Innensarg der Satmeket, B7Bo

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Nordamerika » U.S.A. » (Städte A-Ch) » Boston (MA) » Museum of Fine Arts

Inventarnummer: 21.969a–b

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Der Sarg wurde im Mai 1915 durch die „Harvard University–Boston Museum of Fine Arts Expedition“ in Deir el-Berscheh ausgegraben. Nach dem Transport nach Kairo gelangte er durch die damals gängige Fundteilung ans Museum of Fine Arts, Boston, wo er aber erst nach dem Ersten Weltkrieg hin verschifft und 1921 inventarisiert wurde. Seitdem befindet er sich dort (Website Boston MFA).

Herkunft
Niltal von Kairo bis Assiut » zwischen Beni Hassan und Tell el-Amarna » östliches Ufer » el-Berscheh

Der Sarg wurde im Mai 1915 durch die „Harvard University–Boston Museum of Fine Arts Expedition“ unter der Leitung von G. A. Reisner in Deir el-Berscheh in Grab 10, Schacht B durch H. L. Story ausgegraben (Freed et al. 2009, 98–99). Das Grab wird in den aktuellen Grabungen der Universität Leuven unter der Leitung von H. Willems als Nr. 17L04/1 geführt, der Schacht ist 17L04/1C. Die oberirdische Grabkapelle ist durch Steinbruchaktivitäten weitestgehend zerstört und enthält keine Dekoration (mehr), die den Grabeigentümer hätte identifizieren können. Aufgrund des Grabinventars im Hauptschacht A wurde das Grab einem Provinzgouverneur Djehutinacht und seiner gleichnamigen Frau Djehutinacht zugewiesen. Der Schacht B im vorderen Raum des Grabes enthielt Fragmente eines äußeren (Sargtextsigle B6Bo, Inv. MFA 21.810, 21.811, 21.968 [Deckel]) und eines inneren Sarges (Sargtextsigle B7Bo, Inv. MFA 21.969a–b) einer Frau namens Satmeket (Website Boston MFA; zum Grab siehe De Meyer – Dils 2012, 59–61, Fig. 5 mit Grundriss sowie D’Auria – Lacovara – Roehrig 1988, 109; Inventarnummern nach de Buck 1954, ix, Willems 1988, 20 und Lapp 1993, 276). Die Beziehung von Satmeket zum Grabeigentümer Djehutinacht ist unbekannt, Brovarski mutmaßt, dass sie eine Tochter sein könnte (D’Auria – Lacovara – Roehrig 1988, 110). Vom äußeren Sarg B6Bo haben sich das Kopf- und Fußende sowie der Deckel, vom inneren Sarg nur Kopf- und Fußende erhalten (Lesko 1979, 22).

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Mittleres Reich

Die Datierung des äußeren und des inneren Sarges der Satmeket beruht auf der Datierung des Grabeigentümers Djehutinacht. Aufgrund von typologischen und stilistischen Untersuchungen der Grabfunde in seiner Grabkammer wird er mit einem von zwei Provinzgouverneuren mit dem Namen Djehutinacht in der Zeit zwischen der späten 11. und der frühen 12. Dynastie gleichgesetzt, nach der Wiedervereinigung durch Montuhotep II. Nebhepetre bis in die Regierungszeit Amenemhat I. Einer ist Djehutinacht IV., der Sohn von Gouverneur Ahanacht I. (Zeit der Wiedervereinigung), der andere ist Djehutinacht V., der Sohn von Gouverneur Nehri I. (frühe 12. Dynastie). Eine Entscheidung ist zurzeit nicht möglich, auch wenn Lapp zur 11. Dynastie tendiert (siehe Brovarski 1981, 23–25, vor allem Anm. 75; Willems 1988, 70–72; Lapp 1993, 71, 76, 88 und 276; Freed et al. 2009, 183–188; De Meyer – Dils 2012, 57). Falls Satmeket zur Familie des Grabeigentümers gehört hat, wird sie in etwa in dieselbe Zeit einzuordnen sein. Ihre Särge sind kaum publiziert, typologisch gehören sie dem Außenseitentypus I und dem Innenseitentypus 1a von Willems an (1988, 20), die keine weitere zeitliche Eingrenzung zwischen der späteren 11. und der frühen 12. Dynastie erlauben. Willems setzt sie in die Zeit von Mentuhotep III. bis Amenemhat I. (Willems 1988, 71), Lapp in die 11. Dynastie (Lapp 1993, 71–73, 276, Nr. B13a–b). Website Boston MFA nimmt eine Datierung „Middle Kingdom, Dynasty 12; 1991–1783 B.C.“ vor (für Inv. 21.811d und 21.968).

