Papyrus Ramesseum V
Übersetzung und Kommentar
Fall 1
[I.0] (Überschrift:) [...] Knie.[(Rezeptzutaten verloren)].
(Es) werde gemischt, (es) werde damit vier Tage verbunden.
Fall 2
[II.0] (Überschrift:) Heilmittel für das Erweichen von jeder Steifheit (der Glieder).Natron: [1]; Langbohnen: 1; [II.5] twn-Pflanze1: 1; weißes Öl: 1; Öl vom Nilpferd: 1; Öl vom Krokodil: 1; Öl vom Wels: 1; Öl von der Meeräsche: 1; [II.10] Weihrauch: 1; mn.tw-Harz(?)2: 1; süße Myrrhe: 1; Honig: 1.
(Es) werde zu einer Masse gekocht3. (Es) werde damit jeden Tag verbunden, bis er gesund ist.
1 ṯwn: Eine unbestimmte Pflanze; Wb 5, 251.13–252.2; DrogWb 562–564; Westendorf, Handbuch Medizin, 510. Nach Germer Arzneimittelpflanzen, 210–213, zurückgehend auf Ebbell (in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 31) wohl eine Akazienart (Ebbell: Acacia seyal), wie die Klassifikatoren andeuten. Die teilweise Klassifizierung mit dem Rind (E1) weist auf eine Verwendung auch als Futterpflanze. Die medizische Anwendung erfolgt meist äußerlich bei Geschwüren, Schwellungen, Brüchen u.ä., innerlich nur in pEbers 43.7 (Eb 209) und pBrooklyn §59, §82c. Die Wirkung war offenbar antibakteriell und entzündungshemmend (vgl. DrogWb 563; Germer, Arzneimittelpflanzen, 211–212; Germer, Handbuch, 158–159).
2 mn.tw: Nur in pRamesseum V belegt; die Texparallele Eb 656 lässt diese Ingredienz aus. Grundriß der Medizin IV/1, 25 und Westendorf, Handbuch Medizin, 659 übersetzen Wachs; auch Bardinet, Papyrus médicaux, 472 fasst das Wort als Wachs ("cire") auf. Nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 31 eventuell identisch mit dem in pEbers 38.7 (Eb 193) belegten mnḏj [e. Pflanze] (Wb 2, 93.15; DrogWb 249). Eine Verschreibung liegt aber kaum vor, da das Wort in pRam V insgesamt siebenmal in derselben Schreibweise belegt ist. Die Nennung zwischen snṯr „Weihrauch“ und ꜥnt.w „Myrrhe“ könnte andererseits auf eine Deutung als Harz o.ä. verweisen (vgl. auch das mnj-Harz(?)/Mineral(?), Wb 2, 76.13; DrogWb 239; Westendorf, Handbuch Medizin, 500). In pRam V Nr. III sind neben mn.tw alle Ingredienzien Öle, was einer Deutung von mn.tw als Harz aber nicht widersprechen muss, da mn.tw als letzte Droge in der Liste genannt ist. In pRam V Nr. XI ist mn.tw zwischen einem Öl und snṯr genannt.
3 psi̯: Das Wort ist in diesem Papyrus mehrfach logographisch mit einem Zeichen geschrieben, das an eine Ligatur aus Gardiner W25 (Topf auf laufenden Beichen) und I10 (Kobra) erinnert. Hier wird der Auffassung von Barns, Five Ramesseum Papyri, 17 Anm. 10 sowie MedWb 292 gefolgt, wonach es sich um eine Schreibung für das Verb psi̯ handelt. Parallelstellen zu pRam V Nr. II bzw. pRam V Nr. V in pEbers 657 und pHearst 94, 237 zeigen ebenfalls eine logographische Schreibung für psi̯, allerdings mit Q7 als Logogramm. Barns deutet das hier vorliegende Zeichen als einen Ofen, auf dem ein Gefäß steht, kombiniert mit einem Schür- oder Aschehaken. Ob aber tatsächlich eine ungewöhnliche logographische Schreibung für psi̯ vorliegt, wie Barns, Five Ramesseum Papyri, 17 für die Belege in pRam III, pRam IV und pRam V argumentiert, muss offen bleiben, zumal das Verb psi̯ in pRam IV.5 und in pRam IV.7 in phonetischer Schreibung und regulärem Q7 (Flamme) als Klassifikator belegt ist.
