Papyrus Turin CGT 54056

Metadaten

Wissensbereiche
Aufbewahrungsort
Europa » Italien » (Städte Q-Z) » Turin » Museo Egizio

Inventarnummer: CGT 54056

Digitaler Katalog

Turin Papyrus Online Platform, Papyruskonvolut (27.05.2024) [Login notwendig]

Turin Papyrus Online Platform, CGT 54056 (27.05.2024) [Login notwendig]

Erwerbsgeschichte

Als Teil der Sammlung Drovetti im Jahr 1824 vom Museum gekauft (Angabe laut Turin Papyrus Online Platform, Papyruskonvolut (27.05.2024) [Login notwendig]).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben

Angabe laut Turin Papyrus Online Platform, Papyruskonvolut [Login notwendig].

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 19. Dynastie bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 20. Dynastie

Der Papyrus ist in einem ramessidenzeitlichen Hieratisch beschriftet. Die Turin Papyrus Online Plattform (Turin Papyrus Online Platform, Papyruskonvolut [Login notwendig]) schränkt die Datierung auf die 20. Dynastie ein.

Textsorte
Rezitation(en) » Ritual/Liturgie
Inhalt

Der Text der Vorderseite, soweit erhalten, bildet eine Parallele zu Papyrus Chester Beatty IX, vso., B 12,1213,5 (und nicht B 13,1214,5, wie Roccati 1969, 11 schreibt) und gehört damit in ein Reinigungs- und Schutzritual.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Das Fragment ist zu klein, um Genaueres über den Verwendungskontext zu sagen, aber es ist denkbar, dass der Ausschnitt Teil einer größeren Papyrusrolle war.

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Das Hauptfragment, soweit von Roccati publiziert, misst ca. 14 × 21 cm (H×B) (Roccati 1969, 11) und ist beidseitig beschriftet, wobei der Text auf beiden Seiten gleich orientiert ist: Die Oberkante des Rectos entspricht der Oberkante des Versos.

Aktuell ist dieses Fragment mit zwei weiteren verglast, von denen eines direkt an die rechte Seite des publizierten Fragments angelegt ist. Es ist aber fraglich, ob diese Positionierung korrekt ist, s. den Kommentar zu Zeile x+1. Ein weiteres Fragment liegt, nicht direkt verbunden, im selben Glasrahmen; es ist (absichtlich oder unabsichtlich) leicht schräg positioniert. Außerdem listet die Turin Papyrus Online Platform, Papyruskonvolut [Login notwendig] weitere kleinere Fragmente auf, die zur selben Handschrift gehören könnten.

Schrift
Hieratisch

Der Text auf der Vorderseite ist in einem klaren ramessidenzeitlichen Hieratisch geschrieben. Der Text ist schwarz mit roten Verspunkten. Wenn das derzeit mit diesem Fragment verglaste weitere Fragment Teil derselben Rolle sein, sind dem noch die gelegentliche Verwendung von Rubra hinzuzufügen.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch » spätes Mittelägyptisch mit neuägyptischen Einflüssen

Es haben sich nur wenige grammatisch spezifische Konstruktionen erhalten, um ein sicheres Urteil über die Sprachstufe fällen zu können. In Zeile x+2 ist der neuägyptische Artikel pꜣ erhalten. Dagegen wurde in der letzten Zeile die mittelägyptische Negation nn verwendet, während die Parallele an derselben Stelle (das einzige Mal) die neuägyptische Negation bn enthält.

Bearbeitungsgeschichte

Die Erstedition der Vorderseite stammt von Roccati 1969, spez. 1113. Die Rückseite ist bislang nicht publiziert.

Editionen

- Roccati 1969: A. Roccati, Nuovi paralleli torinesi di testi magici ramessidi, in: Aegyptus 49, 1969, 513.

Literatur zu den Metadaten

- Roccati 1969: A. Roccati, Nuovi paralleli torinesi di testi magici ramessidi, in: Aegyptus 49, 1969, 513.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Online-Ressourcen

Turin Papyrus Online Platform, Papyruskonvolut (27.05.2024) [Login notwendig]

Turin Papyrus Online Platform, CGT 54056 (27.05.2024) [Login notwendig]

Autoren
Dr. Lutz Popko
Autoren (Metadaten)
Dr. Lutz Popko

Übersetzung und Kommentar

Papyrus Turin CGT 54056

[---]
[X+1, x+1] [---] dir/dich.1
Dein [Gesicht] wurde [von deinem Vater als (?) Nun] gewaschen.2 [Dein Gesicht wurde von Hedjhotep (?) abgewischt.]3
[---] dieses Kleidungsstück4 [---]
[Dein Mund wurde durch] schöne [Worte und] erlesene Redewendungen [geöffnet].5
[Man] denkt [an dich an einem schönen Tag.6 Man vergisst] deinet[wegen das Schlechte an] einem schönen [T]ag.7
Himmel und Erde sind in Fest(stimmung), die Götter sind in Freude. Jauchzen [X+1, x+5] ist im Innern des Großen Hauses (d.h. in Heliopolis), [Ju]bel ist im Benben-Haus (d.h. in Heliopolis).
Mögen für dich Speisen entnommen werden in Anwesenheit der Großen [Götterneunheit]. 
Jedermann erbittet für dich Gesundheit, während (?) dein Herz voller Freude ist.
Nicht [wird irgendetwas Schäbiges (?), das du getan hast, aufgezeigt.]8
[---]

