Papyrus Brooklyn 47.218.49

Metadaten

Schlagwörter
Alternative Namen
Brooklyn Protection Papyrus Royal Book of Protection
Aufbewahrungsort
Nordamerika » U.S.A. » (Städte A-Ch) » Brooklyn (NY) » The Brooklyn Museum

Inventarnummer: 47.218.49

Digitaler Katalog
Erwerbsgeschichte

Der Papyrus gehört zu einer Gruppe von Papyri, die von Charles Edwin Wilbour (1833–1896) während seiner Aufenthalte in Ägypten zwischen 1881 und 1896 angekauft wurden, wobei die Hintergründe des Erwerbs unbekannt sind (O’Rourke 2015, 1). Nach dem Tod von Wilbour in Paris, wo er seit 1874 oder 1875 gelebt hatte, gelangten die Papyri von dort nach New York, wo sie in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts im Haus der Familie in einem Reise- oder Schrankkoffer wiedergefunden wurden. Bereits im Jahr 1916 übergaben C. Wilbours Kinder neben seiner Sammlung an ägyptischen Objekten, dessen ägyptologische Bibliothek sowie zahlreiche persönliche Dokumente an das Brooklyn Museum in New York. Im Jahr 1932 gründete sein Sohn Victor den Charles E. Wilbour Fund zur finanziellen Unterstützung der ägyptischen Sammlung des Museums beim Ankauf von Objekten. Die Papyri wurden schließlich von Theodora Wilbour, der Tochter C. Wilbours, im Jahre 1947 ebenfalls an das Brooklyn Museum übergeben (Sauneron 1966–1967, 98; Sauneron 1968–1969, 109; Westendorf 1999, 51). J. D. Cooney inventarisierte die unausgerollten Papyruspakete und Metallkästchen mit Fragmenten in 158 Einheiten unter der Nr. 47.218.xxx (Guermeur 2015–2016, 13–16). Von einer ersten Inspektion des Papyrus mit der Nummer 47.218.49 durch G. Posener im Jahr 1952 gibt es nicht mehr als die Information, dass es sich um „a badly damaged papyrus roll“ handele (O’Rourke 2015, 2). Die Papyrus-Rolle lagerte zunächst im Magazin des Brooklyner Museums bis S. Sauneron den Papyrus bei seinem ersten Aufenthalt 1966 entrollte und die Fragmente in Glasrahmen setzte (Guermeur 2012, 542; O’Rourke 2015, 1; Sauneron 1966–1967, 98, 100). Im Zuge der Bearbeitung durch O’Rourke wurden die insgesamt 12 Fragmente in sechs Glasrahmen neu arrangiert und nummeriert (Rahmen: a bis f; Fragmente: 1 bis 12; Kolumnen: x+1 bis x+14, s. O’Rourke 2015, 2–3). Der Papyrus wird heute unter der genannten Kennung im Brooklyn Museum aufbewahrt, ist jedoch nicht Teil der Ausstellung.

Herkunft
Niltal südlich von Assiut bis zum 1. Katarakt » Assuan » Elephantine, (unbekannt)

Die exakten Fund- und Herkunftsumstände des Konvoluts der 47.218er Brooklyner Papyri waren lange Zeit unbekannt. S. Sauneron zog für 11 von ihm entrollte hieratische Papyri (darunter ebenfalls der hier zu besprechende pBrooklyn 47.218.49) in Erwägung, dass sie aus dem gleichen Fundkontext stammen könnten: „Although their place of origin is not yet known, we can now assume that most of these papyri came from the same source, undoubtedly a vase containing the scientific and religious archives of a temple or a sanatorium.“ (Sauneron 1968–1969, 109). Auf der Grundlage interner Textverweise auf Götter und Rituale, die mit Heliopolis und Memphis in Verbindung stehen, vermuteten S. Sauneron und J.-C. Goyon eine lokale Zuordnung zum Tempelarchiv von Heliopolis (Sauneron 1970, VIII–IX; Goyon 1972, 13–16).
Heute weiß man, dass die Papyri der Brooklyner 47.218er Gruppe in den 1940er Jahren in einem großen Reisekoffer von Charles Wilbour wiederentdeckt wurden, aufbewahrt in Metallkisten oder in Papier eingerollt, wobei einige Rollen mit „Elephantine, Feb. 1896“ beschriftet waren. Wilbour hat zumindest einen Teil von ihnen also im Februar 1896 während seines letzten Aufenthalts in Ägypten (Herbst 1895 – Frühling 1896) auf Elephantine erworben. Außerdem konnten von einem anderen Papyrus der Gruppe, dem magischen Papyrus Brooklyn 47.218.156, direkt anpassende Fragmente in Berlin gefunden werden, die aus den Grabungen von Friedrich Zucker und Otto Rubensohn in den Jahren 1906–1908 auf Elephantine stammen (Guermeur 2015–2016, 15–16; O’Rourke 2015, 17).
Die Gruppe der 47.218er Papyri bildet allerdings keine Einheit, denn sie erstreckt sich chronologisch vom Alten Reich bis in die Byzantinische Zeit und enthält Texte in hieratischer, demotischer, griechischer, aramäischer und lateinischer Schrift bzw. Sprache. Sie wurde also nicht in ihrer Gesamtheit als geschlossener Fund entdeckt und kann aus inhaltlichen Gründen nicht einmal aus einem einzigen Ort stammen. Ein römerzeitlicher Berliner griechischer Papyrus gehört mit einem Brooklyner Papyrus zusammen (TM 10288: pBerlin P 25513 und pBrooklyn 47.218.24) und enthält Quittungen für die Kamelsteuer in Soknopaiu Nesos im Fayum.
Es ist nicht einmal sicher, ob alle hieratischen Texte des Konvoluts zusammengehören. Der saitische Orakelpapyrus pBrooklyn 47.218.3 mit einem Orakelverfahren vor Amun-Re in Anwesenheit von vielen unterschreibenden Zeugen muss aus inhaltlichen Gründen aus Theben stammen. U. Verhoeven-van Elsbergen beobachtet bei ihrer paläographischen Untersuchung zum Papyrus Brooklyn 47.218.48 und 85, dass einige Zeichenformen, wie z.B. T 28, ausschließlich in der Region zwischen Abydos und Memphis belegt sind (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 305).
Die im pBrooklyn 47.218.49 zusammengestellten Sprüche zum Schutz der Ohren Pharaos bzw. Psammetichs, weisen Ähnlichkeiten mit einer Sequenz von saitischen Inschriften in der Krypta B’ des Tempels der Nechbet in Elkab auf. Doch als Argument für eine sichere Verortung der Handschrift ist dieser Befund nicht ausreichend. Auch für eine Zugehörigkeit zu der aus Elephantine stammenden Gruppe finden sich in Bezug auf diese Handschrift außer Ähnlichkeiten in Schrift und Vokabular keine sicheren Hinweise (O’Rourke 2015, 10, 17).

Datierung
(Epochen und Dynastien) » Pharaonische Zeit » Spätzeit » 26. Dynastie

Die Datierung stützt sich auf Argumente, die Paläographie, Inhalt und Kontext der Handschrift berücksichtigen. Die Schrift des pBrooklyn 47.218.49 passt in ihrem allgemeinen Erscheinungsbild gut zu dem, was aus anderen spätzeitlichen hieratischen Papyri bekannt ist, weist jedoch im Detail deutliche Unterschiede auf. Ein Vergleich der Paläographie zeigt eine Nähe zu saitenzeitlichen Totenbüchern (Tb Nespasef [Zeit Psammetich I.] und Iahtesnacht [Mitte der 26. Dyn., ca. 600 v. Chr.]: O’Rourke 2015, 8, Tab. 1). Hinzu kommt, dass der Text, der Schutzsprüche für die Ohren von einem Psammetich bzw. Pharao genannten König zusammenfasst, inhaltlich und strukturell Ähnlichkeiten mit Inschriften von Psammetich I. in der Krypta B’ des Tempels der Nechbet in Elkab hat. Auch wenn sich der im Text verwendete Name nicht eindeutig Psammetich I. zuordnen lassen kann und ebenfalls die Möglichkeit besteht, dass es sich um eine jüngere Abschrift der Sprüche handeln könnte, ist der Bearbeiter Paul F. O’Rourke von einer Datierung sowohl der Textkomposition als auch der konkreten Abschrift in die Regierungszeit von Psammetich I. überzeugt (O’Rourke 2015, 6–16).

Textsorte
medizinische Sammelhandschrift
Inhalt

Der Papyrus enthält eine Sammlung von Texten, die den Schutz der Ohren Pharaos zum Thema haben. Insgesamt handelt es sich um 17 Sprüche, die in Umfang und Inhalt stark variieren, eine interne Struktur bzw. ein Ordnungssystem der Sprüche ist nicht erkennbar. Der Schreiber benutzt den Namen Psammetich in Kartusche sowie den Begriff „Pharao“ (pr-ꜥꜣ), der in der Regel ohne Kartusche, allerdings gelegentlich ebenfalls in eine Kartusche einschrieben ist. Der Wechsel des Namens sowie weitere Indizien, wie Inkonsistenzen in Orthographie und Grammatik, sprechen dafür, dass es sich um eine Kompilation von Sprüchen handelt. Die zusammengestellten Sprüche wirken apotropäisch, verfolgen aber ebenfalls einen therapeutischen Ansatz und sind somit denjenigen Texten zuzuordnen, die als „magisch-medizinisch“ bezeichnet werden. Die Grenzen zwischen Magie und Medizin verschwimmen hier, indem die Ursachen von Symptom und Krankheit nicht im medizinischen Sinne verstanden werden, sondern die Rolle von Handlungsträgern einnehmen, die Schmerz und Krankheiten evozieren. Dabei beschränken sich die Einzeltexte nicht nur auf das Ohr. Auch Kopf, Herz, Gliedmaßen sowie der ganze Körper finden Erwähnung.