Fall 3
[III.0] (Überschrift:) Erweichen von Steifheit (der Glieder), Ausstrecken von Verkrümmungen.Weißes Öl: 1; Behenöl: 1; [III.15] Fett vom Tausendfüßler(?): ⟨1⟩; Öl vom Nilpferd: 1; Öl vom Löwen: 1; Öl vom Esel: 1; Öl vom Krokodil: 1; [III.20] Öl von der Maus: 1; Öl von der Eidechse: 1; Öl vom prṯrsw-Tier: 1; Öl von der Schlange: 1; Öl von der Erdmandel: 1; [III.25] sfṯ-Öl: 1; mn.tw-Harz: 1.
(Es) werde zu einer Masse gekocht. (Es) werde damit jeden Tag gesalbt, bis er gesund ist.
Fall 4
[IV.0] [Überschrift zerstört].ḏꜣs-Pflanze: [1]; Bodensatz des Bieres: 1; [IV.30] unterägyptisches Salz: 1; Natron: 1; Datteln: 1.1
1 Das Fehlen der Zubereitungs- und Anwendungsanweisungen ist auffällig, ebenso die Tatsache, dass eine Textkolumne in roter Tinte anschließt. Vielleicht wurde der Text an dieser Stelle falsch abgeschrieben.
Fall 5
[V.0] [Ein Heilmittel? ...] zum (?) [Erweichen] von jedweder Steifheit (der Glieder).Fett vom Rind: [1]; süße (?) Myrrhe1: [1]; Bodensatz des Weines: 1; [V.35] Zwiebeln: 1; Ruß von der [Mau]er: 1; frischer Weihrauch: 1; [Früchte] der ḫꜣs.yt-Pflanze2: 1; [Früchte] der Erbse(?): 1; [jb]zꜣ-Pflanze3: 1; [V.40] Früchte der ḏꜣs-Pflanze: 1; unterägyptisches sjꜣ-Mineral: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit gesalbt; (es werde) der Sonne (ausgesetzt).
1 ꜥnt.w nḏm: Lesung nach Barns, aber die Spuren passen nicht wirklich. Im Nacken des tjw-Vogels befinden sich noch 2 Zeichen und die Spuren über nw-Topf und Pluralstrichen passen nicht zu nḏm. Vgl. die Schreibung von ꜥntw nḏm in Kol. II.11 und XVI.35.
2 ḫꜣs.jt: Eine Pflanze, von der Frucht, Same und Wurzel gleichermaßen innerlich wie äußerlich angewendet werden, ohne dass ein Behandlungsschwerpunkt erkennbar ist (DrogWb 391–392; Germer, Arzneimittelpflanzen, 288–292; Germer, Handbuch, 98–100; Westendorf, Handbuch Medizin, 503). Dawson, in: JEA 20, 1934, 45 schlägt eine Deutung als Zaunrübe (Bryonia) vor. Dem schließt sich Manniche, Egyptian Herbal, 81–82 an. Germer, Arzeimittelpflanzen, 292 und Germer, Handbuch, 100 lehnt diese Deutung dagegen ab, da Bryonia in der ägyptischen Flora nicht bezeugt ist.
3 jbzꜣ: Eine offenbar ätherische, ölhaltige Pflanze, die vor allem äußerlich angewendet wird und der Schmerzlinderung und dem Erweichen von Steifheit dienen soll (DrogWb 26–27; Germer, Arzneimittelpflanzen, 233–235; Germer, Handbuch 24–25). In der Erzählung vom Beredten Bauern (Eloquent Peasant) ist jbzꜣ ein Produkt des Wadi Natrun. Eine Verbindung mit dem koptischen ⲁⲃⲥⲱⲛ und damit eine Deutung als wilde Minze ist möglich, aber nicht belegt (Germer, Handbuch, 25). Neben der jbzꜣ-Pflanze ist auch das jbzꜣ-Öl bezeugt (Wb 1, 64.14; DrogWb 26–27; Germer, Arzneimittelpflanzen, 233ff.; Koura, Öle, 206–207).
