Ostrakon Letellier
Übersetzung und Kommentar
Ostrakon Letellier
[rto 1] Es sprach Qenenchepesch zu I[n]er⸢wa⸣[uu]1: „Warum gehst du denn nicht zu der weisen Frau wegen der beiden Jungen, die bei deinem Auftrag gestorben sind? Befrage die weise Frau über den Tod, den die beiden Jungen erlitten haben. War es ihre Bestimmung? War es ihr Schicksal?“ [rto 5] Du sollst sie (diese Fragen?) für mich fragen (und) du sollst nach dem Leben von mir selbst schauen (und) nach dem Leben ihrer (der Kinder) Mutter. Was einen jeden Gott angeht, den man dir 〈nennen〉 wird: Du sollst mir danach seinen Namen schicken (= schreiben) und den Auftrag erledigen als eine, die ihren Auftrag kennt.
1 I[n]er⸢wa⸣[uu] (J[n]r-⸢wꜢ⸣[ww]): Letellier stellt zur Diskussion, dass es sich bei diesem Namen um eine Verschreibung von Jni̯.t-wꜣww (RP I, 36.4) handeln könnte (Letellier, in: Livre du centenaire, 130 [3]). Sie geht davon aus, dass der Brief von einem Schreiber im Auftrag verfasst wurde und dieser den Namen eventuell falsch verstanden oder interpretiert hat. Sie führt ferner Interferenzen in der Schreibung zwischen jn.t „Tal“ (Lemma-ID 26780) und jnr „Stein“ (Lemma-ID 27560) an, die darauf schließen lassen, dass bereits im Neuen Reich wie im Koptischen beide Wörter homophon waren. Insofern ist eine Verwechselung mit einem ähnliche klingenden jni̯.t zumindest eine Möglichkeit, den ansonsten nicht weiter bekannten Namen an andere Belege anzuschließen. Dem wird hier gefolgt.