Ursprünglicher Verwendungskontext

Es stellt sich die Frage, ob die Kompilation der Sprüche aus einem konkreten Anlass speziell für König Psammetich I. oder eventuell für eine andere Person erfolgt ist, oder ob mit der Zusammenstellung ein mehr „akademisches“ Interesse verfolgt wurde, d.h. alle bekannten Schutzsprüche mit Bezug zum Ohr in einer Handschrift zu versammeln. Da der weitere Kontext, in dem der Papyrus verwendet wurde, nicht bekannt ist, muss diese Frage unbeantwortet bleiben.
Der Papyrus gehört zu einer Gruppe von Papyri, die teils von Charles Wilbour angekauft wurden, teils bei Grabungen zutage kamen. Im Rahmen des ERC-Projekts „Elephantine: Localizing 4000 Years of Cultural History. Texts and Scripts from Elephantine Island in Egypt“ wird aktuell eine Bestandsaufnahme des Materials vorgenommen. Erst danach können Vermutungen über den ursprünglichen Verwendungskontext des Papyrus angestellt werden. Die bislang bekannt gewordenen medizinischen Papyri in Brooklyn aus dem gleichen Materialfund sind der iatromagische Geburtshilfe-Papyrus (47.218.2), ein Papyrus, der sowohl Rücken- und Afterbeschwerden als auch Frauenbeschwerden enthält (47.218.75+86), ein Papyrus zu Mund- und Zahnbeschwerden (47.218.87) und ein Papyrus mit Frauenproblemen der Geschlechtsorgane (47.218.47). Außerdem gibt es ein Schlangentraktat (47.218.48+85) sowie einen Text zu Schlangenbissen (47.218.138), magische Papyri (47.218.156), Königsrituale (47.218.50), geographische Texte (u.a. der Deltapapyrus 47.218.84) und ein Weisheitsbuch (47.218.135). Der in Berlin aufbewahrte medizinische Papyrus Rubensohn (pBerlin P 10456) (Westendorf 1974, 247–254) könnte zum gleichen spätzeitlichen Fund gehören. Einige Texte der 47.218er Papyri gehören anscheinend nicht zur großen Gruppe der vorgenannten Texte, wie ein thebanischer Orakelpapyrus aus der Saitenzeit (47.218.3) und ein Brief aus dem Alten Reich (47.218.18). S. Sauneron mutmaßt als ursprünglichen Verwendungskontext einerseits die berufliche Bibliothek eines Vorlesepriesters oder eines Dorfmediziners, andererseits die Bibliothek eines religiösen Zentrums, nicht so sehr die eines Tempels, als eher die einer Kapelle von Heilern/Heilgöttern, eines Sanatoriums oder Lebenshauses (Sauneron 1970, viii). Goyon vermutet für die verschiedenen Papyri ebenfalls eine Herkunft aus einer Tempelbibliothek, einem Lebenshaus oder der Bibliothek eines Magiers (Goyon 1972, 13 mit Anm. 4).

Material
Organisch » Faser, Pflanzliche und Tierische » Papyrus
Objekttyp
Artefakt » Schriftmedien » Schriftrolle
Technische Daten

Der Papyrus ist in 12 zusammengehörigen Fragmenten (O’Rourke 2015, 2) überliefert und weist eine Höhe zwischen 18,5 und 21,2 cm bei einer Länge von 2,21 m auf. G. Posener beschrieb den Erhaltungszustand als „badly damaged papyrus roll“ (O’Rourke 2015, 2). P. F. O’Rourke rekonstruiert die Zusammengehörigkeit der Fragmente wie folgt: „If the partially preserved column on the right edge of Fragment One is the original first column of text of the papyrus, the overall length of the original document would have been slightly in excess of 240 cm, including the lacunae between the first eight fragments and the four fragments belonging to the end of the papyrus“ (O’Rourke 2015, 3). Ein Papyrusblatt ist dabei zwischen 18,5 und 20,5 cm breit. Die Blattklebung misst 0,3 cm. Der Schreiber des Textes nutzte die Ränder der einzelnen Seiten als Begrenzungslinien für die einzelnen Textkolumnen und hielt diese streng ein. Die Kolumnen sind dabei rund 19 cm breit und umfassen in der Regel zwischen 18 und 21 Zeilen. Ausnahmen bilden nur die erste Kolumne mit 22 Zeilen und die dritte mit 17 Zeilen.

Schrift
Hieratisch

Der Text wurde in hieratischer Schrift geschrieben, die Leserichtung verläuft von rechts nach links. Für den Haupttext wurde schwarze Tinte verwendet, für Überschriften der Sprüche sowie Teile der Behandlungsanweisungen rote Tinte. Sehr wahrscheinlich ist der gesamte Text von einem Schreiber geschrieben worden. Die Schrift ist im Verhältnis relativ klein und obschon der Schriftduktus im Allgemeinen zum Erscheinungsbild spätzeitlicher Papyri passt, zeigt er doch spezifische Eigenheiten: „It does not have the neat and somewhat uniform appearance seen in papyri that have been dated in past publications to the fourth century BC or the early Ptolemaic Period.“ (O’Rourke 2015, 6). Einzelne Zeichenformen sind mit anderen Spätzeittextzeugen, insbesondere mit denen saitenzeitlicher Totenbücher vergleichbar (O’Rourke 2015, 8–10). P. F. O’Rourke beschreibt die Schrift als „a somewhat idiosyncratic hand: the vertical signs fairly narrow, and the horizontal signs show a somewhat flattened appearance.“ (O’Rourke 2015, 6). Viele Zeichen sind in einer eher kursiven Form geschrieben, Ligaturen finden sich nur sehr wenige.

Sprache
Ägyptisch-Koptisch » Ägyptisch » Mittelägyptisch

Der Text ist in einem (Spät-)Mittelägyptisch verfasst, das aus anderen spätzeitlichen religiösen Texten gut bekannt ist. Nur in einem Abschnitt des Textes (Spruch N) finden sich gelegentlich Neuägyptizismen (O’Rourke 2015, 18–22).

Bearbeitungsgeschichte

Erstmals untersucht wurde das Papyruskonvolut 1948 von Sir Alan Gardiner. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts haben es sich Georges Posener und Michel Malinine angesehen, wobei Posener versucht hat, die Natur einzelner Texte anhand der wenigen sichtbaren Wörter zu bestimmen. Die Publikation des Konvoluts wurde 1966 Serge Sauneron anvertraut, der 11 Papyri entrollen und restaurieren ließ und einige veröffentlichte, jedoch vor Fertigstellung der Arbeit verstarb. Der Papyrus pBrooklyn 47.218.49 wurde 2001–2002 von P. F. O’Rourke im Rahmen seiner Doktorarbeit bearbeitet und übersetzt („An Egyptian Book of Protection of the Late Period (P.Brooklyn 47.218.49)“, New York University 2002, unpubl.). Eine aktualisierte Version dieser Arbeit wurde schließlich 2015 publiziert (O’Rourke 2015).

Editionen

- O’Rourke 2002 (unpubliziert): P. F. O’Rourke, An Egyptian Royal Book of Protection of the Late Period (P.Brooklyn 47.218.49). Department of Middle Eastern Studies, New York University (New York 2002 (unpubliziert)).

- O’Rourke 2015: P. F. O’Rourke, A Royal Book of Protection of the Saite Period. pBrooklyn 47.218.49, Yale Egyptological Studies 9 (Yale 2015).

Literatur zu den Metadaten

- Goyon 1972: J.-C. Goyon, Confirmation du pouvoir royal au nouvel an [Brooklyn Museum Papyrus 47.218.50], Bibliothèque d’Étude 52 (Le Caire 1972), 13–16.

- Guermeur 2012: I. Guermeur, À propos d’un passage du papyrus médico-magique de Brooklyn 47.218.2 (X+III,9 – X+IV,2), in: C.-M. Zivie-Coche – I. Geurmeur (Hrsg.), "Parcourir l’éternité". Hommages à Jean Yoyotte I, Bibliothèque de l’École des Hautes Études, Sciences Religieuses 156 (Turnhout 2012), 541–556, hier: 542.

- Guermeur 2015–2016: I. Guermeur, Le papyrus hiératique iatromagique n° 47.218.2 du musée de Brooklyn, in: Bulletin de la Société française d’égyptologie 193–194, 2015–2016, 10–28.

- Sauneron 1966–1967: S. Sauneron, Some Newly Unrolled Hieratic Papyri in the Wilbour Collection of The Brooklyn Museum, in: The Brooklyn Museum Annual 8, 1966–1967, 98, 100.

- Sauneron 1968–1969: S. Sauneron, The Wilbour Papyri in Brooklyn. A Progress Report, in: The Brooklyn Museum Annual 10, 1968–1969, 109.

- Sauneron 1970: S. Sauneron, Le papyrus magique illustré de Brooklyn. Brooklyn Museum 47.218.156, Wilbour Monographs 3 (Brooklyn 1970), VIII–IX.

- Verhoeven-van Elsbergen 2001: U. Verhoeven-van Elsbergen, Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift, Orientalia Lovaniensia Analecta 99 (Leuven 2001), 19, 304–307.