Fall 6
[VI.0] [Überschrift zerstört].[Fett (?)] vom Wels: 1; [...]-Flüssigkeit: 1; [VI.45] [...]-Mineral/Flüssigkeit (?): 1; twn-Pflanze: 1.
(Es) werde zermahlen; (es) werde damit vier Tage verbunden.
Fall 7
[VII.0] [Überschrift zerstört].Klumpen von pns-Erde (?)1: 1; Früchte der šꜣms-Pflanze2: 1, Datteln: 1.
[VII.50] (Es) werde gekocht; (es) werde damit vier Tage verbunden. 1 pns: Wb 1, 510.9; FCD 89; DrogWb 198: eigentlich "Umgewendetes" = Erde, die als Material verwendet wird. Obwohl in pEbers 73.3 = Eb 559 die Droge ṯꜣ n.j pns genannt wird, passen die Spuren nicht wirklich zu $pns$. Über dem mutmaßlichen p steht noch ein Zeichen, das mutmaßliche n könnte auch ein t sein und das mutmaßliche z ein n.
2 šꜣms: Eine Pflanze, von der sowohl Früchte, Blätter als auch Wurzeln in medizinischem Zusammenhang verwendet werden, die Früchte dienen vornehmlich der äußeren, selten der inneren Anwendung (DrogWb 477–479; Germer, Handbuch, 126–127): Innerlich zur Behandlung des Bauches und des ꜥꜣꜥ-Giftsamens, äußerlich gegen Steifheit und Geschwüre. Aufrère, in: BIFAO 87, 1987, 22–23 deutet šꜣms als Pyrethrum (Römischer Bertram); ihm folgend Westendorf, Handbuch Medizin, 506. Dagegen wendet Germer, Handbuch, 127 ein, dass in der antiken Heilkunde vor allem die Wurzeln, nicht aber die Samen bzw. Früchte des Römischen Bertram verwendet werden. In den ägyptischen Texten sind dagegen nur ein einziges Mal die Wurzeln bezeugt (H 163 zur äußerlichen Behandlung einer Hautflechte), während ansonsten Samen und Früchte Anwendung finden.
Fall 8
[VIII.0] [Überschrift zerstört]. Fett vom Rind: 1; [...]: 1; [...]ꜣ.t-Mineral: 1; qsn.tj-Mineral1: 1; [VIII.55] s[...].t-Mineral: 1; Früchte des mꜣꜣ-Baumes2: 1; mꜣ[t].t-Pflanze3: 1; [...]-Pflanze: 1; [...]: 1; [VIII.60] [...]-Mineral: 1; [ḫt]-ds-Baum: 1; unterägyptisches Salz: 1; [...]-Flüssigkeit: 1.(Es) werde zu einer Masse gekocht. (Es) werde damit [täg]lich verbunden, bis er sich wohl fühlt.
1 qsn.tj: Unbekannte Ingredienz, die in Einnahmemitteln, in Einläufen und wie hier in Verbänden verwendet wird. Durch den Klassifikator Gardiner Z8a (Kreis) ist qsn.tj als körniger oder pulverartiger Stoff ausgewiesen, nach DrogWb 522 daher eventuell ein Mineral. Es scheint in den Rezepturen durch andere Minerale austauschbar. In pEbers 45.5 (Eb 226) steht qsn.tj, während der parallele Text pHearst 7.3 (H 84) an derselben Stelle ztj „Ocker“ (Wb 3, 488.3–6; DrogWb 467–468) schreibt. Es könnte sich daher um ein ähnliches Mineral wie Ocker handeln (vgl. auch Harris, Minerals, 215). Möglicherweise ist qsn.tj aber auch, wie Harris, Minerals, 215 vermutet, mit qs(n).tt (Wb 5, 71.7; DrogWb 522; Germer, Handbuch, 142–143) identisch, das ähnlich geschrieben ist und sich nur durch M2 (Pflanze) als Klassifikator unterscheidet. qs(n).tt wird ebenfalls in Einnahmemitteln und Verbänden verwendet und ist durch den Klassifikator als Pflanze zu deuten. Gegen eine Gleichsetzung von qsn.tj und qs(n).tt spricht aber, dass ersteres in pEbers durchgehend mit komplimentierendem n und Klassifikator Z8a und letzteres jeweils mit M2 und ohne n geschrieben ist, pEbers also klar zwischen beiden Substanzen unterscheidet.
