Papyrus Ramesseum III

Metadaten

Alternative Namen
TM: 380349
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 10756

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde 1896 bei den von der British School of Archaeology in Egypt finanzierten und von W. M. Flinders Petrie und J. E. Quibell durchgeführten Grabungen im Ramesseum gefunden. 1956 wurde er zusammen mit einem größeren Konvolut der Ramesseumspapyri von der British School of Archaeology in Egypt und von A. H. Gardiner, dem die Bearbeitung übertragen worden war, an das British Museum in London gestiftet (ausführlich zur Erwerbungs- und Bearbeitungsgeschichte siehe u.a. Leach 2006, 225–227; Gardiner 1955, 1–6; Parkinson, Ramesseum Papyri).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Ramesseum

Der Papyrus wurde von J. E. Quibell im Jahre 1896 innerhalb des Ramesseums am Fuße eines bereits geplünderten Grabschachts gefunden (Quibell – Paget – Pirie 1898, 3–4, Taf. 1–3; Parkinson 1991, XI–XIII, XXVI–XXVIII; Parkinson 2009, 139–140). Dieser Grabschacht gehört zu einer Nekropole aus der Zeit des Mittleren Reiches bis zum Anfang der 18. Dynastie (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–117, 127; Parkinson 2009, 139–140), die in der 19. Dynastie durch den Totentempel ("Millionenjahrhaus") Ramses' II. überbaut wurde. Der Schacht, in dem die Papyri gefunden wurden, liegt laut Quibell unter einem der Ziegelmagazine an der Nordwest-Ecke des Ramesseums (Parkinson 2009, 139–140), unter Magazin 5 auf dem Plan von Quibell (Quibell – Paget – Pirie 1898, Taf. 1), nach heutiger Zählung STI.SA.08. Eine exakte Lokalisierung innerhalb dieses Magazins ist bislang nicht gelungen, da der Fundort auf dem Plan von Quibell nicht eindeutig verzeichnet ist und mehrere Schächte in Betracht kommen (eine vergebliche Suche bei Nelson 2006). Laut einer neu entdeckten Notiz von Newberry aus dem Jahr 1938, der bei der Auffindung der Papyri zugegen war, befand sich der Schacht im beschrifteten Korridor des Grabes des Sehetepibre (Porter – Moss 1999, 679), der unter den Magazinräumen 5–7 des Ramesseums nach dem Plan von Quibell läuft (Downing – Parkinson 2016), nach heutiger Zählung unter STI.TR bis STI.SA.08. Sollte dies zutreffen (Newberry widerspricht dezidiert Quibell [Quibell – Paget – Pirie 1898, 3], der den Papyrus-Schacht nicht mit diesem Grab verbindet), kann der Schacht oder sein Inhalt schwer zum ursprünglichen Grab des Sehetepibre gehört haben, denn letzteres wird früher datiert als das Papyruskonvolut, d.h. der Priester (ḥm-nṯr) Sehetepibre kann nicht der ursprüngliche Eigentümer der Ramesseumspapyri gewesen sein (Downing – Parkinson 2016, 40–41). Eine neue archäologische Untersuchung des Grabes des Sehetepibre wäre erforderlich, um Klarheit zu bekommen.
Der Papyrus befand sich zusammen mit 23 weiteren Papyri und einem Bündel Schilfrohr in einer Holzkiste (Auflistung der Papyri bei Parkinson 2009, 151–153, Tab. 6.1) auf dem Boden des Schachtes. Die Papyri enthalten medizinische, medico-magische und magische Texte, aber auch literarische Texte (z.B. Beredter Bauer und Sinuhe), liturgische Texte (z.B. Dramatischer Ramesseumspapyrus und Sobek-Hymnus) sowie administrative Texte wie die Semna-Dispatches. Heute ist dieses Papyruskonvolut auf das British Museum in London und das Ägyptische Museum und Papyrussammlung in Berlin verteilt. Das Schilfrohrbündel, bei dem es sich um Rohmaterial für Schreiberbinsen handelt, wird im Manchester Museum aufbewahrt (Inv.-Nr. 1882). Der Verbleib des Holzkastens, der mit weißem Stuck überzogen und mit der Zeichnung eines Schakals dekoriert war (Quibell – Paget – Pirie 1898, 3), ist unbekannt (Leach 2006, 225, Anm. 2). Weiterhin wurden verschiedene magische Gegenstände im Schacht gefunden. Ein Überblick der Fundsituation findet sich bei Geisen (2018, 2–7).

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Mittleres Reich bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Zweite Zwischenzeit » 13. Dynastie

Die Datierung des Papyrus basiert zum einen auf der Einordnung des archäologischen Fundkontextes zum anderen auf text- bzw. konvolutinteren Überlegungen. Die Nekropole, in der das Konvolut gefunden wurde, kann in das Mittlere Reich und die frühe Zweite Zwischenzeit datiert werden (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–116; Parkinson 2009, 71). Über die im Grabschacht gefundenen Objekte ist keine chronologische Eingrenzung möglich, da viele dieser Gegenstände in Bestattungen des späten Mittleren Reiches gut belegt sind, teils sogar bis in die frühe 18. Dynastie fortlaufen (Parkinson 2009, 143–145). Laut Geisen (2018, 7, 10–15) würden Streufunde in der Umgebung sowie die Grabfunde selbst in Kombination mit Informationen aus den Papyri für eine Datierung der Bestattung in die mittlere 13. Dynastie sprechen.
Die Papyri selbst sind unterschiedlichen Alters und erstrecken sich paläographisch (hieratisch) über einen Zeitraum von etwa einem Jahrhundert (Gardiner 1955, 1–2; Parkinson 2009, 149). Einen Terminus post quem für die Zusammenstellung des Konvoluts gibt der Papyrus Ramesseum VI (Sobek-Hymnus) mit der Nennung Amenemhets III. (12. Dynastie, ca. 1818–1773 v. Chr.) sowie das Onomastikon Papyrus Ramesseum D, das ein mit dem Namen Sesostris' III. (ca. 1837–1818 v. Chr.) gebildetes Toponym aufweist. Die älteste Gruppe bilden mit R. B. Parkinson die kursiv-hieroglyphischen Texte aus der späten 12. Dynastie, zu denen auch Papyrus Ramesseum V gehört (Parkinson 2009, 149). Die jüngsten Texte gehören in die späte 13. Dynastie (bis ca. 1630 v. Chr.), da sie dem mathematischen Papyrus Rhind und dem Papyrus Bulaq 18 paläographisch aufgrund der runden Formen und stärkeren Verwendung von Ligaturen nahestehen (Parkinson 2009, 150). Papyrus Ramesseum III gehört, wie auch Papyrus Ramesseum IV, anhand der Paläographie und der vertikalen Kolumnenschreibung einer dazwischen einzuordnenden mittleren Gruppe an (Parkinson 2009, 149–150). Eine Niederschrift des Papyrus Ramesseum III in der späten 12. (bis ca. 1759 v. Chr.) oder frühen 13. Dynastie (ab ca. 1759 v. Chr.) ist daher wahrscheinlich (vgl. auch Westendorf 1999, 11). Die Erwähnung des 6. Regierungsjahres eines ungenannten Königs in einem später hinzugefügten Verwaltungstext auf der Rückseite erlaubt nicht, die Niederschrift genauer einzugrenzen (für einen Zuweisungsversuch dieses 6. Regierungsjahres in die 13. Dynastie, siehe Parkinson 2009, 156–157; Geisen 2018, 9–10).

Textsorte
Inhalt

Papyrus Ramesseum III enthält, wie auch Papyrus Ramesseum IV, eine Sammlung von medizinischen und medico-magischen Texten. Die medizinischen Texte sind hauptsächlich den Gebieten Gynäkologie und Pädiatrie sowie der Augenheilkunde (Ophthalmologie) zuzuordnen. Auch wenn sich trotz des fragmentarischen Zustands des Papyrus einige wenige, thematisch zusammenhängende Textgruppen ausmachen lassen, wirkt die Zusammenstellung nach derzeitigem Kenntnisstand weitgehend willkürlich und beziehungslos. Am Anfang stehen Heilmittel und Rezepte zur Behandlung verschiedener Krankheitserscheinungen bei Kindern und Frauen. Es folgen u.a. Rezepte zur Augenbehandlung, Heilmittel zur Behandlung von Erkrankungen im Leibesinneren, Abführmittel, Mittel gegen Brandwunden, weiterhin gynäkologische Rezepte und Mittel zur Empfängnisverhütung sowie eine Gruppe von magischen Sprüchen, die den "Zaubersprüchen für Mutter und Kind" aus Papyrus Berlin P 3027 nahestehen. Weiterhin bestehen Textparallelen zu einigen Fällen aus dem Papyrus Ebers. Eine inhaltliche Übersicht zu Papyrus Ramesseum III bietet W. Westendorf (Westendorf 1999, 12–15).
Auf der Rückseite (Verso) des Papyrus findet sich eine später aufgeschriebene administrative Notiz, deren Zusammenhang unsicher ist. Aufgelistet sind die Verteilung verschiedener landwirtschaftlicher Produkte, u.a. Getreide, Gemüse und Öl, sowie mehrere Institutionen und Personen, die vermutlich die Adressaten der Lieferungen sind. Datiert sind die Lieferungen in das 6. Regierungsjahr eines ungenannten Königs (Gardiner 1955, 17; Quirke 1990, 188–189). Auch auf dem Verso von Papyrus Ramesseum IV befinden sich administrative Angaben (Quirke 1990, 188).

