Papyrus Ramesseum X
Übersetzung und Kommentar
Spruch x+1
Übersetzung: K. Stegbauer, Kommentare: L. Popko
[1,1] [Spruch vor?] dem (Amulett?)1 "Schutz des Leibes" vor jedem Schlangenmännchen und vor jedem Schlangenweibchen:
[Mein Schutz] ist der Schutz des Himmels. Mein Schutz ist der Schutz der Erde. [Mein Schutz] ist der Schutz [des Ra] im Himmel.
Wahrlich, ich habe die Feste der Uto verkündet. Wahrlich, ich habe den Schenkel gegessen. Wahrlich, ich habe das Fleischstück ausgelöst(?)2, [1,5] [bevor] die Menschen geboren waren, bevor die Götter gezeugt waren, bevor das Knotenamulett des Gebärens3 hinabgestiegen war, um die Bas von On aufzurichten.
Als Horus bin ich gelaufen. Als Seth bin ich gerannt. Als Upuaut habe ich mein(e) Bein(e) ausgestreckt. Als dieser bin [ich eingetreten]. Als jener bin [ich] herausgekommen.
Ich bin Horus-Biti.
[2,1] Worte zu sprechen über einem [Streifen(?)] vom rʾ-jꜣꜣ.t-Gewebe,4 werde zu zwei Knoten gemacht, werde an die rechte Hand des Patienten gegeben. Ein Schutz des Leibes ist das vor jedem Schlangenmännchen und vor jedem Schlangenweibchen.
1 (L. Popko) rʾ n-ḥr mk.t-ḥꜥ.w: Die Parallele in pRamesseum XVI scheint nicht mit rʾ n zu beginnen, sondern mit rʾ n-ḥr (vgl. P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 351), was Meyrat, a.a.O., 330 und 80-81 auch für den zerstörten Beginn von pRamesseum X übernimmt. Tatsächlich scheint die Lücke etwas zu lang für bloßes rʾ n. Die magische Statue Ramses’ III. beginnt dagegen mit rʾ n, was H. Altenmüller, Ein Zauberspruch zum „Schutz des Leibes“, in: Göttinger Miszellen 33, 1979, 7-12, hier 8 dann auch für pRamesseum X (und auch pRamesseum XVI) annimmt. Direkt anschließend geht Meyrat, a.a.O., 81-82 davon aus, dass mit mk.t-ḥꜥ.w konkret das Amulett gemeint ist und nicht ein abstrakter „Schutz des Leibes“ (Letzteres die Annahme von K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015 [= 2. Auflage 2019]), 214).
2 (L. Popko) ḏsr: Ergänzungsvorschlag mit A.H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 13 mit Anm. 8 und Taf. 43A; übernommen von P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 330 und 82-83 (als unsicher vermerkt S. 126, Anm. 588). Die Parallele in pRamesseum XVI hat das Verb ḫti̯: „zurücktreiben; zurückweichen“, das H. Altenmüller, Ein Zauberspruch zum „Schutz des Leibes“, in: Göttinger Miszellen 33, 1979, 7-12, hier 8 und K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015 [= 2. Auflage 2019]), 214 auch für pRamesseum X übernehmen. Die Zeichenverteilung spricht jedoch eher gegen ḫti̯, denn bei der hieratischen Gruppe ḫt steht das t gewöhnlich neben der Plazenta und unter dem Ast, nicht, wie es hier der Fall wäre, dahinter.