2 mꜣꜣ: Nach dem Klassifikator (M1) handelt es sich um einen Baum oder Strauch, dessen Früchte hier äußerlich in einem Verband angewendet werden (Meeks, AL 79.1099; DrogWb 212; Germer, Arzneimittelpflanzen, 368; Germer, Handbuch, 73). Die Textstelle in pRam V VIII.58 ist der einzige Beleg für diese Pflanze, eine Identifizierung ist nicht möglich; die Indikation ist zerstört. Nach Dawson (in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 32) könnte es sich um eine Verschreibung für mꜣmꜣ „Dumpalme“ (Wb 2, 29.7–8) handeln.
3 mꜣt.t: Daumas, in: BIFAO 56, 1957, 59–60 und Edel, in: ZÄS 96, 1979, 9–10 identifizierten mꜣt.t noch mit dem Sodomsapfel. Lefebvre, in: Fs Westendorf, 208–209 dachte neben Sellerie an Petersilie; gegen eine Deutung als Petersilie Westendorf, Handbuch Medizin, 500. Nach Loret, in: RecTrav 16, 1894, 4ff., Lefebvre, in: Fs Westendorf, 208–209, Germer, Arzneimittelpflanzen, 92–99, Germer, Heilpflanzen, 59–61, Germer, Flora, 137–138, Germer, Handbuch, 74–76, Aufère, in: BIFAO 86, 1986, 9–10, Manniche, Egyptian Herbal, 76–77, Westendorf, Handbuch Medizin, 500 sehr wahrscheinlich Wilder Sellerie (Apium graveolens L. var. graveolens). Die Anwendung erfolgt innerlich wie äußerlich zur Beruhigung von Magen und Darm sowie als Diuretikum, gegen Steifheit und wegen der desinfizierenden Wirkung zur Behandlung von Wunden und Hautkrankheiten.
Fall 9
[IX.0] [Überschrift zerstört].[IX.65] Korn(?)1 von Emmer: 1; Früchte der Erbse(?): 1; ḫꜣs.yt-Pflanze: [1]; [...]; M[ilz eines Rindes?]: 1; [IX.70] mn.tw-Harz: 1; wšb.t-Mineral2: 1; Hämatit(?)3: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit verbunden.
1 ꜥmꜥꜥ: Diese Ingredienz kommt meist als Teil, vielleicht Korn bzw. Kern, von Emmer (bd.t) oder Gerste (jt), einmal der Dattel (Eb 83) vor, selten selbstständig (vgl. DrogWb 91–94; Germer, Arzneimittelpflanzen, 255–257; Westendorf, Handbuch Medizin, 496). Die selbstständigen Nennungen sind vermutlich Kurzformen von ꜥmꜥꜥ n bd.t, da dies 1) am häufigsten belegt ist und, entscheidender, 2) in pLeiden Verso VII 4 ꜥmꜥꜥ parallel zu ꜥmꜥꜥ n bd.t in pLeiden recto IV 8 steht. Verwendet wird es als Kaumittel bei Zungen- und Zahnleiden, sonst nur in äußerlicher Anwendung in Salbmitteln und Verbänden.