- Westendorf 1974: W. Westendorf, Papyrus Berlin 10456. Ein Fragment des wiederentdeckten medizinischen Papyrus Rubensohn, in: Ägyptisches Museum und Papyrussammlung (Ost-Berlin) (Hrsg.), Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Berliner Ägyptischen Museums, Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung 8 (Berlin 1974), 247–254, hier: 247, 254.

- Westendorf 1999: W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I, 36,1 (Leiden/Boston/Köln 1999), 51.

Eine vollständige Bibliographie finden Sie hier.

Autoren
Dr. Anke Ilona Blöbaum

Übersetzung und Kommentar

Spruch A (Kol. x+1,1–19)

[x+1,1]1 [… … …] am/im Kopf […
…] Verklärte […
…] Rückgrat/Rücken […
…] [Psamme]tich l.h.g. [x+1,5] […
…] Psammetich […
…] [De]p (?)2 […
…] er/sein [___] …?… […
…] Ach-Macht (oder: Verklärter?)3 […
…] sein/er [___] zu/gegen (?) [x+1,10] […
…] …?…4 […
…] … dürsten (?)5 […
Nicht gibt es einen Widersacher (?) […
…] des Re, machen (?)6 […
…] Stier (?) über (?) [x+1,15] […
…] (Götter)bild (?) _ _ […
…] …?… Re, vereinigen (?) […
…] Udjat-Auge (=Amulett?), erheben (?) […
…] [___] herauskommen […
…] ihr/sie [___] zu/gegen [x+1,20] […

1 Lediglich ein ca. 2 cm breiter Streifen vom Ende der Kolumne ist erhalten. Dort, wo die Kolumnenbreite erhalten ist, beträgt sie ca. 19 cm (O’Rourke 2015, 2), so dass in Kol. 1 ca. 16 bis 18 cm verloren sind.
2 [D]p: nach O’Rourke 2015, 37–38 [G]; es könnte sich ebenso gut auch um Pe (Pj) handeln.
3 ꜣḫ.w: Die Schreibung von ꜣḫ.w spricht eher für eine Lesung „Ach-Macht, Zaubermacht“, wobei nicht auszuschließen ist, dass in der nächsten Zeile noch ein Personenklassifikator gestanden haben könnte.
4 jb_: Nach O’Rourke (2015, 39 [K]) könnte man an jbr.t-Öl (Wb 1, 63.10–14) denken, da das Wort ebenfalls in x+3,14 belegt ist.
5 jbi̯: Lesung nach Quack (Email vom 29.12.17) gegen O’Rourke (2015, 39 [L]), der ⸮b? mw (?) liest.
6 n(.j) Rꜥw jri̯: O’Rourke (2015, 39 [N]) ergänzt zu wjꜣ n(.j) Rꜥw „Barke des Re“. Bei dem folgenden Verb könnte es sich gut um ein Partizip handeln. Der fehlende Kontext macht allerdings jegliche Ergänzung sowie die Bestimmung der Verbform unmöglich.

Spruch B (Kol. x+1,20 bis x+2,6)

…] Schutz für1 […
…] das rechte Ohr von […
Gegrüßt seid ihr (Götter)!
[x+2,1] [……] Gesicht von [……] [……] ⸢Re⸣2 (?).
Oh, einer der macht (oder: Tue (?)) [……].
... er (?) hebt hoch (?) zu/für (?)3 ... [……] [Gesicht]4 einer Meerkatze aus Sile5 [……].
…?…6 öffnen des Mundes [……] einer Mehet-Schale7 den Namen des Osiris.
[___] sagt [……] (und) er [___] ihn.
[x+2,5] Worte zu sprechen über Zwei[gen]8 (?) [……] [___]-Pflanze9, frische Exkremente eines Schweines, _ (?)10 [___]; es werde gegeben an das Ohr.

1 zꜣ n: Lesung der etwas verblassten Stelle nach O’Rourke 2015, 41 [A].
2 ⸮⸢Rꜥw⸣?: Eine Ergänzung zu Wsjr wäre ebenfalls möglich. O’Rourke (2015, 44) nimmt an, dass dieser Spruch zwei Abschnitte enthält, von denen sich einer auf Re und der andere auf Osiris bezieht. Osiris ist zwei Zeilen später erwähnt.
3 ṯs[__] =⸮f? ⸮n? _[__]: O’Rourke (2015, 40) vermutet das Verb ṯzi̯ „hochheben“. In den folgenden Spuren zweier horizontaler Zeichen erkennt er noch ein Suffix =f sowie ein n, wie aus seiner Transkription hervorgeht.
4 [ḥr] n(.j) gꜣfj: O’Rourke (2015, 41 [I]) ergänzt ḥr „Gesicht“, nach Parallelen im pBM 10042 Kol. 9.4 (C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), 45–46 und Taf. 20) und pBudapest 51.1960, Kol. A,9 (L. Kákosy, Fragmente eines unpublizierten magischen Textes in Budapest, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 117, 1990, 140157, hier: 143–145).
5 {ꜣ}Ṯꜣr(.w): Die Stelle ist über der Zeile durch ein Kreuz markiert. Kreuze als Korrekturzeichen werden in hieratischen und demotischen Texten in unterschiedlichster Weise verwendet; eine Übersicht gibt M. Allam, Marking signs in hieratic and glosses in ancient Egyptian texts, in: Bulletin of the Egyptian Museum 4, 2007, 29–34, hier: 30. Hier weist es auf die Verstellung der Zeichen hin. Die Lesung Ṯꜣr.w ist durch den Klassifikator Aa19 abgesichert, s. O’Rourke 2015, 42 [J]. Vermutlich ist der Ort Sile gemeint, da zusätzlich zu Aa19 der Ortsklassifikator O49 geschrieben ist. Eine Verbindung des Ortes Sile mit Meerkatzen ist m.W. sonst nicht bezeugt. Eventuell könnte auch die ṯꜣr.t-Kajüte auf einem Boot gemeint sein. Zur Bedeutung „Kajüte“ siehe Willems Einwand (The Coffin of Heqata (Cairo JdE 36418). A Case Study of Egyptian Funerary Culture of the Early Middle Kingdom, Orientalia Lovaniensia Analecta 70 (Leuven 1996), 442 [bz]) gegen Schulmans Argumentation für ṯꜣr.t als weit gefasste Bezeichnung hölzerner (Schiffs)aufbauten verschiedenster Art (A. R. Schulman, TAr.t (ṯꜣrt): cabin, forecastle, inclosed structure, in: Bulletin of the Egyptological Seminar 1, 1979, 29–40). Eine – wenn auch vage – Verbindung von Meerkatzen und Schiffen ließe sich über Tb 136A herstellen, da in diesem Spruch Meerkatzen als Mitfahrer in der Sonnenbarke beschrieben werden (z.B.: pLondon BM EA 10477, Kol. 3–4). Jacq (Le voyage dans l’autre monde selon l’Egypte ancienne. Épreuves et métamorphoses du mort d’après les Textes des Pyramides et les Textes des Sarcophages (Monaco 1986), 311, Anm. 1609) leitet ṯꜣr.t von kꜣr „Kapelle, Schrein“ (Wb 5, 107.12–108.12) ab, allerdings ohne eine überzeugende Argumentation.
6 [_]rw: Über den Zeilenwechsel sind Reste eines Wortes zu erkennen, das mit V19 klassifiziert ist. Am Ende von Zeile 3 ist noch ein r zu erkennen, zu Beginn von Zeile 4 vor dem Klassifikator noch eine w-Schlaufe. O’Rourke schlägt auf der Basis dieser Spuren vor, ẖꜣr „Sack“ zu rekonstruieren. Die Spuren könnten allerdings ebensogut zu ṯꜣrw ergänzt werden. Denkbar wäre eine weitere Erwähnung von Ṯꜣrw/ṯꜣr.t oder ein Wortspiel mit dieser Wurzel.
7 mḥ.t: Der vorausgehende Genitiv zeigt an, dass offenbar hier nur ein Teil der Schale verwendet werden soll.
8 zmꜣ[_]: Es ist anzunehmen, dass mit zmꜣ die Aufzählung der Ingredienzien beginnt. Nach der Lücke ist der Rest eines Pflanzennamens erhalten. Daher ist anzunehmen, dass in der Lücke ebenfalls pflanzliche Zutaten gelistet waren. Die erhaltenen Zeichenspuren würden zu zmꜣ.w „Zweige“ (Wb 3, 452.2–5; H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 437–438; P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 840–841) passen. Die Lücke bietet genügend Platz für eine weitere Pflanze, von der die Zweige stammen, sowie den Beginn desjenigen Pflanzennamens, von dem sich Endung und Klassifikation nach der Lücke erhalten haben.
9 [___]yw.t: Pflanzenname, nicht näher zu bestimmen. Vorschläge zur Ergänzung siehe bei O’Rourke 2015, 43 [R].
10 _[___]: O’Rourke (2015, 40, Taf. 2B) liest hier das Zahlzeichen 20, vermutlich durch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schreibung dieser Zahl in Tb Iah. B, 102,4 (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 213). Quack (Email vom 29.12.17) geht eher von einem Tuch-s aus. Die Angabe einer ganzen Zahl nach ḥs „Exkrement“ ist fragwürdig, aber die Form des Zeichens mit einem deutlichen senkrechtem Strich, von dem zwei kleine Querstriche nach links abgehen, kann ich auch nicht gut mit den Schreibungen von s im Text verbinden, selbst wenn man annimmt, dass der Eindruck von zwei Querstrichen durch eine irgendwie geartete Unterbrechung eines zweiten senkrechten Strichs entstanden sein könnte. Leider ist das auf dem Foto nicht nachzuvollziehen. Durch die folgende Lücke ist eine Klärung nicht möglich.

