Zahnleiste (?)

Das Wort stnw klassifiziert mit dem spuckenden Mund (D 26) und/oder dem Fleischstück (F 51) ist bisher ausschließlich in den Oracular Amuletic Decrees belegt, und wird von Edwards (HPBM 4, 1, 125) als „unidentified anatomical member“ bezeichnet, was er in erster Linie mit der Klassifizierung durch das Fleischstück (F 51) und mit dem Kontext begründet. In den Texten finden sich zwei unterschiedliche Kontexte, in denen das Wort verwendet wird: In drei Texten (L5, rt. 10; T1, Rto. x+44–45 (=OAD, vs. 44–45); T2, Rto. 10 (=OAD, vs. 10) werden in einer Aufzählung von Körperteilen, die durch die orakelgebenden Götter gesund erhalten werden, auch stnw nb n(.j) ḏꜣḏꜣ=f/s „jedes stnw des Kopfes“ erwähnt. Hieraus geht hervor, dass es sich um einen Körperteil handeln dürfte, welcher in irgendeinem Verhältnis zum Kopf steht und offenbar in mehr als einer Anzahl vorhanden ist. Verschiedene Einträge in Wortlisten (Meeks 77.3974; Andreu/Cauville, in RdE 29, 1977, 12: „partie de la tête“) und Wörterbüchern (Lesko, Dictionary IV, 117: „part of the head“; Hannig, HWb – Marburger Edition –, 847b: „Teil des Kopfes“) gehen auf diese Belege und Edwards Einschätzung zurück. Eine andere Auffassung vertritt Westendorf (Handbuch 140, Anm. 68), der diese Stellen mit „jeder Form von Ausfluß/Schnupfen/Eiter des Kopfes“ übersetzt und diese Erscheinung mit dem ḫnt-Katarrh, der im Papyrus Ebers (Eb 192, 298, 299 und 391) erwähnt ist, in Verbindung bringt. Allerdings spricht der Kontext in den OAD gegen diese Auffassung, da sich dort die vorangehenden Sätze jeweils auf Körperteile beziehen, die gesund erhalten werden sollen, was mit einer Krankheitsbezeichnung nicht sinnvoll zu kombinieren ist. Ein weiterer Beleg in den OAD (T1, Vso. x+44, 45–46 bzw. OAD rt. 44, 45–46) spricht im Kontext von Nahrungsaufnahme von „ihren oberen und unteren stnw“ (nꜣy=st stnwy ḥr(.j)=w und nꜣy=st stnwy ẖr.j=w). Diese deutet Peust (TUAT NF 4, 2008, 326–327, Anm. 15) mit Verweis auf die semitische Wurzel sinn- für „Zahn“ als Bezeichnung der „Zähne“ bzw. der unteren und oberen Zahnreihe, was im vorliegenden Kontext einen guten Sinn ergibt. Möglicherweise wurde im Papyrus Paris BN 132 (P4, 31; Edwards, HPBM 4, 1, 90, n. 18) eine ähnliche Formulierung zusammen mit der Bezeichnung jbḥ „Zahn“ (Wb 1, 64.2–4) benutzt, doch ist die Stelle zu zerstört, um weitere Schlüsse zu ziehen.

Dr. Anke Ilona Blöbaum