Papyrus Ramesseum V

Metadaten

Alternative Namen
Papyrus Ramesseum 5 TM: 381068
Aufbewahrungsort
Europa » Großbritannien » (Städte K-N) » London » British Museum

Inventarnummer: BM EA 10758

Erwerbsgeschichte

Der Papyrus wurde 1896 bei den von der British School of Archaeology in Egypt finanzierten und von W. M. Flinders Petrie und J. E. Quibell durchgeführten Grabungen im Ramesseum gefunden. 1956 wurde er zusammen mit einem größeren Konvolut der Ramesseumspapyri von der British School of Archaeology in Egypt und von A. H. Gardiner, dem die Bearbeitung übertragen worden war, an das British Museum in London gestiftet (ausführlich zur Erwerbungs- und Bearbeitungsgeschichte siehe u.a. Leach 2006, 225–227; Gardiner 1955, 1–6; Parkinson, Ramesseum Papyri).

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Theben » westliches Ufer » Ramesseum

Der Papyrus wurde von J. E. Quibell im Jahre 1896 innerhalb des Ramesseums am Fuße eines bereits geplünderten Grabschachts gefunden (Quibell – Paget – Pirie 1898, 3–4, Taf. 1–3; Parkinson 1991, XI–XIII, XXVI–XXVIII; Parkinson 2009, 139–140). Dieser Grabschacht gehört zu einer Nekropole aus der Zeit des Mittleren Reiches bis zum Anfang der 18. Dynastie (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–117, 127; Parkinson 2009, 139–140), die in der 19. Dynastie durch den Totentempel ("Millionenjahrhaus") Ramses' II. überbaut wurde. Der Schacht, in dem die Papyri gefunden wurden, liegt laut Quibell unter einem der Ziegelmagazine an der Nordwest-Ecke des Ramesseums (Parkinson 2009, 139–140), unter Magazin 5 auf dem Plan von Quibell (Quibell – Paget – Pirie 1898, Taf. 1), nach heutiger Zählung STI.SA.08. Eine exakte Lokalisierung innerhalb dieses Magazins ist bislangnicht gelungen, da der Fundort auf dem Plan von Quibell nicht eindeutig verzeichnet ist und mehrere Schächte in Betracht kommen (eine vergebliche Suche bei Nelson 2006). Laut einer neu entdeckten Notiz von Newberry aus dem Jahr 1938, der bei der Auffindung der Papyri zugegen war, befand sich der Schacht im beschrifteten Korridor des Grabes des Sehetepibre (Porter – Moss 1999, 679), der unter den Magazinräumen 5–7 des Ramesseums nach dem Plan von Quibell läuft (Downing – Parkinson 2016), nach heutiger Zählung unter STI.TR bis STI.SA.08. Sollte dies zutreffen (Newberry widerspricht dezidiert Quibell [Quibell – Paget – Pirie 1898, 3], der den Papyrus-Schacht nicht mit diesem Grab verbindet), kann der Schacht oder sein Inhalt schwer zum ursprünglichen Grab des Sehetepibre gehört haben, denn letzteres wird früher datiert als das Papyruskonvolut, d.h. der Priester (ḥm-nṯr) Sehetepibre kann nicht der ursprüngliche Eigentümer der Ramesseumspapyri gewesen sein (Downing – Parkinson 2016, 40–41). Eine neue archäologische Untersuchung des Grabes des Sehetepibre wäre erforderlich, um Klarheit zu bekommen.
Der Papyrus befand sich zusammen mit 23 weiteren Papyri und einem Bündel Schilfrohr in einer Holzkiste (Auflistung der Papyri bei Parkinson 2009, 151–153, Tab. 6.1) auf dem Boden des Schachtes. Die Papyri enthalten medizinische, medico-magische und magische Texte, aber auch literarische Texte (z.B. Beredter Bauer und Sinuhe), liturgische Texte (z.B. Dramatischer Ramesseumspapyrus und Sobek-Hymnus) sowie administrative Texte wie die Semna-Dispatches. Heute ist dieses Papyruskonvolut auf das British Museum in London und das Ägyptische Museum und Papyrussammlung in Berlin verteilt. Das Schilfrohrbündel, bei dem es sich um Rohmaterial für Schreiberbinsen handelt, wird im Manchester Museum aufbewahrt (Inv.-Nr. 1882). Der Verbleib des Holzkastens, der mit weißem Stuck überzogen und mit der Zeichnung eines Schakals dekoriert war (Quibell – Paget – Pirie 1898, 3), ist unbekannt (Leach 2006, 225, Anm. 2). Weiterhin wurden verschiedene magische Gegenstände im Schacht gefunden. Ein Überblick der Fundsituation findet sich bei Geisen (2018, 2–7).

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Mittleres Reich » 12. Dynastie

Die Datierung des Papyrus basiert zum einen auf der Einordnung des archäologischen Fundkontextes zum anderen auf text- bzw. konvolutinteren Überlegungen. Die Nekropole, in der das Konvolut gefunden wurde, kann in das Mittlere Reich und die frühe Zweite Zwischenzeit datiert werden (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–116; Parkinson 2009, 71). Über die im Grabschacht gefundenen Objekte ist keine chronologische Eingrenzung möglich, da viele dieser Gegenstände in Bestattungen des späten Mittleren Reiches gut belegt sind, teils sogar bis in die frühe 18. Dynastie fortlaufen (Parkinson 2009, 143–145). Laut Geisen (2018, 7, 10–15) würden Streufunde in der Umgebung sowie die Grabfunde selbst in Kombination mit Informationen aus den Papyri für eine Datierung der Bestattung in die mittlere 13. Dynastie sprechen.
Die Papyri selbst sind unterschiedlichen Alters und erstrecken sich paläographisch (hieratisch) über einen Zeitraum von etwa einem Jahrhundert (Gardiner 1947, 6; Parkinson 2009, 149). Einen terminus post quem für die Zusammenstellung des Konvoluts gibt der Papyrus Ramesseum VI (Sobek-Hymnus) mit der Nennung Amenemhets III. (12. Dynastie, ca. 1818–1773 v. Chr.) sowie das Onomastikon Papyrus Ramesseum D, das ein mit dem Namen Sesostris' III. (ca. 1837–1818 v. Chr.) gebildetes Toponym aufweist. Die älteste Gruppe bilden nach R. B. Parkinson die kursiv-hieroglyphischen Texte (darunter Papyrus Ramesseum VI) aus der späten 12. Dynastie (Parkinson 2009, 149). Die jüngsten Texte gehören in die späte 13. Dynastie (bis ca. 1630 v. Chr.), da sie dem mathematischen Papyrus Rhind und dem Papyrus Bulaq 18 paläographisch aufgrund der runden Formen und stärkeren Verwendung von Ligaturen nahestehen (Parkinson 2009, 150). Papyrus Ramesseum V gehört aufgrund der kursiv-hieroglyphischen Schreibung in die älteste Gruppe und ist daher in die späte 12. Dynastie (bis ca. 1759 v. Chr.) zu datieren (Parkinson 2009, 149–150). Wegen der großen Ähnlichkeit mit dem sog. veterinärmedizinischen Papyrus von Illahun/Kahun wird der Text auch früher datiert, weil die Illahun-Siedlung ab Sesostris II. (Beckerath 1997, 189: 1882–1872 v. Chr.; Hornung – Krauss – Warburton 2006, 492: 1845–1837 v. Chr.) bewohnt wurde und die Verwendung der kursiv-hieroglyphischen Schrift für medizinische Texte früher anzusetzen ist als die der hieratischen Schrift von u.a. Papyrus Ramesseum III und IV. Deshalb wird Papyrus Ramesseum V auch in die mittlere oder sogar frühe 12. Dynastie datiert, z.B. um 1900 v. Chr. (Westendorf 1999, 6). Die Erwähnung des 6. Regierungsjahres eines ungenannten Königs in einem später hinzugefügten Verwaltungstext auf der Rückseite von Papyrus Ramesseum III erlaubt nicht, die Niederschrift genauer einzugrenzen (für einen Zuweisungsversuch dieses 6. Regierungsjahres in die 13. Dynastie, siehe Parkinson 2009, 156–157; Geisen 2018, 9–10).