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Fundzusammenhang und die Herkunft aus einem gesicherten archäologischen Kontext erlaubt eine detailliertere Betrachtung. Der Papyrus war Bestandteil eines Konvoluts von 24 Papyri und befand sich zusammen mit einem Bündel von 118 Schilfrohren (Schreibbinsen) von je ca. 40 cm Länge in einem Holzkasten. Auf diesem Kasten war das Zeichen eines Schakales zu erkennen, das als Schreibung für den Priestertitel ḥr.j-sštꜢ "Hüter des Geheimnisses" gelesen werden kann. Es ist daher anzunehmen, dass der Besitzer ein Priester war (Parkinson 2009, 141; Parkinson 1991). Unter den weiteren im Grabschacht gefundenen Objekten befanden sich ein aus einem Kupfergemisch gefertigter Schlangenstab, der mit menschlichen Haaren umwickelt ist (Fitzwilliam Museum, Cambridge, E.63.1896), die Elfenbeinfigur eines Zwerges, der ein Kalb trägt (University of Pennsylvania, Museum of Archaeology and Anthropology, E.13405) sowie diverse magische Objekte im Manchester-Museum (Fayence-Figur eines nackten Mädchens (Inv.-Nr. 1787), eine aus Elfenbein gefertigte Klapper (Inv.-Nr. 1796), eine Fayence-Figur in Gestalt eines Pavians (Inv.-Nr. 1835) sowie ein Djed-Pfeiler-Amulett (Inv.-Nr. 1838) (Parkinson 2009, 141–145)). Diese Utensilien stellen nach A. H. Gardiner "the professional outfit of a magician and medical practitioner" (Gardiner 1955, 1) dar. Dazu passt, dass die Mehrheit der Papyri (15 der 24 Papyri) medizinische, medico-magische oder magische Inhalte aufweisen. Der Inhaber war demnach vermutlich ein Arzt und Magier, der auch Priesterfunktionen innehatte (Gnirs 2009, 128–156; Morenz 1996, 144–146; Geisen 2018, 15–29).
Das differierende Alter der Papyri und die verschiedenen Arten von Texten (medizinisch/magisch, literarisch, liturgisch, administrativ) lassen vermuten, dass die Papyri über mehrere Generationen gesammelt und vererbt wurden, bis der letzte Eigentümer sie als Grabbeigabe erhielt (Parkinson 2009, 149). Die administrativen Angaben auf dem Verso von Papyrus Ramesseum III und Papyrus Ramesseum IV zeigen, dass eine sekundäre wirtschaftliche Nutzung dieser medizinischen Papyri vorliegt, was wiederum nahelegt, dass die Papyri – zumindest in Teilen – aus verschiedenen Quellen zusammengetragen wurden und die Identifizierung des letzten Inhabers als Arzt daher nicht zwingend notwendig ist.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus ist, wie auch die anderen Ramesseumspapyri, aufgrund der Lagerung in der feuchten Umgebung des Grabschachts in einem schlechten und fragmentarischen Zustand (Leach 2006, 227). Erhalten sind zwei etwa gleich große Hauptfragmente A und B von je ca. 75 cm Länge mit 33 (A) bzw. 34 (B) Kolumnen Text. Dazu kommen mindestens 73 kleinere Fragmente (genannt Ni–Niii und Fragm. 1–70: Barns 1956, Taf. 14–15; Westendorf 1999, 12 zählt nur 70 Fragmente), deren größtes Ausschnitte aus zwei Kolumnen aufweist, während die kleinsten lediglich Zeichenreste und Wortfragmente enthalten. Zwischen dem oberen Rand und dem Beginn des Textes ist ein Freiraum von ca. 3 cm. Der obere Rand ist fast durchgehend erhalten, der untere Rand fehlt weitgehend. Keine Kolumne ist über die volle Länge erhalten. Die größte erhaltene Höhe beträgt 25,6 cm. Da aufgrund des Textzusammenhangs von keiner großen Lücke auszugehen ist, kann die ursprüngliche Höhe auf ca. 29 cm rekonstruiert werden (Parkinson 2006, 152, Tab. 6.1).
Da die beiden Hauptfragmente je ca. 75 cm breit sind und dazwischen mehrere Kolumnen fehlen, kann, unter Berücksichtigung der 73 Einzelfragmente, die ursprüngliche Gesamtlänge des Papyrus auf mindestens 1,80 m geschätzt werden (Westendorf 1999, 11–12). Die relative Position der beiden Hauptfragmente A und B zu einander wird durch einen administrativen Text auf der Rückseite bestimmt, der auf Fragment B anfängt und sich auf Fragment A fortsetzt (Barns 1956, 15, Taf. 25, Zl. 88 auf B und Zl. 89–90 auf A).
Das Fragment Ei, das aufgrund der Papyrusqualität in Bezug auf die Dicke des Materials dem letzten Blatt von Papyrus Ramesseum III ähnelt und daher von H. Ibscher diesem Papyrus zugeordnet und in Frame BM EA 10756.5 gerahmt wurde, ist der Handschrift nach zu urteilen wahrscheinlich doch Papyrus Ramesseum IV zuzuweisen (Barns 1956, 24). Die von J. W. B. Barns geäußerte Vermutung, dass Papyrus Ramesseum III und IV Teile derselben Rolle und desselben Textes seien, durch zwei verschiedene Schreiberhände kopiert (Barns 1956, 24), lässt sich nicht halten. Dagegen spricht zum einen, dass beide Papyri unterschiedliche Schreiberhände aufweisen, wie schon J. W. B. Barns bemerkt hat (Barns 1956, 24), und zum anderen, dass die Blatthöhe von Papyrus Ramesseum III auf ca. 29 cm, die von Papyrus Ramesseum IV aber nur auf ca. 25 cm rekonstruiert werden kann (Parkinson 2009, 152, Tab. 6.1).

Schrift
Hieratisch

Der Text ist in Kolumnen angeordnet, die von links nach rechts geschrieben sind, aber innerhalb der Kolumnen sind die Zeichen nach rechts orientiert. Für die einzelnen Überschriften werden Rubra verwendet. Endet ein Spruch auf ein Rubrum, so steht zur Abgrenzung zum einleitenden Rubrum des folgenden Spruches das Zeichen für grḥ:„Ende“ in schwarzer Tinte (z.B. in B14, B19, Fragm. 11). Der administrative Text auf der Rückseite ist in horizontalen Zeilen geschrieben.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Die Bearbeitung der Papyri sollte zunächst durch F. L. Griffith erfolgen, wurde dann aber an P. Newberry übergeben, der erste konservatorische Maßnahmen durchführte und erste Abschriften anfertigte (Gardiner 1955, 2; Leach 2006, 226). Auf Vermittlung A. H. Gardiners wurde die Restaurierung dann an H. Ibscher (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin) übertragen. H. Ibscher nahm nach Abschluss seiner Arbeiten die Anordnung der Papyri in Glasrahmen vor, wie sie heute noch vorliegt. Da P. Newberry kein weiteres Interesse an der philologischen Bearbeitung hatte, gingen die Papyri schließlich in den Privatbesitz von A. H. Gardiner über, den W. M. Flinders Petrie als geeignet für die Veröffentlichung ansah. A. H. Gardiner schreibt dazu: "realizing, that the cost of conservation and publication would be considerable, Petrie himself suggested that if I acquitted myself of both obligations, I could regard the papyri as my own and dispose of them as I thought best." (Gardiner 1955, 2). Um die aufwendigen Konservierungsmaßnahmen bezahlen zu können, verkaufte A. H. Gardiner 1910 das Onomastikon Papyrus Ramesseum D aus dem Konvolut an das Berliner Ägyptische Museum. Den Papyrus Ramesseum A, der die Geschichte des Beredten Bauern und den Sinuhe enthält, hatte A. H. Gardiner bereits 1906 dem Berliner Ägyptischen Museum überlassen – unter der Bedingung, dass das Museum die Kosten für die Publikation tragen würde (Leach 2006, 226). 1955 legte A. H. Gardiner eine Edition der Ramesseumspapyri in Fotografie und hieroglyphischer Transkription vor, wobei allerdings viele der kleineren Fragmente unberücksichtigt blieben. Auch verzichtete er auf eine hieroglyphische Transkription der Papyri Ramesseum I–V, da diese von J. Barns bearbeitet wurden. Dessen hieroglyphische Umsetzung und ausführliche Kommentierung dieses Teils des Konvoluts wurde 1956 publiziert (Barns 1956).
Alle weiteren Bearbeitungen der Ramesseums Papyri erfolgten auf der Basis dieser beiden Editionen von A. H. Gardiner und J. Barns, so auch die hieroglyphische Umschreibung und deutsche Übersetzung durch das Projekt "Grundriss der Medizin der alten Ägypter" inklusive grammatischer und lexikalischer Erfassung (DrogWb; MedWb; Westendorf 1962) sowie die französische Übersetzung von T. Bardinet. 2004 initiierte das Department of Ancient Egypt and Sudan des British Museum in London unter der Leitung von R. B. Parkinson ein Projekt zur Neubearbeitung und Neupublikation der Ramesseums Papyri (Parkinson, Ramesseum Papyri; Leach 2006, 225).

Editionen

- Bardinet 1995: T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l'Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire (Paris 1995), 231, 454, 466–470.

- Barns 1956: J. W. B. Barns, Five Ramesseum Papyri (Oxford 1956).

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,1. Übersetzung der medizinischen Texte (Berlin 1958), 13, 39, 53, 57–60, 80–81, 110, 113, 123, 214, 248, 254, 272, 286, 292–295, 316.

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,2. Übersetzung der medizinischen Texte. Erläuterungen (Berlin 1958).

- Gardiner 1955: A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri (Oxford 1955).

- Grapow 1958: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 23, 69, 89–91, 96–97, 99–102, 138–139, 192, 199, 216, 371, 424, 434, 467–468, 493, 502–506, 508–509, 545.

- Meyrat 2011 (unpubliziert): P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du moyen empire (Dissertation Université de Genève) (Genève 2011 (unpubliziert)).

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 11–15.

Literatur zu den Metadaten

- Downing – Parkinson 2016: M. Downing – R. B. Parkinson, The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers, The Griffith Institute Oxford. in: British Museum Studies in Ancient Egypt and Sudan 23, 35–45 (https://www.britishmuseum.org/pdf/Downing_and_Parkinson.pdf).

- Geisen 2018: C. Geisen, A Commemoration Ritual for Senwosret I. P. BM EA 10610.1–5/P. Ramesseum B (Ramesseum Dramatic Papyrus), Yale Egyptological Studies 11 (New Haven (CT) 2018).

- Gnirs 2009: A. M. Gnirs, Nilpferdstosszähne und Schlangenstäbe. Zu den magischen Geräten des so genannten Ramesseumsfundes, in: D. Kessler et al. (Hrsg.), Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard, Ägypten und Altes Testament 76 (Wiesbaden 2009), 128–156.

- Leach 2006: B. Leach, A Conservation History of the Ramesseum Papyri, in: Journal of Egyptian Archaeology 92, 2006, 225–240.

- Leblanc 2005: C. Leblanc, Recherches et travaux réalisés au Ramesseum durant la mission d’octobre 2004 à janvier 2005, in: Memnonia 16, 2005, 19–45.

- Morenz 1996: L. D. Morenz, Beiträge zur Schriftlichkeitskultur im Mittleren Reich und in der 2. Zwischenzeit, Ägypten und Altes Testament 29 (Wiesbaden 1996), 144–146.

- Nelson 2006: M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115–129.

- Nunn 1996: J. F. Nunn, Ancient Egyptian Medicine (London 1996), 39–40.

- Parkinson 1991: R. B. Parkinson, The Tale of the Eloquent Peasant (Oxford 1991), XI–XIII, XXVI–XXVIII.

- Parkinson 2009: R. B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among other Histories (Chichester 2009), 71, 139–145, 149–153.

- Parkinson, Ramesseum Papyri: R. B. Parkinson, The Ramesseum Papyri, http://www.britishmuseum.org/research/publications/online_research_catalogues/rp/the_ramesseum_papyri.aspx (10.02.2016).