2 wšb.t: Ein Mineral zur Wundbehandlung, das äußerlich in Verbänden verwendet wird, v.a. zur Behandlung von mt.w-Gefäßen (vgl. DrogWb 143–144). Aufgrund der Nennungen neben Adstringenzien und Pigmenten vermutet Harris, Minerals 188–189, dass es sich ebenfalls um ein Adstringens oder Pigment offenbar blauer Farbe, möglicherweise ein Alaun, handelt. Quelle für kobalthaltiges Alaun waren die Oasen Charga und Dahla (Kaczmarczyk, in: JEA 77, 1991, 195).
3 djdj: Bezeichnung eines Minerals von offenbar roter Farbe, möglicherweise Hämatit oder roter Ocker (DrogWb 573; Harris, Minerals, 155–156; vergleiche auch Keimer, Gartenpflanzen I, 137: roter Farbstoff). In pKoller 4.2 ist djdj unter den nubischen Produkten aufgelistet (LEM 119.9); pChester Beatty IV, Vso 10.15 nennt djdj n Tꜣ-stj; mehrfach bezeugt ist djdj n ꜣbw, so dass eine Herkunft dieses Minerals aus dem Raum Assuan oder aus Unternubien angenommen werden kann. Die von Brugsch, in: ZÄS 29, 31 vertretene Deutung als Mandragora lässt sich nicht belegen.
Fall 10
[X.0] [Überschrift zerstört].ṯr.w-Mineral: 1; Hämatit(?): 1; Milz eines Rindes: 1; mn.tw-Harz: 1; Weizengrütze: 1; [...].
[X.75] [Zubereitungs- und Anwendungsanweisungen zerstört] [Lücke unbekannter Länge]
Fall 11
[XI.1] [Überschrift zerstört].[...]; Öl: 1; mn.tw-Harz: 1; Bestes von Weihrauch1: 1.
[XI.5] (Es) werde zu einer Masse gekocht. (Es) werde damit täglich verbunden, bis er sich wohl fühlt.
1 ḫnt.t m snṯr: Nach Westendorf, Handbuch Medizin 503 wohl eine Bezeichnung für beste Qualität vom Weihrauch; DrogWb 400–401 hatte diese Deutung allerdings bereits als „unwahrscheinlich“ abgelehnt, da die Verbindung ḫnt.t m snṯr nur in den medizinischen Texten belegt ist (Eb 242, 256, 336d, 653, 654, H 123, Ram V Nr. XI) und denkt an eine salbenartige Einzeldroge.
Fall 12
Kühlen von Gefäßen; Versteifen von Weichheit.Blätter des Christusdorn: 1; Blätter der Dornakazie: 1; Honig: 1.
(Es) werde in diesem Honig zerkleinert. (Es) werde damit vier Tage verbunden.
Fall 13
[XIII.10] Ein anderes Heilmittel.Frische Blätter der Dornakazie: 1; Fett vom Rind: 1; Sägemehl von der Konifere: [1].
(Es) werde zermahlen; (es) werde damit vier Tage verbunden.
Fall 14
Erweichen der šw.t1 der mt.w-Gefäße.Fett vom Rind: 1; [XIV.15] Fett vom Ziegenbock: [1]; Fett vom Widder: 1; Honig: 1; mn.tw-Harz: 1; Öl: [1]; jbzꜣ-Pflanze: 1; mjmj-Getreide (Durra?)2: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit verbunden.
1 šw.t: Nach Wb 4, 425.16–426.3; MedWb 839: Seite (des Körpers, der Wunde); nach Westendorf, Handbuch Medizin, 135 bezeichnet šw.t eine Schwellung oder Erhebung.
2 m(j)m(j): (Wb 2, 58.7–13; FCD 104; DrogWb 220). Nach Ausweis der Klassifikatoren (U9/U10) eine Getreideart (Germer, Arzneimittelpflanzen, 275–280; Germer, Handbuch 76–78), die nicht nur in der Medizin, sondern auch als Nahrungsmittel verwendet wird. Eine teils vertretene Deutung als Kümmel wird von Keimer, Gartenpflanzen, 149 und Germer, Handbuch, 76–78 abgelehnt. Ebenso kann es sich nach Germer, Handbuch, 76–78 nicht um Hirse handeln. Nach Westendorf, Handbuch Medizin, 500 wäre eine Deutung als Durra möglich.
