Papyrus Leiden I 346
Übersetzung und Kommentar
pLeiden I 346 = AMS 23a: Schutz vor den Epagomenentagen
Spruch I
[1.1]Amulettrolle des letzten Jahrestages: O Sachmet, Große, Herrin von Ascheru! O Schentit, die sich in Busiris befindet! O Herrscher – er lebe, sei heil und gesund –, Re, Herr des Himmels! O Schesemtet, Herrin von Punt! O Horus, Herr der wrr.t-Krone!1 O Sobek, Herr des Minet-Gewässers! O Schöpfer (?) von Ascheru!2 O Auge des Re, Herrin der beiden Länder, Herrscherin der Flammeninsel! O Horus, edler Geist von Opet!3 O Heribaqef, Horus, Herr von Schenet! O wirkungsvolles Auge des Horus, {{Herrin}} des Weins!4 O Chnum, Herr des Dreißigerrates! Seid gegrüßt, o ihr Götter, Messerdämonen, Vorhut der Sachmet, die aus dem Auge des Re stammen, Boten überall in den Gauen, die [1.5]Gemetzel veranstalten, die Unruhe stiften, die im Land (oder: auf der Erde) herumstromern und ihre Pfeile mit/aus ihrem Maul verschießen gegen den, den [sie] von Ferne erspähen:5 Haut bloß ab! Ihr werdet [nicht] gegen mich [kommen (?)]!6 Geht bloß fort! Ich werde nicht mit euch gehen! Ihr werdet keine Gewalt über mich haben! Ihr werdet mich nicht [eurer Gewalt (?)] überlassen! Ihr werdet nicht [...] in/mit mir, um [mich (?)] ...?...7 für (?) das ⸢Gemetzel⸣ unter euch! [Ihr] werdet mich nicht irgendeiner bösen Untat dieses Jahres [überlassen]! Denn ⸢ich bin Re⸣, der als sein Auge [auf]geht. Ich bin erschienen als Sachmet, erschienen als Uto! Denn ich bin Atum, der seine Anfänge (?) umgibt, ich bin Atum, der sich in den beiden Länder befindet; ich bin [Atu]m im 〈Großen〉 Tempel, der Herr der Menschen, der Schöpfer der Götter, der Herr des Gemetzels, der Respekt hervorruft!8 Denn ich bin dieses Sechemszepter, das ...?...!9
Ich werde nicht [1.10]fallen durch euer Gemetzel, die ihr in Pe seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr in Dep seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr in Letopolis seid! Ich werde nicht fallen [durch] euer Gemetzel, die ihr in Heliopolis seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr in Busiris seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr in Abydos seid! Ich werde nicht fallen [durch] euer Gemetzel, die ihr in Babylon seid! Ich werde nicht fallen [durch] euer Gemetzel, die ihr im Himmel seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr in der Erde seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr auf dem Weideland (?)10 seid! Ich werde nicht fallen durch euer Gemetzel, die ihr auf den Ufern (?) des Flusses seid! Komm herunter, zorniger Jüngling, der [aus dem Him]mel kommt, [Herr (?)], Flammengesicht (?), ihr Vagierer, die herumstreunen inmitten der Seuche des Jahres! Uto ist befriedet! Streuner, die sich ⸢nähern⸣ (??),11 zu den Vagierern Gehörende, die [2.1]für (oder: an, d.h. gegen) den mit verborgenen Namen Unheil (wörtl.: Fälle) [hervorbringen]! Mein Feind ist unter meinen Sohlen! Leben ist an meiner Nase! Heka ist das Schutzamulett 〈meines〉 Körpers, indem ich vollständig bin. Ich entkomme (?),12 wobei ich nach meinem Willen herabsteige! Ich bin der Himmel, in dem (?) die Götter sind, ich bin die Erde, in der (?) die Götter sind,13 während die beiden Herrinnen ihre Kinder schützen!14 Horus, Horus, das Papyrusamulett (oder: der Sprößling) der Sachmet umgibt meinen Körper, der vollständig für das Leben ist! Zu rezitieren über einer Binde aus feinstem Leinen; werde mit diesen Götterbildern15 bemalt und mit 12 Knoten versehen, indem ihre Opfer, Brot, Bier und Weihrauch auf dem Feuer sind;16 werde einem Mann an den Hals gegeben. (Das ist) das Bewahren eines Mannes [vor] der Jahresseuche. Kein Feind kann Macht über ihn haben.