- Porter – Moss 1999: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. I. The Theban Necropolis. Part 2. Royal Tombs and smaller Cemeteries, 2. Auflage (Oxford 1999), 679.

- Quibell – Paget – Pirie 1898: J. E. Quibell – R. F. E. Paget – A. A. Pirie, The Ramesseum. The Tomb of Ptah-Hetep. Egyptian Research Account 1896 (London 1898), 3–4, Taf. 1–3.

- Quirke 1990: S. G. C. Quirke, The Administration of Egypt in the Late Middle Kingdom. The Hieratic Documents (New Malden 1990), 188–189.

- Westendorf 1962: W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Gunnar Sperveslage; Dr. Katharina Stegbauer

Übersetzung und Kommentar

Fragment A

(Übersetzung: Gunnar Sperveslage)

Fall 1

[A1] [(Rezept/Heilmittel für) ... bei einem] Kind:
zꜣ-wr-Harz(?)1: (Es) werde ihm in einem Hin-Gefäß gegeben; [... ... ...]
(Es) werde veranlasst, dass er (es) trinkt.
Wenn [es] klein/gering (?) ist [... ...] Harn(?) wegen seiner Verstopfung; [... ... ...]
[...] ((gut!)) Salz, Scheiben: (Es) werde eingeweicht (?) mit Milch, [...] und/mit [...]

1 zꜣ-wr: Wörtlich: „Großer Schutz“; Wb 3, 415.21; DrogWb 420–421; Westendorf, Handbuch Medizin, 504; die Identifikation ist unsicher. Es handelt sich entweder um ein Mineral (Harris, Minerals, 179–180) oder um ein Harz (Dawson, in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 16, Aufrère, L'univers minéral, 254). Im Papyrus Berlin 3038 (Bln 63, 66, 68, 78) wird zꜣ-wr als Räuchermittel verwendet, was mit Germer, Handbuch, 106–107 für eine (wohl)riechend brennende Substanz spricht, vielleicht ein Harz. Gegen eine Deutung als pflanzliches Produkt führt Germer, Handbuch, 107 zwar an, dass zꜣ-wr nie mit einem entsprechenden Klassifikator belegt ist. Die Klassifikatoren Z8a (= N33) + Z2 entsprechen allerdings den Klassifikatoren anderer Harze, wie snṯr „Weihrauch“ und ꜥnt.w „Myrrhe“.

Fall 2

[Ein anderes Heilmittel für] das Knie:
Stroh: (Es) werde gesiebt und mit Wasser gemischt.
Das Knie werde damit verbunden. [...]

Fall 3

[..., weil] [A5] dieses groß ist.
Man bestraft die beiden zusammengehörenden Frauen, weil dieses groß ist. [...]
[Dieser Spruch werde] über dem Stiel einer Zwiebel [gesprochen], der mit Schleim durchtränkt und der nach links gedreht ist (oder: (er) werde nach links gedreht).
(Es) werde [ein Knoten] gemacht [... ...].
Wenn er (= der Knoten?) gelöst wird [... ...], dann wird er urinieren.
Wenn ⟨er⟩ (= der Knoten?) für ihn verknotet wird, so wird er (ebenfalls?) urinieren.

Fall 4

Wenn du eine Frau betrachtest, die an ihrem Bein und ihrem Fuß leidet, dann sollst du [dazu] sagen: [...]
Dann sollst du ihr [dieses] Heilmittel geben:
[... der(?)] Koloquinte/Johannisbrotfrucht, šzp.t-Teil der ḥmꜣ.yt-Hülsenfrucht:
(es) werde fein zerrieben und (es) werde gemischt mit [... ... ...].

Fall 5

Veranlassen, dass eine Frau Wasser lässt:
[... ... ...]

Fall 6

Vertreiben von Durst bei einem Kind:
[... ... ...] [A10] alles(?), was du wünschst.

Fall 7

Beseitigen der wrm.yt-Krankheit im Bauch:
Konyza(?); (es) werde gekocht [in Milch2 von ...; ... ... ...]
[...] seine Haut.
Dann soll man Haare (oder: ein Haar) daran geben.
[(es) werde ...] in/mit mrḥ.t-Öl.
Seine Stirn werde damit gesalbt.

2 Es ist möglich, dass in der Lücke nach "Milch" ein neues Rezept anfing. Westendorf, Handbuch Medizin, 144 vermutet, dass es sich vielleicht um ein Augenrezept handelt oder zu Augenrezepten überleitet (in Kol. A13).

Fall 8

[(Überschrift eines neuen Rezepts)]3:
[... ... ...] ...?...
Werde nicht müde beim zerreiben (?)4 [...];
[...] das Blut davon an seine(r) Stelle.
(Es) werde als Zauberspruch gesagt.
Die Haare (oder: Ein haar) ⟨gegen⟩ dieses! (?)

3 Westendorf, Handbuch Medizin, 144 vermutet, dass es sich vielleicht um ein Augenrezept handelt oder zu Augenrezepten überleitet (in Kol. A13). Er nimmt wegen der Wiederholung šn(j) ⟨r⟩ nn (vgl. Kol. A11 und A12), dass es sich wohl um ein k.t-Rezept handeln wird, aber die erhaltene Zeichenspur passt nicht zu k.
4 ḥḏ.t: Ein Verb oder Substantiv unklarer Bedeutung, vgl. MedWb 642. Von der Schreibung her sieht es eher wie ein Substantiv aus. Westendorf, Handbuch Medizin, 144 übersetzt als Verb „zerreiben(?)“ und verweist für diese Bedeutung auf kopt. ϩⲓⲧⲉ (Westendorf, KHWB, 395), das u.a. "reiben" bedeutet und möglichweise auf ḥḏi̯: "schädigen" und ẖti̯: "abziehen", demot. ẖyṱ: "reiben, kratzen" zurückgeht.

Fall 9

Das Anheben der Haare (= Wimpern?) im Auge:5
Fliege, [... ... ...]
Zerhacke nicht das Fundament (?) für die Flaggenmasten! Er[richte (?) ... ...]
[...] knien/zusammensinken in [...]
[...] gegen(?) uns(?) beim Weinen.

5 ṯzi̯.t šn.pl m jr.t: Ob hier Wimpern thematisiert sind, die schmerzhaft ins Auge hineingewachsen sind? Vgl. auch unten Fall 12 (pRam III A16).

Fall 10

Beseitigen einer thm-Wunde6 [A15] im Auge:
ẖpꜣ-Kügelchen des Ebenholzbaumes:
(Es) werde zerstoßen in/mit [...]

6 thm: Bezeichnung einer lochartigen Wunde; das Rezept bezieht sich daher wohl auf eine Verletzung, die in der Umgebung des Auges liegt und nicht das Auge selbst betrifft (vgl. Grundriß der Medizin IV/2, 59).

Fall 11

[... Auge (?)], indem es getrennt/gespalten ist.
Blut der Fledermaus; Blut des ḥḏr.t-Tieres.
(Es) werde in schwarze Augenschminke gegeben.
(Es) werde das Auge, wenn es krank ist, [damit] gefüllt.

Fall 12

Verhindern, dass ein Haar (Wimper?) in sein Auge [wächst]; ((Gut!))
Beseitigen/ausreißen von [...]:
Blut vom Nasennilhecht oder vom Fiederbartwels.
[(Es) werde daran (o.ä.) gegeben.]

Fall 13

Ein anderes Heilmittel.
Balg eines Reihers(?) [... ... ...]

Fall 14

[(Rezepttitel)]:
[(Drogenangabe?)] Kolloquinte.
(Es) werde in Honig zerstoßen.
(Es) werde sorgsam fein zerrieben.
(Es) werde gegeben [... ... ...].
(Es) werde fein zerrieben [... ...].
[... ...] das Mehl davon an die beiden Augen.
rd-Teil7 der Dornakazie.
(Es) werde ins Feuer gegeben, bis Rauch entsteht.
[(Es) werde ... ...] der Kopf eines Mannes, der dort Schmerzen hat.

7 rd: Es handelt sich um einen Pflanzenteil, mögl. Trieb oder Schößling (MedWb 328; Westendorf, Handbuch Medizin, 153).

Fall 15

[(Rezeptüberschrift) ...] ...?... im (?) [...].
[A20] [...] des Menschen, Urin des Menschen.
(Es) werde mit Stoff durchgeseiht und gekocht.
(Es) werde an die Außenseite der beiden Augen gegeben.

Fall 16

Und(?) [... ...] eines Sarges(?) an die [beiden] Augen [... ...] groß im [Inneren] seiner beiden Augen.
Das ist das Beseitigen der tḫn-Verletzung.

Fall 17

Beseitigen [von ... im] Auge.
[(Drogenbezeichnungen) ... ... ...].
(Es) werde an beide Augen gegeben [... ...]8 oder viele Male.

8 In der Lücke nach rḏi̯ r jr.tj ergänzt Westendorf, Handbuch Medizin, 153 „[vier Mal ?]“, aber die Lücke ist größer.

Fall 18

Ein weiteres Heilmittel:
[...], ṯꜣz-Teil9 einer Süßwassermuschel(?)10.
(Es) werde in gegorenem Pflanzenschleim zerstoßen.
(Es) werde viele Male an die Außenseite der beiden Augen gegeben.

9 Das ṯꜣz-Teil der Muschel könnte nach Dawson, in: JEA 18, 1932, 153–154 das Scharnier zwischen den beiden Muschelhälften bezeichnen; vgl. Westendorf, Handbuch Medizin, 153.
10 wḏꜥ.yt: Aufgrund des etymologischen Zusammenhanges mit wḏꜥ „trennen; teilen; richten“ vermutet Dawson, in: JEA 18, 1932, 153–154 ein zweiteiliges Element und deutet wḏꜥ.yt als Süßwassermuschel.

Fall 19

Ein weiteres Heilmittel:
[(Drogenbezeichnungen) ... ... ...]
(Es) werde fein zerrieben.
(Es) werde [mit] Stoff durchgeseiht.
(Es) werde mit Bodensatz(?) der jꜥy.t-Flüssigkeit gemischt.
(Es) werde zu einem Kügelchen gemacht.
(Es) werde an die Außenseite der beiden Augen gegeben.
Du sollst zuerst ein geglättetes Tuch oberhalb beider Augen anlegen.
Du sollst (dann) dieses Heilmittel oberhalb der beiden Augen auf diese Binde geben.
(Es) werde [damit] verbunden, [so dass er] sofort [gesund wird (?)].

Fall 20

Kühlen beider Augen ((Gut! Mache es!)):
Grüner Bernstein(?)11:
(Es) werde fein zerrieben.
(Es) werde [A25] mit Wasser gemischt.
(Es) werde an die Außenseite der beiden Augen gegeben.