3 (L. Popko) ṯ(ꜣ)z n(.j) msi̯.t: Unsicher, was damit gemeint ist. Gardiner, Ramesseum Papyri, 13 übersetzt kommentarlos mit „mandate of birth“; ähnlich P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 81: „l’ordre de la naissance“. H. Altenmüller, Ein Zauberspruch zum „Schutz des Leibes“, in: Göttinger Miszellen 33, 1979, 7-12, hier 1979, 10, Anm. d weist darauf hin, dass in dieser Passage eine urzeitliche Situation geschildert sei (so auch Meyrat, a.a.O., 128 zur Parallele pRamesseum XVI) und übersetzt (S. 7) mit „Befehl der Geburt“ (d.h.: „bevor der Befehl der Geburt herabgekommen ist“). Zu dieser Interpretation passt, dass die späteren Parallelen auf der Statue Kairo JE 69771 (Zeit Ramses’ III.) und der Stele Kairo JE 37508 (19. Dynastie oder Spätzeit) die Passage n hꜣi̯.t ṯ(ꜣ)z n(.j) msi̯.t r sṯsi̯.t bꜣ.w-Jwn.w ersetzen durch nn ḫpr ms.w m tꜣ (pn) n(n) ṯs n bꜣ.w-Jwn.w: „ohne dass es ein Entstehen von Kindern in d(ies)em Lande gäbe, (und) ohne dass für (?) die Ba-Seelen von Heliopolis ‚zusammengesetzt‘ (d.h. geschaffen) würde“. (Etwas anders É. Drioton, Une statue prophylactique de Ramsès III, in: Annales du Service des Antiquités de l’Égypte 39, 1939, 57-89, hier 75 in seiner Übersetzung der Statue Ramses’ III., der aber die Parallelelen noch nicht kannte und nur einen kaputten Kontext vorliegen hatte: „Il ne se produisait plus d’enfants dans le pays, parce que les Esprits d’Héliopolis ne créaient plus.“) K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015 [= 2. Auflage 2019]), 214 denkt bei ṯ(ꜣ)z n(.j) msi̯.t konkret an „das Knotenamulett des Gebärens“. Das geht allerdings nur, wenn man das Wort ṯꜣz: „Knoten“ (R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden 2000), 770-771) ansetzt, denn das üblichere Wort für „Amulett“ ist feminin (Wb 5, 399.4-11), so dass in diesem mittelägyptischen Text die Schreibung ṯ(ꜣ)z.t n.t msi̯.t zu erwarten wäre. Noch etwas anders J. Kyffin, „A True Secret of the House of Life“. Prosody, Intertext and Performance in Magical Texts, in: F. Hagen, et al. (Hrsg.), Narratives of Egypt and the Ancient Near East. Literary and Linguistic Approaches, Orientalia Lovaniensia Analecta 189 (Leuven 2011), 225-255, hier 239 und 242, die an „the creative word“ denkt.
4 (L. Popko) ꜥꜣ.t n.t rʾ-jꜣꜣ.t: Das erste Wort ist partiell zerstört. A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), Taf. 43A ergänzt zu einem Wort s.t, das er a.a.O., 13 mit „a strip(?)“ (of cloth) übersetzt. An welches Wort er dachte, ist unklar; möglicherweise hat er aufgrund zahlreicher ähnlich formulierter Anweisungen in anderen magischen Texten geschlossen, dass hier ein Wort für Stoffstreifen vorliegen müsse. H. Altenmüller, Ein Zauberspruch zum „Schutz des Leibes“, in: Göttinger Miszellen 33, 1979, 7-12, hier 9-10 hat die fragliche Lesung des ersten Zeichens als Türriegel (z) übernommen, vermutet darin aber eine Bezeichnung für ein „(Amulett (?))“ (die Klammersetzung scheint vielleicht eher die Unsicherheit der Übersetzung anzuzeigen als den Fakt, dass es partiell zerstört ist). Auch K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015 [= 2. Auflage 2019]), 215 übernimmt Gardiners Lesung (als s[…]), übersetzt aber als „Faden“ und nicht als „Streifen“ o.ä. Dagegen hat J.F. Borghouts, The Magical Texts of Papyrus Leiden I 348 (Leiden 1971), 59, Anm. 66 (vgl. ferner 57, Anm. 56) vorgeschlagen, die Wortreste zu dem Wort ꜥꜣ.t: „Leinen, Leinengewebe“ (Wb 1, 166.6) zu ergänzen. Diesem Vorschlag folgt explizit P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 81 und 83 mit dem Kommentar zur Stelle; vgl. auch seine Transliteration S. 330. Den Klassifikator des Wortes, zu dem Gardiner noch schreibt: „The sign below to left is a puzzle, not 𓍢 nor yet 𓏤“, transliteriert er als Gardiner Sign-list V1.