Textsorte
Sammelhandschrift
Inhalt

Der Papyrus umfasst eine Sammlung von 20 Rezepten gegen Erkrankungen der mt.w "Gefäße", worunter insbesondere Muskelstränge, Bänder und Sehnen zu verstehen sind. Die Rezepte und Heilmittel richten sich gegen krankhafte Erscheinungen am Knie, dienen dem Erweichen und Auflösen von Steifheit der Glieder oder umgekehrt der Versteifung und Festigung von weichen Gliedern. Es bestehen zu einigen Rezepten Paralleltexte im Papyrus Ebers und im Papyrus Hearst. Eine inhaltliche Übersicht zu Papyrus Ramesseum V bietet W. Westendorf (Westendorf 1999, 7–8).
Auf dem Recto befinden sich einige wenige unidentifizierbare Reste von Notizen aus einer sekundären Nutzung (Barns 1956, 30; Parkinson 2009, 151, Tab. 6.1).

Ursprünglicher Verwendungskontext

Der Fundzusammenhang und die Herkunft aus einem gesicherten archäologischen Kontext erlaubt eine detailliertere Betrachtung. Der Papyrus war Bestandteil eines Konvoluts von 24 Papyri und befand sich zusammen mit einem Bündel von 118 Schilfrohren (Schreibbinsen) von je ca. 40 cm Länge in einem Holzkasten. Auf diesem Kasten war das Zeichen eines Schakales zu erkennen, das als Schreibung für den Priestertitel ḥr.j-sštꜣ "Hüter des Geheimnisses" gelesen werden kann. Es ist daher anzunehmen, dass der Besitzer ein Priester war (Parkinson 2009, 141; Parkinson 1991). Unter den weiteren im Grabschacht gefundenen Objekten befanden sich ein aus einem Kupfergemisch gefertigter Schlangenstab, der mit menschlichen Haaren umwickelt ist (Fitzwilliam Museum, Cambridge, E.63.1896), die Elfenbeinfigur eines Zwerges, der ein Kalb trägt (University of Pennsylvania, Museum of Archaeology and Anthropology, E.13405) sowie diverse magische Objekte im Manchester-Museum (Fayence-Figur eines nackten Mädchens (Inv.-Nr. 1787), eine aus Elfenbein gefertigte Klapper (Inv.-Nr. 1796), eine Fayence-Figur in Gestalt eines Pavians (Inv.-Nr. 1835) sowie ein Djed-Pfeiler-Amulett (Inv.-Nr. 1838) (Parkinson 2009, 141–145)). Diese Utensilien stellen nach A. H. Gardiner "the professional outfit of a magician and medical practitioner" (Gardiner 1955, 1) dar. Dazu passt, dass die Mehrheit der Papyri (15 der 24 Papyri) medizinische, medico-magische oder magische Inhalte aufweisen. Der Inhaber war demnach vermutlich ein Arzt und Magier, der auch Priesterfunktionen innehatte (Gnirs 2009, 128–156; Morenz 1996, 144–146; Geisen 2018, 15–29).
Das differierende Alter der Papyri und die verschiedenen Arten von Texten (medizinisch/magisch, literarisch, liturgisch, administrativ) lassen vermuten, dass die Papyri über mehrere Generationen gesammelt und vererbt wurden, bis der letzte Eigentümer sie als Grabbeigabe erhielt (Parkinson 2009, 149). Die administrativen Angaben auf dem Verso von Papyrus Ramesseum III und Papyrus Ramesseum IV zeigen, dass eine sekundäre wirtschaftliche Nutzung dieser medizinischen Papyri vorliegt, was wiederum nahelegt, dass die Papyri – zumindest in Teilen – aus verschiedenen Quellen zusammengetragen wurden und die Identifizierung des letzten Inhabers als Arzt daher nicht zwingend notwendig ist. Für die Gruppe der Papyri in kursiven Hieroglyphen vermutet Parkinson, dass sie ursprünglich aus einem Tempelkontext stammen, weil sie teilweise religiösen und königlichen Inhalts und auf qualitativ hochwertigem und neuem Papyrusmaterial geschrieben sind (Parkinson 2009, 148).

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Papyrus Ramesseum V besteht aus mehreren Fragmenten, die nahezu nahtlos aneinandergepasst werden können und so eine Papyrusrolle von über 1 m Länge ergeben. Hinzu kommen 10 kleinere Fragmente, die nicht eingeordnet werden können und vermutlich an das Ende des Papyrus gehören (Barns 1956, 30; Westendorf 1999, 6–7). Anfang und Ende des Papyrus sind nicht erhalten. Der untere Rand weist zahlreiche Fehlstellen auf, während der obere Rand weitgehend erhalten ist. Die Höhe beträgt 14 cm. Im Abstand von ca. 50 cm lassen sich zwei Klebungen ausmachen.
Durch horizontale und vertikale Linien ist der Papyrus in zwei Register eingeteilt. Die erhaltenen Fragmente weisen 75 senkrechte Kolumnen von 6 cm Höhe und 1–1,5 cm Breite auf. Über dem oberen Register befindet sich eine ca. 1 cm hohe waagerechte Zeile, welche die Überschriften zu den Rezepten des oberen Registers enthält. Die Überschriften der Rezepte des unteren Registers sind nicht vom Text abgegrenzt, sondern jeweils in eines der senkrechten Kolumnenfelder eingeschrieben. Die Kolumnenfelder enthalten meist nur eine einzelne, gelegentlich zwei Drogen sowie die Quantenangabe. Die Zubereitung und Applikation ist in die jeweils letzte Kolumne eines Rezepts eingeschrieben. Die Überschriften beider Register sowie die Quantenangaben sind in roter Tinte ausgeführt. Der kursiv-hieroglyphische Text ist rückläufig geschrieben.

