Ostrakon Leipzig ÄMUL 1906
Übersetzung und Kommentar
Beschwörung 1
[rt.1] [… …]
Werde [da]mit verbunden.
Beschwörung 2
[…] oh Samanu.1
[… …], wie der, der auffliegt […] an dem hohen Ort […] [rt.5] [A]mun-Re (?), wenn er sich erhebt.
[… … oh] Samanu, der eingetaucht ist.
[… … die, die (?)] ⟨mit⟩ den Schlangen reden, die, die die Schlangen töten, die, die ein Ende machen dem Atem der Kjp2, ihrer Mutter.
Siehe, sie hat gesaugt [an [vs.1]3 den Brüsten der] Anat, der [großen] Kuh4 [des Seth].
Siehe, [viele] Worte sind gegen dich, oh Achu.
Du wirst sie (= die Worte) trinken aus dem [großen] Kel[ch des] Ba’al.
Du wirst sie vollends austrinken aus seinem [Becher].
Höre, höre, oh Achu, die Stimme des Seth beim Gebrüll!
[vs. 5] [Du (?)] bist […], während deine Finger verdreht sind.5
[Seth] wird dich [empor]heben [mit (?)] seinem/r […].
Du wirst emporgehoben von seiner Hand.
[Du wirst (?)] geschlagen (?) […] der feste Stein aus sḏr6 […] sein Gesicht.
⟨Du⟩ wirst dich nicht (mehr) erheben!7
Dein Abbild wird nicht in [seinen (?)] Gliedern sein.7
[Zu rezitieren] über mjmj-Körnerfrucht.
Werde zerrieben in Wasser.
Werde damit verbunden.
1 Beschwörung Nr. 2 ist eine Parallele zur Beschwörung pLeiden I 343 + I 345 rt. 6,2–8,10 (genau: rt. 6,2–7,4), mit wenigen Abweichungen. Davor und danach befinden sich Scharnierverse, die einen vorangehenden Spruch ausleiten bzw. einen nachfolgenden einleiten; siehe Beck 2015, 126–127 mit Anm. 342. Ergänzungen und Emendationen hier beruhen weitgehend auf dem Paralleltext, wurden aber nur dann vorgenommen, wenn kein berechtigter Zweifel darüber bestand. Die Segmentierung richtet sich ebenfalls nach dem Parelleltext.
2 Kꜣjpw: Hapax legomenon. Nach der Parallelstelle pLeiden I 343 + I 345 rt. 6,10 ist aber eine Bezeichnung für einen weiblichen Schlangendämon gemeint.
3 Über der ersten Zeile des Verso ist ein großer Trennstrich angebracht.
4 ꜥmꜥrꜥy: Nach A. Massart, The Leiden Magical Papyrus I 343 + I 345, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden. Supplement 34 (Leiden 1954), 73 Anm. 15 geht dieses Wort zurück auf sumerisch amar „junger Ochse“. J. E. Hoch, Semitic words in Egyptian texts of the New Kingdom and Third Intermediate Period (Princeton 1994), 67–68 Nr. 73 möchte das Wort entweder mit semit. ḥlb „Milch“ oder ꜥwl „säugen“ verbinden. Gegen beide Deutungen Beck 2015, 137–138 ad 9b, allerdings bestätigt sie, dass es sich um ein Wort für ein weibliches Rind handeln muss (der Klassifikator ist E1 „Rind“).
5 Beck 2015, 129 Nr. 14 mit 133 Nr. 14b liest hier: [ḥw]tywt ḏbꜥ.w=k mꜣꜥ nꜣ […], und übersetzt S. 135 Nr. 14b (ohne Kommentar) „[…] deine wahren (?) Finger werden [gesch]lagen.“ Dieser Satz kommt im Paralleltext nicht vor.
6 sꜣḏꜣjrꜥ: Hapax legomenon. Dem Kotext und dem Determinativ („Stein“) nach eindeutig eine Gesteinsart. Im Paralleltext kommt der Satz nicht vor.
7 Dieser Satz kommt im Parelleltext nicht vor.
Beschwörung 3
[vs. 10] […] oh Samanu [… … …].