Ostrakon Deir el-Medineh 1683

Metadaten

Wissensbereiche
Alternative Namen
Inventarnummer: oIFAO 2861 oIFAO Sequestre 1711
Aufbewahrungsort
Afrika » Ägypten » Kairo » Institut Français d'Archéologie Orientale

Inventarnummer: oIFAO 2861

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Das Ostrakon stammt aus den Grabungen des Institut Français d’Archéologie Orientale (IFAO) in Deir el-Medineh, die vor 1952 stattgefunden haben (im Januar 1952 wurde die Grabung des IFAO durch die ägyptische Regierung gestoppt und erst 1970 wieder aufgenommen: Černý 1970, VI; Gobeil 2017, 319, 320). Das Ostrakon wurde mit vielen anderen zu Studiumszwecken nach Kairo ins IFAO transportiert, wo es sich heute noch befindet. Infolge der Suezkrise von 1956 wurde das IFAO unter Sequester gestellt. Die Räume mit den Ostraka wurden von den ägyptischen Behörden versiegelt und in den Jahren 1968–1970 durch die ägyptische Altertümerbehörde inventarisiert (Sauneron, in: Černý 1970, vi; Gasse 1990, ix mit Anm. 9). Unser Ostrakon bekam die Sequester-Nummer 1711. Nachdem die Sammlung im Jahr 1970 wieder zugänglich geworden war, fing Georges Posener zu einem unbekannten Zeitpunkt mit einer neuen Inventarisierung der ihn interessierenden literarischen Ostraka an, die er bis Nr. 2780 durchführte. Sie wurde von Annie Gasse fortgesetzt, die diesem Ostrakon die Inventarnummer 2861 gab (Gasse 1990, x).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Deir el-Medineh

Das Ostrakon wurde in Deir el-Medineh gefunden. A. Gasse macht keine weiteren Angaben zum genauen Fundort (Gasse 1990, 5).

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

A. Gasse datiert aufgrund der Paläographie und des Fehlens weiterer Indizien für eine genauere Eingrenzung alle von ihr publizierten Ostraka in die Zeit von der 19. bis zur 20. Dynastie (Gasse 1990, x). Dies passt zu den Datierungsangaben und der zeitlichen Einordnung der erwähnten Personen auf den nicht-literarischen Ostraka von Deir el-Medineh.

Textsorte
Rezitation(en) » Beschwörung(en)
Inhalt

Aufgrund des sehr fragmentarischen Zustandes des Ostrakons ist eine genaue Textangabe ohne identifizierte Textparallele unmöglich. Nicht einmal die Bestimmung von Vorder- oder Rückseite ist sicher und beruht vermutlich auf der Tatsache, dass eine Seite flacher und besser erhalten ist. Im mutmaßlichen Recto werden eine Nekropole, eine Pflanzenbezeichnung (?) und die Stadt Heliopolis erwähnt. Im Anschluss fordert eine Ich-Person in direkter Rede etwas Pluralisches (eine Gruppe von bösen Wesen?) auf, zurückzuweichen. Außerdem wird irgendetwas für „mich“ beschworen und jemand redet von „meinem Spruch“. Gleich darauf verspricht diese unbekannte Entität, einen Feind zum Schlachtblock zu führen. Diese Textfragmente erwecken den Eindruck, dass hier ein Spruch magischen Inhalts vorliegt, der Schutzzweck hat.
Das Verso ist noch weniger verständlich. Zwei Mal wird von einem Auge geredet und es steht ein Rezitationsvermerk mit dem Wort „Lüge“, dessen Zusammenhang unbekannt ist. Gasse vermutet aufgrund des Rectos, dass es sich hier ebenfalls um einen magischen Spruch handeln könnte, der vielleicht mit der anderen Seite in Verbindung steht (vgl. Gasse 1990, 5).

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Verwendungskontext kann nicht ermittelt werden, solange der Textinhalt nicht besser identifizierbar ist. Die Gliederungspunkte sprechen für einen Text, der rezitiert werden musste.