Spruch C (Kol. x+2,6–18)

Ein anderer Spruch:1
Zurück! [……] usw. (?)2, jeder, der sprechen wird gegen das Ohr des ⸢Pharao⸣.
(Sei) [……], du! (?)3
Komme nicht gegen sein Ohr!
Höre [die Worte des (Gottes) Re im]4 östlichen Horizont des Himmels!
Er sagte (oder: Sag zu ihm): „[…] an diesem Tag.“5
Nicht wird man sich [seinem Ohr] nähern, (noch) [dieser] (?) seiner [Schläfe],6 diesem seinem jb-Herzen (und) all diesen seinen Gliedern.
De[nn er hat die Ha]ut, die hervorgekommen ist aus dem Leib [des Osiris];7 [die Hörner] an ihm sind die vom „Ersten von Letopolis“8; [die] oberen [Haare]9 [x+2,10] [seines] Kopfes [sind die des Harsie]se.
Seine beiden Ohren (sind) im Inneren des [Udjat-Auges]10 (=Amulett?)!
Höre die Worte des (Gottes) Re täglich im Inn[eren des Horizonts des Himmels]11!
Oh Feind, Je[n]er/Fei[n]din12, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersache[rin], usw.!
[Einer, der] diese [Krankheit richtet (wörtl. macht)] gegen Pharao, gefüllt mit Blu[t, eingetauch]t13 in sein Ro[tes] (Blut), beschmiert mit ṯr.w-Blut einer [ꜥmꜥ.t-Unreinen] (?)14, der hat seine Infektion/Unreinheit gegen Pharao gerichtet (wörtl. gemacht).15
[Einer, der sagen wird], er sei in [seine] Knochen [___],16 damit er von seinem Mark17 essen (und) an seinem [Fleisch] nagen kann, hat getan,18 was Re verabscheut.
Die Atef-Krone wurde [ihm] aufgesetzt (wörtl. gegeben) am Anfang. (?)19
Es erschrecken vor ihm die Götter, (und zwar) Die-in-ihrem-[Hügel]-sind20.
[x+2,15] Es verstecken sich vor ihm die Götter, [ih]re [Vorgänger], wenn sie ihn sehen.
Zurück! Weiche! Gestalt[wandler] (wörtl. Einer, der seine (Schreck)gestalt unkenntlich macht)21!
Attackiere ihn nicht!
Komme nicht gegen ihn!
(Denn) er ist Harsiese!
Schutz hinter Schutz, es kommt Schutz!
[Zu rezitieren über] Blut vom Ohr einer Fledermaus22, [Feder] vom Phönix23 (und) dem Kopf eines Geiers (zu Asche) zerglüht24, [….] mit […