Schrift
Hieroglyphen » Kursivhieroglyphisch

Der Papyrus ist durch horizontale und vertikale Linien in zwei Register eingeteilt, in die der Text in Zeilen und Kolumnen angeordnet ist. Der Text ist rückläufig in Kursiv-Hieroglyphen geschrieben. Für die einzelnen Überschriften sowie für die Drogenquanten werden Rubra verwendet.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

Die Bearbeitung der Papyri sollte zunächst durch F. L. Griffith erfolgen, wurde dann aber an P. Newberry übergeben, der erste konservatorische Maßnahmen durchführte und erste Abschriften anfertigte (Gardiner 1955, 2; Leach 2006, 226). Auf Vermittlung A. H. Gardiners wurde die Restaurierung dann an H. Ibscher (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin) übertragen. H. Ibscher nahm nach Abschluss seiner Arbeiten die Anordnung der Papyri in Glasrahmen vor, wie sie heute noch vorliegt. Da P. Newberry kein weiteres Interesse an der philologischen Bearbeitung hatte, gingen die Papyri schließlich in den Privatbesitz von A. H. Gardiner über, den W. M. F. Petrie als geeignet für die Veröffentlichung ansah. A. H. Gardiner schreibt dazu: "realizing, that the cost of conservation and publication would be considerable, Petrie himself suggested that if I acquitted myself of both obligations, I could regard the papyri as my own and dispose of them as I thought best." (Gardiner 1955, 2). Um die aufwendigen Konservierungsmaßnahmen bezahlen zu können, verkaufte A. H. Gardiner 1910 das Onomastikon Papyrus Ramesseum D aus dem Konvolut an das Berliner Ägyptische Museum. Den Papyrus Ramesseum A, der die Geschichte des Beredten Bauern und den Sinuhe enthält, hatte A. H. Gardiner bereits 1906 dem Berliner Ägyptischen Museum überlassen - unter der Bedingung, dass das Museum die Kosten für die Publikation tragen würde (Leach 2006, 226). 1955 legte A. H. Gardiner eine Edition der Ramesseumspapyri in Fotografie und hieroglyphischer Transkription vor, wobei allerdings viele der kleineren Fragmente unberücksichtigt blieben. Auch verzichtete er auf eine hieroglyphische Transkription der Papyri Ramesseum I–V, da diese von J. Barns bearbeitet wurden. Dessen hieroglyphische Umsetzung und ausführliche Kommentierung dieses Teils des Konvoluts wurde 1956 publiziert (Barns 1956).
Alle weiteren Bearbeitungen der Ramesseums Papyri erfolgten auf der Basis dieser beiden Editionen von A. H. Gardiner und J. Barns, so auch die hieroglyphische Umschreibung und deutsche Übersetzung durch das Projekt "Grundriss der Medizin der alten Ägypter" inklusive grammatischer und lexikalischer Erfassung (DrogWb; MedWb; Westendorf 1962) sowie die französische Übersetzung von T. Bardinet. 2004 initiierte das Department of Ancient Egypt and Sudan des British Museum in London unter der Leitung von R. B. Parkinson ein Projekt zur Neubearbeitung und Neupublikation der Ramesseums Papyri (Parkinson, Ramesseum Papyri; Leach 2006, 225).

Editionen

- Bardinet 1995: T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire (Paris 1995), 231, 472–475.

- Barns 1956: J. W. B. Barns, Five Ramesseum Papyri (Oxford 1956).

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 I: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,1. Übersetzung der medizinischen Texte (Berlin 1958), 22, 25, 27–28, 30–33, 80.

- von Deines – Grapow – Westendorf 1958 II: H. von Deines – H. Grapow – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. IV,2. Übersetzung der medizinischen Texte. Erläuterungen (Berlin 1958).

- Gardiner 1947: A. H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica (Oxford 1947).

- Gardiner 1955: A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri (Oxford 1955).

- Grapow 1958: H. Grapow, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert (Berlin 1958), 38–39, 44–45, 47–50, 53–56, 58, 136.

- Meyrat 2011 (unpubliziert): P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du moyen empire (Dissertation Université de Genève) (Genève 2011 (unpubliziert)).

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 6–8.

Literatur zu den Metadaten

- Beckerath 1997: J. von Beckerath, Chronologie des pharaonischen Ägypten. Die Zeitbestimmung der ägyptischen Geschichte von der Vorzeit bis 332 v. Chr., Münchner Ägyptologische Studien 46 (Mainz 1997).

- Downing – Parkinson 2016: M. Downing – R. B. Parkinson, The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers, The Griffith Institute Oxford. in: British Museum Studies in Ancient Egypt and Sudan 23, 35–45 (https://www.britishmuseum.org/pdf/Downing_and_Parkinson.pdf).

- Geisen 2018: C. Geisen, A Commemoration Ritual for Senwosret I. P. BM EA 10610.1–5/P. Ramesseum B (Ramesseum Dramatic Papyrus), Yale Egyptological Studies 11 (New Haven (CT) 2018).

- Gnirs 2009: A. M. Gnirs, Nilpferdstosszähne und Schlangenstäbe. Zu den magischen Geräten des so genannten Ramesseumsfundes, in: D. Kessler et al. (Hrsg.), Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard, Ägypten und Altes Testament 76 (Wiesbaden 2009), 128–156.

- Hornung – Krauss – Warburton 2006: E. Hornung – R. Krauss – D. A. Warburton (Hrsg.), Ancient Egyptian chronology, Handbuch der Orientalistik, erste Abteilung: Der Nahe und Mittlere Osten 83 (Leiden 2006).

- Leach 2006: B. Leach, A Conservation History of the Ramesseum Papyri, in: Journal of Egyptian Archaeology 92, 2006, 225–240.

- Leblanc 2005: C. Leblanc, Recherches et travaux réalisés au Ramesseum durant la mission d’ottobre 2004 à janvier 2005, in: Memnonia 16, 2005, 19–45.

- Morenz 1996: L. D. Morenz, Beiträge zur Schriftlichkeitskultur im Mittleren Reich und in der 2. Zwischenzeit, Ägypten und Altes Testament 29 (Wiesbaden 1996), 144–146.