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Die uns hier interessierenden Schlangenbeschwörungssprüche 375, 435 und 436 stehen alle auf dem Fußende des inneren Sarges (Lesko 1979, 22). Die dort erhaltenen Texte fangen an mit einer ersten Version von Spruch 436 (Kol. 19–21), gefolgt von einer zweiten Version (Kol. 22–24). Dann folgt Spruch 375 (Kol. 24–25). Wenig später steht Spruch 435 (Kol. 33–36), gefolgt von einer dritten Version von Spruch 436 (Kol. 37–38).

Material
Organisch » Holz
Objekttyp
Artefakt » Behälter » Sarg
Technische Daten

Der innere Sarg der Satmeket ist größtenteils unpubliziert und die Daten auf der Website des MFA sind in Widerspruch mit den publizierten Daten. Die einzig bislang bekannten Maßangaben stammen vom Außensarg. Sein Deckel (Inv. 21.968) hat die Maße 230 × 79 × 10 cm (Länge × Breite × Dicke) (Website MFA). Auf der Website vom MFA wird Inv. 21.811d als ein undekoriertes Fragment eines Innen(!)sarges mit einer Breite von 55 cm vermerkt, zugleich werden unter Inv. Nr. 21.969 weitere Holzteile desselben Brettes genannt, so dass die Breite von 55 cm unvollständig sein könnte.

Schrift
Hieroglyphen » Kursivhieroglyphisch

Die hier relevanten Sprüche sind in Kolumnen von rechts nach links eingeschnitten. Es wurde nur schwarze Tinte für deren Beschriftung genutzt, bei allen Sprüchen wurde die Überschrift weggelassen.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Die Inschriften wurden für das Sargtextprojekt von Gardiner und de Buck kopiert und von de Buck 1954 unter der Sigle B7Bo ediert. Lapp 1993 benutzt nicht die Publikationsnummer B7Bo der Sargtextpublikation, sondern in seiner Nummerierung ist der Sarg B13b. Übersetzungen der Sprüche finden sich u.a. bei Faulkner (1977), Barguet (1986) und Carrier (2004). Stegbauer (2015) segmentiert die Schlangensprüche in Strophen und Verse und kommentiert sie.

Editionen

- de Buck 1954: A. de Buck, The Egyptian Coffin Texts. V. Texts of Spells 355-471, Oriental Institute Publications 73 (Chicago/Ill 1954), V 38b–e (CT 375), V 286c–g (CT 435), 287c–289b (CT 436 Version a), 287c–289b (CT 436 Version b), 287c–288c (CT 436 Version c).

Literatur zu den Metadaten

- Barguet 1986: P. Barguet, Les textes des sarcophages égyptiens du Moyen Empire (Paris 1986), 327 (Spruch 375) und 328 (Sprüche 435–436).

- Brovarski 1981: E. Brovarski, Ahanakht of Bersheh and the Hare Nome in the First Intermediate Period and Middle Kingdom, in: W. K. Simpson – W. M. Davis (Hrsg.), Studies in Ancient Egypt, the Aegean, and the Sudan. Essays in Honor of Dows Dunham on the Occasion of his 90th Birthday, June 1, 1980 (Boston 1981), 14–30.

- D’Auria – Lacovara – Roehrig 1988: S. D’Auria – P. Lacovara – C. H. Roehrig, Mummies & Magic. The Funerary Arts of Ancient Egypt (Boston 1988).