1 Spruch C ist in Teilen eine Parallele von Spruch O.
In der Publikation (O’Rourke 2015, Taf. 2A) sind auf der Fototafel die erhaltenen Fragmente etwas zu eng platziert. Ausgehend von einer Kolumnenbreite von 19 cm (O’Rourke 2015, 2) ergibt sich eine Diskrepanz von ca. 2 cm. Zudem ist das Fragment mit dem linken Kolumnenrand (Frg. 3) um etwa eine Zeilenhöhe zu hoch platziert.
2 ḥm.t-rʾ: Lesung nach Quack (Email 29.12.18) gegen O’Rourke (2015, 46 [B]), der bw.t liest. Zur Schreibung von ḥm.t-rʾ mit dem Fisch K2, vgl. pBM 10188 26,11–12, vgl. C. Carrier, Le papyrus Bremner-Rhind (BM EA 10188), 3, Collection Égypte ancienne 18 (Paris 2017), 109, Taf. B/31.
3 r=k: Vgl. in Spruch O (Z. x+12,19) den gleichfalls kaum erhaltenen Satz j[___] [x+12,19] jr=k vor m jyi̯ r msdr=f „Sei [x+12,19] […], du! Komme nicht gegen sein Ohr (oder: zu seinem Ohr)!“.
4 mdw.wt n.wt Rꜥw m: Ergänzungsvorschlag nach Parallelen in Spruch O (x+12,19 und vor allem x+13,3) in Verbindung mit dem zur Verfügung stehenden Platz, s. O’Rourke 2015, 47 [F].
5 m hrw pn: O’Rourke (2015, 47 [I]) ergänzt am Ende von Zeile 7 ntf Ptḥ zu „Er ist Ptah an diesem Tag“ nach Spruch O (x+12,19). Es bleibt unklar, wie die deutlich erkennbare Buchrolle Y1 zu Beginn der Zeile damit in Einklang zu bringen ist, die nicht zum folgenden m hrw pn gehören kann.
6 [msḏr=f m mꜣꜥ=f]: O’Rourke (2015, 47–48 [K]) ergänzt [msḏr=f pn m mꜣꜥ=f pn] in Anlehnung an Z. x+13,1 und in Verbindung mit dem zur Verfügung stehenden Platz. Es handelt sich um eine freie Assoziation auf der Basis von Spruch O, der an dieser Stelle eine Aufzählung verschiedener Körperteile aufweist, die komplett wegen des zur Verfügung stehenden Platzes für Spruch C nicht in Frage kommen kann. Der konkrete Text dort (x+13,1) lautet: msḏr n(.j) Psmṯk ꜥnḫ wḏꜣ snb, es folgen drei weitere Körperteile sowie der zusammenfassende Abschluss. Da Spruch C an keiner Stelle den Namen Psammetich erwähnt, könnte man hier stattdessen pr-ꜥꜣ erwarten. Allerdings wird dann der Platz für ein weiteres Körperteil mit Suffix =f knapp. Vom Suffix ist aber noch ein Teil zu erkennen; Länge und Verlauf des Strichs lassen nur wenig Platz für ein folgendes pn, wie O’Rourke es annimmt, da Spruch C deutlich großzügiger geschrieben ist als Spruch O. Es wäre nur möglich, wenn man annimmt, dass pn ziemlich hoch in der Zeile über dem Suffix geschrieben ist. Für ein weiteres pn im ersten Glied ist ebenfalls kein Platz. Nach den Maßangaben von O’Rourke (2015, 2), dürften 4 bis 5 Schriftquadrate fehlen. Als Ergänzung käme daher auf keinen Fall mehr Text als msḏr=f m mꜣꜥ=f pn in Frage, eher ist von msḏr=f m mꜣꜥ=f auszugehen.
7 ḥr-[n.tt ntf jn]m.w: Diese und alle weiteren Ergänzungen in diesem Satz nach Spruch O (x+13,2), s. O’Rourke 2015, 48 [L–Q].
8 Ḫnt.j-Sḫm: Form des Horus in Letopolis, s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 846a–c; zur Bedeutung in diesem Kontext, s. O’Rourke 2015, 186–189 [Y]; zur Vergottung von Körperteilen, s. T. DuQuesne, La déification des parties du corps. Correspondances magiques et identification avec les dieux dans l’Égypte ancienne, in: Y. Koenig (Hrsg.), La magie en Égypte. À la recherche d’une définition; actes du colloque organisé par le Musée du Louvre les 29 et 30 septembre 2000 (Paris 2002), 237271, hier: 239–271.
9 [šn.w] #vacat# ḥr.w n(.j) tp =[f]: Vgl. Spruch O (x+13,2): šn.w ḥr.j tp=f „die Haare auf seinem Kopf“.
10 w[ḏꜣ.t]: Ergänzung nach Spruch O (x+13, 3), s. O’Rourke 2015, 48 [R].
11 m-⸢ẖnw⸣ [ꜣḫ.t n.t p.t]: O’Rourke (2015, 49 [U]) ergänzt hier nach Spruch O m-[ẖnw ꜣḫ.t jꜣb.tt n.t p].t. Spuren von m-ẖnw sind noch erkennbar, sowie Reste eines einzelnen t am linken Rand der Lücke. Der dazwischen zur Verfügung stehende Platz reicht für 2 bis 3 Quadrate, daher würde ich hier lediglich ꜣḫ.t n.t p.t ergänzen. Denkbar wäre ebenfalls ein eng geschriebenes ꜣḫ.t jꜣb.tt, aber keineswegs die gesamte Phrase.
12 pf.t: findet sich in Aufzählungen von Dämonen auf ḫft.j „Feind“ folgend, und wird unterschiedlich aufgefasst: eine Entwicklung aus dem Demonstrativpronomen, die Borghouts (The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 54–55 [50]) konstatiert, geht zusammen mit Belegen im pRamesseum C, vs. II 8–9 sowie vs. I7, s. O’Rourke 2015, 49 [X]; zumeist wird es als Variante von pf zur euphemistischen Bezeichnung des Seth („Jener“) aufgefasst (Wb 1, 507.7; C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band III. pnbw, Orientalia Lovaniensia Analecta 112 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 36), so an dieser Stelle bei O’Rourke (2015, 182), s. ferner G. Vittmann, Ein Amulett aus der Spätzeit zum Schutz gegen Feinde, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 111, 1984, 164–170, hier: 167 [v]; H.-W. Fischer-Elfert, Magika hieratika in Berlin, Hannover, Heidelberg und München, Ägyptische und Orientalische Papyri und Handschriften des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin 2 (Berlin 2015), 277 [pp]. Gardiner (Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series. Chester Beatty Gift (London 1935), 125, n. 2) vermutet aufgrund der Stellung innerhalb der Aufzählung, dass pf.t wie pfj für das feminine Pendant zu ḫft.j „Feind“ eintreten könnte. Darauf beziehen sich Y. Koenig, Les effrois de Keniherkhepeshef (Papyrus Deir el-Médineh 40), in: Revue d’Égyptologie 33, 1981, 29–37, hier: 30 [b]; Y. Koenig, Le contre-envoûtement de Ta-i.di-Imen: pap. Deir el-Médineh 44, in: Bulletin de lInstitut Français dArchéologie Orientale 99, 1999, 259281, hier: 266–267 [s]; Y. Koenig, Le papyrus de Moutemheb, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 104, 2004, 291326, hier: 292 [b]; Guermeur 2012, 544 [b]; I. Guermeur, Un faucon et une chatte dans une recette iatromagique du papyrus de Brooklyn 47.218.2 (col. + IV, 2-7), in: M. Massiera – B. Mathieu – F. Rouffet (Hrsg.), Apprivoiser le sauvage / Taming the wild, Cahiers „Égypte Nilotique et Méditerranéenne“ 11 (Montpellier 2015), 165–181, hier: , 173 [g], und übersetzten entsprechend.
Im pBrooklyn 47.218.49 findet sich pf.t in 16 von insgesamt 19 Aufzählungen, davon 6 Mal durch den Sterbenden in Abkürzung (Z6) als bedrohlich klassifiziert, eine weitere Stelle ist zerstört, die zwei verbleibenden Fälle zeigen reguläres ḫft.j ḫft.t bzw. ḫft.j nb{t} [ḫ]f[t].t nb.t.
13 [bꜥb]ꜥ: Ergänzung nach Spruch O (x+13,5). Die Bedeutung „trinken“ (Wb 1, 447.1–4) für das Verbum bꜥbꜥ kann mittlerweile als veraltet angesehen werden, denn Ward hat im Rahmen seiner Untersuchung zu Wörtern mit der Wurzel bꜣ überzeugend dargelegt, dass der ägyptischen Wurzel bꜥbꜥ eine Bedeutung „baden, eintauchen“ zugrunde liegt, s. W. A. Ward, Lexicographical miscellanies, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 5, 1977, 265–292, hier: 274–283; W. A. Ward, The four Egyptian homographic roots B-. Eymological and Egypto-Semitic studies, Studia Pohl. Series maior 6 (Rome 1978)97–98 [188]; vgl. ebenfalls P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 311, für die späten Belege. In den Pyramidentexten (Sp. 691 B, Pyr 2127 c–d; Sp. 535, Pyr 1286 c) ist das Wort in enger Verbindung mit Blut bezeugt. Hier wird durch das Baden im Blut von Feinden deren vollständige Vernichtung ausgedrückt. Diese Verbindung ist hier ebenfalls von Bedeutung (vgl. O’Rourke 2015, 187 [DD]) und klingt auch in Eb 808 an (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) I, 245: „begießen“). In den Sargtexten wird bꜥbꜥ (CT I 5e/5h) bzw. bꜥbꜥ.t (CT VI 185h) als Substantiv, zumeist mit den drei Wasserlinien klassifiziert, für eine „das Land badende Flut“ verwendet. Ebenfalls gut mit dieser Bedeutung zu verbinden ist die Berufsbezeichnung bꜥbꜥ (Wb 1, 447.5), die einen Hersteller von Fayencen bezeichnet, der Werkstücke in die Glasur taucht.
Ebenfalls abzulehnen ist die Bedeutung „blubbern/sprudeln“, die Westendorf (W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg 1965–1977), 20), durch die Verbindung zu koptischem ⲃⲉⲉⲃⲉ etabliert hat. Wie Ward (Lexicographical miscellanies, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 5, 1977, 265–292, hier: 277–278; W. A. Ward, The four Egyptian homographic roots B-. Eymological and Egypto-Semitic studies, Studia Pohl. Series maior 6 (Rome 1978), 97), deutlich macht, ist diese Bedeutung nur mit der gleichlautenden semitischen Wurzel zu verknüpfen, die streng von der ägyptischen Wurzel zu unterscheiden ist.
14 [ꜥmꜥ.t]: Ergänzung nach Spruch O (x+13,5). Unterschiedlich diskutierte Bezeichnung vermutlich einer weiblichen Person, die in irgendeiner Weise (vermutlich in sexueller Hinsicht) als (rituell) unrein aufzufassen ist. O’Rourke vermutet die Bezeichnung einer menstruierenden Frau (The ama.t ꜥmꜥt-woman, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 134, 2007, 166–172 und The ama ꜥmꜥ-male, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 137, 2010, 45–53). Quack lehnt dies ab und legt überzeugend dar, dass der Begriff ebenfalls nicht mit Beschneidung in Verbindung zu bringen ist, s. J. F. Quack, Zur Beschneidung im Alten Ägypten, in: A. Berlejung – J. Dietrich – J. F. Quack (Hrsg.), Menschenbilder und Körperkonzepte im Alten Israel, in Ägypten und im Alten Orient, Orientalische Religionen in der Antike / Oriental religions in Antiquity 9 (Tübingen 2012), 561–651, hier: 589–595.
15 j[ri̯.n] =f ꜥb.t =f r pr-ꜥꜣ: Vgl. Spruch O (x+13,5): jri̯.n=f m ꜥb.w nṯr.w „Er hat gehandelt in Götterbeschmutzung“. Zur Bedeutung „Infektion“, s. J. F. Quack, Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 6380, hier: 67.
16 [ḏd(.tj)=f] [___]sb.n=f m qs[.w]=[f]: Die Parallele in Spruch O (x+13,5) zeigt folgenden Text: ḏd(.tj)=f sḫdw=f m qs.w=f „Einer, der sagen wird, er wolle hinabsinken in seine (scil. Psammetichs) Knochen, (…)“. Probleme machen an dieser Stelle sowohl die Ergänzung von ḏd=f in der Lücke als auch die Lesung des Verbs, da die erkennbaren Zeichen am linken Rand der Lücke nicht mit sḫdw=f „mit dem Kopf nach unten sein, hinabsinken“ (Wb 4, 265.8–266.10) in Verbindung zu bringen sind.
Die sichtbaren Spuren lassen sich sb (Tuch-s S29 und Bein D58) lesen (O’Rourke 2015, Taf. 2B), allerdings ist es schwierig aus den Zeichen ein für diesen Kontext sinnvolles Verb zu identifizieren. O’Rourke schlägt vor, hier s⟨n⟩b „umstürzen, vernichten, erklimmen (?)“ (Wb 3, 458.8–9) zu lesen, denn „the two verbs have roughly equivalent meanings“, (O’Rourke 2015, 52 [JJ]). Das Verb ist allerdings transitiv, was den Anschluss mit der Präposition m, die deutlich lesbar ist, schwierig macht. Das Verb zbn „gleiten, straucheln“ (Wb 3, 433.7–16) lässt sich besser mit der Präposition m verbinden und würde auch inhaltlich ganz gut passen. Allerdings müsste man dann eine Verstellung von Klassifikator und n annehmen.
Und in beiden Fällen gibt es ein Problem mit der Ergänzung von ḏd(.tj)=f in der Lücke: Zwischen dem Ende des vorhergehenden Satzes mit pr-ꜥꜣ am rechten Rand der Lücke und sb sind etwa drei Quadrate zerstört. Nimmt man sb als Verb, muss ḏd(.tj)=f direkt davor ergänzt werden. Es sind aber keine Spuren von I19, dem Suffix-f erkennbar. Der Schreiber zieht die Viper ziemlich in die Länge und unter die Zeile, wenn das Zeichen allein oder in der unteren Hälfte des Quadrats steht. Entweder ist also von einer Viper in der oberen Hälfte des Quadrats auszugehen, die der Schreiber weniger ausgeprägt anlegt (vgl. =f r pr-ꜥꜣ direkt vor der Lücke), oder das Suffix muss so weit vor dem Ende der Lücke gestanden haben, dass sich nichts von dem Zeichen erhalten hat. Hinzu kommt, dass die Lücke noch Platz für mindestens ein weiteres Quadrat hat. Eine mögliche Lösung wäre, eine Partizipialkonstruktion anzunehmen, die ohne Suffix auskommt, was syntaktisch möglich wäre, aber nicht der Parallele entspräche. Der weitere Platz in der Lücke, der noch zur Verfügung stünde, könnte am ehesten durch eine abgekürzt geschriebene Lebensformel (ꜥnḫ-Zeichen und Abkürzungsstrich) ausgefüllt werden; nach pr-ꜥꜣ am rechten Rand der Lücke eine plausible Ergänzung, die auch im Text in Kol. x+9,2 einmal belegt ist. Allerdings ist einschränkend anzumerken, dass diesem Beleg und einem weiteren in Kol. x+10,8 mit ausgeschriebener Lebensformel, insgesamt 18 Belege entgegenstehen, die pr-ꜥꜣ ohne die Formel zeigen.
Zu überlegen ist daher, ob mit sb eventuell nur der hintere Teil eines Verbs erhalten geblieben ist. Damit würde ḏd(.tj)=f an den Beginn der Lücke rücken, wo ausreichend Platz für ein Suffix-f zur Verfügung stünde und man müsste pr-ꜥꜣ nicht durch eine Lebensformel ergänzen. Leider lässt sich allerdings sb nicht sinnvoll nach vorn ergänzen. Man könnte daran denken O35 zu zbi̯ „gehen, führen“ (Wb 3, 429.10–431.28) zu ergänzen, doch kommt das Tuch-s als phonetisches Komplement nach O35 generell nicht vor. Ich denke daher an ein (unbekanntes) Verb der Bewegung, das auf s endet und mit dem angewinkelten Bein D56 und den gehenden Beinen D54 klassifiziert ist. Der Schreiber setzt bei der Schreibung von rd.wj zwar einen Punkt über das Zeichen (s. Kol. x+4,12), doch bei der Verwendung als Klassifikator unterscheidet er nicht zwischen dem angewinkelten (D56) und dem geraden Bein (D58), s. Kol. x+4,10 und x+8,17. Das Verb dgs „treten, betreten“ (Wb 5, 501.1–10) würde inhaltlich sehr gut passen, schließt allerdings den zu betretenden Ort als direktes Objekt an. Das Tuch-s ist ziemlich zusammengedrückt geschrieben, insofern könnte man auch an eine ganz andere Lesung denken. Eine sinnvolle Alternative, die zu den erkennbaren Zeichenspuren passt, kann ich allerdings nicht bieten.
17 tbn: Das Wort ist hier im Vergleich zur Parallele in Spruch O (x+13,5) deutlich zu lesen. tbn „Kopf/Oberseite“ klassifiziert durch D1 ist neuägyptisch in Präpositionalphrasen belegt. Daneben gibt es ein tbn „Knochenmark/Gehirn“, das gewöhnlich mit dem schlechten Paket Aa2 u.ä. klassifiziert wird. Trotz des Klassifikators für „Kopf/Oberseite“, spricht das irgendwie geartete „Eindringen in seine Knochen“ (vgl. Spruch O, x+13,5: „hinabsinken“) im ersten Teil des Satzes deutlich für die Bedeutung „Knochenmark/Gehirn“.
18 ⸢jri̯.n⸣ =⸢f⸣: Ergänzung nach der Parallele in Spruch O (x+13, 5). Die Lücke scheint etwas zu groß für die Ergänzung zu sein, doch dürfte sie tatsächlich etwas kleiner gewesen sein, als die derzeitige Montage der Kolumne suggeriert (O’Rourke 2015, 268, Taf. 13A), da der Faserverlauf des kleinen Fragments zu Beginn der Zeilen (ab Zeile 12) deutlich schräger verläuft als im zugehörigen größeren Fragment (Frgm 1L). Auch für die folgenden Zeilen wäre eine leichte Verkleinerung der Lücke eine Verbesserung.
19 rḏi̯ [n] =[f] [ꜣt]f m-tp-ꜥ(.w): Vgl. Spruch O (x+13,6): rḏi̯.t(w) n=f ꜣtf r tp=f „Die Atef-Krone wurde ihm auf den Kopf gesetzt“. Das Kronen-Zeichen ist aufgrund der erhaltenen Reste und der Parallele in Spruch O sicher zu rekonstruieren, s. O’Rourke 2015, 52–53 [OO].
20 jm.jw jꜣ,t=sn: Ergänzung nach Spruch O (x+13,6). Lesung nach O’Rourke 2015, 188–189, mit Verweis auf C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band I. y, Orientalia Lovaniensia Analecta 110 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 260c–261a; vgl. auch Leitz, der jm.y jꜣt=f als Name einer Schlange identifiziert hat, s. Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), 9, Anm. 54, für den Plural vgl. K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit, Ägyptologische Studien Leipzig 1 (Heidelberg 2019), 116.
21 [sni̯]-jr,w=f: „Gestalt unkenntlich machen“ (Wb 3, 457.12). Lies so nach Quack (Email 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 54 [WW], 189 [NN], 269, Taf. 13B), der für jr.w=f auf Wb 1, 114.14 „Bez. für ein böses Wesen“ verweist und eine andere Satzabtrennung vornimmt. Er übersetzt: „Pass by! (O) one whose nature is evil!“ (ebd., 46); vgl. ebenfalls die Parallele in Spruch O, x+13,7, sowie x+9,2. Quack fasst den Ausdruck als terminus technicus auf und schlägt als Übersetzung „Gestaltwandler“ vor.
22 drgꜣ: Zur Verwendung der Fledermaus als Bestandteil medizinisch-magischer Rezepturen, siehe ausführlich C. Audouit, La chauve-souris et ses usages en Égypte ancienne, in: Chronique d’Égypte 91 (181), 2016, 14–40, hier: 25–36.
23 [šw.t b]nw: Ergänzung nach Spruch O; O’Rourke (2015, Taf. 2B) gibt im Hieroglyphen-Text die Lücke vor bnw mit fünf Quadraten an. Diese Größe steht in keinem Verhältnis zur Angabe der Ergänzung in der Zeile direkt darüber (ca. 3 Quadrate), obschon die Größe der Lücke in beiden Zeilen vergleichbar ist. In Zeile x+2,10 kann der Text sicher nach Spruch O ergänzt werden und passt genau in die Lücke, so dass der Abstand zwischen den beiden Fragmenten hierdurch festgelegt ist. Danach wäre hier eine Lücke von nur ca. 2 cm zu erwarten, die dem Schriftduktus entsprechend etwa drei Quadrate ausmachen würde.
24 snwḫ: Zur Verwendung des Verbums in der Drogenzubereitung, s. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) II, 759–760; U. Verhoeven, Grillen, Kochen, Backen im Alltag und im Ritual Altägyptens. Ein lexikographischer Beitrag, Rites égyptiens 4 (Bruxelles 1984), 181–189.