1 nb wr(r).t statt nb Bḥd.t mit Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 414, 418 (zu Kol. 3.13) und 420. An beiden Stellen haben Stricker und Bommas nb Bḥd.t gelesen, aber die Kobra als Determinativ in Kol. 1.2 passt nicht zum Toponym oder zu bḥd.t als "Thron" und das erste Zeichen ähnelt auch nicht dem Elephantenzahn (F18; vgl. dazu Kol. 2.5).
2 jri̯: "Schöpfer" oder jr.t: "Auge": Raven, in: Fs te Velde, 276 übersetzt die Parallelstelle in der Vignette (Kol. 3.13) mit "The Eye of Asheru" (so schon Yoyotte, in: RdE 14, 1962, 105). Vernus, in: RdE 33, 1981, 92 hat "l'Agisseur de l'ı͗šrw", aber er schreibt, 99, Anm. (am), dass man jr.t: "Auge" erwartet.
3 ꜣḫ.⸮w? ⸮n? jp.t: Auf einem guten Photo des Museums von Leiden hat man den Eindruck, dass hinter dem thronenden Mann (A52) drei Pluralstriche senkrecht stehen (wie es Stricker angibt) und dass ein Schilfblatt nachträglich über ein kurzes n eingefügt wurde und dabei die Pluralstriche berührt. Die Pluralstriche führen Stricker (1948, 66 und 70) zu der Übersetzung "Horus van de geesten van Opet", d.h. Ḥr.w (n.j) ꜣḫ.w (n.j) Jp.t (ebenso Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 12). In der Vignette ist ꜣḫ zerstört, aber die Pluralstriche sind dort eindeutig.
4 nb.t: Mit einem schwarzen Strich in der Antike senkrecht getilgt (?), jedoch erforderlich. In der Vignette in Kol. 3.13 ist nb.t vorhanden (die Kopie von Bommas ist hier fehlerhaft). Bommas, 28-29, Anm. 18 berücksichtigt die antike Tilgung und übersetzt "Horusauge, mit/an Wein verklärt".
5 r gmḥ=[s]n wꜣw statt r gmḥ n wꜣ.w (Bommas, 41 mit Anm. 33): Information J.-F. Quack (E-Mail 20. Nov. 2015). Für die Lesung und Ergänzung r gmḥ=[s]n wꜣw siehe die eindeutige Parallele in Esna (A. von Lieven, Der Himmel über Esna. Eine Fallstudie zur Religiösen Astronomie in Ägypten, ÄA 64 (Wiesbaden 2000), S. 42f., Taf. 2b) und zu der betreffenden Stelle zuletzt H.-W. Fischer-Elfert, Magika Hieratika in Berlin, Hannover, Heidelberg und München, ÄOP 2 (Berlin/München/Boston 2015), S. 195. Gleiche Beobachtung bei Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 420 zu Anm. 22. Die Übersetzung "from afar" schon bei Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 12.
6 [nn jwi̯]=tn: Basiert auf dem Ergänzungsvorschlag von Bommas, Mythisierung, 41-42, Anm. 34, aber ist unsicher. Bommas meint, dass die Negation mittig geschrieben ist, deshalb nur n und nicht nn sein kann, aber die Spuren, falls es welche gibt, reichen für eine solche Entscheidung nicht aus. Die Lesung des Verbs als jwi̯ ist ebenfalls unsicher. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 12 ergänzt: "Be on your way, [be distant] from me!" Das wäre eine Ergänzung ohne Negation, vielleicht mit den Verben wꜣi̯ oder ḥri̯.
7 Lesung bislang unklar: siehe Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 415 und 420-421 zu Anm. 236-37. Die Transkription ꜥḥ von Bommas kann nicht stimmen.
8 šfšf.t: Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 13 übersetzt "who created the respect 〈for him〉", d.h. er emendiert zu qmꜣ šfšf.t〈=f〉.
9 Unklar. Es gibt Spuren von Zeichen nach pn und dann eindeutige Zeichen ab A28, anschließend ist ein horizontaler Strich über die Zeile hinzugefügt. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 13 ergänzt "[lofty] and high ...", wobei er in 101, Anm. 34 anfragt, ob twy ein Fehler für šw.tj sein könnte (für das bekannte qꜣi̯ šw.tj). Die Lesung von Bommas, Mythisierung, 12 und 45, Anm. 56-57 als ḥꜥ(.w) nḥni̯(.w): "das jubelt und frohlockt(?)" ist nicht nachvollziehbar, wie schon Leitz. in: LingAeg 10, 2002, 415 und 421 beobachtet hat.
10 šꜣ: Lesung gemäß Stricker, aber unsicher. Die Lesung von Bommas, Mythisierung, 13 und 52, Anm. 63 als 〈ꜣ〉ḥ.wt: "Felder" überzeugt keineswegs, wie schon Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 415 bemerkte.