- Nelson 2006: M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115–129.

- Nunn 1996: J. F. Nunn, Ancient Egyptian Medicine (London 1996), 39–40.

- Parkinson 1991: R. B. Parkinson, The Tale of the Eloquent Peasant (Oxford 1991), XI–XIII, XXVI–XXVIII.

- Parkinson 2009: R. B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among other Histories (Chichester 2009), 71, 139–145, 149–153.

- Parkinson, Ramesseum Papyri: R. B. Parkinson, The Ramesseum Papyri, http://www.britishmuseum.org/research/publications/online_research_catalogues/rp/the_ramesseum_papyri.aspx (10.02.2016).

- Porter – Moss 1999: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. I. The Theban Necropolis. Part 2. Royal Tombs and Smaller Cemeteries, 2. Auflage (Oxford 1999), 679.

- Quibell – Paget – Pirie 1898: J. E. Quibell – R. F. E. Paget – A. A. Pirie, The Ramesseum. The Tomb of Ptah-hetep. Egyptian Research Account 1896 (London 1898), 3–4, Taf. 1–3.

- Quirke 1990: S. G. C. Quirke, The Administration of Egypt in the Late Middle Kingdom. The Hieratic Documents (New Malden 1990), 188–189.

- Westendorf 1962: W. Westendorf, Grundriß der Medizin der alten Ägypter. VIII. Grammatik der medizinischen Texte (Berlin 1962).

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. des. Gunnar Sperveslage

Übersetzung und Kommentar

Fall 1

[I.0] (Überschrift:) [...] Knie.
[(Rezeptzutaten verloren)].
(Es) werde gemischt, (es) werde damit vier Tage verbunden.

Fall 2

[II.0] (Überschrift:) Heilmittel für das Erweichen von jeder Steifheit (der Glieder).
Natron: [1]; Langbohnen: 1; [II.5] twn-Pflanze1: 1; weißes Öl: 1; Öl vom Nilpferd: 1; Öl vom Krokodil: 1; Öl vom Wels: 1; Öl von der Meeräsche: 1; [II.10] Weihrauch: 1; mn.tw-Harz(?)2: 1; süße Myrrhe: 1; Honig: 1.
(Es) werde zu einer Masse gekocht3. (Es) werde damit jeden Tag verbunden, bis er gesund ist.

1 ṯwn: Eine unbestimmte Pflanze; Wb 5, 251.13–252.2; DrogWb 562–564; Westendorf, Handbuch Medizin, 510. Nach Germer Arzneimittelpflanzen, 210–213, zurückgehend auf Ebbell (in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 31) wohl eine Akazienart (Ebbell: Acacia seyal), wie die Klassifikatoren andeuten. Die teilweise Klassifizierung mit dem Rind (E1) weist auf eine Verwendung auch als Futterpflanze. Die medizische Anwendung erfolgt meist äußerlich bei Geschwüren, Schwellungen, Brüchen u.ä., innerlich nur in pEbers 43.7 (Eb 209) und pBrooklyn §59, §82c. Die Wirkung war offenbar antibakteriell und entzündungshemmend (vgl. DrogWb 563; Germer, Arzneimittelpflanzen, 211–212; Germer, Handbuch, 158–159).
2 mn.tw: Nur in pRamesseum V belegt; die Texparallele Eb 656 lässt diese Ingredienz aus. Grundriß der Medizin IV/1, 25 und Westendorf, Handbuch Medizin, 659 übersetzen Wachs; auch Bardinet, Papyrus médicaux, 472 fasst das Wort als Wachs ("cire") auf. Nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 31 eventuell identisch mit dem in pEbers 38.7 (Eb 193) belegten mnḏj [e. Pflanze] (Wb 2, 93.15; DrogWb 249). Eine Verschreibung liegt aber kaum vor, da das Wort in pRam V insgesamt siebenmal in derselben Schreibweise belegt ist. Die Nennung zwischen snṯr „Weihrauch“ und ꜥnt.w „Myrrhe“ könnte andererseits auf eine Deutung als Harz o.ä. verweisen (vgl. auch das mnj-Harz(?)/Mineral(?), Wb 2, 76.13; DrogWb 239; Westendorf, Handbuch Medizin, 500). In pRam V Nr. III sind neben mn.tw alle Ingredienzien Öle, was einer Deutung von mn.tw als Harz aber nicht widersprechen muss, da mn.tw als letzte Droge in der Liste genannt ist. In pRam V Nr. XI ist mn.tw zwischen einem Öl und snṯr genannt.
3 psi̯: Das Wort ist in diesem Papyrus mehrfach logographisch mit einem Zeichen geschrieben, das an eine Ligatur aus Gardiner W25 (Topf auf laufenden Beichen) und I10 (Kobra) erinnert. Hier wird der Auffassung von Barns, Five Ramesseum Papyri, 17 Anm. 10 sowie MedWb 292 gefolgt, wonach es sich um eine Schreibung für das Verb psi̯ handelt. Parallelstellen zu pRam V Nr. II bzw. pRam V Nr. V in pEbers 657 und pHearst 94, 237 zeigen ebenfalls eine logographische Schreibung für psi̯, allerdings mit Q7 als Logogramm. Barns deutet das hier vorliegende Zeichen als einen Ofen, auf dem ein Gefäß steht, kombiniert mit einem Schür- oder Aschehaken. Ob aber tatsächlich eine ungewöhnliche logographische Schreibung für psi̯ vorliegt, wie Barns, Five Ramesseum Papyri, 17 für die Belege in pRam III, pRam IV und pRam V argumentiert, muss offen bleiben, zumal das Verb psi̯ in pRam IV.5 und in pRam IV.7 in phonetischer Schreibung und regulärem Q7 (Flamme) als Klassifikator belegt ist.

Fall 3

[III.0] (Überschrift:) Erweichen von Steifheit (der Glieder), Ausstrecken von Verkrümmungen.
Weißes Öl: 1; Behenöl: 1; [III.15] Fett vom Tausendfüßler(?): ⟨1⟩; Öl vom Nilpferd: 1; Öl vom Löwen: 1; Öl vom Esel: 1; Öl vom Krokodil: 1; [III.20] Öl von der Maus: 1; Öl von der Eidechse: 1; Öl vom prṯrsw-Tier: 1; Öl von der Schlange: 1; Öl von der Erdmandel: 1; [III.25] sfṯ-Öl: 1; mn.tw-Harz: 1.
(Es) werde zu einer Masse gekocht. (Es) werde damit jeden Tag gesalbt, bis er gesund ist.

