Papyrus Louvre N 3233a
Übersetzung und Kommentar
Amulett mit vielleicht tlw. kryptographisch lesbarer Vignette
(Anubis & Horus mit dem „prächtigen Kopf des großen Gottes“, Isis, Nephthys, Thot, Phönix, Aker und) der Herr des Lebens, der König von Ober- und Unterägypten. (?)1
1 Koenig, in: BIFAO 79, 1979, 117 wies auf die Vignetten des Amuletts pLeiden I 356 (vgl. die Abbildung bei Leemans, Papyrus égyptiens hiératiques, Taf. 170 und Lexa, Magie III, Taf. 48) hin, in dessen Abschnitt b die Figuren in fast derselben Anordnung erscheinen. Dort sind den Göttern auch die Namen beigeschrieben worden. Diese bestätigen die ohnehin durch die Ikonographie recht eindeutige Identität der ersten fünf Gottheiten als Anubis, Horus, Isis, Nepthys und Thot. Der Gott mit Anedjti-Krone (dort menschenköpfig) trägt die Beischrift Bnw. Dahinter steht auf dem Leidener Amulett ein nach vorn gebeugter und auf einen Stab gestützter menschenköpfiger Mann, dem Ꜣkr beigeschrieben ist. Dies dürfte wohl auch die Identität des löwenköpfigen Gottes auf pLouvre N 3233 A sein. Dem Abydos-Reliquiar, das auf dem Leidener Amulett einem Mumienoberkörper mit Menschenkopf und Anedjti-Krone (oder einer misslungenen Atefkrone?) entspricht, ist eine Legende beigeschrieben, die Koenig, a.a.O. als 𓁶𓏤𓀻𓀼𓋴𓅆𓊹𓉻𓏛 transliteriert, d.h. als „erhabener Kopf (des) großen Gottes“ versteht.
Die Gruppe aus Stier, Skarabäus und Biene ist auf dem Leidener Amulett zwischen die Gruppe Anubis + Abydos-Reliquiar + Horus einerseits und Isis + Nephthys etc. andererseits gerutscht. Außerdem ist die Weiße Krone verschwunden, sofern man nicht die ansonsten unverständlichen Striche hinter der Biene als Entsprechung der Krone interpretieren will (so bspw. die Beschreibung des Amuletts auf https://hdl.handle.net/21.12126/5446 (Zugriff 01.10.2024). Dieses veränderte Arrangement lässt jedenfalls Goyons Vorschlag zur Lesung unsicher erscheinen.
Ein weiterer Unterschied zwischen der Leidener und der Pariser Vignette ist der zusätzliche, zweite Stier, der auf dem Leidener Amulett noch oberhalb von Skarabäus und Biene gezeichnet ist und der wie die anderen Gottesdarstellungen eine, wenn auch unverständliche, Beischrift trägt.
Ob die auf dem Leidener Amulett an Aker anschließende Gruppe ebenfalls noch zu diesem Ensemble gehört und damit die zweite größere Abweichung von der Pariser Vignette darstellt, oder ob sie eher zusammen mit den wiederum daran anschließenden Darstellungen eine Gruppe bildet, bliebe weiteren Untersuchungen vorbehalten. Dass sie jedenfalls aktuell so wirkt, als würde sie tatsächlich zu der auf Aker endenden Gruppe gehören, mag am Arrangement und der Verteilung dieses langen Papyrusstreifens in Leemans' Abbildung liegen. Dieser scheint aber den Streifen zunächst einmal rein pragmatisch in drei gleichlange Abschnitte geteilt zu haben, um ihn optisch ausgewogen auf der Tafel präsentieren zu können.