Auch die Worte rʾ und jꜣ werden unterschiedlich interpretiert: Die genaue Deutung Gardiners ist unklar; die beiden Wörter verbergen sich in seiner Übersetzung als „cloth“. Altenmüller scheint bezüglich jꜣ eine Verlesung als jtjw-Stoff im Sinn gehabt zu haben; er verweist hierfür auf E. Edel, Beiträge zum ägyptischen Lexikon VI. Die Stoffbezeichnungen in den Kleiderlisten des Alten Reiches, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 102, 1975, 13-30, hier 24f., der diesen jtjw-Stoff inklusive seine Schreibvarianten bespricht (ohne dass Altenmüller explizit darauf hinweist, scheint es tatsächlich Verschreibungen als jꜣ zu geben, vgl. Edel, a.a.O., 21, Beleg Nr. 2). Was Altenmüller aus dem rʾ in pRamesseum X macht, ist unklar – es findet jedenfalls kein Äquivalent in seiner Übersetzung. Stegbauer, die in ihrer grammatischen Interpretation des Spruches im Wesentlichen Altenmüller folgt (vgl. 213, Anm. 112), denkt bei rʾ an das Wort „Rand (eines Gewässers)“ (Wb 2, 392.10) und übersetzt (S. 215): „Saum eines jtjw-Stoffes“. Auch Borghouts, a.a.O. denkt bei rʾ an das Wort für „Rand“, vermutet aber in rʾ jꜣ eine Schreibvariante des rʾ-jꜣꜣ.t-Gewebes (Wb 2, 393.13, H. von Deines – W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Erste Hälfte (ꜣ-r), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.1 (Berlin 1961), 515). Diese Anweisung wäre damit eine direkte Parallele zu einem Spruch in pmed. London (pBM EA 10059, Spruch 30 = alt 42), um Blutungen bei einer Frau zu stoppen: Darin soll dieser Spruch über ṯꜣz.t 2 m ꜥꜣ.t n.t rʾ-jꜣꜣ.t gesprochen werden; und dieser Spruch soll dann in die Vulva der Frau eingeführt weden. Borghouts’ Deutung folgt erneut Meyrat, der die gesamte Phrase ꜥꜣ.t n.t rʾ-jꜣ(ꜣ.t) mit „bandelette de filet“ übersetzt. C. Leitz, Magical and Medical Papyri of the New Kingdom, Hieratic Papyri in the British Museum 7 (London 1999), 69-70 äußert sich nicht weiter zur Identität dieses Materials, sondern nennt es nur „rꜣ-jꜣꜣ.t-weave“. In Anm. 177 verweist er auf Borghouts, wird sich in der lexikographischen Interpretation also wohl ebenfalls ihm anschließen. Weitere Belege v.a. aus ptolemäischen Texten nennt D. Meeks, Mythes et légendes du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84, Mémoires publiés par les membres de l’Institut français d’archéologie orientale 125 (Le Caire 2006), 95, Anm. 254. Er entscheidet sich für eine Lesung als rʾ-jꜣd.t, die in ptolemäischen Texten belegt ist; vgl. auch P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 571. Damit bezieht er sich nicht zuletzt auf J. Vandier, Le Papyrus Jumilhac (Paris 1961), 164, Anm. 215, der dieses rʾ-jꜣꜣ.t mit jꜣd.t: „Netz“ (Wb 1, 35.6) verbindet.
Spruch x+2
Übersetzung: K. Stegbauer, Kommentare: L. Popko
Böses, Böses ist nach oben (gerichtet)! Man (?) [...] aus mir! [---] geben beim Suchen(???)1 [---] ???2 [---] (Göttin) [NN] zu/für(?) [---] [2,5] Re ist im3 [...] für dein Gesicht. Hüte dich, Djudju4! Sohn der Uto, bewache die Flammeninsel! Handelst du, um zu veranlassen, daß ich kenne [...]? Seth ist am Leben!5
Beiße mich nicht! Ich bin Re!
Schädige mich nicht! Ich bin Geb! Spritz dein Gift nicht in mich!
Ich bin Horus, der Vorderste von Letopolis!
[---] [---] [---]6
1 (L. Popko) Satzgrenzen unklar. In den beiden Dochten im hinteren Teil der Zeile vermutet P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 81 das Verb ḥjḥj: „suchen“ und in dem m davor den negierten Imperativ: „ne cherche pas …“. Die danach noch erhaltenen Zeichenreste ergänzt er zu dem sitzenden Seth-Tier; und obwohl er a.a.O., 331 danach noch weitere Zerstörungen angibt, schließt er in seiner Übersetzung das n, mit dem die folgende Zeile beginnt, direkt daran an: „ne cherche pas […] Seth pour […]“ (NB: Meyrats Seth-Tier folgt aber so nahe auf die beiden Dochte, dass man sich fragt, ob dazwischen wirklich etwas gefehlt haben kann, oder ob man nicht besser „ne cherche pas Seth pour“ übersetzen könnte). Meyrats Interpretation wird allerdings durch das mögliche ḏi̯.t vor m verkompliziert: Vor diesem ḏi̯.t ist eine kurze Lücke von maximal drei Schreibgruppen Länge, also so klein, dass sie kaum mehr als ein oder maximal zwei Wörter enthalten haben kann. Wiederum vor der Lücke ist ein jm=j deutlich erkennbar. Als Adverbiale wird diese am Ende eines Satzes oder Teilsatzes gestanden haben, so dass man annehmen muss, dass mit der Lücke eine neue syntaktische Einheit begann. Doch was kann hier gestanden haben, das kurz genug ist und sinnvoll auf ein ḏi̯.t enden kann?
