Ostrakon Deir el-Medineh 1091
Übersetzung und Kommentar
oDeM 1091 Recto
[Rto 1] Heilmittel für das Herz [… ... ...][...]
oDeM 1091 Verso
[Vso 1] Salbmittel für das Beseitigen des (w)ḥꜣ.w-Ausschlages1:Blätter der Dornakazie, Wachs:
(Es) werde gesalbt damit an 4 Tagen; (an) 10 Morgen: 20 (Töpfe/Maß) ndb.t-Trank (?).2
1 ḥꜣ.w oder ⟨w⟩ḥꜣ.w: In MedWb 583 wird ḥꜣw noch als eigenes Lemma und als unbekannte Krankheit aufgenommen, mit dem Verweis, dass es möglicherweise mit der Hautkrankheit wḥꜣ.w zusammenhängt, die ebenfalls mit Salbmitteln behandelt wird. Westendorf, Handbuch Medizin, 62 ergänzt das Wort in oDeM 1091 tatsächlich zu ⟨w⟩ḥꜣ.w, aber auf S. 312 betrachtet er mḥꜣ.w und ḥꜣ.w als Nebenformen des Wortes wḥꜣ.w und nicht als Schreibfehler.
2 10 Morgen, 20 Maß: Übersetzung nach Westendorf, Handbuch Medizin, 314, dazu Anm. 473 (mit ausführlicher Begründung): Er vergleicht Eb 104–112 für eine 10-tägige Behandlung. Vor allem Eb 123 spricht davon, es am Morgen auszuführen. Eb 90 empfiehlt ebenfalls eine Kombination aus Salbe und Einnehmen; Eb 125 verordnet einen Trank gegen den Hautausschlag.
Zahlen 10 und 20 ebenfalls nach Westendorf (Posener liest 100 und 200 – mit Fragezeichen). Zur Zahlenschreibung mit den Datumszahlen vgl. oBerlin 5570.
Milch2, [Vso 5] [... ... ...]
[Es werde ... ... ...] ..?...
1 srf.t: Lesung als srf.t und nicht als sr.t (so Posener; MedWb 772) nach Leitz, Tagewählerei, 389, Anm. [b] und Westendorf, Handbuch Medizin, 62, 317, wobei beide eine fehlerhafte Auslassung von f annehmen. Statt des Schrägstrichs von Posener (Z5) könnte es jedoch auch f sein, dann allerdings irrtümlicherweise hinter t gerutscht.
2 jꜣjr.t: Von Jonckheere, 49 und Grundriß IV/1, 257 mit Anm. 2 als jꜣrr.t: "Trauben" gelesen, aber beide erwähnen als Alternativmöglichkeit jrṯ.t. Westendorf, Handbuch Medizin, 317, Anm. 479 entscheidet sich für "Milch", weil dieses in Heilmittel gegen die Hauterkrankungen wḥꜣw und srf.t belegt ist, während "Weintrauben" dort als Zutat nicht vorkommen.
1 ⸮ḏi̯.w? ⸮d[r]? ⸮sr[f,t]?: Grundriß IV/1, 257 übersetzt "werde daran gegeben", d.h. ḏi̯.w r=s und Westendorf, Handbuch Medizin, 317 hat "werde an die Hautent[zündung] gegeben", d.h. ḏi̯.w r sr[f.t]. Beide Übersetzungen berücksichtigen die Existenz des Rubrums nicht und sie setzen voraus, dass unter den erhaltenen vorderen Zeichen keine weitere Zeichen gestanden haben, was in Anbetracht des folgenden sr[f.t] sehr unwahrscheinlich ist. Die Lesung ḏi̯.w nach Posener ist unsicher. Gegen d[r]: "beseitigen, vertreiben" spricht, dass das Determinativ fehlen würde.