11 shr.t: Dawson, in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 19 schlägt Chalcedon vor; nach Harris Minerals, 130–131 ein grüner Halbedelstein, möglicherweise Bernstein. Auch Aufrère, in: BIFAO 83, 1983, 1–17, spricht sich für Bernstein aus; Westendorf, Handbuch Medizin, 154 und 505: übersetzt fragend „[fossiles] Harz ?“.

Fall 21

Ein weiteres Heilmittel:
Kolloquinte/Johannisbrotfrucht:
(Sie) werde im Gärungsprodukt(?)12 des Honigs fein zerrieben.
(Sie) werde an die Außenseite der beiden Augen gegeben.

12 ḫpr ḏs=f: Wörtlich: „Das von selbst entstandene“, belegt in Zusammenhang mit Honig und mit Datteln bzw. Dattelsaft; nach DrogWb 394 vermutlich eine Bezeichnung für ein Gärungsprodukt.

Fall 22

Ein weiteres Heilmittel:
mjmj-Getreide(?):
(Es) werde ins Wasser gegeben.
(Es) werde nachts dem Tau ausgesetzt.
(Es) werde am frühen Morgen an beide Augen des Mannes gegeben.

Fall 23

Ein weiteres Heilmittel:
Sellerie und Hanf(?)13:
(Es) werde zerkleinert.
(Es) werde nachts dem Tau ausgesetzt.
(Es) werden am Morgen an beide Augen des Mannes damit gewaschen. ((gut!))

13 šmšm.t: Die Deutung als Hanf geht auf Dawson, in: JEA 20, 1934, 44 zurück, ist aber sehr unsicher (vgl. Germer, Handbuch, 132–133). Dawson Indiz ist ein Beleg in PT 514, wo Stricke aus der šmšm.t-Pflanze gedreht werden. Archäologisch ist Hanf bisher nicht in Ägypten belegt.

Fall 24

Beseitigen der wrm.yt-Krankheit [im Bauch von ...(?)14].
[(eine Droge?), Konyza(?)]; werde in Milch des [...]-Tieres15 gekocht.
(Es) werde von dem Mann getrunken.

14 [m ẖ.t ⸮n.t? ⸮zj?]: In der Parallelstelle in pRam III, A10 sowie in der Parallelstelle in pEbers 6.10–11 (= Eb 20) steht nur dr wrm.yt m ẖ.t, aber die roten Spuren in pRam III A26 scheinen noch 1 Quadrat länger zu sein. Unklar ist, ob vor dem nach pRam III, A10 und pEbers 6.11–12 (= Eb 20) ergänzten jnnk noch eine weitere Droge gestanden hat (so die Lücke bei Barns, Taf. 11); vielleicht fehlt nichts.
15 jrṯ.t n.t _ḥ: Die Bezeichnung des Tieres ist unklar, weil das erste Zeichen (oder die ersten 2 Zeichen) nicht identifiziert ist (siehe Barns, 19, Anm. zu Zl. 27 mit Facs.; vgl. DrogWb 613), erkennbar sind einzig als letzter Konsonant das Einkonsonantenzeichen sowie als Klassifikator das Seth-Tier. Die Parallelstelle in pRam III A10–11 (Fall 7) weist nach psi̯ eine Zerstörung auf und ist keine Hilfe. Das Tier ist noch einmal in Fragment 66 genannt, dort aber aufgrund der Zerstörung ebenfalls nicht deutbar (DrogWb 613 fragt sich, ob Fragm. 66 am Anfang von Kol. pRam III A11 zu platzieren ist; eine Untersuchung des Faserverlaufs wäre nötig, um dies zu bestätigen; die uns vom British Museum zur Verfügung gestellten Photos reichen nicht aus, würde der Hypothese aber eher widersprechen). Eb 20 (pEbers 6,10–16) nennt an dieser Stelle jḥ „Rind“.

Fall 25

Beseitigen von wḫd.w-Schmerz [...]16 (([Gut]! Mache (es)!))
[... ... ...]

16 dr wḫ[dw]: Westendorf, Handbuch Medizin, 340 ergänzt: "Beseitigen der Schmerzstoffe [in allen Körperstellen?]".

Fall 26

Wenn du den Kot17 des ḥwtj-Tieres18 nicht findest, gemacht in/als [...]
(Es) werde zur Zeit des Abends/der Abenddämmerung gekocht [... ... ...]
Das ist/bedeutet [das Beseitigen von Schmerzstoffen (?)] in jedem Körperteil.
Es ist das Töten des ḥfꜣ.t-(Band?)-Wurmes19.

17 šꜣ: Eine Bezeichnung für Exkremente in medizinischer Verwendung, die sowohl vom Menschen als auch von Tieren (Windhund in Eb 625) stammen können; das Verhältnis zur Bezeichnung ḥs für Exkremente ist unklar, vgl. DrogWb 472–473.
18 ḥw.tj: Bezeichnung eines Tieres (vgl. MedWb 591–592); der Klassifikator ist bei Barns, Five Ramesseum Papyri, Taf. 11 ungelesen; keine Wiedergabe der Passage bei Grapow, Grundriß V, 23 (Ram III, A27) oder 199 (Ram III, A28–29). Nach Westendorf, Handbuch Medizin, 340, Anm. 525 handelt es sich um ein Schwein (E12). Das Wort könnte daher mit ḥwt „Schwein“ (Meeks AL 78.2611; Andreu/Cauville, in: RdE 30, 16) identisch sein.
19 ḥfꜣ.t: In pEbers gibt es mehrere Rezepte gegen den ḥfꜣ.t-Wurm (Eb 50, 53, 55, 64–66, 68, 70), dort explizit als ḥfꜣ.t m ẖ.t bezeichnet. Entsprechend handelt es sich wohl um einen die Eingeweide befallenden Bandwurm; vgl. MedWb 594–595; Westendorf, Handbuch Medizin, 340.

Fall 27

Was man in einem Fall von schwierigem Ausscheiden aus dem After eines Mannes macht:
Kerne(?)20 der Dattel: 1/[...]21 (Quantität) [... ... ...]
[A30] [(Es) werde] zu sš.w-Brot(?)22 [gemacht].
(Es) werde von dem Mann gegessen.
(Es) werde mit ḫmt-nj23 von [süß]em Bier hinuntergeschluckt.

20 [jn]j.t n.t bnr: Ein Pflanzenbestandteil, der sowohl von der Dattel als auch von Flachs belegt ist. Nach DrogWb 36 handelt es sich um die Kerne der Dattel und den Samen des Flachses.
21 : In der Wiedergabe bei Barns, Five Ramesseum Papyri Taf. 11 steht ein rotes r. Sowohl Barns als auch Grundriß der Medizin IV/2, 109 erkennen hier eine Quantenangabe zur Droge, es muss also eine Bruchzahl rekonstruiert werden.
22 sš.w: Der Klassifikator weist auf das Wort sš.w „Metallscheibe“; der folgende Kotext (wnm, sꜥm) lässt dagegen eher an das sš.w-Brot denken; vgl. Grundriß der Medizin IV/2, 109; Westendorf, Handbuch Medizin, 218.
23 ḫmt-nj: Der Ausdruck bezeichnet „das auf ein Drittel Biergehalt mit Wasser verdünnte Bier“ (Grundriß der Medizin IV/2, 109), also einen Verdünnungsgrad des Bieres. Außer bei Bier ist der Ausdruck auch bei der mstꜣ-Flüssigkeit belegt.

Fall 28

Regeln des Harnes:
Inneres [... ... ...] (Schilf-)rohr24
(Es) werde in einem Napf(maß?)25 (voll) geronnenem Bier zerrieben.
(Es) werde geglättet.
(Es) werde vom Mann getrunken.
(Es) werde gegeben (?)26 [...]

24 [...] nbj.t: In der Textparallele Eb 272bis (= pEbers, Kol. 49.19) steht ꜣgg.t wnn.t m nbj.t: "Mark, das existiert im Rohr", weshalb dieses hier von Barns, Five Ramesseum Papyri, 20 (ꜣgg.t n.t nbj.t o.ä.: "[Pith of] a reed") und Westendorf, Handbuch Medizin, 444 ergänzt wird.
25 ḫꜣ.wj: Die Textparallele in Eb 272bis (= pEbers, Kol. 49.19–20) hat sjnw ḥr-qd ḥr ḥ(n)q.t nḏm.t ḫꜣ.w m bꜣg. Ob der Ausdruck eine Maßangabe meint, welche die Menge des zu verwendenden Bieres bezeichnet (Barns, Five Ramesseum Papyri, 20: "[Pith of] a reed reduced to paste with a ḫꜣwy-bowl of thick beer") oder das Gefäß, in dem das Mittel hergestellt wird (MedWb, 648; Bardinet, Papyrus médicaux, 293; Westendorf, Handbuch Medizin, 444, 598: "werde verrieben in einer Schale (mit) geronnenem Bier"), ist unsicher. Pommerening, Hohlmaße, 200 sieht in ḫꜣ.wj das ḫꜣwj-Getränk (DrogWb 390), das auch in Kah 11 als Trankmittel verabreicht wird und wobei es sich vermutlich um eine Art süßlich schmeckenden Sirup o.ä. handelt, da ein Beleg in pAnastasi III Rto 3.6 (Loblied auf Piramesse) von ḫꜣwj sagt, es habe den Geschmack von jnw-Früchten und übertreffe den Honig. Eine Auffassung als Endprodukt oder Bestandteil der Rezeptherstellung ließe aber vor ḫꜣ.wj eine Präposition erwarten, so dass eher von einer Maßangabe ausgegangen werden kann.
26 Die Lesung als di̯di̯[.tw] ist nicht sicher. Westendorf, Handbuch Medizin, 444 rekonstruiert analog zu Eb 272bis (= pEbers Kol. 49.20–21: ḏi̯di̯.tw n ẖrd m hnw): “[dem Kind (aber)] möge [man es] geben [in einem Hin-Maß]“.

Fall 29

[Spruch (?) ... ...], das müde (?) vom Gehen ist.27 ((gut!))
Mir gehören die besten Erzeugnisse des Fremdlandes, bestehend aus [...] bestimmen(?) für euch [...]
[...] an der östlichen Seite von (der Region namens) Utenet28.
O Pavian, ich werde nicht müde ...?... [... ... ...]

27 [...] wrḏ.t m jri̯.t šmi̯.t: Barns, Five Ramesseum Papyri, 20 fragt sich, ob man ergänzen könnte: "[charm for a stomach?] which is faint from travelling." Wegen der Femininendung in wrḏ.t müsste eine feminine Körperteilbezeichnung in der Lücke stehen. MedWb 1, 201 mit Anm. 2 fragt sich, ob vom "Schritt" des Herzens gesprochen wird, von dem "müde sein" belegt ist; wrḏ.t ist dann Subst. fem. "Müdigkeit". Westendorf, Handbuch Medizin, 410 schlägt als Ergänzung vor: "Spruch (?), um zu verhindern (?)] Müdigkeit infolge des Gehens."
28 Wtn.t: Bezeichnung einer Region des Weihrauchlandes Punt; Edel, SAK 4, 1976, 92. Nach Westendorf, Handbuch Medizin, 410, Anm. 665 „ein Land im Südosten der Welt, das als Herkunftsland der Sonne gilt“; dagegen Aufrère, L’univers minéral, 757: „la région élevée“.

