Papyrus Kahun London UC 32106B
Metadaten
Inventarnummer: UC 32106B
Der Papyrus stammt aus den Ausgrabungen W. M. F. Petries in Illahun und befindet sich deshalb seit 1890 in dem nach ihm benannten Museum in London.
Die Papyrusfragmente wurden während der Ausgrabungen der Arbeiter- und Priestersiedlung von El-Lahun (auch: Illahun) bei der Pyramide Sesostris' II. durch W. M. F. Petrie entdeckt (Collier – Quirke 2002, v–ix). Petrie nannte die Siedlung Kahun oder Medinet Kahun, was es ihm erlaubte, zwischen dem Pyramidenbereich (Illahun) und der Siedlung zu differenzieren (David 1998, ix–x; Luft 1998, 1). Er arbeitete dort zwischen April 1889 und Januar 1890 (Gallorini 1998, 42). Die Papyrusfragmente gehören nicht zu einem der Konvolute, die aus den Grabungsunterlagen von Petrie oder aus der Publikation der Konvolut-Papyri durch Griffith identifizierbar sind, so dass der Fundort innerhalb der Siedlung nicht genauer bestimmt werden kann.
Die Datierung des Papyrus basiert auf dem archäologischen Kontext des Fundorts. Dieser wurde in der Arbeitersiedlung Sesostris' II. (Beckerath 1997, 189: 1882–1872 v. Chr.; Hornung – Krauss – Warburton 2006, 492: 1845–1837 v. Chr.) in El-Lahun entdeckt. Laut Quirke florierte sie vor allem ab der zweiten Hälfte der 12. Dynastie in der Zeit 1850–1750 v. Chr. (Quirke 2005, 42). Die meisten datierbaren Verwaltungstexte aus El-Lahun stammen aus der späteren 12. Dynastie (ab Sesostris III. und vor allem Amenemhet III.), einige aus der 13. Dynastie (u.a. Sechemrechutawi [Sobekhotep I.?] und Sechemkare [Amenemhat V.?]) (siehe Ryholt 1997, Quellen 13.1.1, 13.17.6, 13.32.2, P.5.2) (Datierung der 13. Dynastie nach Beckerath 1997, 189: 1794/93–1648/1645 v. Chr.; nach Hornung – Krauss – Warburton 2006, 492: 1759–ca. 1630 v. Chr.). Eine genauere paläographische Datierung des Papyrus ist kaum möglich.
Die beiden Fragmente enthalten unterschiedliche Texte auf der Vorder- und der Rückseite. Zu wenig ist erhalten, um den Inhalt zu bestimmen. Collier & Quirke (2004, 67) identifizierten beide Texte versuchsweise als "healing and health manuscript", weil senkrechte Begrenzungslinien zwischen den Textkolumnen (nur auf der Vorderseite) auf zeitgenössischen medizinischen Manuskripten belegt sind (Veterinärmedizinischer Papyrus Kahun, pKahun UC 32117E, pKahun UC 32118A). Auf dem größeren Fragment sind nur die Wörter "in/vor Streit" (Vorderseite) und "einen Mann wiederbeleben" (Rückseite) erhalten, auf dem kleineren Fragment kann kein einziges Wort eindeutig gelesen werden.