Fall 4

[IV.0] [Überschrift zerstört].
ḏꜣs-Pflanze: [1]; Bodensatz des Bieres: 1; [IV.30] unterägyptisches Salz: 1; Natron: 1; Datteln: 1.1

1 Das Fehlen der Zubereitungs- und Anwendungsanweisungen ist auffällig, ebenso die Tatsache, dass eine Textkolumne in roter Tinte anschließt. Vielleicht wurde der Text an dieser Stelle falsch abgeschrieben.

Fall 5

[V.0] [Ein Heilmittel? ...] zum (?) [Erweichen] von jedweder Steifheit (der Glieder).
Fett vom Rind: [1]; süße (?) Myrrhe1: [1]; Bodensatz des Weines: 1; [V.35] Zwiebeln: 1; Ruß von der [Mau]er: 1; frischer Weihrauch: 1; [Früchte] der ḫꜣs.yt-Pflanze2: 1; [Früchte] der Erbse(?): 1; [jb]zꜣ-Pflanze3: 1; [V.40] Früchte der ḏꜣs-Pflanze: 1; unterägyptisches sjꜣ-Mineral: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit gesalbt; (es werde) der Sonne (ausgesetzt).

1 ꜥnt.w nḏm: Lesung nach Barns, aber die Spuren passen nicht wirklich. Im Nacken des tjw-Vogels befinden sich noch 2 Zeichen und die Spuren über nw-Topf und Pluralstrichen passen nicht zu nḏm. Vgl. die Schreibung von ꜥntw nḏm in Kol. II.11 und XVI.35.
2 ḫꜣs.jt: Eine Pflanze, von der Frucht, Same und Wurzel gleichermaßen innerlich wie äußerlich angewendet werden, ohne dass ein Behandlungsschwerpunkt erkennbar ist (DrogWb 391–392; Germer, Arzneimittelpflanzen, 288–292; Germer, Handbuch, 98–100; Westendorf, Handbuch Medizin, 503). Dawson, in: JEA 20, 1934, 45 schlägt eine Deutung als Zaunrübe (Bryonia) vor. Dem schließt sich Manniche, Egyptian Herbal, 81–82 an. Germer, Arzeimittelpflanzen, 292 und Germer, Handbuch, 100 lehnt diese Deutung dagegen ab, da Bryonia in der ägyptischen Flora nicht bezeugt ist.
3 jbzꜣ: Eine offenbar ätherische, ölhaltige Pflanze, die vor allem äußerlich angewendet wird und der Schmerzlinderung und dem Erweichen von Steifheit dienen soll (DrogWb 26–27; Germer, Arzneimittelpflanzen, 233–235; Germer, Handbuch 24–25). In der Erzählung vom Beredten Bauern (Eloquent Peasant) ist jbzꜣ ein Produkt des Wadi Natrun. Eine Verbindung mit dem koptischen ⲁⲃⲥⲱⲛ und damit eine Deutung als wilde Minze ist möglich, aber nicht belegt (Germer, Handbuch, 25). Neben der jbzꜣ-Pflanze ist auch das jbzꜣ-Öl bezeugt (Wb 1, 64.14; DrogWb 26–27; Germer, Arzneimittelpflanzen, 233ff.; Koura, Öle, 206–207).

Fall 6

[VI.0] [Überschrift zerstört].
[Fett (?)] vom Wels: 1; [...]-Flüssigkeit: 1; [VI.45] [...]-Mineral/Flüssigkeit (?): 1; twn-Pflanze: 1.
(Es) werde zermahlen; (es) werde damit vier Tage verbunden.

Fall 7

[VII.0] [Überschrift zerstört].
Klumpen von pns-Erde (?)1: 1; Früchte der šꜣms-Pflanze2: 1, Datteln: 1.
[VII.50] (Es) werde gekocht; (es) werde damit vier Tage verbunden. 1 pns: Wb 1, 510.9; FCD 89; DrogWb 198: eigentlich "Umgewendetes" = Erde, die als Material verwendet wird. Obwohl in pEbers 73.3 = Eb 559 die Droge ṯꜣ n.j pns genannt wird, passen die Spuren nicht wirklich zu $pns$. Über dem mutmaßlichen p steht noch ein Zeichen, das mutmaßliche n könnte auch ein t sein und das mutmaßliche z ein n.
2 šꜣms: Eine Pflanze, von der sowohl Früchte, Blätter als auch Wurzeln in medizinischem Zusammenhang verwendet werden, die Früchte dienen vornehmlich der äußeren, selten der inneren Anwendung (DrogWb 477–479; Germer, Handbuch, 126–127): Innerlich zur Behandlung des Bauches und des ꜥꜣꜥ-Giftsamens, äußerlich gegen Steifheit und Geschwüre. Aufrère, in: BIFAO 87, 1987, 22–23 deutet šꜣms als Pyrethrum (Römischer Bertram); ihm folgend Westendorf, Handbuch Medizin, 506. Dagegen wendet Germer, Handbuch, 127 ein, dass in der antiken Heilkunde vor allem die Wurzeln, nicht aber die Samen bzw. Früchte des Römischen Bertram verwendet werden. In den ägyptischen Texten sind dagegen nur ein einziges Mal die Wurzeln bezeugt (H 163 zur äußerlichen Behandlung einer Hautflechte), während ansonsten Samen und Früchte Anwendung finden.

Fall 8

[VIII.0] [Überschrift zerstört]. Fett vom Rind: 1; [...]: 1; [...]ꜣ.t-Mineral: 1; qsn.tj-Mineral1: 1; [VIII.55] s[...].t-Mineral: 1; Früchte des mꜣꜣ-Baumes2: 1; mꜣ[t].t-Pflanze3: 1; [...]-Pflanze: 1; [...]: 1; [VIII.60] [...]-Mineral: 1; [ḫt]-ds-Baum: 1; unterägyptisches Salz: 1; [...]-Flüssigkeit: 1.
(Es) werde zu einer Masse gekocht. (Es) werde damit [täg]lich verbunden, bis er sich wohl fühlt.