Fragment B

Übersetzung und Kommentierung von Fall 30-42: Gunnar Sperveslage. Zu Fall 43-44 s. die individuellen Angaben.

Fall 30

[B1] [... ... ...] auf/über Leber, es triumphiert (?) die wfꜣ-Lunge über (?) die Milz, Eingeweide [... ... ...]

Fall 31

Beseitigen von „Hunger der beiden Knie“1: ((Gut!))
Eingeweide des Nilbarsches:
(Es) werde daran gegeben.
ꜥpnn.t-Tier, geteilt in zwei Hälften:
(Es) werde daran gegeben.
(Es) werde damit verbunden.
Gallenblase2 eines Rindes, sḥjḥ.t-Vogel3:
(Es) werde zerkleinert.
(Es) werde [damit] verbunden [... ... ...]

1 "Hunger der beiden Knie": Ein bildlicher Ausdruck für eine Erkrankung der Knie (vgl. MedWb 637); Bedeutung unklar; Westendorf, Handbuch Medizin, 225 denkt an „die ausgemergelten, am Boden hockenden Gestalten während der Hungerperioden“, wie sie an den Aufwegen zu den Pyramiden von Unas und Sahure bezeugt sind, was aber kaum zutreffen wird. Denkbar wäre vielleicht eine Wachstumsstörung oder eine dem Restless-Legs-Syndrom vergleichbare Krankheitserscheinung.
2 wdd: Bezeichnung der Gallenblase; wird in den medizinischen Texten von mehreren Tieren (Rind, Schwein, Ziege, Schildkröte, wjꜣ.t-Vogel) genannt und in Verbänden, in Salbmitteln und Augenmitteln verwendet (DrogWb 145–146). In Eb 113 = Eb 117 wechselt wdd mit dem ebenfalls für die Gallenblase belegten Wort bnf (DrogWb 170–171). Der Begriff sḫ.w tritt dagegen in den medizinischen Texten nicht auf (Grapow, Anatomie, 13), so dass wdd ein medizinischer Fachterminus zu sein scheint.
3 sḥjḥ.t: Nach dem Klassifikator ein Vogel, möglicherweise auch ein Insekt, nur in pRam III B2 und Eb 606 belegt und jeweils in Verbänden verwendet. Barns, Five Ramesseum Papyri, 20 verweist auf den in Beni Hasan, Grab 15 (Newberry, Beni Hasan II, Taf. 4) belegten Vogel ḥḥ.t (Wb 4, 220.19), der möglichweise als Teichhuhn zu deuten ist (Davies in: JEA 35, 1949, 15). DrogWb 439 schließt diese Deutung aus, da in den Rezepten der ganze Vogel verarbeitet wird und es sich daher um einen kleinen Vogel handeln müsse. Ob etymologisch mit sḥjḥj „umherstreifen“ (Wb 4, 220.20; WCN 141020) zusammenhängend?

Fall 32

Töten des fnṯ-Wurmes durch ein Heilmittel.
njꜣjꜣ-Pflanze: Werde zerkleinert.
(Es) werde mit Stoff gesiebt.
(Es) werde an [...] eines Mannes gegeben,4 der an [...] leidet.

4 m ___ n(.j) z: Westendorf, Handbuch Medizin, 401 ergänzt und übersetzt: „werde an ⟨den Nagel (jb) ?⟩ des Mannes gegeben“, da es sich bei dem fnṯ-Wurm nach den Belegen in pBerlin 3038 und pHearst offenbar um eine Nagel-Erkrankung handelt (Bln 19: „Herausholen des fnṯ-Wurmes aus jedwedem Nagel“; H 196: „Herausholen des fnṯ-Wurmes aus dem Finger (oder) der Zehe“). Welches Wort Westendorf mit „jb“ meint ist unklar, nach Bln 19 wäre eher ꜥn.t (Wb 1, 188.1–7) zu erwarten.

Fall 33

[(Titel des Falles) ...]
Zwiebeln: werden zerkleinert.
Erbse(?) ...?...5 kꜣkꜣ-Pflanze [... ... ...]
[B5] [... ... ...], bis seine Flüssigkeit kommt.6

5 Nach tḥwꜣ folgen mehrere nicht lesbare Zeichen. Hier folgt entweder eine Angabe, wie die Erbse(?) zuzubereiten ist, oder die Bezeichnung eines Teils der kꜣkꜣ-Pflanze. Westendorf, Handbuch Medizin, 410 liest die unklaren Zeichen analog zu pRam III A28 als E12 (Schwein) und übersetzt: wꜥḥ-ḥwtj.wj „Erdmandeln (?) des Schweine-Paares“. Statt der Pluralstriche am Wortende könnte man auch n(.j) lesen.
6 [...] r jwi̯ mw=f: In der Lücke zum vorhergehenden Satz fehlt eine halbe Kolumne; die Zugehörigkeit zu diesem Rezept ist daher nicht sicher.

Fall 34

Heilen einer Verbrennung.
Wachs: Werde ausgeglüht7 [...]

7 snwḫ: Das Verb bezeichnet nach Verhoeven, Grillen, 181–189 eine Methode, etwas bei trockener Hitze vollständig auszuglühen, bis die Substanz eine Art Pulver ergibt. Westendorf, Handbuch Medizin, 248 übersetzt entsprechend „werde zu Asche erhitzt“.

Fall 35

[... ... ...] ein wenig von der sw.t-Binse8: Werde auf der Hand entzündet, bis die Asche davon herunter fällt [...]
[...]9 zermahlen (?)10 im Mörser.
(Es) werde oben auf den Ofen der Töpfer gegeben. ((gut!)) [... ... ...]
(Es) werde damit verbunden.

8 sw.t ist hier mit dem Zeichen M26 (šmꜥ) geschrieben. Barns hat darüber das Genitiv-n vergessen (vgl. Photo bei Gardiner, Ramesseum Papyri, Taf. 7).
9 In der Lücke zum vorhergehenden Satz fehlt eine halbe Kolumne; die Zugehörigkeit zu diesem Rezept ist daher nicht sicher. Grundriß V, 545 und Westendorf, Handbuch Medizin, 410–411 überspringen die ganze obere Hälfte von Kol. B7.
10
=k ꜣr: Barns, Five Ramesseum Papyri, 20 (Anm. zu Zl. 3) und 21 fragt sich, ob ꜣr ein Verb ist, das Simplex des Kausativums sꜣr (vgl. MedWb 2, 710 s.v. sꜣr; es gibt kein Lemma ꜣr in MedWb 1). Ist es dasselbe verb wie ꜣr/ꜣjr: "verdrängen, bedrängen"? Die Bedeutung "zermahlen(?)" ist aus dem Kontext mit dem Mörser erraten. Eventuell ist das darüber stehende k auch noch Teil des Wortes, aber vgl. Kol. B7: rḏi̯.ḫr=k.

Fall 36

Beseitigen von [...]11 ((Gut!))
Ziegen(?)-Emmer12 (oder: Emmer und ꜥnḫ.t ?): werde ausgeglüht13 und in sfṯ-Öl ⟨gegeben⟩.
(Es) werde ihm gegeben, damit er gesund werde.

11 dr n[...]: Westendorf, Handbuch Medizin, 411, Anm. 670 fragt sich, ob dr [wꜥjw n tpꜣw] ergänzt werden kann (etwa "Beseitigen einer einzelnen tpꜣ-Blase"), ähnlich wie in Kol. B8–10 dr tpꜣw (Kol. B8) und wꜥ n.j tpꜣ (Kol. B9). Aber die Lücke scheint für diese Ergänzung zu kurz zu sein und sie ist nicht mit dem Anfangs-n vereinbar (es ist kein wꜥ-Zeichen und gewiss auch nicht der Arm , den Barns, Five Ramesseum Papyri, Taf. 12, Anm. 7b ebenfalls für möglich erachtet).
12 bd.t ꜥnḫ.t: Die Schreibung von ꜥnḫ.t deutet wegen des Klassifikators F28 auf das Wort für „Ziege; Kleinvieh; etc.“ (Wb 1, 205.11–12). Dawson, in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 21, hält allerdings eine besondere Unterart des Emmer für wahrscheinlich (“goat’s emmer”); eine Verschreibung für “frischen (lit.: lebenden) Emmer”, bei der der Klassifikator F29 fälschlich gesetzt ist, schließt er dagegen aus. Nach DrogWb 187 könnte ꜥnḫ.t aber auch eine sonst nicht weiter bezeugte Getreideart sein. Es könnte allerdings auch eine Verschreibung für die ꜥnḫ-jm.j-Pflanze (DrogWb 98; Germer, Handbuch, 42–43) vorliegen.
13 snwḫ: Das Verb bezeichnet nach Verhoeven, Grillen, 181–189 eine Methode, etwas bei trockener Hitze vollständig auszuglühen, bis die Substanz eine Art Pulver ergibt. Westendorf, Handbuch Medizin, 248 übersetzt entsprechend „werde zu Asche erhitzt“.

Fall 37

Beseitigen der tpꜣ.w-Krankheit [...].
ꜥpnn.t-Tier: Werde geteilt, werde ausgeglüht und in mrḥ.t-Öl (gegeben).
Dann sollst du ein wenig davon an einen der tpꜣ-Kopfteile geben.
Wenn sein Fleisch dadurch heiß wird, so wende [es] nicht bei ihm an.
Wenn [sein Fleisch] dadurch nicht [heiß wird], so salbe viele [Male], [B10] nachdem er am frühen Morgen beräuchert wurde.

Fall 38

Beseitigen einer srf.t-Hautentzündung.
Früchte der dḥꜥꜥ(?)-Pflanze14:
(Es) werde davon gegeben [...] in ihren Saft (?).15
(Es) werde an die srf.t-Hautentzündung gegeben.

14 dḥꜥḥr.t: Die Textstelle ist verderbt; möglicherweise ist die dḥꜥꜥ-Pflanze (DrogWb 579) zu lesen (vgl. Barns, Five Ramesseum Papyri, 21; Westendorf, Handbuch Medizin, 317, Anm. 477), die in pBerlin 3038 (Bln 80) in einem Salbmittel gegen die šmm.t-Entzündung verwendet wird. Links der Kolumne befindet sich neben dḥꜥḥr.t ein unklares Zeichen, das eventuell ein Korrekturvermerk sein könnte.
15 rḏi̯ jm=f ...: Lesung unsicher; vgl. Barns, Five Ramesseum Papyri, 21: „Some of it is to be put ... with its juice (?)” sowie Westendorf, Handbuch Medizin, 317: “werde davon [...] gegeben auf ihren (der Pflanze) Saft“.