11 (j)ꜥr.w: nach Bommas, Mythisierung der Zeit, 59-60 Anm. 71, aber sehr unsicher. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 13 folgt der Lesung ꜥ von Stricker und übersetzt: "The attack (?) of those who are among the wandering demons will pass over."
12 tꜣš: Zum Vorschlag, tši̯ zu lesen, siehe Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 421 zu Anm. 82. Anders Bommas, Mythisierung der Zeit, 62, Anm. 81: tꜣš: "abgrenzen". Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 13 versucht es mit dem Substantiv tꜣš: "Grenze": "My border is allotted (?) 〈to〉 me (?) according to my wish".
13 Eine andere Übersetzung bei Stricker, 66, Borghouts, 13 und Bommas, 14: "Mir gehören der Himmel und die Götter, die in ihm sind; mir gehören die Erde und die Götter, die in ihr sind." In einem klassisch geschriebenen Text müsste dann n-(j)nk statt jnk stehen.
14 〈ḥr〉 ḫwi̯.t: Lesung nach Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 416 und nicht ḏsr (so etwa Stricker und eindeutig Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 13) oder ḏsr.tj (Bommas, Mythisierung der Zeit, 63, Anm. 85-86). Das Fehlen von 〈ḥr〉 sowie die Endung tw sind sehr ungewöhnlich für die frühere 18. Dynastie.
15 Es geht um 12 Götter, die am Ende von Kol. 3 mit Beischriften dargestellt sind. Zu ihrer Funktion vgl. Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 422-423 zu Anm. 96 und Raven, Charms for Protection, in: Fs te Velde 1997.
16 Für die Lesung wdn n=sn (mit Stricker) statt wdn=sn (Bommas) siehe Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 416 zu II.3.
Spruch II
Befrieden der Götter im Gefolge der Sachmet und des Thot: Zu rezitieren [2.5]durch den Mann vom letzten Jahrestag an, am (oder: 〈bis zum〉) Neujahrsfest und am Wagfest, bis zum Tagesanbruch am Fest der Renenutet.
Die Zusatztage des Jahres, deren Namen und was gesagt wird über das, was in ihm getan wird: Der, der die Namen der Zusatztage des Jahres kennt, kann weder hungern noch dürsten, weder fällt er der Jahresseuche anheim, noch hat Sachmet Gewalt über ihn. Ich aber kenne sie! Ich werde nicht dürsten oder hungern; ich werde weder der Jahresseuche anheimfallen, noch wird Sachmet Gewalt über mich haben!
Die fünf Zusatztage des Jahres:
Tag 1: Kämpferisch! Die Geburt des Osiris ist es, das Fest des Wennefer! Ausgeprägt ist das Weinen im ganzen Land, weil das Gebrüll und der Unfriede beginnt. Rezitation, die an ihm gesprochen wird: O Osiris, Stier des Westens, dessen Name seinen Nachkommen verborgen ist! "Seine Mutter umgibt mein Antlitz" und "ich bin dein Sohn Horus" sind sein(e), ((dieses Tages)), Name(n).
Tag 2: Die Geburt des Haroeris 〈ist es〉, [2.10]des ⸢Chenti-irti⸣, das Fest des Horus, des Herrn von Letopolis, das erneut verkündet wird. Rezitation, die an ihm gesprochen wird: O großmächtiger Haroeris, Herr der Ehrfurcht, groß an Respekt! "Rette mich vor dem Gemetzel dieses Jahres!" ist der Name dieses Tages. "Der zerteilt (?) ohne Ruder" ist sein Name.
Tag 3: Kämpferisch! Die Geburt des Seth ist es, als der Aufruhr begann, als das Erlassen der Gesetze der großen Neunheit begann. Rezitation, die an ihm gesprochen wird: O Seth, Herr des Lebens, der sich im Bug der Barke des Re befindet! "Du sollst mich vor jeglichem schlechten Getöse dieses Jahres bewahren" ist der Name dieses Tages. "Reines gꜣs.t" ist sein Name.
Tag 4: Die Geburt der Isis ist es, ...?... die ihr Gesicht zuwendet (? oder: auf sie?), die die Gesetze der großen Neunheit ausführt. Rezitation, die an ihm gesprochen wird: O Isis, die in Chemmis ist, Älteste, Tochter der Nut! "Lasse gedeihen auf (dein) Geheiß" ist der Name der [3.1]Tage (!). "Sobek, der Große der Seen" ist sein Name.