Spruch D (Kol. x+3,1–14)

[… … …] [x+3,1]1 ? [… … …] ___ [… … … ] ⸢richten⸣ [… … …] streiten (?) [… … … ] mir/für mich (oder: ich habe) (?) [___] [… … …] von/für Be (oder: Be hat) (?) [___] [… … …] dieses sein [___], weil nicht zu kommen [… … …].
Ihre Herzen sind (vor Freude) weit, wenn sie [___] sehen; wenn sie die Götter [____] oder: Mögen sie die Götter [___].
Mögen sie entfernen/austreiben [den Feind (?), Jenen/die Feindin (?)], den Toten/Wiedergänger, die Tote/Wiedergängerin.
Mögen sie [ihn?] fällen2 [… … …] Menschen.
Mögen sie [ihn?] entfernen/vertreiben [vom Ohr des Pharao (?)]!
[x+3,5] Mögen sie ihn fällen wegen (?) [___].
Mögen sie seine Bitternis3 [___] von/aus (?) ihren Herzen [… … …] ihr Abscheu.
Werfen (?)4 [___] sein/er [___] Ausflüsse, seines Schleims, Nase [… … …] Riechen/Geruch des Übels (?) der Ausflüsse (?) […
…] sein/er [___] ihre Herz(en) gegen einen Feind, Jenen/eine Feindin (?)5, einen Toten/Wiedergänger, eine To[te]/Wiedergän[gerin], [einen Widersacher, eine Widersacherin] usw., um zu ihm zu kommen, um stehen/standzuhalten (?) [… … …], um zu ihm zu kommen, um ihm6 gegenüber zu stehen/gegen ihn standzuhalten (?).
Oh [jeder Tote/Wiedergänger], jede Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin usw., [der/die ab]gelassen hat vom Ohr des Pharao, einer der nicht seinen [___] [… … …] (x+3,10) in der Nähe des Pharao.7
Und [er] hat [das Horusauge für] dessen Herrn gerettet.8
Und er hat zwei Hoden zugewiesen zu [… ca. 4 cm …] ihre (pl.?) Position9.
Und er hat sich mit der Bande (des Seth) zusammengetan.
Und er [wurde] abgewendet vor/wegen Wennefer, selig.
? [… … …] doch Feind, Jener/Feindin (?)5, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, einer der wirklich Übles tut gegen Pharao.
Wenn du nicht abläs[st vom] Ohr des ⸢Pharao⸣, dann wird [das Horusauge] vertrieben werden [von (?)] seinem Platz (und) die beiden Hoden ⸢des⸣ [Be] (Seth) von ihren Positionen.10
[Zu Rezitieren]11 über ꜥfꜣ-Pflanzen12, Sefet-Harz13, Ladanum (?) (und) Heder[_] (?)14; werde fein zerrieben, zu einer homogenen Masse (verarbeitet) (und) durch Stoff gefiltert;15 werde auf das Ohr aufgetragen (wörtl. zum Ohr gegeben).