Fall 39

Veranlassen, dass ein Kind (die Brust) annimmt, wenn es nicht saugt. ((Gut! Mache (es)!))
Schlucke!, sprach Horus.
Kaue!, sprach Seth.
Schließlich ist dir D[urst] (?)16 gegeben worden [... ... ...]

16 j[b.t]: "Durst": Die Rekonstruktion folgt dem Vorschlag von Barns, Five Ramesseum Papyri, 21. Allerdings steht das Schilfblatt von jb.t in Kol. A9, B14, B15, B16 und B17 jedesmal in einer Gruppe mit b.t, so dass die Rekonstruktion fraglich bleiben muss. Vgl. auch Westendorf, Handbuch Medizin, 441.

Fall 40

[... ...] bei einem Kind oder bei einem Mann:
Salz; Splitter(?)17 von(?) [... ... ...]
O du, der die Stricke vor sich sucht, lasse nicht zu, dass ich ängstlich werde (lit: Lasse nicht zu, dass dieses mein jb-Herz kurz wird und dass dieses mein ḥꜣ.tj-Herz kurz wird.). [... ... ...]
[... ... ...]; (es) werde nach links gedreht.
(Es) werde mit Pflanzenschleim befeuchtet.
(Es) werde ein Knoten hinein gemacht.
(Es) werde dem Kind oder dem Großen
18 gegeben.
Ende.

17 wš.t: Diese Stelle ist in DrogWb 143 ohne Deutungsvorschlag aufgenommen; ob ein Zusammenhang mit dem Wort wš.t „(Kochen-)splitter“ (Wb 1, 368.17, MedWb 222) besteht, ist unklar, da die folgende Passage nicht erhalten ist. Auf wš.t scheint das Zeichen D40 (sog. schlagender Arm) zu folgen, was hier, wie gelegentlich in pRam III, eine Verschreibung für das Einkonsonantenzeichen (D36) sein könnte.
18 wr: Das wr könnte ein Rückbezug auf die Überschrift sein und als Austausch für das dort genannte z „Mann“ stehen. Unklar ist, ob ein Erwachsener gemeint ist oder vielleicht ein großes, d.h. beinahe erwachsenes Kind, also ein Jugendlicher (vgl. Grundriß der Medizin IV/2, 225; Westendorf, Handbuch Medizin, 440, Anm. 790).

Fall 41

Löschen des Durstes eines Kindes.
Dein Hunger werde fortgenommen durch [(den Gott) ...].
[B15] Dein Durst werde durch (den Gott) Ꜣgb-wr („Die große Flut“) zum Himmel des (?) pḫ-Vogels19 [fortgenommen].
Dein Durst ist in meiner Faust.
Dein Hunger ist in meinem Griff.
[... ...] Hesat: Ihre Brust ist in deinem Mund.
Dein Mund ist der Mund des ḫbs-Vogels über dem Ausfluss(?) des Osiris20.
Du isst deinen Hunger nicht.
[Du] trinkst [deinen Durst] nicht.
Deine Kehle verursacht keine Taubheit/Unempfindlichkeit(?)21.
Der Mann spreche diesen Spruch über einem Teig(?) aus Erde(?)22.
(Es) werde auf Leinen von [...] gegeben [...]
(Es) werde zu [...]
23 gemacht [...]
[... ... ...] wahrhaftig.
24
Ende/Pause.

19 pḫ: Aufgrund des Klassifikators ein Vogel; möglicherweise identisch pḫ.t (Wb 1, 542.6: "Art Ente oder kleine Gans"). MedWb 282 bietet keinen Deutungsvorschlag; nach Westendorf, Handbuch Medizin, 440 eventuell eine Ente o.ä. Borghouts, Mag. Texts, 106, Anm. 171 fragt sich, ob das Kind gemeint ist und er übersetzt: "your thirst [is taken away] by the Great Abundance to heaven, oh pḫ-bird! Borghouts nimtt damit einen Vorschlag von Barns, Five Ramesseum Papyri, 22 auf, der mit "O pḫ-goose" als Anrufung, einen neuen Satz anfängt.
20 rwy.t des Osiris: Eine Bezeichnung, die auch in pEbers (Eb 757) belegt ist und dort einen inneren Körperteil betrifft (pẖr.t n.t srwḫ gs wnm.j m rwy.t); nach MedWb 525 eine Bezeichnung für einen Ausfluss (mit Fragezeichen). Barns, Five Ramesseum Papyri, 21, Anm. zu B16 denkt, dass (hierat.) rwy.t = (dem.) ry.t = rḏww: "Ausfluß". Miller/Ritner, in: GM 141, 1994, 71–76 denken dagegen an eine Krankheiterscheinung in Bezug auf die Galle, vielleicht Schmerzen infolge von Gallensteinen.
21 hwhy.t: Barns, Five Ramesseum Papyri, 22 und MedWb 573 sehen, v.a. aufgrund des Klassifikators, einen Zusammenhang mit hhy.t (Wb 2, 502.11), das in einem Rezept in Bln 70 als Erkrankung des Ohres, möglicherweise Gehörstörung oder Taubheit, belegt ist. Grundriß der Medizin IV/1, 292 und MedWb 573 übersetzt daher „Unempfindlichkeit“. Die Bedeutung an dieser Stelle ist unklar. Ist gemeint, dass die Kehle nicht durch laute Stimme Taubheit in den Ohren anderer verursacht oder dass in der Kehle kein Taubheitsgefühl/keine Betäubung entsteht? Die Übersetzung von Borghouts, Mag. Texts, 44 “your throat will not become hoarse” interpretiert die Textstelle offenbar entsprechend der zweiten Möglichkeit. Barns, Taf. 17 hat das t vergessen, weshalb in MedWb 573 hhy.t und hwhy getrennt worden sind.
22 šd n.j sꜣt: "Teig(?) aus Erde(?)". Die Bedeutung ist unsicher. Barns, Five Ramesseum Papyri, 22 liest “šd(?) n sꜣt(w)“: „clod of earth?“, gefolgt von Borghouts, Mag. Texts, 44. MedWb 713 gibt keinen Übersetzungsvorschlag für sꜣt. Aufgrund der Schreibung und des Klassifikators liegt vermutlich das Wort zꜣṯ.w „Erdboden, Erde“ (Wb 3, 423.7–424.12) vor. šd ist mit MedWb 873 wohl mit šḏ.t „Teig“ (Wb 4, 569.5–7) zu verbinden, aber unsicher, da der Klassifikator nicht erhalten ist. Allerdings bezeichnet šḏ.t sonst einen Teig beim Brotbacken. Westendorf, Handbuch Medizin, 440 hat "Schutt (?) (šdj.t) von Mauerwerk (sꜣ.t)".
23 ḥ_z_]: Borghouts, Mag. Texts, 44 liest "m[ucus (?)]", aber ḥzꜣ wird in pRam III, A6, A22 und in pRam IV, C4 und C7 jedes Mal anders geschrieben.
24 Kolumne B18 ist bis auf wenige Zeichenreste im oberen Drittel sowie unten vollständig verloren. Die erhaltenen Zeichenreste sind in roter Tinte ausgeführt. Unklar ist, ob die Anweisungen zur Ausführung des magischen Spruches, d.h. das Rubrum in Kolumne B17, fortgeführt wurde oder ob der Spruch irgendwo zwischen dem Ende von B17 und dem Ende von B18 mit einem grḥ in schwarzer Tinte endete und ein neuer Spruch mit einem Rubrum eingeleitet wurde. Ebenso ist unklar, ob der Beginn von Kolumne B19 zugehörig ist oder das Ende eines zweiten Spruches darstellt.

Fall 42

Beseitigen des Durstes [eines Mannes] (oder) eines Kindes:
[... ...], (es) werde nachts im Wasser gelassen.
(Es) werde am frühen Morgen herausgenommen.
(Es) werde zerstoßen und mit einem T[uch] gefiltert.
[B20] (Es) werde ihm in einem Hin-Gefäß gegeben.

Fall 43

Übersetzung Katharina Stegbauer.

Die bꜥꜥ-Krankheit25 vertreiben:
Was als Zauberspruch gesagt wird, ist: „Komm [doch zu mir ...,]26 [Nut], gegeben an [... ... ...]27. [B21] Ich weiß es nicht. Sage doch nicht meinen Namen! Seine Annehmlichkeit (?) schützt (?)28 vor (?) allen ⟨Dingen⟩ wegen Horus, meinem ält⟨esten⟩ Sohn, der zu bꜥꜥ spricht:29 „Hüte30 dich [... ... ...]!“ Eine Not / Ein Bedürfnis (?) ist dieses.31 Ein Zumessen (?)32 der Ration (?; wörtl.: dessen, was den Mund füllt) ist dieses. Die, die kommt (oder: das, was kommt) (?), sie/es vertreibt des Gekommenen (?). Vertrieben wird ihr der Hunger (?).
[…]
[Dieser Spruch werde gesprochen über ...] von Dornakazie, zusammengedreht nach links; werde dem Kind an seinen Hals gegeben.
Es ist die Abwehr des bꜥꜥ [für/von ...]33.