Fall 15
[XV.20] Erweichen von Verkrümmungen.ṯr.w-Mineral: 1; süße Myrrhe: 1; Kupfergranulat: 1; Honig: 1; Natron: 1; unterägyptisches Salz: 1; mnš.t-Mineral: 1; Fett des Steinbocks: 1.
[XV.25] (Es) werde zu einer Masse gekocht; (es) werde damit verbunden.
Fall 16
Heilmittel zum Erweichen von (Glieder)steifheit.Weißes Öl: 1; Öl von [...]: 1; Öl vom Nilpferd: 1; [XVI.30] Öl vom Esel: 1; Fett vom Steinbock: 1; Fett vom Rind: 1, ẖpꜣ-Kügelchen1 vom ꜥš-Nadelbaum2: 1; Früchte des ꜥnw-Baumes3: [1]; [XVI.35] süße Myrrhe: 1; sfṯ-Öl: [1].
(Es) werde gekocht; (es) werde vier Tage damit verbunden.
1 ẖpꜣ: Bezeichnung eines Kügelchens (Wb 3, 366.1–4; DrogWb 412–413; Germer, Arzneimittelpflanzen, 50–51). In Verbindung mit dem nachfolgend genannten ꜥš-Nadelbaum sind wohl Harzkügelchen gemeint.
2 ꜥš: Es handelt sich hierbei um ein Nadelholz aus dem Libanon, unklar ist aber, ob es sich um Tanne, Zeder, möglicherweise auch Zypresse handelt (Germer, Flora, 7, Germer, Handbuch 49). Germer, Handbuch 49 hält es zudem für wahrscheinlich, dass die Ägypter keine bestimmte botanische Art meinten, sondern allgemein „Hohe Konifere aus Palästina“, da sie das geschlagene Holz, nicht aber das Aussehen des Baumes kannten. Auch nach DrogWb 109–111 allgemein „Föhre“.
3 ꜥnw: Nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 33 und DrogWb 97–98 wohl dasselbe Wort wie das in Eb 535 belegte ꜥnnw. Nach dem Klassifikator in Eb 535 ein Baum, Identifizerung unbekannt, nur ein zwei Rezepten belegt (Eb 535 und pRam V), vgl. auch Germer, Handbuch 42. Medizinisch verwendet werden jeweils die Früchte oder Samen in einem Verband. Die hier vorliegende Schreibung könnte nach DrogWb 97 „auch eine alte Schreibung für wꜥn ‚Wacholder‘ sein.“ Die Früchte des ꜥnnw-Baumes sind mehrfach in Texten des Alten und Mittleren Reiches bezeugt (Qubbet el-Hawa, pBerlin 10018); vgl. Edel, QH II, 1.2, 21, Edel, in: ASAE 57, 1962, 39–40.
Fall 17
Erweichen von mt.w-Gefäßen, nämlich šṯ-Gefäßen1.psḏ-Schote2: 1; [XVII.40] Langbohnen: 1; Gummi: 1; mnš.t-Mineral: 1; ṯwn-Pflanze: [1]; Hämatit(?): 1; schwarzer Feuerstein: [1]; [XVII.45] unterägyptisches Salz: 1; Honig: 1.
(Es) werde zermahlen; (es) werde damit vier Tage verbunden.
1 šṯ: Das Wort ist als Bezeichnung eines Kreuzgeflechtes von Adern in der Brust bzw. in den Schenkeln in Eb 853c und Eb 856d (= Bln 163d) belegt (MedWb 871–872). Aufgrund der syllabischen Schreibung hier in pRam V ist nicht sicher, ob tatsächlich dasselbe Wort gemeint ist, da auch der semantische Zusammenhang anders als im pEbers ist (vgl. die Gegenüberstellung bei MedWb 871). Zudem lässt sich anhand des Fotos nicht eindeutig erkennen ob das erste Zeichen tatsächlich ein š ist.