1 In der Beschreibung des Papyrus gibt O’Rourke an, das Arrangement der Fragmente auf der Basis einer angenommenen Kolumnenbreite von 19 cm vorgenommen zu haben: „An assumed width of 19 cm (the average width of each of the complete columns) and the use of several uniform damage marks as guides have allowed a provisional though reasonably accurate placement of these fragments.“ (O’Rourke 2015, 4). Ausgehend von den Maßangaben, die er in der Übersetzung angibt (ebd., 57–58), ergibt sich allerdings eine Kolumenenbreite von ca. 17,5 cm.
2 ḫr=sn: Lesung nach O’Rourke (2015, 59 [I]), der ebenfalls eine Schreibung des Nomens ḫr „Feind/Gefällter“(Wb 3, 321.7–322.1) als Fortsetzung der Aufzählung feindlicher Mächte diskutiert. Die folgenden Zeichenspuren sowie der erhaltene Kontext sprechen allerdings dagegen.
3 dḥr.t=f: Das Suffix der dritten Person Sg. m. bei dḥr.t ist mit einiger Sicherheit mit dem Übeltäter zu verbinden, der im vorhergehenden Satz bereits mit sw angesprochen wurde. Vermutlich ist bei dem zu ergänzenden Verb inhaltlich an ein Schützen oder Vertreiben zu denken, und syntaktisch an ein Verb, das das zu schützende Element mit r anschließt. Denn da die Bitternis, als eine von Dämonen evozierte Krankheit durch das Herz in den Körper eindringt, ist es naheliegend, dass die (unbekannten) Gegner des Bösen (=sn) ihr Herz schützen müssen. Zur Natur der Krankheit, siehe O’Rourke 2015, 60 [O].
4 wdi̯: Folgt man der Logik des Kontextes, sollte das Suffix der 3. Pers. Sg. m. den Gegner bezeichnen, der einer Gruppe von unbekannten Helfern des Königs entgegensteht. Diese Gruppe ist in den vorausgehenden Sätzen mit =sn bezeichnet. Leider ist hier der Satzzusammenhang unklar; O’Rourke (2015, 60 [R]) vermutet wdi̯=sn am Satzanfang, parallel zu den vorhergehenden Sätzen. Die noch sichtbaren Spuren von zwei eher horizontalen Zeichen am rechten Rand der Lücke stehen dieser Lesung allerdings entgegen, da im gesamten Papyrus das Suffix 3. Pers. Pl. nicht ein einziges Mal in der Schreibung mit Riegel-s (O34) belegt ist (vgl. hierzu auch O’Rourke 2015, 18 [a. 7]). Ist hier eine Art Angriff des Bösen beschrieben, in dem dieser mit Körperflüssigkeiten attackiert?
5 pf.t: Siehe Anmerkung oben.
6 r jwi̯ n=f: Es ist nicht klar, ob dieses Suffix der 3. Pers. Sg. m. sich ebenfalls auf den Bösen oder eventuell auf den König bezieht.
7 m ((s))(ꜣ)((ḥ)) n(.j) pr-ꜥꜣ: An dieser Stelle hat der Schreiber zwei Zeichen (eventuell nachträglich) hinzugefügt. Es sieht so aus, als hätte er oberhalb der Zeile Tuch-s (S29) und -Schlaufe (V28) offenbar zu Klärung der Lesung ergänzt. O’Rourke (2015, Taf. 3B, 57–58) transkribiert ein zusätzliches k, liest dementsprechend m sꜣḥ=k n pr-ꜥꜣ „when you come for Pharao“. Dies ist abzulehnen, da das von ihm als k transkribierte Zeichen zur hieratischen Schreibung von D63 gehört, vgl. Verhoeven-van Elsbergen 2001, 124.
8 jw nḥm[.n=f jr.t Ḥr.w n] n[b]=s: Ergänzung nach Quack (Email vom 29.12.17).
9 [ꜥḥ]ꜥ.w=s[n]: Ergänzung nach x+3,13 (Hinweis von Quack, Email 29.12.18). Der Mast P6 ist am Ende der vorhergehenden Zeile zu ergänzen. Zwischen der erhaltenen Präposition r und dem Ende des Papyrus sind noch ca. zwei bis drei cm zur Verfügung ausgehend von der durch O’Rourke rekonstruierten ursprünglichen Kolumenbreite von ca. 18 bis 19 cm. O’Rourke (2015, 63 [II]) liest an dieser Stelle ꜥ.wj=sn „their two arms (?)“.
10 ⸢r⸣wj((ꜣ)).kꜣ.tw =[jr,t-Ḥr,w] [⸮r?] [s],t =s ẖr,wj ⸢n(,j)⸣ [B] r ꜥḥꜥ,w =sn: Ergänzung nach Quack (Email vom 29.12.2017), die inhaltlich und synktaktisch deutlich plausibler ist als rwi̯.kꜣ.tw=k …st=s ẖr.wy … r ꜥḥꜥ.sn „then [you] shall be turned back … its place, possessing (?) […] against their multitude“, s. O’Rourke 2015, 57–58, 64 [QQ–UU]. Allerdings ist der Platz für die Ergänzung von jr.t Ḥr.w, so wie die Fragmente der Kolumne auf Taf. 3A arrangiert sind, ziemlich klein. Am Original müsste überprüft werden, ob der Faserverlauf ein leichtes Kippen des linken Fragments erlauben würde. Dann wäre im unteren Bereich etwas mehr Platz und in den oberen Zeilen ein wenig weniger, was z.B. bei der Ergänzung von jr.t-Ḥr.w in Zeile 10 durchaus Sinn machen würde.
11 [ḏd mdw.w]: Rubrum entsprechend der anderen Sprüche; auch wenn gerade auf dieser Seite die Schrift sehr großzügig ist, bleibt am Zeilenende eventuell noch etwas Platz.
12 ꜥf.t: Lesung nach Quack (Email 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 64 [WW]), der mḥw „Flachs“ liest, was paläographisch nicht überzeugt. Die ꜥfꜣ-Pflanze ist bisher nicht bestimmt; Identifikationen als Lattich (V. Loret, La flore pharaonique d’après les documents hiéroglyphiques et les spécimens découverts dans les tombes (Paris 1892), 68 [113]) oder Honigklee (W. R. Dawson, Studies in the Egyptian Medical Texts III, in: Journal of Egyptian Archaeology 20, 1934, 41–46, hier: 41) sind abzulehnen, s. R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 40–41.
13 sft: Mit dem Wort sfṯ wird ein Harzprodukt des ꜥš-Baums (vermutlich eine Koniferenart) bezeichnet, das zur Mumifizierung sowie zur vorwiegend äußerlichen Behandlung von Wunden, Geschwüren und Hauterkrankungen verwendet wurde. Der Herstellungsprozess dieses Produktes ist unbekannt, s. R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 48–49.
14 ḥdr[__]: Nach O’Rourke (2015, 65 [ZZ]) könnte es sich um ḥḏr.w Gewürm (Wb 3, 214.13) handeln oder um das Tier ḥḏr bzw. ḥḏr.t (Wb 3, 214.11–12), das zuletzt von Theis (HDr – Erdwolf oder Schwein?. Ein Vergleich von Archäologie und schriftlichem Material, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 138, 2011, 79–88, hier: 79–86) als Schwein bzw. Eber identifiziert wurde aber auch mit Erdwolf, Springmaus oder anderen kleinen Tieren in Verbindung gebracht worden ist (s. BWL-Wortdiskussionen). Bedingt durch die Lücke in der Größe von etwa einem Schriftquadrat ist das Wort nicht genau zu bestimmen.
15 nḏ snꜥꜥ m (j)ḫ.t wꜥ.t: Verkürzte Schreibung von nḏ snꜥꜥ jri̯ m jḫ.t wꜥ.t „fein zerreiben und zu einer einzigen Sache machen“, vgl. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) I, 496 § 4; der Zusatz wꜥ.t scheint hier bedeutsam und zu betonen, dass sich die einzelnen Zutaten zu einer einzigen (sprich einer homogenen) Masse verbinden sollen, vgl. T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Penser la médecine (Paris 1995), 224–225 und passim.

Spruch E (Kol. x+3,14 bis x+5,3)

Ein [anderer] [x+3,15] Spruch:1
Oh Re, Oberhaupt der Maat, Richter der [Maat], Stier in Heliopolis, komm!
Du sollst [Pharao (oder: Psammetich?) vor]2 einem Toten/Wiedergänger, einer Toten/Wiedergängerin usw. retten!
Oh Osiris, Herrscher der Ewigkeit, komm!
Du sollst Psammetich retten vor [… … ...] [… …].
Oh [… … …], ⸢komm⸣!
[Du] ⸢sollst⸣ [Pharao?]3 ⸢retten⸣ vor einem Fei[nd] (?) […] […
[x+4,1] [_] (?).
⸢Machen⸣ [… … …] [___] [… … …] gering (?) [… … …] [_].
Nicht wird er einen Er[ben] (?) zeugen (wörtl. machen). Oder: Nicht wird er Bös[es] tun (?)4.
⸢Nicht⸣ wird er [… … …] machen [im?] ganzen Land.
Er lebt/Möge er leben (?) [___] er/ihm (?) [… … …].
[Nicht] hat er5 das Amt [seines?] Vaters geraubt [… …].
[Nicht] hat er6 vom Hungrigen Brot geraubt, [Wasser vom] Durstigen, die Kleidung des Nackten (oder) die [Opferbrote (?)] der Verklärten.
Oh Isis, [große (?)] Gött[in]7 [… …] [x+4,5] älteste [___] (?), Tochter der Nut, komm!
[Du sollst Ps]ammetich [retten] vor seinen Feinden wie [du] [Horus] geret[tet] [hast]8 ⸢vor⸣ dem, der ihn angreift (Krokodil)9, (und) vor den Komplizen (des Seth) [… … …].
[Be]mächtige dich des Toten/Wiedergängers, der Toten/Wiedergängerin, des Feindes (und) der Feindin von (oder: für/zugunsten von) [Psammetich]10!
[Oh] (ihr) Götter des Südens, des Nordens, des Westens (und) [des Ostens], die die [Leitung ausüben] überall im Land (und) das Herz ⸢des⸣ [….] erfreuen, die die Leitung ausüben im Inneren des (Götter)schrein[s], die die Leitung ausüben überall auf der Erde. Kommt!
[___]11 [… …] Ihr sollt [___] jedes Körperteil von Psammetich [… …].
[Gebt] ihm sein jb-Herz an seine Stelle (und) sein hati-Herz an [seinen (richtigen) Platz]12, [dass (?)] [x+4,10] er niemals falsch handeln möge, niemals fliehen muss (und) niemals ein Feind, Jener/eine Feindin(?), ein Toter/Wiedergänger, eine Tote/Wiedergängerin, ein Widersacher, eine Widersacherin usw. [ihn] ⸢finden⸣ mögen [… … …] (?) kommen zu/gegen (?) seine/r Position (?).
Niemals feindselig (?) [… … …].
Niemals wird ein Toter/Wiedergänger (oder) eine Tote/Wiedergängerin ihn sehen.
Niemals wird ein Tote[r]/Wiedergänge[r] (oder) [eine Tote/Wiedergängerin] herankommen [an ihn (?)].13
[Niemals] werden seine beiden Beine ergriffen beim Gehen.
Seine Hand ist gestärkt, [wenn] er (?) [___].
Was angeht, jeden Menschen, jeden (des) [pꜥ.t-Volks], jeden (des) rḫ.yt-Volks, jeden (der) ḥnmm.t-Leute usw.,14 gehen [___] […] die sich verwandeln (wörtl. die ihre Erscheinungen machen) in der Nekropole [___] Arm (?) in Ägypten, wenn sie herauskommen aus der Nekropole [um?] die Leitung zu haben im Land.
Siehe, ihr gebt eure/n (?) [Arme/Schutz (?)] um/hinter Psammetich!
Ihr sollt [ihn] besch[ützen] [x+4,15] (und) ihn retten vor dem, der ihn zählt/aufrechnet (?)15, vor der S[euche] diesen Jahres (und) vor jedem Unheil16, vor [jedem] Fieber, [vor] jeder „Abrechnung“, die herauskommt aus dem Mund des Gottes, der [Verdammnis] verhängt (?) [im] ganzen Land.17
Oh Große Neunheit, oh [kleine] Neunheit, (ihr,) die (maat)gerecht richtet vor Re!18 Kommt!
Ihr sollt (maat)gerecht [richten] für Psammetich!
[Ihr] sollt [_] [ih]n retten vor Aufrührern […] bereit/Lüge (?) [… … …] verborgen [_] [sch]ön [_] geben [… … …] [x+5,1] leben [… … …] Götter [… … …] erschaffen (?) […
…] sie an/auf (?) [___] Königsleinen nachgezeichnet mit Myrrhen(tinte)19 […] 7 Knoten.
Werde gegeben an den Kopf eines Mannes, während [… … …] Tag (?).

