.ä.)2.
Ich habe Sokar auf seinem Schlitten gezogen.
Ich habe die Große (Uräusschlange) in ihrem Moment gestärkt.
Ich habe die Sonnenscheibe besungen und angebetet.
Ich habe mich zu den im Jubelgeschrei Befindlichen (d.h. den sonnenanbetenden Pavianen) gesellt. Ich bin einer von ihnen.
⟨Ich⟩ habe als Gefährte der Isis fungiert. Ich habe ihre Wirksamkeit gestärkt.
Ich habe das Schiffstau (?)3 festgeknotet.
Ich habe Apophis abgewehrt. Ich habe seine Schritte gehemmt.
Ich habe Re in einen guten Fahrtwind gesetzt.4 Seine Mannschaft soll mich nicht abwehren.
Bin ich stark, ist (auch) das Udjat-Auge stark. Ist das Udjat-Auge stark, bin (auch) ich stark.
[5] Was den angeht, der den Königlichen Schreiber Butehamun aufhalten sollte, der wird vom Ei und vom Abdju-Fisch aufgehalten werden.5
O Löwe, (du) großer Gott, der (du) aus der Dunkelheit kommst, dem (?) der Schreiber Butehamun sein „Horus-Auge“ (d.h. das ihm zustehende Opfer?) gibt6: Er ist einer aus dem großen Götterquartett [---] in der Nekropole im/am [---]. 
[Vignettentitel, unter dem Text] „Die Erde ist entstanden und erstrahlt“ (???) ist wahrhaft dein Name.

1 Ḥꜥpj: Zur spielerischen Schreibung vgl. bspw. H. Satzinger, Zur kryptographischen Beischrift eines „Gabenbringers“ (Relief Wien Inv. Nr. 5081/5082), in: Göttinger Miszellen 86, 1985, 31–32 und M.T. Derchain-Urtel, Epigraphische Untersuchungen zur griechisch-römischen Zeit in Ägypten, Ägypten und Altes Testament 43 (Wiesbaden 1999), 80–81. Die Schreibung könnte man nach Derchain-Urtel, a.a.O. inhaltlich als „der die Glieder mit seinem Quellwasser belebt“ o.ä. interpretieren.