Tag 5: Kämpferisch! Die Geburt der Nephthys 〈ist es〉; Lachen und Weinen sind verborgen. Rezitation, die an ihm gesprochen wird: O Nephthys, Tochter der Nut, die das Steuerruder umwendet! "Nicht ...?... mich euere Macht! Überlasst mich nicht irgendeinem Übel dieses Jahres! Leben, Leben, altes Jahr! Willkommen, neues Jahr!" ist der Name dieses Tages. "Jüngling im Nest" ist sein Name.
Rezitation: Man soll diese Götterbilder mit gelber Farbe als Zeichnung anfertigen, – werde mit Myrrhen wiederholt – auf eine Binde von feinem Leinen an den 5 Zusatztagen des Jahres. Du sollst keinerlei Arbeit verrichten an diesen Unglückstagen an Emmer oder Gerste oder Flachs oder Kleidung. Öffne überhaupt nichts! Was einen Mann angeht, der dies als Schutzzauber ausführen wird, ihn trifft kein Unglück!
1 Es ist unklar, ob die Zeilen 2.4-5 noch zu Spruch I oder schon zu Spruch II gehören. Stricker (1948, 66) ist sich unschlüssig, zieht sie dann in seiner Übersetzung doch zu Spruch I (ebenso Borghouts und Bommas).
2 Die Präposition werden unterschiedlich ergänzt und übersetzt:
- "van de laatste dag des jaars af 〈tot op〉 de nieuwjaarsdag, op de dag van het Wagfeest en op de morgen van het feest van Renenoetet" (Stricker, in: OMRO 29, 1948, 67).
- "from the last day 〈until〉 the opening of the year, 〈on〉 the Wag-festival and at the daybreak of the Ernutet festival" (Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, 14: so wie Stricker).
- "vom Fest des letzten Tages des Jahres, dem Fest der Eröffnung des Jahres und dem Wag-Fest bis zum Morgen des Festes der Renenutet" (Bommas, Mythisierung der Zeit, 15).
3 Zur Übersetzung vgl. Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 423 zu Anm. 114. Leitz bezieht jm=s auf die Epagomenen (d.h. ḥr.jw-rnp.t als kollektiver Begriff).
4 kꜣ: Die hieroglyphische Wiedergabe von Stricker und Bommas ist richtig (contra Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 416), wie ein gutes Photo des Leidener Museums bestätigt.
5 Ergänzung ⸢Ḫnt.j-jr.tj⸣ nach Bommas (Stricker hat eine Lücke gelassen). Sie passt zu den Spuren (zumindest nt von ⸢Ḫnt.j⸣ ist sicher) und zu der Nennung von Letopolis. Die Position des Verspunktes ist unklar. Stricker setzt einen Verspunkt nach der Lücke von Ḫnt.j, aber dort steht eindeutig keinen Verspunkt auf dem Papyrus (wenn, dann höchstens am Ende von Ḥr.w-wr). Bommas setzt weder hinter Ḥr.w-wr noch hinter ⸢Ḫnt.j-jr.tj⸣ einen Verspunkt, aber er vermerkt in seiner Anmerkung (87-88, Anm. 137), dass ein Verspunkt hinter ⸢Ḫnt.j-jr.tj⸣ in der Lücke zu erwarten sei.
6 r⸮m.t?: Die Spuren könnten passen für rmi̯.t "weinen" (vgl. rm(j).t in Kol. 3.1 bei Nephthys), wobei das Determinativ des weinenden Auges dann vergessen wäre. Eine Übersetzung könnte sein "Das Ufer (?) weint wegen ihr". Der Lösungsvorschlag von Bommas, 17 und 95 mit Anm. 154, die Präposition jrm zu lesen, ist ausgeschlossen.
Spruch III
Amulettrolle der fünf Zusatztage des Jahres, wenn das alte 〈Jahr〉 beim [3.5]neuen Jahr ist: Mein Ka ist friedlich.Ich werde verschont, mein Haus wird verschont, das um mich ist, um die Worte der Götter zu hören: Ihr sollt mich retten, ihr sollt mich schützen und umgekehrt, vor den Räubern der Epagomenen. Denn wer ihre Namen kennt, der kann dem Gefolge der Sachmet nicht anheimfallen oder der Hitze des Einflusses des Jahres.
"Sein Spruch ist 〈in〉 Frieden!"1 ist der erste Tag der fünf 〈Zusatz〉tage des Jahres. "Heges, der sein Ruder nicht kennt"2 ist der Name des zweiten Tages {der Namen} der fünf Zusatztage des Jahres. "Fahren in der Sumpflandschaft des (heliopolitanischen) Sees"3 ist der Name der fünf Zusatztage des Jahres. "Reiner in seinem Feld"4 ist der Name der fünf Zusatztage des Jahres. "Wirkungsvoller Falke in seinem Nest",5 "Aus Pe bin ich gekommen, nachdem ich in Dep geboren ward" ist der Name der fünf Zusatztage des Jahres.