Material
Nicht Organisch » Stein » Kalkstein
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Ostrakon
Technische Daten

Die beige Kalksteinscherbe hat eine Höhe von 6,6 cm und eine Breite von 7,1 cm (bei einer maximalen Dicke von 0,3 cm). Von dem beidseitig beschrifteten Ostrakon (6 bzw. 7 Zeilen) hat sich keiner der originalen Ränder erhalten, so dass das Ostrakon ursprünglich deutlich größer gewesen sein wird. Die 3., 4., und besonders die 5. Zeile des Versos sind zudem stark von Abrieb betroffen (Gasse 1990, 5).

Schrift
Hieratisch

Der Text ist mit schwarzer Tinte geschrieben. Zusätzlich wurden rote Gliederungspunkte gesetzt (Gasse 1990, 5). Die Schrift ist eine hieratische Buchschrift mit wenigen Ligaturen.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Neuägyptisch

Auf der „Vorderseite“ sind keine sicher identifizierbaren neuägyptischen Formen vorhanden, aber auf der „Rückseite“ finden sich möglicherweise ein Konjunktiv, eine Negation mit bw, der Konjugationsträger jri̯, der Possessivartikel nꜣy und der markierte Status Pronominalis eines Substantivs, die alle für einen Text in neuägyptischer Sprachstufe sprechen.

Bearbeitungsgeschichte

Das Ostrakon ist bei A. Gasse im „Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el-Médineh“ mit Photographie sowie hieroglyphischer Transliteration aufgeführt (Gasse 1990, 5). Katharina Stegbauer hat im Rahmen des Projekts DigitalHeka (2006–2008) eine deutsche Übersetzung angefertigt, welche seitdem in den Thesaurus Linguae Aegyptiae integriert wurde.

Editionen

- Gasse 1990: A. Gasse, Catalogue des ostraca hiératiques littéraires de Deir el-Médineh. IV,1. Nos 1676–1774, Documents de Fouilles de l’Institut Franҫais d’Archéologie Orientale du Caire 25 (Le Caire 1990), 5.

Literatur zu den Metadaten

- Černý 1970: J. Černý, Catalogue des ostraca hiératiques non littéraires de Deir el-Médinéh, Nos 624–705, Documents de Fouilles de l’Institut Franҫais d’Archéologie Orientale du Caire 14 (Le Caire 1970).

- Gobeil 2017: C. Gobeil, L’histoire des fouilles de l’IFAO à Deir el-Medina, in: H. Gaber – L. B. Rizzo – F. Servajean (Hrsg.), À l’œuvre on connaît l’artisan ... de Pharaon! Un siècle de recherches françaises à Deir el-Medina (1917–2017), Cahiers „Égypte Nilotique et Méderranéenne“ 18 (Milano 2017), 315–323.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Katharina Stegbauer
Autoren (Metadaten)
Dr. Peter Dils

Übersetzung und Kommentar

Ostrakon Deir el-Medineh 1683

[rt. x+1] [... ... ...] [Nekro]pole (?) ... [... ... ...].
Was Heliopolis (?) betrifft [... ... ...] Vorhof (?).
Zurück ihr, zurück ihr, ihr werdet [... ... ...], [... ... ...] bewegt euch nach vorn, um es für mich zu beschwören.
[rt. x+5] [...] mein Spruch.
Ich will den Feind zum Schlachtblock geben [... ... ...] am Morgen ... ... ... [... ... ...]
[vs. x+1] [... ... ...] sein Auge.
O Lufthauch, mein Jubel [...] dauern [...]
Die Freude [...] und der, welcher diese [...] tut, [...]
Man soll sagen: „Lüge (?) für die Herren aus [... ... ...]“ [vs. x+5] [... ... ...]
[... ... ...] in meinem Blick (?), in meinem Auge.
Nicht [...]