Ostrakon Amarna 297

Metadaten

Schlagwörter
Alternative Namen
EES-Grabungsregister Nr. / EES excavation register No. 31/72 (Fairman 1951 I, 219) abgekürzt zitiert als / abbreviated cited as „O.Ldn“
Aufbewahrungsort
(unbekannt)

Das Objekt mit der Grabungsregistratur 31/72 steht nicht in der Distributionsliste der Objekte der Grabung von 1931/1932 (Frankfort – Pendlebury 1933, 118–119) und könnte deshalb vor Ort in Amarna geblieben sein.

Herkunft
Niltal von Kairo bis Assiut » Tell el-Amarna und Hatnub » Tell el-Amarna

Das Ostrakon Nr. 297 gehört zu denjenigen, die zwischen 1926 und 1936 bei den Grabungen der Egypt Exploration Society in „the central part“ von Amarna gefunden wurden (Fairman 1951 I, 219). Es wurde im Jahr 1931 im Bezirk „the Royal Estate“ in Raum „P. 43. 2“ gefunden (Fairman 1951 I, 219, 221), d.h. in einem als „the Priest’s Quarters“ beschriebenen Komplex. Eine genauere Fundangabe wurde nicht im Grabungsbericht dieses Komplexes vermerkt (Fairman 1951 I, 101–102, 105). Der Komplex P. 43.2 ist ein Verwaltungsgebäude unmittelbar südlich des zentralen Bereichs des Kleinen Atontempels (Fairman 1951 II, Taf. 16) und stand zweifellos mit dem Tempel in Zusammenhang.

Datierung
von: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 18. Dynastie » Amenhotep IV. / Echnaton Nefercheperure bis: (Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Neues Reich » 18. Dynastie » Tutanchamun Nebcheperure

Das Ostrakon kann aufgrund seines Fundortes in „the central city“ in die Amarnazeit datiert werden, genauer vielleicht zwischen Jahr 5 von Amenhotep IV./Echnaton und Jahr 2 von Tutanchamun (Fairman 1951 I, 159–160). In Anbetracht der Unsicherheiten bei der absoluten Datierung der Regierungsjahre von Amenhotep IV./Echnaton und Tutanchamun pauschalisiert W. Westendorf die Zeit „um 1340 v. Chr.“ (Westendorf 1999, 60).

Textsorte
Inhalt

Fairman 1951 I, 162; Jonckheere 1954, 51 und Westendorf 1999, 60 gingen wegen der vermeintlichen Nennung von „Fett von mnmn.t“ noch davon aus, dass es sich um ein medizinisches Rezept handeln könnte. Inzwischen wurde entdeckt, dass es sich um die Kopie eines Teils des sogenannten „Nilhymnus“ handelt (Köhler – Jancziak 2017, passim).

Material
Künstliche Materialien » Keramik
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Ostrakon
Technische Daten

Die Maße der Tonscherbe sind nicht publiziert. Auf der einen Seite befinden sich drei Zeilen Text, von denen jedoch keine vollständig erhalten ist. Die Leserichtung verläuft von rechts nach links. Über die andere Seite wurden bisher keine Informationen veröffentlicht, sie ist vermutlich unbeschriftet.

Schrift
Hieratisch

Es existieren keine Rubra.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch
Bearbeitungsgeschichte

H. W. Fairman gibt eine hieroglyphische Transliteration sowie eine Übersetzung der ersten Zeile wieder (Fairman 1951 II, Taf. 96). F. Jonckheere übernimmt die hieroglyphische Wiedergabe der 1. Zeile und liefert eine Transkription, Übersetzung und Kommentar zu dieser (Jonckheere 1954, 51–53). W. Westendorf versucht eine Übersetzung der leserlichen Wörter aller drei Zeilen im „Handbuch der altägyptischen Medizin“ (Westendorf 1999, 60). I. Köhler und J. Jancziak, die das Ostrakon als Abschrift eines Teils des Nilhymnus erkannten, erstellten eine aktualisierte Transliteration, Transkription und Übersetzung (Köhler – Jancziak 2017, 62–63).

Editionen

- Fairman 1951 I: H. W. Fairman, in: J. D. S. Pendlebury (Hrsg.), The City of Akhenaten III. The Central City and the Official Quaters. The Excavations at Tell el-Amarna During the Seasons 1926–1927 and 1931–1936. I. Text, Memoir of the Egypt Exploration Society 44 (London 1951), 101–102, 105, 159–160, 162, 175, 219, 221.

- Fairman 1951 II: H. W. Fairman, in: J. D. S. Pendlebury (Hrsg.), The City of Akhenaten III. The Central City and the Official Quaters. The Excavations at Tell el-Amarna During the Seasons 1926–1927 and 1931–1936. II. Plates, Memoir of the Egypt Exploration Society 44 (London 1951), Taf. 16, 96 (Nr. 297).

- Jonckheere 1954: F. Jonckheere, Prescriptions médicales sur ostraca hiératiques, in: Chronique d’Égypte 29 (57), 1954, 46–61, hier: 51–53.

Literatur zu den Metadaten

- Frankfort – Pendlebury 1933: H. Frankfort – J. D. S. Pendlebury, The City of Akhenaten. II. The North Suburb and the Desert Altars. The Excavations at Tell el Amarna During the Seasons 1926–1932, Memoir of the Egypt Exploration Society 40 (London 1933), 118–119.

- Köhler – Jancziak 2017: I. Köhler – J. Jancziak, Ostrakon Amarna 297. Kein medizinischer Text, sondern der früheste Beleg des großen Nilhymnus, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 144 (1), 2017, 61–64.

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 60.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Ines Köhler

Übersetzung und Kommentar

Ausschnitt des Nilhymnus

[1] [O Hapi), [der die erleuchtet, die in] ihrer [Dunkelheit hinausgehen,] mit einem Talglicht [--Lücke--]
[2] [(O Hapi), der] die Menschen [bekleidet mit] Flachs, den er geschaffen hat;
[3] [--Lücke--], [der für Schesemu] mit [seinem] Öl [handelt]; der, der [Ptah] umwallt [mit seinem Erbrechen].

Wegen der vermeintlichen Nennung von „Fett von mnmn.t“ wurde Ostrakon Amarna 297 lange Zeit als medizinisches Rezept eingestuft. Inzwischen wurde jedoch entdeckt, dass es die Kopie eines Teils des sogenannten „Nilhymnus“ ist, womit das Objekt als literarisch und nicht mehr medizinisch anzusprechen ist.