Ich aß die Meeräsche, obwohl ich das Tabu der Neunheit kenne. Denn ich habe mein Amulett hergestellt in Form einer solchen Sau auf einer Binde aus rotem Leinen. Denn ich bin die Sau, die ihren Herrn beschützt, der ihretwegen unversehrt alt wird. Ich bin (die tiergestaltige Dämonin) ḥmm.yt! [3.10]O Sachmets Jüngling, mein Name ist im Himmel, meine Strahlen sind auf der Erde, meine Gestalten sind bei meinem Schöpfer! Ich bin Sachmet, die Allherrin! Ich bin Sachmet, die Herrin des rotgefärbten Stoffes! Ich bin Uto, die Herrin von Pe! Ich bin Uto, die Herrin von Nebit! Ich werde nicht geraubt werden in dieser Nacht oder an diesem Tag, zu diesem Zeitpunkt oder zu dieser Stunde! Ihr Wohlwollen ist bei mir! Schutz hinter Schutz, es kommt Schutz!
1 Lesung unklar: siehe Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 417 für die Lesungen jw r⸢ʾ⸣=f 〈m〉 ḥtp(.w) oder jw=〈f〉 (j)r≡f ⸢m⸣ ḥtp(.w). Es gibt eine kleine schadhafte Stelle, in der man entweder den Ideogrammstrich von rʾ oder die übliche abgekürzte Schreibung der Präposition m ergänzen kann, aber nicht beide.
2 hꜣgsw/hgs: Unbekanntes göttliches Wesen. Spalinger, in: JNES 54, 1995, 36, Anm. 13 fragt sich, ob dies eine Schreibung für die Gottheit hqs sein könnte (mit Literaturhinweisen, außerdem LGG IV, 812b und Bommas, Mythisierung, 117, Anm. 198, mit Literaturhinweisen).
Zum Namen des Tages siehe Spalinger, in: JNES 54, 1995, 33-47 und Bommas, Mythisierung, 117, Anm. 198-199.
3 mr.tj: Spalinger, in: JNES 54, 1995, 36, Anm. 134 liest hier den jty-Kanal. Bommas, Mythisierung, 19 und 118-119, Anm. 201 nennt sowohl mr.tyw- als auch jty-Gewässer.
Zum Namen des Tages siehe Spalinger, in: JNES 54, 1995, 33-47 und Bommas, Mythisierung, 117-119, Anm. 200-201.
4 Zum Namen des Tages siehe Spalinger, in: JNES 54, 1995, 33-47 und Bommas, Mythisierung, 119-120, Anm. 202. Es wird angenommen, dass es eine Verstümmelung von ngꜣ wꜥb m sḫ.t=f: "Der reine ngꜣ-Stier in seinem Feld" ist.
5 Zum Namen des Tages siehe Spalinger, in: JNES 54, 1995, 33-47; Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 136-165 und 181 und Bommas, Mythisierung, 120-121, Anm. 203.
Bildstreifen zu Spruch I
Sachmet, die Große, die Herrin von Ischeru. Schentit, [die in Busiris wohnt]. Der Fürst, Re, der Herr des Himmels. Schesemtet, die Herrin von Punt. Horus, der Herr der wrr.t-Krone (?).1 Sobek, der Herr des Minet-Gewässers. Schöpfer/Auge (?)2 von Ischeru. Auge des Re, Herrin der Beiden Länder, Herrscherin der Flammeninsel. Horus, der [Ach-Geist] von O[pet]. Der-unter-seinem-Moringabaum-ist, Horus, der Herr von Schenut. Herrliches Auge des Horus, Herr des Weins. Chnum, der Herr des Gerichtshofs.
1 nb wr(r).t statt nb Bḥd.t mit Leitz, in: LingAeg 10, 2002, 418 unter Hinweis auf Kol. 1.2 (S. 414 und 420). An beiden Stellen haben Stricker und Bommas nb Bḥd.t gelesen, aber die Kobra als Determinativ in Kol. 1.2 passt nicht zum Toponym oder zu bḥd.t als "Thron" und das erste Zeichen ähnelt auch nicht dem Elephantenzahn (F18).
2 jri̯ oder jr.t: Raven, in: Fs te Velde, 276 übersetzt mit "The Eye of Asheru".