25 (L. Popko) bꜥꜥ: Eine unbekannte Krankheit; nur in pRamesseum III und einmal in den Zaubersprüchen für Mutter und Kind belegt. Es scheint sich um eine Kinderkrankheit zu handeln, und nach Ram III B25 wird sie vom Kind aus der Mutterbrust eingesogen. MedWb 1, 245 schlägt daher vor, es mit dem Verb bꜥꜥ: „trinken (vom Blut)“ (Wb 1, 446,13) zu verbinden. Dieses ist bislang jedoch nur einmal, in Edfu, belegt und wird von Wb 1, 446,13 als vermutliche Variante oder Fehler für bꜥbꜥ: „trinken“ (Wb 1, 447.1-4) angesehen. Ebenso dann, ohne die sich durch die abweichende Schreibung ergebende andere Transkription überhaupt zu kommentieren, Wilson, Ptol. Lexikon, 311. Wilson gibt allerdings als Übersetzung für bꜥbꜥ „‚to bathe‘ in the blood of the foes“ an (vgl. dazu auch den Kommentar von A. Blöbaum zu pBrooklyn 47.218.49, Spruch C, Anm. 13 [letzter Zugriff: 14.04.2020]). Diese abweichende Bedeutung wäre bei einer Verbindung mit der Krankheit bꜥꜥ zusätzlich bei einer Bedeutungsfindung zu berücksichtigen. Auch Borghouts, Mag. Texts, 106, Anm. 168 weist bezüglich der Krankheit auf das Verb bꜥꜥ hin. Er vermutet zwar zurückhaltender zunächst nur „a pun“ mit diesem Verb, überlegt aber aufgrund dessen, ob die Krankheit bzw. der Krankheitsdämon „a kind of vampire“ sein könne. Letzten Endes zieht er demzufolge ebenfalls in Betracht, dass beide Wörter derselben Wortfamilie angehören. In dem unlesbaren Klassifikator der Krankheit in pRamesseum III – in Mutter und Kind ist das Wort mit Buchrolle und Pluralstrichen klassifiziert –Borghouts, a.a.O. vermutet einen hieratischen Vogelkopf. Der darauf aufbauende Verweis von Westendorf, Handbuch Medizin, 441, Anm. 793 auf konkret Möller, Paläographie I, Nr. 208 ist allerdings missverständlich und zielt nur auf die generelle Form des Hieratogramms, nicht auf die Gleichsetzung mit dem Kopf eines Vogels, denn Möller Nr. 208 ist Gardiner Sign-list G29, der Bꜣ-Vogel.
26 (P. Dils) mj r=[k n=j]: eine alternative Ergänzung ist "komme zu/gegen [...], (oh) Nut"; vgl. B26-27: mj r rmṯ ḥnꜥ=j mw.t=j: "Komme zum/gegen den Menschen mit mir, (oh) meine Mutter!"
27 (L. Popko) Zu dieser Satzkonstruktion vgl. Peust, in: ZÄS 135, 2008, 80. Im Grunde wäre bei dieser Konstruktion die gesamte wörtliche Rede semantisches Objekt von ḏd.t. Wo diese Rede genau endet, ist aufgrund der Zerstörungen unklar.
28 (P. Dils) ḥm: Barns, Five Ramesseum Papyri, 39 trägt ḥm in seinem Index als Partikel ein (ebenso MedWb 597). MedWb 597 listet aber auch ein Verb ḥm: "schützen (?)" auf und verweist auf ḥmi̯: "zurückweichen" sowie auf nḥm: "schützen".
29 (P. Dils) ḥm nḏm=f ...: Westendorf, Handbuch Medizin, 441 übersetzt diesen problematischen Satz ganz anders: "Sorge (?), daß er (der Name?) angenehm ist ⟨in allem [was getan wird ?] für Horus, ihren Sohn⟩ im Sagen (?) zu der bꜥꜥ-Krankheit: 'Hüte dich [...]!'". Die Interpretation von Westendorf setzt eine Transkription ⸮ḥm? nḏm=f m ⟨jri̯.t⟩ nb.t n Ḥr.w zꜣ=s m ḏd n bꜥꜥ zꜣu̯ [...] voraus.
30 (P. Dils) zꜣu̯: MedWb 2, 1029 läßt das Verb unübersetzt, aber verweist auf sꜣw: "schleichen" als Tätigkeit von Krankheiten. Westendorf, Handbuch Medizin, 441 hat "Hüte dich ...!"
31 (L. Popko) So die Satzaufteilung und die Übersetzung mit Westendorf, Handbuch Medizin, 441: „⟨Not/Bedürfnis ist dieses. Zumessen der Ration (‚Was den Mund füllt‘) ist dieses. Die da kommt, sie vertreibt den Gekommenen⟩, sie vertreibt hiermit (auch) den Hunger [...]“ (mit spitzen Klammern markiert er Unsicheres, nicht Ergänztes, vgl. a.a.O., 759). Alles ist fraglich. Stegbauer hatte in ihrer TLA-Übersetzung (15. Aktualisierung vom 31. Oktober 2014) eine andere Satzaufteilung vorgeschlagen: [ḏ]ꜣr nn ḫꜣ | mḥ rʾ nn jy.t | dr ⟨n⟩=s jy dr n=s ḥqr: „Bedürfnis ist ḫꜣ; die Sättigung ist, was kommt (?) / Kommen. Vertrieben wird ⟨für⟩ sie der Kommende; vertrieben wird ihr der Hunger (?).“ Das scheint allerdings nicht möglich, weil nn zwar als Zweitnomen eines Substantivalsatzes gebraucht werden kann, jedoch bislang anscheinend nicht, wie es ihre Übersetzung erfordert, als Kopula eines dreigliedrigen Nominalsatzes. jy.t dr=s jy: Ob bei jy.t ein Anklang an das mit dem schlechten Vogel klassifizierte jy.t: „das Kommende, das Unglück“ (Wb 1, 38.9-10) intendiert ist? Könnte man diesen Satz etwa im Sinne von „Das Unglück, es möge den ereilen, der (scil.: feindlich) kommt“ verstehen?
32 (P. Dils) ḫꜣ: Ist von Barns, Five Ramesseum Papyri, 39 im Index ohne Übersetzung und ohne Angabe einer Wortkategorie eingeordnet. Westendorf, Handbuch Medizin, 441 denkt an das Verb ḫꜣi̯: "messen; untersuchen".
33 (L. Popko) Nach der derzeitigen Montage der Papyri befindet sich zwischen dem pw und dem folgenden, neuen Textabschnitt eine kurze Lücke, die für eigentlich kaum mehr als ein einziges Wort reicht. Barns, Five Ramesseum Papyri, Taf. 13 deutet an, dass diese Lücke noch Teil des Rubrums war, und tatsächlich sind auf dem Foto direkt an der Abbruchkante des Fragments über dem jnk des folgenden Textteiles noch winzige rötliche Spuren erhalten. Da aber der Spruch von B20-B23 mit einem Rubrum endet, kann dieses heute zerstörte, aber ebenfalls rubrizierte Wort allerdings nicht die Überschrift des folgenden Abschnitts sein – nicht einmal dann, wenn sie aufgrund der Kürze der Lücke aus einem einfachen k.t: „ein Anderes“ bestünde. Denn in den einzigen anderen klaren Fällen dieses Papyrus, wo ein Abschnitt mit einem Rubrum endet und der folgende mit einem Rubrum beginnt, sind diese beiden Rubra durch ein schwarzes grḥ: „Pause“ voneinander getrennt (Fall 40 >> Fall 41; Fall 41 >> Fall 42). Grundriß der Medizin V, 504 deutet einerseits an, dass pw hier mit einem Wachtelküken geschrieben war, andererseits, dass der zerstörte Anfang des folgenden Abschnitts rubriziert war. Das spiegelt sich auch im Grundriß der Medizin IV/1, 293 wider, der den Abschnitt B20-23 endet mit einem zerstörungsfreien „Das ist ein Beseitigen der bꜥꜥ-Krankheit.“, und den folgenden Textteil mit einer Zerstörung beginnt. Das wird übernommen von Westendorf, Handbuch Medizin, 441 und Strouhal/Vachala/Vymazalová, Medicine of the Ancient Egyptians 1, 113. Obwohl unkommentiert, wird man auch die Positionierung der Lückenangabe bei Bardinet, Papyrus médicaux, 470 so verstehen dürfen. Westendorf bietet als Ergänzung der Lücke noch konkret an: „[Eine andere Beschwörung].“ als Überschrift des folgenden Abschnitts. Allerdings kann dieser Rekonstruktionsvorschlag des Grundrisses der Medizin und der darauf basierenden Übersetzungen nicht stimmen. Denn erstens wird pw in pRamesseum III sonst mit der abgekürzten Form des hieratischen Wachtelkükens alias der w-Schleife geschrieben und nicht mit dem Wachtelküken. Und zweitens hätte der Schreiber vermutlich, wie erwähnt, ein schwarzes grḥ eingeschoben, wenn das Endrubrum von B20-B23 auf das Anfangsrubrum von B23-B33 gestoßen wäre, und dafür reicht der Platz bei der momentan Positionierung der Fragmente nicht aus.

Fall 44

Übersetzung K. Stegbauer.

"Ich34 bin es, die herauskam aus den Deltasümpfen", sprach Isis, die Göttin. "Ich schlug meine Schläfe, ich zerraufte (?)35 meine Frisur, denn ich fand meinen Sohn Horus, sein Herz war matt, [seine] Lippe[n] [B25] grünlich, seine Knie schwach, weil er den bꜥꜥ, der in meiner Brust war, eingesogen hatte, und die Bitterkeit36 meiner Brust!"
"Sitz [---] Isis"37, sprach Horus. "Mögest du ausfließen, böser bꜥꜥ, in diesem deinem Namen bꜥꜥ, der das Herz herausreißt und die Knie dessen schwächt, in dem er verweilte. Komm mit mir gegen den 'Menschen', meine Mutter," sprach Horus. "Schwester meiner Mutter, Nephthys, zu dem Ort, ⟨an⟩ dem die Ammen sind, die Ammen der Nut, damit sie uns verraten, was sie machten für ihre Kinder.  Ach, lasst uns etwas davon für unsere Kinder tun," [---]
[--- --- ---]38
[---] [B30] Isis, die Göttin, zusammen mit Nephthys:39
"Ich kam wegen meines Sohnes Horus, sein Herz ist matt, [seine] Kn[ie sind müde, --- den bꜥꜥ, der in] meiner Brust ist, (und) die Bitterkeit, die sich in meiner(?) Brust befindet40. Seine Schutzamulette: So verschließe man (sie) mit 7 Flachsfasern, werde gesponnen und mit der Spindel verzwirnt41, durch diejenige, die eine Geburt hinter sich gebracht hat."
Dann werde eine Schwalbe geholt, die sich (noch) im Nest befindet; man schminke ⟨___⟩ mit [...] (und) schwarzer Augenschminke [---] dieses Kind und seine Mutter. Dann gehört sein bꜥꜥ der Schwalbe.
Dieser Spruch werde gesprochen über 7 Flachsfasern, gesponnen und mit der Spindel verzwirnt, durch die, die eine Geburt hinter sich gebracht hat. Es sollen 7 Knoten hineingemacht werden; werde dem Kind an seinen Hals gegeben. Und dann hole man eine Schwalbe ...?...42 auf ihren Schnabel [---]

