Ostrakon Deir-el Medineh 251

Metadaten

Wissensbereiche
Schlagwörter
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Institut Français d'Archéologie Orientale

Inventarnummer: 792

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Aus den Grabungen von B. Bruyère in Deir el-Medina im Auftrag des Institut Français d'Archéologie Orientale, die seit 1922 stattfanden und vor allem seit den Grabungen im Dorf selbst (ab 1929) eine große Anzahl an Ostraka erbrachten. Sie wurden vor dem Zweiten Weltkrieg ins IFAO nach Kairo gebracht.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Černý gibt keine Information bezüglich der konkreten Fundumstände und es wurde auch auf dem Ostrakon kein konkreter Fundort notiert.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

Černý datiert das Ostrakon der Schrift nach in die 19. oder 20. Dynastie.

Textsorte
Brief
Inhalt

Kurzer Text, in dem jemand darum bittet, eine Weret (d. h. eine Statue oder ein Amulett der Göttin oder Dämonin Weret oder Thoeris) anzufertigen, denn die zuvor angefertigte (Figur) wurde gestohlen. Der Briefschreiber befürchtet, dass diese(s) (der Diebstahl oder die Weret-Figur) eine Machtmanifestation des Gottes Seth gegen ihn zur Folge haben wird. Sowohl die Identität des gestohlenen Gegenstands als auch wer oder was die Machtsmanifestation des Seth hervorrufen wird oder schon hervorgerufen hat, waren zwar für den antiken Adressaten eindeutig, sie sind es für den modernen Leser jedoch nicht mehr.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Vielleicht Entwurf eines Briefes. Der Text enthält nur die Bitte, die sonstigen formalen Teile eines Briefes (z. B. Anrede, Unterschrift) fehlen.

Material
Künstliche Materialien » Keramik
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Ostrakon
Technische Daten

Vielleicht Entwurf eines Briefes. Der Text enthält nur die Bitte, die sonstigen formalen Teile eines Briefes (z. B. Anrede, Unterschrift) fehlen.

Schrift
Hieratisch » Neuhieratisch
Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Das Ostrakon wurde im Jahr 1939 von J. Černý in hieroglyphischer Umschrift und mit beschreibenden Merkmalen publiziert. Ein Foto liegt bislang nur oOnline vor. Mehrere Autoren haben den kurzen Text übersetzt und unterschiedlich interpretiert.

Editionen

- Černý 1939: J. Černý, Catalogue des ostraca hiératiques non littéraires de Deir el Médineh. Tome IV  (Nos 242 à 339), Documents de fouilles de l’Institut français d’archéologie orientale 6 (Le Caire 1937), 3 und Taf. 3.

Literatur zu den Metadaten

- Allam 1973: S. Allam, Hieratische Ostraka und Papyri aus der Ramessidenzeit, Urkunden zum Rechtsleben im Alten Ägypten 1 (2 Bände) (Tübingen 1973), 112 (Nr. 87).

- Borghouts 1982: J. F. Borghouts, Divine Intervention in Ancient Egypt and its Manifestation (bꜣw), in: R. J. Demarée – J. J. Janssen (Hrsg.), Gleanings from Deir el-Medîna, Egyptologische Uitgaven 1 (Leiden 1982), 1–70, hier: 15–19.

- Green 1979: M. A. Green, Bꜣw Expression in Late Egyptian, in: J. Ruffle – G. A. Gaballa – K. A. Kitchen (Hrsg.): Glympses of Ancient Egypt – Studies in Honour of H.W. Fairman (Warminster 1979), 107–115, hier: 108 und 113 (Nr. C2).

- McDowell 1999: A. G. McDowell, Village Life in Ancient Egypt: Laundry Lists and Love Songs (New York 1999), 102 (Nr. 74).

- Neveu 2001: F. Neveu, La particule ḫr en néo-égyptien. Étude synchronique, Études et Mémoires d’Égyptologie 4 (Paris 2001), 26 (Bsp. 53).

- Wente 1990: E. F. Wente, Letters from Ancient Egypt, Writings from the Ancient World 1 (Atlanta 1990), 141 (Nr. 182) mit 170, Anm. 6.

 Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Online-Ressourcen
Autoren
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Brief

Mögest Du bitte für mich eine Weret(-Statue?, ein Weret-Amulett?)1 anfertigen, denn die, die Du für mich angefertigt hattest, wurde in einem Diebstahl weggenommen/geklaut.
Sie (die Göttin/Dämonin Weret oder ihre Statue bzw. ihr Amulett) könnte folglich (oder: wird unvermeidlicherweise) eine Machtmanifestation des Seth gegen mich bewirken.2

1 Wr.t: Černý 1939 hat ein „sic“ bei Wr.t geschrieben. Ob er an Tꜣ-wr.t „Thoeris“ dachte? I. E. S. Edwards, Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series. Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom. I. Text (London 1960), xxii identifiziert wr.t als einen bösen Geist oder Dämon. Green 1979, 113 denkt an ein wr.t-Amulett. Borghouts 1982, 1618 versucht zu beweisen, dass eine Statue, ein Amulett oder etwas ähnliches der Göttin Thoeris (und nicht eines Dämons) gemeint ist. Wente 1990, 141 übersetzt mit „a Weret-demon“, er könnte sich auch (170, Anm. 6) „a Thoueris-statuette“ vorstellen.

2 Allam 1973, Green 1979 und Neveu 2001 lesen: „Der Zorn des (Gottes) Seth hat es mir angerichtet!“ bzw. „Indeed, the (manifested) influence of Seth has done it against me.“ bzw. „Et la puissance de Seth a fait cela contre moi.“ D.h. Seth wäre letztendlich Schuld am Diebstahl. Borghouts 1982, Wente 1990 und McDowell 1999 gehen davon aus, dass der Dieb die magische Wirkung der Weret-Göttin bzw. des Dämons gegen den ursprünglichen Besitzer einsetzen und so die Manifestation des Seth hervorrufen könnte: „So it/she may work a manifestation of Seth against me.“ (Borghouts; identisch bei McDowell) bzw. “and thus it may work a manifestation of Seth against me.”