Die Klassifikatoren Aa3+Z2 legen nahe, dass es sich um ein Substantiv handeln, eine Genitivverbindung, wie Grundriß der Medizin IV/1, 32 mit „Erweichen der štw-Gefäße“ und Westendorf, Handbuch Medizin, 133 mit „Kreuzgeflecht-Gefäße“ anzunehmen scheinen, kann aber nicht vorliegen. Vielmehr kann, wie hier vorgeschlagen, eine Parenthese angesetzt werden. Eine Auffassung als Partizipform des Verbes šṯ „umschnüren“ und damit eine Übersetzung als „mt.w-Gefäße, die umschnürt sind“, ist denkbar, aber wegen des Klassifikators Z2 wenig wahrscheinlich.
2 psḏ: Häufig innerlich gegen Schmerzstoffe angewendet, daher teils als Bilsenkraut gedeutet, was aber auch wegen der narkotisierenden Wirkung abgelehnt wird; siehe hierzu DrogWb 206–207. Charpentier, Recueil, 304 sowie Westendorf, in: GM 155, 1998, 109–112 und Westendorf, Handbuch Medizin, 500 deuten psḏ als Hülse oder Schote, da in einigen Texten von „den beiden Seiten“ der psḏ die Rede ist. Die Deutung als Hülse oder Schote ist allerdings unsicher und nicht belegbar, zumal psḏ nie mit einem pflanzlichen Klassifikator belegt ist (hierzu Germer, Handbuch, 73). Nach Germer, Arzneimittelpflanzen, 271–275 daher eventuell kein pflanzliches Produkt, sondern eine verarbeitete Substanz. Die Auflistung mit anderen Pflanzen (z.B. in pRam IV C9 neben Johannisbrot(?), Bohne, Pinienkern(?), Kügelchen von Wacholder) scheint allerdings für eine Pflanze zu sprechen.
Fall 18
Erweichen von mt.w-Gefäßen.Fett vom Rind: 1; Zunge vom Rind: 1; [XVIII.50] Milz vom Rind: 1; Dattelkerne: 1; Weihrauch: [1]; Korn von Emmer: 1; Knochenmark vom Rind: 1.
[XIII.55] (Es) werde gemischt, (es) werde damit vier Tage verbunden.
Fall 19
Erweichen der šw.t der Gefäße.Zwiebeln: 1; unterägyptisches Salz: 1; [...] von der Gans(?): [1]; [XIX.60] Fett vom Steinbock: [1]; Öl von der Gans: [1]; ḫt(?)1 von der Gans: 1; wḏꜥ-Bruchstück2 der Dattel: [1]; Weihrauch: 1; [XIX.65] psḏ-Schote3: 1; jbr-Öl4: 1.
(Es) werde zermahlen (?); [(es) werde ...]
1 ḫt: Auf sr.w folgt hier ein unklares Wort; vergleiche Diskussion in DrogWb 611–612. Zu erkennen sind deutlich die Zeichen Gardiner M3 (Ast) und I14 (Schlange). Barns, Five Ramesseum Papyri, 39 liest „ḫt(?)“. Dawson (in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 33) schlägt eine Emendation von M3 zu N16 (Landzeichen) vor; den Vogel liest er zꜣ, womit zꜣ-tꜣ zu lesen wäre. Nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 33 könnte zudem die Angabe mrḥ.t „Öl“ ausgefallen sein. Grundriß der Medizin IV/2, 47 vermerkt: „Die Zeichenreste sind nicht sicher deutbar“; Bardinet, Papyrus médicaux, 474 gibt keinen Übersetzungsvorschlag.