2 ḫsr: Bedeutung unsicher. Die Schreibung des Verbs ḫsr ließen H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Bd. III (Leipzig 1868), 1131 vermuten, das Verb sei ursprünglich ḫrsk zu lesen und sei zusammengesetzt aus ḫr: „fallen, fällen“ sowie sk: „trennen, vernichten, abschneiden“. Daher setzt er die Bedeutungen „niederfallen lassen, zerstreuen, abtrennen, auflösen und dadurch öffnen“ an. Eine solche Verbalbildung ist im Ägyptischen jedoch unbekannt. Daher liest Wb nur ḫsr.
Außerdem trennt Wb das Verb in zwei Lemmata auf: (1) Zum einen Wb 3, 338.8–15 (= Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 11.03.2024)) mit der Bedeutung (1a) „beseitigen, vertreiben“ und (1b) – für zwei sehr späte Belege – „reinigen?“. (2) Zum anderen Wb 3, 338.16 (= Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 11.03.2024)) für das Verb in Tb 100, also den hiesigen Kontext, wo als Bedeutung „(den Weg der Sonne) bahnen o.ä.“ vermutet wird. Der Verweis von J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 3 (Mainz 1976), 562–563, Anm. 423 auf ein Ableitungsverbum ḫsr: „reinigen“ mit Referenz auf Wb 3, 338.14–15 suggeriert, dass er hierin ein eigenes Lemma sieht (d.h. ein Lemma (3) statt (1b)?). Umgekehrt kennen H. Satzinger – D. Stefanović, Egyptian Root Lexicon, Lingua Aegyptia, Studia Monographica 25 (Hamburg 2021), 301, Nr. 1000754 nur eine einzige Wurzel ḫsr: „to dispel“, von der sie nur Lemma (1) (sowie ein davon abgeleitetes Götterepitheton) ableiten. Analog dazu ist in der aktuellen Version des TLA (Corpus issue 18, Web app version 2.1.2) das Verb (2) nur ein Verweislemma auf (1), so auch schon im Legacy-TLA, in der 15. Aktualisierung vom 31. Oktober 2014 (Zugriff am 11.03.2024). Vielleicht beeinflusst dadurch, hat B. Backes auch die Belege von Lemma (2) mit „reinigen“ übersetzt, bspw. Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 11.03.2024): „Ich habe dem Aton den Weg freigemacht.“
Die Frage, ob ein, zwei oder drei Lemmata vorliegen, ist schwer zu beantworten. Das Lemma (1) vergleicht W. F. Albright, Notes on Egypto-Semitic Etymology. II, in: The American Journal of Semitic Languages and Literatures 34 (4), 1918, 215–255, hier: 240 mit arabisch ﺧﺴﻞ: „reject with contempt[ibility?]“ und mit hebräisch הסל: „destroy (locusts)“. F. Calice, Grundlagen der ägyptisch-semitischen Wortvergleichung. Eine kritische Diskussion des bisherigen Vergleichsmaterials, Beihefte zur Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 1 (Wien 1936), 76, führt ferner noch die Wörter (aramäisch) השל: „crush“ und (assyr.) ḫašâlu: „zermalmen“ an, die Albright explizit ausgeschlossen hatte. Das ägyptische Lemma ist transitiv, und bis auf die Belege Wb 3, 338.15 ist in der Verbindung „ḫsr NN“ das „NN“ immer etwas Negatives („Unheil“, „Unwetter“, „Dunkelheit“ u.ä.), das nach Beendigung des Vorgangs nicht mehr vorhanden ist. Daher passt in diesen Fällen die Übersetzung „beseitigen, vertreiben“ o.ä. sehr gut. Diese Übersetzung ist jedoch nicht möglich in 338.15, wo das direkte Objekt von ḫsr das Wort ḥꜥ.w: „Körper“ ist. Hier sollte das direkte Objekt, der „Körper“ nach dem Vorgang natürlich noch vorhanden sein; angedacht ist sicherlich nur eine Zustandsveränderung. Angesichts der nur zwei Belege ist es jedoch nicht auszuschließen, dass auch nur Textfehler vorliegen, und konkret für den Beleg aus den Stundenwachen von Philae weist A. Kucharek, Altägyptische Totenliturgien. Bd. 4. Die Klagelieder von Isis und Nephthys in Texten der Griechisch-Römischen Zeit, Supplemente zu den Schriften der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 22 (Heidelberg 2010), 199 auf eine „fast identische Formulierung“ in Dendera hin, wo nicht ḥꜥ.w: „der Körper“, sondern ḏw jr.j [ḥꜥ.w]=f: „das Böse, das an seinem [Körper] ist“ das direkte Objekt von ḫsr ist. Aus diesem Grund muss offenbleiben, ob es für dieses Verb überhaupt eine Sub-Bedeutung „reinigen“ gibt; das mögliche koptische Derivat ϣⲣⲱ: „Menstruation“ ließe sich sicherlich ebenso von einer Bedeutung „reinigen“ ableiten (so Osing, a.a.O., gefolgt von W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 2. Auflage (Heidelberg 2008), 559) wie von „beseitigen“.
Einzig in den Belegen von Tb 100 = hier Lemma (2) hat ḫsr mit wꜣ.t: „Weg“ zweifelsfrei ein direktes Objekt, das semantisch neutral, d.h. weder positiv noch negativ, ist und das auf jeden Fall nach dem Vorgang noch vorhanden sein sollte. Diese Belege wären daher zwar einerseits geeignet, eine Bedeutung „reinigen“ weiter zu stützen, doch ist eben eine ganz andere Bedeutung ebenso wenig auszuschließen. So könnte man bspw. wie schon Brugsch (wenn auch unter falscher Voraussetzung) an eine Assoziationskette „vertreiben“ >>> „aufbrechen“ (vgl. die Verbindung mit „Wolken“) >>> „öffnen“ denken und die Sonnenbahn vom Redner „geöffnet“ statt „gereinigt“ denken.

3 ꜥqꜣ: Möglicherweise liegt hier ein Spiel mit den Wörtern für „Schiffstau“ (scil.: der Sonnenbarke), in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 8.3.2024) und „Richtigkeit; Richtschnur“, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 8.3.2024), vor. 

4 Lesung mit J. F. Quack, Beiträge zu einigen religiösen und magischen Texten, in: M. Collier – S. Snape (Hrsg.), Ramesside Studies in Honour of K. A. Kitchen (Bolton 2011), 413–416, hier: 415.

5 Der zoologisch bislang nicht bestimmbare Abdju-Fisch warnt den Sonnengott während dessen nächtlicher Fahrt durch die Unterwelt vor der Chaosschlange Apophis; gleichzeitig kann er auch mit dem Sonnengott selbst und ganz selten mit dem Verstorbenen, dem König oder einer nichtköniglichen Person gleichgesetzt werden, s. J. F. Borghouts, The Magical Texts of Papyrus Leiden I 348 (Leiden 1971), 210–212. Borghouts vermutet a.a.O., 212, dass die hier vorliegende Totenbuch-Passage in diesen letzten Kontext gehören könnte, ohne eine klare Erklärung geben zu können, wie der Satz genau zu verstehen ist. Vielleicht wird man eher an den Aspekt des Abdju-Fisches als Re oder als Warner des Re denken können – in dem Fall würde jemand, der den Nutznießer des Spruches (hier: Butehamun) behindert, seinerseits vom Sonnengott selbst behindert werden. Wie das Ei interpretiert werden kann, muss noch offenbleiben.

6 Dieser letzte Satz ist nicht Teil des Totenbuchspruches. Demichelis 2000, 269 übersetzt imperativisch: „donne au scribe Boutehamon son œil d’Horus“. Aber der Imperativ von rḏi̯: „geben“ lautet jmi̯: „gib“ und nicht wie hier im Text ḏi̯.w, und auch die Satzgliedstellung spricht nicht für einen Imperativ. Der hier gemachte Alternativvorschlag muss allerdings spekulativ bleiben.