1 Zeilenzählung mit Roccati 1969, Taf. Ia. Nach der Parallele auf Papyrus Chester Beatty IX dürfte sich der Text zudem auf einer weiteren, heute komplett zerstörten Kolumne fortsetzen. Daher wird hier Roccatis Zeilenzählung („x+1“ usw.) um eine Kolumnenzählung („X+1“ usw.) ergänzt.
Aktuell ist das von Roccati publizierte Fragment mit einem weiteren zusammen verglast, das in dessen rechter oberer Ecke direkt angelegt wurde, und das über Roccatis Zeile x+1 Reste dreier weiterer Zeilen enthält sowie einen freien Raum, d.h. wohl eine Leerzeile, zwischen der direkt über x+1 liegenden Zeile und den beiden darüber. Die direkt über x+1 liegende Zeile scheint auch tatsächlich die Einleitung dieser Passage zu enthalten, die sich nach Papyrus Chester Beatty XI vso., B 12,10 zu „[Ein anderer (Spruch):] Ein schöner Tag. Geöffnet worden [ist dein Mund. Gefällt worden ist NN]“ ergänzen ließe. Allerdings weichen sowohl die Wortreste in den Zeilen darüber als auch in den Zeilen darunter fast vollständig von Papyrus Chester Beatty IX ab, so dass es zweifelhaft ist, dass diese beiden Fragmente überhaupt zusammengehören. 
Die Lesung des auf CGT 54056 erhaltenen Satzrests als „dir/dich“ ist unsicher. Die parallele Sequenz auf Papyrus Chester Beatty IX vso., B 12,11 lautet: „möge Geb dir das, was in ihm ist, überweisen“ (Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 19.03.2024)). Es ist unmöglich zu sagen, ob auf dem Turiner Fragment der hintere Satzteil mit der Nennung Gebs und dessen, was in ihm ist, ausgefallen war, ob ein Schreibfehler vorliegt oder ob noch etwas ganz anderes gestanden hat. Das scheinbar joinende Fragment (s. oben) bietet inklusive dem von Roccati publizierten Fragment die Wortfolge: „[---] die Nilflut / der Gott Hapi in deiner Gänze (???)“.

2 Ergänzung nach Roccati 1969, Taf. Ia.

3 Ergänzung nach Roccati 1969, Taf. Ia, modifiziert entsprechend den Korrekturen der Parallele durch Dils in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 19.03.2024).

4 Die Parallele auf Papyrus Chester Beatty IX vso., B 12,1213 enthält folgenden Satz: „Ptah hat dir in Form eines Gewandes ein Opfer zugeführt, so wie er für Re gehandelt hat.“, vgl. Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 19.03.2024). Zumindest den Satzbeginn ergänzt auch Roccati 1969, Taf. Ia. Der Satz auf dem Turiner Fragment würde insofern von dieser Parallele abweichen, als dort pꜣ ḥbs: „dieses Kleidungsstück“ statt ein indeterminiertes mnḫ.t: „Kleidung, Gewand“ stünde. Allerdings könnte die Abweichung sogar noch größer sein, weil vor pꜣ: „dieses Kleidungsstück“, direkt an der Abbruchkante des Papyrus, noch der Rest eines roten Verspunktes erhalten ist. Auch der weitere Verlauf der Zeile dürfte also abweichen. Vermutlich aufgrund derselben Überlegung hat Roccati auch keine Ergänzung angeboten.

5 Ergänzung nach Roccati 1969, Taf. Ia auf Basis der Parallele auf Papyrus Chester Beatty IX vso.

6 Ergänzung nach Roccati 1969, Taf. Ia auf Basis der Parallele auf Papyrus Chester Beatty IX vso.

7 Ergänzung nach Roccati 1969, Taf. Ia auf Basis der Parallele auf Papyrus Chester Beatty IX vso.

8 Ergänzung nach Roccati 1969, Taf. Ia und Dils in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 19.03.2024). Wenn Roccatis Rekonstruktion der Zeilenumbrüche korrekt ist, wird nur noch ḏbꜥ.tw: „aufgezeigt werden“ ans Ende der Zeile gepasst haben, so dass der Rest des Satzes am Beginn der nächsten, heute komplett zerstörten Kolumne gestanden haben muss. 
Die Negation ist tlw. zerstört, aber es ist noch genug erhalten, um sie eindeutig als nn zu lesen. Die Parallele hat dagegen bn – laut Dils, a.a.O. das einzige Mal in diesem Text.
Zu ḥtꜣ.w bzw. hier ḥtꜣ,w: „Schädliches“ vgl. den Kommentar von Dils in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 19.03.2024) und zu der gleichnamigen oder identischen Krankheitsbezeichnung den Kommentar von Popko in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 19.03.2024).