1 qsn.tj: Unbekannte Ingredienz, die in Einnahmemitteln, in Einläufen und wie hier in Verbänden verwendet wird. Durch den Klassifikator Gardiner Z8a (Kreis) ist qsn.tj als körniger oder pulverartiger Stoff ausgewiesen, nach DrogWb 522 daher eventuell ein Mineral. Es scheint in den Rezepturen durch andere Minerale austauschbar. In pEbers 45.5 (Eb 226) steht qsn.tj, während der parallele Text pHearst 7.3 (H 84) an derselben Stelle ztj „Ocker“ (Wb 3, 488.3–6; DrogWb 467–468) schreibt. Es könnte sich daher um ein ähnliches Mineral wie Ocker handeln (vgl. auch Harris, Minerals, 215). Möglicherweise ist qsn.tj aber auch, wie Harris, Minerals, 215 vermutet, mit qs(n).tt (Wb 5, 71.7; DrogWb 522; Germer, Handbuch, 142–143) identisch, das ähnlich geschrieben ist und sich nur durch M2 (Pflanze) als Klassifikator unterscheidet. qs(n).tt wird ebenfalls in Einnahmemitteln und Verbänden verwendet und ist durch den Klassifikator als Pflanze zu deuten. Gegen eine Gleichsetzung von qsn.tj und qs(n).tt spricht aber, dass ersteres in pEbers durchgehend mit komplimentierendem n und Klassifikator Z8a und letzteres jeweils mit M2 und ohne n geschrieben ist, pEbers also klar zwischen beiden Substanzen unterscheidet.
2 mꜣꜣ: Nach dem Klassifikator (M1) handelt es sich um einen Baum oder Strauch, dessen Früchte hier äußerlich in einem Verband angewendet werden (Meeks, AL 79.1099; DrogWb 212; Germer, Arzneimittelpflanzen, 368; Germer, Handbuch, 73). Die Textstelle in pRam V VIII.58 ist der einzige Beleg für diese Pflanze, eine Identifizierung ist nicht möglich; die Indikation ist zerstört. Nach Dawson (in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 32) könnte es sich um eine Verschreibung für mꜣmꜣ „Dumpalme“ (Wb 2, 29.7–8) handeln.
3 mꜣt.t: Daumas, in: BIFAO 56, 1957, 59–60 und Edel, in: ZÄS 96, 1979, 9–10 identifizierten mꜣt.t noch mit dem Sodomsapfel. Lefebvre, in: Fs Westendorf, 208–209 dachte neben Sellerie an Petersilie; gegen eine Deutung als Petersilie Westendorf, Handbuch Medizin, 500. Nach Loret, in: RecTrav 16, 1894, 4ff., Lefebvre, in: Fs Westendorf, 208–209, Germer, Arzneimittelpflanzen, 92–99, Germer, Heilpflanzen, 59–61, Germer, Flora, 137–138, Germer, Handbuch, 74–76, Aufère, in: BIFAO 86, 1986, 9–10, Manniche, Egyptian Herbal, 76–77, Westendorf, Handbuch Medizin, 500 sehr wahrscheinlich Wilder Sellerie (Apium graveolens L. var. graveolens). Die Anwendung erfolgt innerlich wie äußerlich zur Beruhigung von Magen und Darm sowie als Diuretikum, gegen Steifheit und wegen der desinfizierenden Wirkung zur Behandlung von Wunden und Hautkrankheiten.

Fall 9

[IX.0] [Überschrift zerstört].
[IX.65] Korn(?)1 von Emmer: 1; Früchte der Erbse(?): 1; ḫꜣs.yt-Pflanze: [1]; [...]; M[ilz eines Rindes?]: 1; [IX.70] mn.tw-Harz: 1; wšb.t-Mineral2: 1; Hämatit(?)3: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit verbunden.

1 ꜥmꜥꜥ: Diese Ingredienz kommt meist als Teil, vielleicht Korn bzw. Kern, von Emmer (bd.t) oder Gerste (jt), einmal der Dattel (Eb 83) vor, selten selbstständig (vgl. DrogWb 91–94; Germer, Arzneimittelpflanzen, 255–257; Westendorf, Handbuch Medizin, 496). Die selbstständigen Nennungen sind vermutlich Kurzformen von ꜥmꜥꜥ n bd.t, da dies 1) am häufigsten belegt ist und, entscheidender, 2) in pLeiden Verso VII 4 ꜥmꜥꜥ parallel zu ꜥmꜥꜥ n bd.t in pLeiden recto IV 8 steht. Verwendet wird es als Kaumittel bei Zungen- und Zahnleiden, sonst nur in äußerlicher Anwendung in Salbmitteln und Verbänden.
2 wšb.t: Ein Mineral zur Wundbehandlung, das äußerlich in Verbänden verwendet wird, v.a. zur Behandlung von mt.w-Gefäßen (vgl. DrogWb 143–144). Aufgrund der Nennungen neben Adstringenzien und Pigmenten vermutet Harris, Minerals 188–189, dass es sich ebenfalls um ein Adstringens oder Pigment offenbar blauer Farbe, möglicherweise ein Alaun, handelt. Quelle für kobalthaltiges Alaun waren die Oasen Charga und Dahla (Kaczmarczyk, in: JEA 77, 1991, 195).
3 djdj: Bezeichnung eines Minerals von offenbar roter Farbe, möglicherweise Hämatit oder roter Ocker (DrogWb 573; Harris, Minerals, 155–156; vergleiche auch Keimer, Gartenpflanzen I, 137: roter Farbstoff). In pKoller 4.2 ist djdj unter den nubischen Produkten aufgelistet (LEM 119.9); pChester Beatty IV, Vso 10.15 nennt djdj n Tꜣ-stj; mehrfach bezeugt ist djdj n ꜣbw, so dass eine Herkunft dieses Minerals aus dem Raum Assuan oder aus Unternubien angenommen werden kann. Die von Brugsch, in: ZÄS 29, 31 vertretene Deutung als Mandragora lässt sich nicht belegen.

Fall 10

[X.0] [Überschrift zerstört].
ṯr.w-Mineral: 1; Hämatit(?): 1; Milz eines Rindes: 1; mn.tw-Harz: 1; Weizengrütze: 1; [...].
[X.75] [Zubereitungs- und Anwendungsanweisungen zerstört] [Lücke unbekannter Länge]

Fall 11

[XI.1] [Überschrift zerstört].
[...]; Öl: 1; mn.tw-Harz: 1; Bestes von Weihrauch1: 1.
[XI.5] (Es) werde zu einer Masse gekocht. (Es) werde damit täglich verbunden, bis er sich wohl fühlt.

1 ḫnt.t m snṯr: Nach Westendorf, Handbuch Medizin 503 wohl eine Bezeichnung für beste Qualität vom Weihrauch; DrogWb 400–401 hatte diese Deutung allerdings bereits als „unwahrscheinlich“ abgelehnt, da die Verbindung ḫnt.t m snṯr nur in den medizinischen Texten belegt ist (Eb 242, 256, 336d, 653, 654, H 123, Ram V Nr. XI) und denkt an eine salbenartige Einzeldroge.

Fall 12

Kühlen von Gefäßen; Versteifen von Weichheit.
Blätter des Christusdorn: 1; Blätter der Dornakazie: 1; Honig: 1.
(Es) werde in diesem Honig zerkleinert. (Es) werde damit vier Tage verbunden.