34 (L. Popko) [jn]k: Sic, dieser Textabschnitt scheint ohne weitere Überschrift zu beginnen. Die von Grundriß der Medizin V, 504 und allen darauf aufbauenden Übersetzungen rekonstruierte kurze Lücke dürfte nach der derzeitigen Montage der Fragmente eher zum Ende des vorigen Textabschnitts gehören, als dass sie eine Überschrift dieses Textabschnitts enthielt. S. auch den Kommentar dort.
35 (P. Dils) nḫꜣḫꜣḫ/nḫꜣḫꜣ: Verbum mit unsicherer Bedeutung. Barns, Five Ramesseum Papyri, 38 nimmt das Verb in seinem Index als nḫꜣḫꜣ auf. Er verweist (S. 22, Anm. zu B24) auf den nḫꜣḫꜣ-Wedel, der in der 20. Dyn. auch nḫnḫ geschrieben sein kann, und auf das Verb nḫnḫ (mit dem schlagenden Arm als Determinativ), das Wb. II, 312.2 als "schleudern" oder "niedermachen" übersetzt. Barns nennt "ruffle, disorder" als Übersetzungsvorschlag von Gardiner für nḫꜣḫꜣ/nḫꜣḫꜣḫ. MedWb 1, 476 hat ebenfalls nḫꜣḫꜣ transkribiert und verweist auf ḫꜣḫꜣ: "worfeln" und nḫꜣḫꜣ: "Wedel", dafür dass das Verbum eine hin- und herschüttelnde Bewegung implizieren könnte. MedWb 1, 476 verweist des weiteren auf nḫꜣ/nḫꜣḫ in pLondon med EA 10059, Kol. 4.1 für ein unklares Verbum der Bewegung. Leitz, Magical and med. Papyri, 103 trägt das betreffende Wort/Verbum jedoch als ḫꜣḫ: "quickly" in seinem Wortindex ein.
36 (P. Dils) ḏḥꜥ.wt: Kommt in Kol. B25 und B31 vor. Barns, Five Ramesseum Papyri, Tf. 14, Anm. zu Zl. B31a verweist zwar auf B25 für einen 2. Beleg, aber äußert sich nicht zur Bedeutung. In seinem Index (S. 37) trägt er es als wḥꜥ.wt ein (mit Fragezeichen). Außerdem erklärt er auf S. 23 das Wort eventuell als eine Graphie von Wb. 1, 351.7 = wḥꜥ.t: "Gift". Barns liefert keine Erklärung für das vorangehende . MedWb, 2, 1010-1011 liest ḏḥꜥw.t und übersetzt mit "Bitternis(?)", weil (S. 1010, Anm. 5) sie ḏḥꜥw.t als eine ältere Form von dḥr.t: "Bitternis" verstehen, wozu sie auf ḏḥꜥ (Wb. 5, 605.10-11) = dḥr: "Leder" verweisen. Westendorf, Handbuch Medizin, 441: "Bitterstoffe". Vgl. auch dḥꜣ.yt (Wb. 5, 481.8) als späte Schreibung von dḥr.t: "Bitternis".
37 (P. Dils) ḥmsi̯ r [...]: Westendorf, Handbuch Medizin, 441 ergänzt versuchsweise: "Setze dich nieder, um [dich zu beruhigen (?), meine Mutter] Isis, so sagte Horus."
38 (L. Popko) B29: Die Zählung folgt hier Barns, Five Ramesseum Papyri, Taf. 13. Er zeigt dort neben Kolumne B28 einige kleine rote Zeichenreste an, die nicht zur folgenden Kolumne ( Gardiner, Ramesseum Papyri, Taf. 10, Kol. B29) gehören und daher zu einer ansonsten komplett zerstörten Kolumne gehören müssen. Daher zählt Barns diese Zeichenreste zu Überbleibseln einer Kolumne B29, so dass Gardiners und Barns’ Kolumnennummerierung am Ende von Fragment B um eine Position voneinander abweichen: Gardiners B29-B33 = Barns’ B30-B34. Grundriß der Medizin V, 505-506 folgt der Zählung von Barns. Auf dem aktuellen Foto des BM sind an der Abbruchkante des hinteren Fragments von B tatsächlich kleine rote Spuren erhalten. Da in den besser erhaltenen Teilen von pRamesseum III Rubra nur am Beginn und am Ende von Rezepten und Sprüchen stehen, ist es sehr wahrscheinlich, dass hier ebenfalls ein neuer Spruch einsetzt.
39 (P. Dils) Westendorf, Handbuch Medizin, 442 ergänzt in der Lücke: "[Isis und Nephthys kamen zu dem Ort, wo die Ammen (und) Wärterinnen der Nut sind ... Es sagte] Isis, die Göttin, zusammen mit Nephthys: 'Ich komme hiermit wegen meines Sohnes Horus, ...'"
40 (L. Popko) ḏḥꜥ.wt jm.jt mnḏ n=j: Unklare Konstruktion. Barns, Five Ramesseum Papyri, 23 schreibt: „I can make sense of what follows [jm.j, L.P.] only by supposing a verb to have dropped before n.j (…:) ‚The venom(?) which is in ⟨my⟩ breast, I have ⟨...?⟩ its sickness (?) … .‘“ (NB: Sein „its sickness“ ist das ḏꜣw=f des folgenden Satzes, das er noch zu diesem zieht). Grundriß der Medizin IV/1, 294 scheint das n nach mnḏ einfach zu streichen: „(…) die Bitternis (ḏḥꜥw.t), die in meiner Brust (mnḏ) ist.” In der zugehörigen Anmerkung 7 erwägt Grundriß der Medizin IV/2, 224 als Alternative noch, das „scheinbar dastehende n als Pluralstriche zu lesen“: „in meinen Brüsten“. Der Hauptvorschlag ist übernommen von Borghouts, Mag. Texts, 43: „(…) the bitterness (? ḏḥꜥw.t) that is in my breast“; ebenso Bardinet, Papyrus médicaux, 470: „(…) la substance pathogène qui était dans mon sein.“
41 (P. Dils) m ḫsf: Die gleiche Formulierung mit sšn msn m ḫsf findet sich in pRamesseum 3, B31 und B33 sowie in pRamesseum 4, Diii.5. Barns, Five Ramesseum Papyri, äußert sich nicht zum Wort ḫsf, aber verweist auf Erman, Mutter und Kind, Vso 1.8-2.2: jri̯.tw=f m mḥ 4 n.t/n.t[j] [...] sšn.tw=f m ḫsf msn m-mj.tt. Erman (S. 37, 38) übersetzt m ḫsf versuchsweise als "mit Drehen(?)" mit der Begründung, dass ḫsf als Substantiv "Spindel" bedeutet. Erman entscheidet sich bei m ḫsf also für den Infinitiv eines Verbs ḫsf: "drehen(?)", während Bidoli, Die Sprüche der Fangnetze, ADAIK 9, 66 an das Substantiv "Spindel" denkt. Auch Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 44 (Nr. 69) übersetzt sšn msn m ḫsf als "twisted and plaited with a spindle". Yamazaki, Zaubersprüche für Mutter und Kind, 39 wählt wiederum das Verb, weil die Spindel bei der Tätigkeit sšn in den Gräberdarstellungen nicht zum Einsatz kommt. MedWb II, 668 trägt die Belege von pRamesseum 3 und 4 ebenfalls unter dem Verb ḫsf: "spinnen" ein (sšn msn m ḫsf: "gedreht und gesponnen durch Spinnen"). Westendorf, Handbuch Medizin, 442 übersetzt den kompletten Satz in B31 und B33 als "gezwirnt (und) gesponnen durch Spinnen von einer Frau, die soeben die Geburt hinter sich gebracht hat." Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II, 2, 1941 {24362} trägt die Formulierung ebenfalls beim Verb ḫsf ein, für das er die (unsicheren) Übersetzungen "*spinnen, *zwirnen, *aufspulen" vorschlägt. Die ausführliche Schreibung von ḫsf mit dem "schlagenden Mann" als letztem Determinativ spricht tatsächlich vielleicht eher für das Verb als für das Substantiv.
42 (L. Popko) hr: Westendorf, Handbuch Medizin, 442, Anm. 796 fragt sich, ob dies das Verb "beseitigen" ist. MedWb 2, 567 fragt sich, ob hr ein Verbum der Krankheitsbeseitigung ist. Vgl. hr: "vollständig vertreiben" (Wb 2, 498.2), das in pEbers Kol. 89.18 = Eb 750 belegt ist.

Weitere Fragmente

Übersetzung: Gunnar Sperveslage.

Fragment Ni

[...]
(Es) werde zu einer Masse zerkleinert im Gärungsprodukt(?) der Dattel.
(Es) werde damit verbunden.

Fragment Nii

[... ... ...] (Es) werde damit verbunden.
Die Verbrennung werde geglättet [... ... ...]

Fragment Niii

[... ... ...] deine Mutter, bis/damit(?) das Böse gegeben wird auf(?) [... ... ...]

Fragment 1

[...], 1/4 (Dja). Honig, 1/4 (Dja).
(Es) werde zu einer Masse gekocht [...]

Fragment 2

 [...] srf.t-Hautentzündung(?) [...]

Fragment 3

[... ... ...] zweimal damit.
Sein Mund werde gewaschen mit Milch zuletzt (?). [...
[...] Wenn er sich richtig (?) hingelegt hat (oder: schläft) am Ort, an dem [sie] (?) richtig (?) sind, dann bedeutet das, dass er gesund wird.
Ein weiteres Heilmittel:
[...]

Fragment 4

...] [...]-Holz, tjꜣ-Pflanze:
(Es) werde mit Wasser zerstoßen. (Es) werde gegeben ...?... [... ... ...]

Fragment 5

[... ... ...] Gärungsprodukt(?) des Honigs:
(Es) werde an das Innere der beiden Augen gegeben, damit [er ...] gesund wird. [...]

Fragment 6

[... Gärungsmittel (?) von] Datteln [...]
[...] in einem Hin-Gefäß.
(Es) werde nachts dem Tau ausgesetzt. [...]

Fragment 7

[...] (es) werde ausgeglüht [...]

Fragment 9

[... ... ...]
Das Vertreiben/beseitigen [von ...]
[...] in einem Hin-Gefäß.
Ein ander[es Heilmittel].
[...]

Fragment 11

[...]
[Das ... einer Verbrennung (?)] ist es; wirklich vorzüglich.
Ende.
Veranlassen, dass [er/sie] ausscheidet/harnt [...]
[...]

Fragment 17

[...] beim schlafen/liegen auf [...]

Fragment 19

(Überschrift) [...] die beiden Augen.
(Drogenzutaten) Koloquinte [...]

Fragment 22

[...] (es) werde ihr gegeben.
(Überschrift) Vertreiben von [...]
[...]

Fragment 23

[...] am frühen Morgen [...]

Fragment 24

[...] (Es) werde zerrieben und geglättet [...]

Fragment 30

[...] durchtränken – Haar [...]

Fragment 31

[...] sein(?) Harn [...]

Fragment 33

(Überschrift) Verhindern, dass [...]

Fragment 34

[...] mt-Gefäß [...]
[...] After [...]

Fragment 36

Es ist [...] in ihrem After.
(Überschrift) Das Machen von [...]

Fragment 38

[...] Kind [...]

Fragment 39

[...]
(Überschrift) Das Vertreiben von [...

Fragment 40

[...] (es) werde fein zerrieben [...]

Fragment 41

[...] ein Gesunder(?) ist es, der [...]

Fragment 42

[...] Dieser Spruch werde gesprochen [...]

Fragment 44

(Überschrift) [...] die beiden Augen.
[...]

Fragment 55

[...] es trinken.
(Überschrift) […]

Fragment 59

[...] wachen über dem Platz/der Stelle [...]

Fragment 66

[...] (Es) werde in Milch des [___]-Tieres [gekocht. ...]

Fragment 67

[...] Er kocht (es) in einem Hin-Gefäß [...]