2 wḏꜥ: Das Wort ist von der Wurzel wḏꜥ „(ab)trennen; richten; zuweisen“ abgeleitet und bezeichnet daher etwas Abgetrenntes oder ein Bruchstück (Meeks, AL 77.1135); außerhalb der medizinischen Texte gut bezeugt, in den medizinischen Texten nur in der Verbindung mit bnj „Dattel“. Ob ein bestimmter Teil der Dattel gemeint ist oder die Angabe als Quantum zu verstehen ist, ist unklar. Germer, Arzneimittelpflanzen, 155 vemutet eine zerkleinerte oder entkernte Dattel.
3 psḏ: Häufig innerlich gegen Schmerzstoffe angewendet, daher teils als Bilsenkraut gedeutet, was aber auch wegen der narkotisierenden Wirkung abgelehnt wird; siehe hierzu DrogWb 206–207. Charpentier, Recueil, 304 sowie Westendorf, in: GM 155, 1998, 109–112 und Westendorf, Handbuch Medizin, 500 deuten psḏ als Hülse oder Schote, da in einigen Texten von „den beiden Seiten“ der psḏ die Rede ist. Die Deutung als Hülse oder Schote ist allerdings unsicher und nicht belegbar, zumal psḏ nie mit einem pflanzlichen Klassifikator belegt ist (hierzu Germer, Handbuch, 73). Nach Germer, Arzneimittelpflanzen, 271–275 daher eventuell kein pflanzliches Produkt, sondern eine verarbeitete Substanz. Die Auflistung mit anderen Pflanzen (z.B. in pRam IV C9 neben Johannisbrot(?), Bohne, Pinienkern(?), Kügelchen von Wacholder) scheint allerdings für eine Pflanze zu sprechen.
4 jbr: Ein Öl, das als Salbmittel und in Verbänden, in Kopf- und Haarmitteln sowie in einem Augenmittel angewendet wird. Zumeist als Laudanum (Harz der Cistus creticus L.) gedeutet (Ebbell, in: ZÄS 64, 1929, 48–49; DrogWb 24–25). Für diese Deutung gibt es aber nach Germer, Handbuch, 24 keine Belege, auch ist die Verwendung von Laudanum bisher durch chemische Analysen nicht nachgewiesen, obgleich dies nicht ausgeschlossen ist (Serpico, in: Nicholson/Shaw, Materials, 436–437).
Fall 20
[Überschrift zerstört].Schwarzer Feuerstein: 1; [XX.70] süßes Johannisbrot(?)1: 1; Weihrauch: 1; Kupfergranulat: 1; Fett vom Rind: [1]; mn.tw-Harz: 1; Honig: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit verbunden.
1 ḏꜣr.t: Dawson, in: JEA 20, 1934, 41–44 deutete ḏꜣr.t als Koloquinthe; gefolgt von DrogWb 586–592. Diese Deutung schließt Germer, Arzneimittelplanzen, 350–360 aus, da die Koloquinthe abführende Wirkung hat, in Abführungsmitteln aber nur viermal belegt ist. Aufrére, in: BIFAO 83, 1983, 28–31 greift die Identifizierung von Loret, in: RecTrav 15, 1893, 124–130 wieder auf, wonach ḏꜣr.t mit der Frucht des Johannisbrotbaumes zu identifizieren sei; gefolgt von Westendorf, Handbuch Medizin, 511. Germer, Handbuch, 166–170 hält Johannisbrot für wahrscheinlicher als Koloquinthe, lässt die Identifizierung aber offen.
Fall 21
[XXI.75] [Überschrift zerstört][Lücke unbekannter Länge]
Nicht-platzierbare Fragmente
Fragment 2
[...], (es) werde getrunken mit Bier [...]Fragment 3
[...], (es) werde damit verbunden [...]Fragment 4
[Überschrift zerstört][...] Langbohnen: [1] [...]
[...], (es) werde eingerieben (?) [...]
Fragment 7
(Überschrift:) Erweichen (?) der [...], ausstrecken [der ...]Fragment 8
[Überschrift zerstört] Natron: [1]; [unterägyptisches] Salz: [1]; Öl: 1.[(Es) werde gekocht (?)]; (es) werde damit verbunden.
Ein weiteres Heilmittel:
ḏꜣjs-Pflanze [1], Honig [1];
[...]