Fall 13

[XIII.10] Ein anderes Heilmittel.
Frische Blätter der Dornakazie: 1; Fett vom Rind: 1; Sägemehl von der Konifere: [1].
(Es) werde zermahlen; (es) werde damit vier Tage verbunden.

Fall 14

Erweichen der šw.t1 der mt.w-Gefäße.
Fett vom Rind: 1; [XIV.15] Fett vom Ziegenbock: [1]; Fett vom Widder: 1; Honig: 1; mn.tw-Harz: 1; Öl: [1]; jbzꜣ-Pflanze: 1; mjmj-Getreide (Durra?)2: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit verbunden.

1 šw.t: Nach Wb 4, 425.16–426.3; MedWb 839: Seite (des Körpers, der Wunde); nach Westendorf, Handbuch Medizin, 135 bezeichnet šw.t eine Schwellung oder Erhebung.
2 m(j)m(j): (Wb 2, 58.7–13; FCD 104; DrogWb 220). Nach Ausweis der Klassifikatoren (U9/U10) eine Getreideart (Germer, Arzneimittelpflanzen, 275–280; Germer, Handbuch 76–78), die nicht nur in der Medizin, sondern auch als Nahrungsmittel verwendet wird. Eine teils vertretene Deutung als Kümmel wird von Keimer, Gartenpflanzen, 149 und Germer, Handbuch, 76–78 abgelehnt. Ebenso kann es sich nach Germer, Handbuch, 76–78 nicht um Hirse handeln. Nach Westendorf, Handbuch Medizin, 500 wäre eine Deutung als Durra möglich.

Fall 15

[XV.20] Erweichen von Verkrümmungen.
ṯr.w-Mineral: 1; süße Myrrhe: 1; Kupfergranulat: 1; Honig: 1; Natron: 1; unterägyptisches Salz: 1; mnš.t-Mineral: 1; Fett des Steinbocks: 1.
[XV.25] (Es) werde zu einer Masse gekocht; (es) werde damit verbunden.

Fall 16

Heilmittel zum Erweichen von (Glieder)steifheit.
Weißes Öl: 1; Öl von [...]: 1; Öl vom Nilpferd: 1; [XVI.30] Öl vom Esel: 1; Fett vom Steinbock: 1; Fett vom Rind: 1, ẖpꜣ-Kügelchen1 vom ꜥš-Nadelbaum2: 1; Früchte des ꜥnw-Baumes3: [1]; [XVI.35] süße Myrrhe: 1; sfṯ-Öl: [1].
(Es) werde gekocht; (es) werde vier Tage damit verbunden.

1 ẖpꜣ: Bezeichnung eines Kügelchens (Wb 3, 366.1–4; DrogWb 412–413; Germer, Arzneimittelpflanzen, 50–51). In Verbindung mit dem nachfolgend genannten ꜥš-Nadelbaum sind wohl Harzkügelchen gemeint.
2 ꜥš: Es handelt sich hierbei um ein Nadelholz aus dem Libanon, unklar ist aber, ob es sich um Tanne, Zeder, möglicherweise auch Zypresse handelt (Germer, Flora, 7, Germer, Handbuch 49). Germer, Handbuch 49 hält es zudem für wahrscheinlich, dass die Ägypter keine bestimmte botanische Art meinten, sondern allgemein „Hohe Konifere aus Palästina“, da sie das geschlagene Holz, nicht aber das Aussehen des Baumes kannten. Auch nach DrogWb 109–111 allgemein „Föhre“.
3 ꜥnw: Nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 33 und DrogWb 97–98 wohl dasselbe Wort wie das in Eb 535 belegte ꜥnnw. Nach dem Klassifikator in Eb 535 ein Baum, Identifizerung unbekannt, nur ein zwei Rezepten belegt (Eb 535 und pRam V), vgl. auch Germer, Handbuch 42. Medizinisch verwendet werden jeweils die Früchte oder Samen in einem Verband. Die hier vorliegende Schreibung könnte nach DrogWb 97 „auch eine alte Schreibung für wꜥn ‚Wacholder‘ sein.“ Die Früchte des ꜥnnw-Baumes sind mehrfach in Texten des Alten und Mittleren Reiches bezeugt (Qubbet el-Hawa, pBerlin 10018); vgl. Edel, QH II, 1.2, 21, Edel, in: ASAE 57, 1962, 39–40.

Fall 17

Erweichen von mt.w-Gefäßen, nämlich šṯ-Gefäßen1.
psḏ-Schote2: 1; [XVII.40] Langbohnen: 1; Gummi: 1; mnš.t-Mineral: 1; ṯwn-Pflanze: [1]; Hämatit(?): 1; schwarzer Feuerstein: [1]; [XVII.45] unterägyptisches Salz: 1; Honig: 1.
(Es) werde zermahlen; (es) werde damit vier Tage verbunden.

1 šṯ: Das Wort ist als Bezeichnung eines Kreuzgeflechtes von Adern in der Brust bzw. in den Schenkeln in Eb 853c und Eb 856d (= Bln 163d) belegt (MedWb 871–872). Aufgrund der syllabischen Schreibung hier in pRam V ist nicht sicher, ob tatsächlich dasselbe Wort gemeint ist, da auch der semantische Zusammenhang anders als im pEbers ist (vgl. die Gegenüberstellung bei MedWb 871). Zudem lässt sich anhand des Fotos nicht eindeutig erkennen ob das erste Zeichen tatsächlich ein š ist.
Die Klassifikatoren Aa3+Z2 legen nahe, dass es sich um ein Substantiv handeln, eine Genitivverbindung, wie Grundriß der Medizin IV/1, 32 mit „Erweichen der štw-Gefäße“ und Westendorf, Handbuch Medizin, 133 mit „Kreuzgeflecht-Gefäße“ anzunehmen scheinen, kann aber nicht vorliegen. Vielmehr kann, wie hier vorgeschlagen, eine Parenthese angesetzt werden. Eine Auffassung als Partizipform des Verbes šṯ „umschnüren“ und damit eine Übersetzung als „mt.w-Gefäße, die umschnürt sind“, ist denkbar, aber wegen des Klassifikators Z2 wenig wahrscheinlich.
2 psḏ: Häufig innerlich gegen Schmerzstoffe angewendet, daher teils als Bilsenkraut gedeutet, was aber auch wegen der narkotisierenden Wirkung abgelehnt wird; siehe hierzu DrogWb 206–207. Charpentier, Recueil, 304 sowie Westendorf, in: GM 155, 1998, 109–112 und Westendorf, Handbuch Medizin, 500 deuten psḏ als Hülse oder Schote, da in einigen Texten von „den beiden Seiten“ der psḏ die Rede ist. Die Deutung als Hülse oder Schote ist allerdings unsicher und nicht belegbar, zumal psḏ nie mit einem pflanzlichen Klassifikator belegt ist (hierzu Germer, Handbuch, 73). Nach Germer, Arzneimittelpflanzen, 271–275 daher eventuell kein pflanzliches Produkt, sondern eine verarbeitete Substanz. Die Auflistung mit anderen Pflanzen (z.B. in pRam IV C9 neben Johannisbrot(?), Bohne, Pinienkern(?), Kügelchen von Wacholder) scheint allerdings für eine Pflanze zu sprechen.