- Carrier 2004: C. Carrier, Textes des sarcophages du Moyen Empire égyptien. Tome II: spells [355] à [787] (Monaco 2004), 908–909 (CT 375), 1050–1051 (CT 435), 1052–1053 (CT 436).

- De Meyer – Dils 2012: M. De Meyer – P. Dils, Fowl for the Governor: The Tomb of Governor Djehutinakht IV or V at Dayr al-Barshā Reinvestigated. I. Architecture and Archaeology, in: Journal of Egyptian Archaeology 98, 2012, 55–72.

- Faulkner 1977: R. O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Volume II Spells 355 - 787 (Warminster 1977), 11 (CT 375), 435–436 (CT 435 und CT 436).

- Freed et al. 2009: R. E. Freed et al. (Hrsg.), The Secrets of Tomb 10A. Egypt 2000 BC (Boston 2009).

- Lapp 1993: G. Lapp, Typologie der Särge und Sargkammern von der 6. bis 13. Dynastie, Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 7 (Heidelberg 1993), Kat.-Nr. B13b.

- Lesko 1979: L. H. Lesko, Index of the Spells on Egyptian Middle Kingdom Coffins and Related Documents (Berkeley 1979).

- Stegbauer 2015: K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015), 158–159 (Spruch 5 = 375), 167–168 (Spruch 12 = 435) und 168–169 (Spruch 13 = 436) (doi.org/10.11588/propylaeum.529).

- Willems 1988: H. Willems, Chests of Life. A Study of the Typology and Conceptual Development of Middle Kingdom Standard Class Coffins (Leiden 1988).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Katharina Stegbauer
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

CT 375

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 158–159 (Spruch 5 = 375)]

1. Strophe

[24] „O Schu!“ sprach der Busirit und umgekehrt.
„Neith [25] unter ⟨ihrem⟩ Kopftuch!
Hathor, Freund(in) des Osiris!“
Wer ist es, der sie fressen will, der mich fressen will?

CT 435

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 167–168 (Spruch 12 = 435)]

1. Strophe

[33] Nachdem Satmeket dein Zittern vertrieben habe, [34] große [Ka]-Schlange, – [das ist] dein Gi[ft], [das in] deinem Kopf [ist] – wird dein Gifthauch zu deiner Schlachtung werden [35] und umgekehrt.

2. Strophe

[…]
Gib dieser Satmeket dieses, [36] das auf deinem Mund ist!
Satmeket ist doch einer von euch hinter ihm, dem Maschesed.

CT 436a

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 168–169 (Spruch 13 = 436)]

1. Strophe

[19] O der, der die Köpfe abschneidet und [die Hälse] dieser Feinde des Osiris, durch[trennt]!
[20] O Henbaa-Schlange [ohne Arme und Beine]!

2. Strophe

Bist du stolz wegen dessen, was auf deinem Maul ist, [21] was dir [deine] Mutter [Selkis(?)] gegeben hat?
Weiche zurück vor der, die du erblickt hast (oder: die dich erblickt), Schwacher!

CT 436b

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 168–169 (Spruch 13 = 436)]

1. Strophe

[21] O der, der die [22] Köpfe abschneidet und die Häl[se] dieser Feinde des Osiris, durchtrennt!

2. Strophe

Bist [23] du stolz wegen [dessen, was auf deinem Maul ist], was dir ⟨deine⟩ Mutter Selkis (?) gegeben hat?
Deine Mutter soll [24] gegen dich herauskommen!
Weiche zurück vor der, die du erblickt hast (oder: die dich erblickt), Schwacher!

CT 436c

[Übersetzung nach Stegbauer 2015, 168–169 (Spruch 13 = 436)]

1. Strophe

[37] O der, der die Köpfe abschneidet und [die Hälse] dieser Feinde des [38] Osiris, durchtrennt!

2. Strophe

Bist [du] sto[lz wegen dessen, was] auf deinem Maul ist, was dir deine Mutter gegeben hat?