Papyrus Kahun London UC 32117E
Metadaten
Inventarnummer: UC 32117E
Der Papyrus stammt aus den Ausgrabungen W. M. F. Petries in Illahun und befindet sich deshalb seit 1890 in dem nach ihm benannten Museum in London.
Das Papyrusfragment wurde während der Ausgrabungen der Arbeiter- und Priestersiedlung von El-Lahun (auch: Illahun) bei der Pyramide Sesostris' II. durch W. M. F. Petrie entdeckt (Collier – Quirke 2002, v–ix). Petrie nannte die Siedlung Kahun oder Medinet Kahun, was es ihm erlaubte, zwischen dem Pyramidenbereich (Illahun) und der Siedlung (Kahun) zu differenzieren (David 1998, ix–x; Luft 1998, 1). Er arbeitete dort zwischen April 1889 und Januar 1890 (Gallorini 1998, 42). Das Papyrusfragment gehört nicht zu einem der Konvolute, die aus den Grabungsunterlagen von Petrie oder aus der Publikation der Konvolut-Papyri durch Griffith identifizierbar sind, so dass der Fundort innerhalb der Siedlung nicht genauer bestimmt werden kann.
Die Datierung des Papyrus basiert auf dem archäologischen Kontext des Fundorts. Dieser wurde in der Arbeitersiedlung Sesostris' II. (Beckerath 1997, 189: 1882–1872 v. Chr.; Hornung – Krauss – Warburton 2006, 492: 1845–1837 v. Chr.) in El-Lahun entdeckt. Laut Quirke florierte sie vor allem ab der zweiten Hälfte der 12. Dynastie in der Zeit 1850–1750 v. Chr. (Quirke 2005, 42). Die meisten datierbaren Verwaltungstexte aus El-Lahun stammen aus der späteren 12. Dynastie (ab Sesostris III. und vor allem Amenemhet III.), einige aus der 13. Dynastie (u.a. Sechemrechutawi [Sobekhotep I.?] und Sechemkare [Amenemhat V.?]) (siehe Ryholt 1997, Quellen 13.1.1, 13.17.6, 13.32.2, P.5.2) (Datierung der 13. Dynastie nach Beckerath 1997, 189: 1794/93–1648/1645 v. Chr.; nach Hornung – Krauss – Warburton 2006, 492: 1759–ca. 1630 v. Chr.).
Das Recto des Fragments enthält einen Text, von dem nur noch die Enden von vier senkrecht geschriebenen Zeilen in hieratischer Schrift zu erkennen sind. Allerdings sind ausschließlich von den beiden mittleren Zeilen noch Zeichen identifizierbar und allein das Wort "Zwiebel" ist lesbar. Collier & Quirke identifizieren den Text provisorisch als literarisch, weil die Handschrift und die Zwischenräume zwischen den senkrechten Zeilen an literarische Handschriften erinnern (Collier – Quirke 2004, 41).
Auf der Rückseite sind sechs senkrecht angeordnete Textzeilen erkennbar. Collier & Quirke vermuten in dem Text auf der Rückseite eine "healing or health composition", weil die Phrasen „jede Schlange“ und „geboren“ in medizinisch-heilkundlichen Texten belegt sind (Collier – Quirke 2004, 67).
Das Papyrusfragment ist 5,6 cm hoch und weist eine Breite von 7,9 cm auf (Collier – Quirke 2004, 67). Es ist sehr löchrig, aber der untere Rand ist original. Es ist beidseitig in schwarzer Tinte beschrieben, wobei die Rolle für die Beschriftung der Rückseite um die vertikale Achse (kurze Seite) gewendet wurde, so dass der untere Rand von Vorder- und Rückseite identisch ist. Der Text auf der Rückseite ist durch senkrechte Linien und eine horizontale Bodenlinie strukturiert. Jedes senkrechte Kästchen enthält eine senkrechte Zeile hieratisch in schwarzer Tinte. Fragment pUC 32117E erinnert an pUC 32106B, nur dass bei letzterem der "normale senkrechte Text" und der senkrechte Text in Kästchen auf der jeweils andere Seite zu stehen scheint, außerdem die Linien der Rahmenstruktur auf pUC 32117E viel dicker sind.
Beidseitig in senkrechten Zeilen Hieratisch beschriftet. Collier – Quirke 2004, 67 erkennen auf der Rückseite kursive Hieroglyphen, aber es sind sicherlich hieratische Zeichen (vgl. pUC 32118A, das eindeutig in kursiven Hieroglyphen geschrieben ist und bei dem Collier – Quirke 2004, 69 auch zwischen Hieratisch und kursiven Hieroglyphen schwanken). Es sind keine Rubra zu erkennen. Zu wenig ist vom Text erhalten, um zu entscheiden, ob der Text retrograd geschrieben war (wie beim Veterinärmedizinischen Papyrus) oder nicht. Nicht jede Textzeile auf der liniierten Rückseite ist bis zum unteren Rand vollgeschrieben; vielleicht wird dadurch ein Abschnittswechsel markiert.
Das Fragment wurde von Collier – Quirke 2004 ediert mit Photo, hieroglyphischer Umschrift, Transkription und Übersetzung. Sie identifizierten den Text auf der Vorderseite provisorisch als literarisch, den Text auf der Rückseite als zur Heilkunde gehörig.
- Collier – Quirke 2004: M. A. Collier – S. G. C. Quirke, The UCL Lahun Papyri. Religious, Literary, Legal, Mathematical, and Medical, British Archaeological Reports – International Series 1209 (Oxford 2004), 40–41, 66–67.
- Beckerath 1997: J. v. Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, Münchner Ägyptologische Studien 46 (Mainz 1997).
- Collier – Quirke 2002: M. Collier – S. Quirke, The UCL Lahun Papyri: Letters, British Archaeological Reports – International Series 1083 (Oxford 2002).
- David 1998: R. David, Foreword: Petrie at "Kahun", in: S. Quirke (Hrsg.), Lahun Studies (Reigate 1998), ix–xiii.
- Gallorini 1998: C. Gallorini, A reconstruction of Petrie’s excavation at the Middle Kingdom settlement of Kahun, in: S. Quirke (Hrsg.), Lahun Studies (Reigate 1998), 42–59.
- Hornung – Krauss – Warburton 2006: E. Hornung – R. Krauss – D. A. Warburton, Ancient Egyptian Chronology, Handbook of Oriental Studies. I, 83 (Leiden/Boston 2006).
- Luft 1998: U. Luft, The Ancient Town of el-Lâhûn, in: S. Quirke (Hrsg.), Lahun Studies (Reigate 1998), 1–41.
- Quirke 2005: S. Quirke, Lahun. A town in Egypt 1800 BC, and the history of its landscape (London 2005).
- Ryholt 1997: K. S. B. Ryholt, The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period c. 1800-1550 B.C., Carsten Niebuhr Institute Publications 20 (Copenhagen 1997).
Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.
http://www.digitalegypt.ucl.ac.uk/lahun/papyri.html (17.04.2018).
http://petriecat.museums.ucl.ac.uk/detail.aspx (17.04.2018).
Übersetzung und Kommentar
Recto
[x+1] [...]...] Zwiebeln (?) [...
...] ... [...
[...]
Verso
[x+1] ...] ... ... [...(leer)
...] jede [(männliche?) Schlange (?)], jede (weibliche?) Schlange, [...
...] gebären/geboren [...
[x+5] ...] ... [...
...] zusammenfügen (?) [...