Ostrakon Kairo CG 25674
Übersetzung und Kommentar
Ostrakon Kairo CG 25674
[rto 1] […] [Die der] Stadt (?).1 Sie sagte zu mir (m.): „(Es ist) der Ba des Nemti2.“ Und du sollst […]. Wie folgt: Du gehst zu der weisen Frau 〈wegen〉 des Kindes3 […] wegen des Lebens des Vaters (oder: für das Leben des Vaters). Ich ging […]. [Sie] (?) sagte zu mir: „(Es ist) der Ba der Thoeris […]4 [rto 5] […].“ […] nehmen (?) [vso 1] […] unter ihnen.
1 [Die der] Stadt ([⸮Tꜣ-n.t?]-nʾ.t): Der Beginn der Zeile ist nicht erhalten. Man kann zu Beginn ein t über dem Ortsklassifikator O49 erkennen, gefolgt von der sitzenden Frau B1. Es handelt sich also sehr wahrscheinlich um die Reste eines Frauennamens. Oberhalb dieser Zeichen sind noch zwei kleine Zeichen zu erkennen, die nicht zuzuordnen sind. Borghouts (in: Demarée/Janssen, Gleanings, 57 [110]) und ihm folgend Karl (in: SAK 28, 2000, 137 [41]) vermuten Tꜣ-n.t-nʾ.t (RPN 1, 360.17: „Die der Stadt (Theben)“). Möglicherweise könnte hier auch eine Bezeichnung der weisen Frau vorliegen, und zwar in der Art von tꜣ rḫ.t n.t nʾ.t (ich danke Hans-Werner Fischer-Elfert für diesen Vorschlag). Denn das Suffixpronomen der 3. Person Singular femininum im folgenden Satz muss sich auf die weise Frau beziehen. Der Inhalt der wiedergegebenen Aussage ist in dieser Hinsicht unmissverständlich. Eine derartige Bezeichnung ist allerdings bisher für die weise Frau nicht belegt. Daher folge ich einstweilen dem Vorschlag von Borghouts und Karl und gehe davon aus, dass die mit Namen genannte Frau mit dem Grund für die Konsultation der weisen Frau zusammenhängen dürfte.
2 Nmt.j: Zur Lesung siehe Borghouts, in: Demarée/Janssen, Gleanings, 57 [111].
3 des Kindes (pꜣ ꜥḏꜣ): Sowohl Karl (in: SAK 28, 2000, 137) als auch Borghouts (in: Demarée/Janssen, Gleanings, 24) übersetzen hier „Schuldiger“ bzw. „guilty one“. Ich bin aber überzeugt davon, dass auch hier ebenso wie im Ostrakon Letellier (Zeilen 2 u. 4: Letellier, in: Livre du centenaire, 128) und im Ostrakon Chicago (Zeile 3: Nassar, in: JAEI 24, 2019, 41) ꜥḏd „Kind“ (Wb 1, 242.11–17, Lemma-ID 42290) gemeint sein muss, zumal die Zeichenspuren am Ende der Zeile recht gut mit dem Zeichen A17 (sitzendes Kind) in Einklang zu bringen sind. In diesem Kontext macht auch die Erwähnung des Vaters mehr Sinn.
4 Karl (in: SAK 28, 2000, 137) ergänzt nb.t p.t. Mathieu (in: BIFAO 93, 1993, 336 [4]) schreibt hierzu, dass das pt-Zeichen N1 zwar von Černỳ nicht transkribiert wurde, aber sicher zu erkennen sei. Ich kann das allerdings nicht nachvollziehen, zumindest nicht für das Ende von Zeile 4 und den Beginn von Zeile 5. Zu Beginn von Zeile 3 gibt Černỳ noch einen Strich oberhalb des Hausgrundrisses O1 an. Könnte Mathieu darauf verweisen und sich in der Zeile geirrt haben?