Es handelt sich um zwei kleine Papyrusfragmente, wobei das größere Fragment 4,8 cm hoch und ca. 1,9 cm breit ist (Collier – Quirke 2004, 67), das kleinere misst ca. 3,3 x 1,7 cm (H x B). Beide Fragmente sind beidseitig in senkrechten Zeilen beschriftet. Angenommen wird, dass beide Fragmente zusammengehören, weil der Text auf dem Recto in beiden Fällen zwischen dünnen senkrechten Begrenzungslinien steht und auf dem Verso nicht und weil die Handschriften sich jeweils ähneln. Oberhalb der senkrechten Begrenzungslinien könnte das kleinere Fragment außerdem eine Überschrift zwischen waagerechten Begrenzungslinien enthalten. Anders als auf dem größeren Fragment ist die senkrechte Schreibrichtung auf dem kleineren Fragment nicht eindeutig, denn es werden mehrere Zeichen nebeneinander geschrieben und die Kolumnengrenzen überschritten. Collier – Quirke 2004, 67 sind sich nicht sicher, ob die Seite mit den Begrenzungslinien wirklich das Recto ist, aber die sichtbaren Abriebspuren sprechen doch dafür (vgl. pUC 32117E, wo die Begrenzungslinien auf dem Verso stehen und auch nicht jede Zeile bis zum unteren Rand weiterläuft).
In senkrechten Zeilen angeordnet. Nicht jede Textzeile auf der liniierten Vorderseite ist bis zum unteren Rand vollgeschrieben; vielleicht wird dadurch ein Abschnitts- oder Satzwechsel markiert. Die Texte auf Vorder- und Rückseite wurden von zwei verschiedenen Händen geschrieben.
Die Fragmente wurden von Collier – Quirke 2004 ediert mit Photo, hieroglyphischer Umschrift, Transkription und Übersetzung. Sie identifizierten den Text versuchsweise als "healing and health manuscript", weil senkrechte Begrenzungslinien auf zeitgenössischen medizinischen Manuskripten belegt sind. Ohne dass Collier – Quirke dies explizit schreiben, denken sie vermutlich an den Veterinärmedizinischen Papyrus Kahun LV.2 (pUC 32036), der allerdings in Kursivhieroglyphen geschrieben ist. Gleiches gilt für die kleinen Fragmente pUC 32117E Verso (Hieratisch) und pUC 32118A (Kursivhieroglyphen).
- Collier – Quirke 2004: M. A. Collier – S. G. C. Quirke, The UCL Lahun Papyri. Religious, Literary, Legal, Mathematical, and Medical, British Archaeological Reports – International Series 1209 (Oxford 2004), 66–67.
- Beckerath 1997: J. v. Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten, Münchner Ägyptologische Studien 46 (Mainz 1997).
- Collier – Quirke 2002: M. Collier – S. Quirke, The UCL Lahun Papyri: Letters, British Archaeological Reports – International Series 1083 (Oxford 2002).
- David 1998: R. David, Foreword: Petrie at "Kahun", in: S. Quirke (Hrsg.), Lahun Studies (Reigate 1998), ix–xiii.
- Gallorini 1998: C. Gallorini, A reconstruction of Petrie’s excavation at the Middle Kingdom settlement of Kahun, in: S. Quirke (Hrsg.), Lahun Studies (Reigate 1998), 42–59.
- Hornung – Krauss – Warburton 2006: E. Hornung – R. Krauss – D. A. Warburton, Ancient Egyptian Chronology, Handbook of Oriental Studies. I, 83 (Leiden/Boston 2006).
- Luft 1998: U. Luft, The Ancient Town of el-Lâhûn, in: S. Quirke (Hrsg.), Lahun Studies (Reigate 1998), 1–41.
- Quirke 2005: S. Quirke, Lahun. A town in Egypt 1800 BC, and the history of its landscape (London 2005).
- Ryholt 1997: K. S. B. Ryholt, The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period c. 1800-1550 B.C., Carsten Niebuhr Institute Publications 20 (Copenhagen 1997).
Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.
http://www.digitalegypt.ucl.ac.uk/lahun/papyri.html (16.04.2018).
http://petriecat.museums.ucl.ac.uk/detail.aspx (16.04.2018).
Übersetzung und Kommentar
Recto, groß
...] in/vor Streit.Recto, klein
[…] [wenige Zeichenreste] […]Verso, groß
... Gott/Person XY, der ...], der einen Mann wiederbelebt mittels/nach [......] ihr/sie [...], ein Mann wird leben mittels/nach [...