Fall 18

Erweichen von mt.w-Gefäßen.
Fett vom Rind: 1; Zunge vom Rind: 1; [XVIII.50] Milz vom Rind: 1; Dattelkerne: 1; Weihrauch: [1]; Korn von Emmer: 1; Knochenmark vom Rind: 1.
[XIII.55] (Es) werde gemischt, (es) werde damit vier Tage verbunden.

Fall 19

Erweichen der šw.t der Gefäße.
Zwiebeln: 1; unterägyptisches Salz: 1; [...] von der Gans(?): [1]; [XIX.60] Fett vom Steinbock: [1]; Öl von der Gans: [1]; ḫt(?)1 von der Gans: 1; wḏꜥ-Bruchstück2 der Dattel: [1]; Weihrauch: 1; [XIX.65] psḏ-Schote3: 1; jbr-Öl4: 1.
(Es) werde zermahlen (?); [(es) werde ...]

1 ḫt: Auf sr.w folgt hier ein unklares Wort; vergleiche Diskussion in DrogWb 611–612. Zu erkennen sind deutlich die Zeichen Gardiner M3 (Ast) und I14 (Schlange). Barns, Five Ramesseum Papyri, 39 liest „ḫt(?)“. Dawson (in: Barns, Five Ramesseum Papyri, 33) schlägt eine Emendation von M3 zu N16 (Landzeichen) vor; den Vogel liest er zꜣ, womit zꜣ-tꜣ zu lesen wäre. Nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 33 könnte zudem die Angabe mrḥ.t „Öl“ ausgefallen sein. Grundriß der Medizin IV/2, 47 vermerkt: „Die Zeichenreste sind nicht sicher deutbar“; Bardinet, Papyrus médicaux, 474 gibt keinen Übersetzungsvorschlag.
2 wḏꜥ: Das Wort ist von der Wurzel wḏꜥ „(ab)trennen; richten; zuweisen“ abgeleitet und bezeichnet daher etwas Abgetrenntes oder ein Bruchstück (Meeks, AL 77.1135); außerhalb der medizinischen Texte gut bezeugt, in den medizinischen Texten nur in der Verbindung mit bnj „Dattel“. Ob ein bestimmter Teil der Dattel gemeint ist oder die Angabe als Quantum zu verstehen ist, ist unklar. Germer, Arzneimittelpflanzen, 155 vemutet eine zerkleinerte oder entkernte Dattel.
3 psḏ: Häufig innerlich gegen Schmerzstoffe angewendet, daher teils als Bilsenkraut gedeutet, was aber auch wegen der narkotisierenden Wirkung abgelehnt wird; siehe hierzu DrogWb 206–207. Charpentier, Recueil, 304 sowie Westendorf, in: GM 155, 1998, 109–112 und Westendorf, Handbuch Medizin, 500 deuten psḏ als Hülse oder Schote, da in einigen Texten von „den beiden Seiten“ der psḏ die Rede ist. Die Deutung als Hülse oder Schote ist allerdings unsicher und nicht belegbar, zumal psḏ nie mit einem pflanzlichen Klassifikator belegt ist (hierzu Germer, Handbuch, 73). Nach Germer, Arzneimittelpflanzen, 271–275 daher eventuell kein pflanzliches Produkt, sondern eine verarbeitete Substanz. Die Auflistung mit anderen Pflanzen (z.B. in pRam IV C9 neben Johannisbrot(?), Bohne, Pinienkern(?), Kügelchen von Wacholder) scheint allerdings für eine Pflanze zu sprechen.
4 jbr: Ein Öl, das als Salbmittel und in Verbänden, in Kopf- und Haarmitteln sowie in einem Augenmittel angewendet wird. Zumeist als Laudanum (Harz der Cistus creticus L.) gedeutet (Ebbell, in: ZÄS 64, 1929, 48–49; DrogWb 24–25). Für diese Deutung gibt es aber nach Germer, Handbuch, 24 keine Belege, auch ist die Verwendung von Laudanum bisher durch chemische Analysen nicht nachgewiesen, obgleich dies nicht ausgeschlossen ist (Serpico, in: Nicholson/Shaw, Materials, 436–437).

Fall 20

[Überschrift zerstört].
Schwarzer Feuerstein: 1; [XX.70] süßes Johannisbrot(?)1: 1; Weihrauch: 1; Kupfergranulat: 1; Fett vom Rind: [1]; mn.tw-Harz: 1; Honig: 1.
(Es) werde gekocht; (es) werde damit verbunden.

1 ḏꜣr.t: Dawson, in: JEA 20, 1934, 41–44 deutete ḏꜣr.t als Koloquinthe; gefolgt von DrogWb 586–592. Diese Deutung schließt Germer, Arzneimittelplanzen, 350–360 aus, da die Koloquinthe abführende Wirkung hat, in Abführungsmitteln aber nur viermal belegt ist. Aufrére, in: BIFAO 83, 1983, 28–31 greift die Identifizierung von Loret, in: RecTrav 15, 1893, 124–130 wieder auf, wonach ḏꜣr.t mit der Frucht des Johannisbrotbaumes zu identifizieren sei; gefolgt von Westendorf, Handbuch Medizin, 511. Germer, Handbuch, 166–170 hält Johannisbrot für wahrscheinlicher als Koloquinthe, lässt die Identifizierung aber offen.

Fall 21

[XXI.75] [Überschrift zerstört]
[Lücke unbekannter Länge]

Nicht-platzierbare Fragmente

Fragment 2

[...], (es) werde getrunken mit Bier [...]

Fragment 3

[...], (es) werde damit verbunden [...]

Fragment 4

[Überschrift zerstört]
[...] Langbohnen: [1] [...]
[...], (es) werde eingerieben (?) [...]

Fragment 7

(Überschrift:) Erweichen (?) der [...], ausstrecken [der ...]

Fragment 8

[Überschrift zerstört] Natron: [1]; [unterägyptisches] Salz: [1]; Öl: 1.
[(Es) werde gekocht (?)]; (es) werde damit verbunden.
Ein weiteres Heilmittel:
ḏꜣjs-Pflanze [1], Honig [1];
[...]