2 (L. Popko) Etwa in der Mitte der Zeile ist noch ein hieratischer Geier erhalten. Die Zeichenspuren davor ergänzt A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), Taf. 43A zu nr.t. Ob er allerdings an das Wort für „Geier“ dachte oder bspw. an eine Schreibung für nr.w: „Schrecken“, ist unklar. P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 331 scheint Gardiners Ergänzung anzuzweifeln, gibt jedenfalls nur den Geier selbst wieder; in seiner Transkription auf S. 81 setzt er an dieser Stelle nur ein Fragezeichen.
3 (L. Popko) K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015 [= 2. Auflage 2019]), 203 beginnt mit der Zeile einen neuen Satz und deutet m nach dem Gottesnamen als Präposition: „Re ist im […]“. P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 81 geht wieder davon aus, dass m hier der negative Imperativ ist, und lässt mit dem Gottesnamen den vorherigen, ansonsten völlig zerstörten, Satz enden: „[…] Rê, ne […]“.
4 (L. Popko) Ḏwḏw: Ergänzung mit P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 331 und 81, basierend auf der Parallele des Spruches in pRamesseum XVI, 10,3.
5 (L. Popko) Stš m ꜥnḫ: Anders als K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit (Borsdorf 2015 [= 2. Auflage 2019]), 203 interpretiert P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), 81 den Beginn von Zeile 2,7 nicht als einfachen Adverbialsatz, sondern als Satzfragment: „[…] de Seth en vie“.
6 (L. Popko) 91 weitere, kleine Fragmente mit Wortresten auf Vorder- und tlw. Rückseite. Zu diesen Fragmenten s. hier (letzter Zugriff: 29.11.2021). Auf den kleineren Fragmenten sind fast überall Wortreste erhalten, ohne dass sie sinnvoll ergänzt werden können. In Frame 5 ist ein Fragment mit einem senkrechten(?) Rubrum vorhanden (untere Reihe, zweites von links). Ein weiteres Fragment im selben Rahmen (obere Reihe, zweites von rechts) scheint der Rest eines waagerechten Rubrums vorhanden zu sein.
Rückseite von Kolumne 2
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1 (L. Popko) Wortreste auf der Rückseite von Kolumne 2. Ein Foto (auf dem Kopf stehend) findet sich hier. Auf dem Verso sind Zeichenreste an drei verschiedenen Positionen zu erkennen:
(1) Am rechten Papyrusrand sind die Reste, vielleicht die Enden, von sieben waagerechten Zeilen erhalten. Die Zeichenreste lassen sich nicht deuten, geschweige denn ergänzen. Zu den wenigen klareren Zeichen gehören diejenigen in der 2. Zeile: Dort könnte auf ein angeschnittenes r oder d über einem unklaren Zeichen (ob ein f?) ein t folgen; darauf vielleicht noch ein weitere t über einem anderen Zeichen.
(2) In der Mitte des Fragments sind Reste von acht Zeilen(?) in Gestalt eines schmalen, senkrechten Streifens erhalten. Da rechts und links dieses Streifens keine Reste erhalten sind, wirken sie auf den ersten Moment wie eine vereinzelte senkrechte Textkolumne, doch kann den Wortresten, senkrecht gelesen, kein Sinn abgewonnen werden: In der zweiten Zeile sind n über t erkennbar – aber vielleicht kein n.tj, wozu die Reste des folgenden Zeichens nicht passen; das erste Zeichen in der nächsten Zeile wirkt wie eine sw-Binse; aber das anschließende Zeichen scheint kein komplementierendes w zu sein. Wiederum darunter steht m pꜣ, gefolgt von einem weiteren pꜣ (oder ist es zꜣ?) in der nächsten Zeile. In der anschließenden Zeile steht vermutlich das Wort mj.tt: „Gleiches“ o.ä. In der vorletzten Zeile ist vielleicht der Hausgrundriss (h) erhalten, und in der letzten Zeile u.U., ein s.
(3) In der linken Hälfte des Fragments sind mehrere kleinere Tintenreste hier und da erhalten. Bei ihnen könnte es sich statt Zeichenresten des Versos aber auch um durchgedrückte Tinte von Zeichen der Vorderseite handeln.