1 In der Beschreibung des Papyrus gibt O’Rourke an, das Arrangement der Fragmente auf der Basis einer angenommenen Kolumnenbreite von 19 cm vorgenommen zu haben: „An assumed width of 19 cm (the average width of each of the complete columns) and the use of several uniform damage marks as guides have allowed a provisional though reasonably accurate placement of these fragments.“ (O’Rourke 2015, 4). Ausgehend von den Maßangaben, die er in der Übersetzung für Kolumne 3 angibt (ebd., 57–58), ergibt sich allerdings eine Breite von ca. 17,5 cm.
Kolumne 4 rekonstruiert O’Rourke ebenfalls mit einer Breite von 19 cm (vgl. die Angabe der fragmentierten ersten Zeile, s. O’Rourke 2015, 68). Zwei Fragmente der Kolumne sind erhalten. Fragment 5 hat den Beginn der Kolumne erhalten, so dass sich eine größere Lücke in der Mitte der Kolumne sowie eine weitere am Ende der Kolumne links von Fragment 6 ergibt. Nur für Zeile 11 gibt O’Rourke Größenangaben für beide Lücken. Diese Angaben ergeben allerdings eine Gesamtbreite von nur 18 cm.
2 [pr-ꜥꜣ]: Vorschlag zur Ergänzung von O’Rourke (2015, 70 [E]), da der von ihm rekonstruierte Platz zu knapp für den Königsnamen in Kartusche ist. Im erhaltenen Teil von Spruch E ist allerdings regelmäßig der Königsname geschrieben. Obschon O’Rourke angibt, bei der Rekonstruktion der Kolumnen eine Breite von 19 cm zugrundegelegt zu haben (O’Rourke 2015, 4), ergeben die von ihm in der Übersetzung (ebd., 57–58) angegebenen Maße eine Kolumnenbreite von 17,5 cm. Geht man von einer Kolumnenbreite von 19 cm aus, könnte ein etwas enger geschriebener Königsname in Zeile 15 passen, die im Vergleich zum Rest der Kolumne 3 ohnehin etwas enger geschrieben ist.
3 [pr-ꜥꜣ]: Vorschlag zur Ergänzung von O’Rourke (2015, 70 [J]) auf der Grundlage der erhaltenen Zeichenreste und der Struktur der Textkomposition. Reste des Verbs nḥm sind rechts vor der Lücke gut erkennbar. Nach einer Lücke von nicht mehr als zwei Quadraten sind Zeichenreste erkennbar, die mit der Schreibung von m-ꜥ(.w) ḫft.j korrespondieren. Die Satzstruktur ergibt sich aus dem Kontext: nḥm=k KN m-ꜥ(.w) Feindbezeichnung. Die Zeichenreste mit dem Königsnamen zu verbinden, ist an dieser Stelle schwierig, daher ist anzunehmen, dass statt des Königsnamens in Kartusche hier pr-ꜥꜣ gestanden haben dürfte. 
4 jw[___]: O’Rourke schlägt eine Ergänzung zu jw[ꜥ.w] „Erbe“ vor. Er geht davon aus, dass in diesem Abschnitt Auswirkungen beschrieben werden, die sich ergeben, wenn der Schutz des Königs nicht gelingt, s. O’Rourke 2015, 70–71 [M]. Dass – selbst negiert – eine mögliche Zeugungsunfähigkeit des Königs schriftlich ausgedrückt sein könnte, erscheint mir unwahrscheinlich. Sollte es sich bei dem Subjekt um den König handeln, sollte der Satz anders ergänzt werden. Eine andere plausible Ergänzung wäre beispielsweise jw[j.t] „Böses“ (Wb 1, 48.11–12); der Satz wäre dann „Nicht wird/soll er Böses tun“. Der stark zerstörte Kontext lässt keine sichere Deutung zu. Die Schwierigkeit in diesem Abschnitt ist ebenfalls, dass unklar ist, wer mit dem Suffix der 3. Pers. Sg. überhaupt gemeint ist. Im Vorfeld ist Psammetich ebenso erwähnt wie sein Feind. Und mit der ersten Zeile können auch noch weitere Kandidaten verloren sein. Auch inhaltlich bieten die Sätze nicht genügend Anhaltspunkte für eine Bestimmung des Subjekts. Im weiteren Verlauf des Spruchs (x+4,11–12) wird in einer weiteren Sequenz von negierten Sätzen die durch den Schutz erwirkte Unfähigkeit der feindlichen Mächte beschrieben.
5 [⸮nn?] [nḥ]m.n=f: O’Rourke (2015, 68, 71–72 [R]) übersetzt hier affirmativ, da er das Suffix-f auf den Feind bezieht. Schwierigkeiten bereitet hier ebenso wie in den vorausgehenden Sätzen, zu bestimmen, auf wen sich das Suffix bezieht: ist Pharao gemeint oder der Feind? Die Rekonstruktion des Satzes hängt davon ab, ebenso wie die Entscheidung, ob eine Negation oder doch eventuell eine Partikel vor dem Verb zu ergänzen ist. Ich halte es für plausibler, dass sich das Suffix auf den König bezieht und rekonsturiere daher eine negierte Aussage. Der Spruch enthält an verschiedenen Stellen Anspielungen auf das Totengericht, so dass mir dies auch inhaltlich gut zu passen scheint.
6 [⸮nn?] [nḥm].n=f: O’Rourke (2015, 68, 71–72 [R]) übersetzt hier affirmativ, da er das Suffix-f auf den Feind bezieht. Ebenso wie im vorausgehenden Satz beziehe ich das Suffix auf den König und rekonstruiere daher einen negativen Satzkontext, da der letzte Satzteil ein Zitat aus Tb 125 darstellt: n nḥm=j ḫnf.w ꜣḫ.w „Ich habe keine Opferkuchen der ʻVerklärtenʼ weggenommen“ (pLondon BM EA 10477 (pNu), Tb 125, Z. 12). Die vorangehenden Satzteile zitieren idealbiographische Phrasen, die aus spätzeitlichen Inschriften gut bekannt sind, hier selbstverständlich affirmativ formuliert (jw rḏi̯.n=f tʾ n ḥqr mw n jb ḥbs n ḥꜣj): Statuen der Amenirdis (CG 565: K. Jansen-Winkeln. Inschriften der Spätzeit III. Die 25. Dynastie (Wiesbaden 2009), 258 [51.1, Rückenpfeiler, links]), des Harwa (Berlin 8163: K. Jansen-Winkeln. Inschriften der Spätzeit III. Die 25. Dynastie (Wiesbaden 2009), 289, [51.41, rechte Seite, Z. 6], Louvre A 84: K. Jansen-Winkeln. Inschriften der Spätzeit III. Die 25. Dynastie (Wiesbaden 2009), 287 [51.40, rechte Seite, Z. 7]), des Monthemhet (CG 42236: K. Jansen-Winkeln. Inschriften der Spätzeit III. Die 25. Dynastie (Wiesbaden 2009), 454 [52.198, linke Seite, K. 6]), des Petamenophis (RT 27/1/21/1 + Sydney University NMR + Fragm. der Sammlung E. Porret, Coulon, in: OLA 242, Leuven 2016, 103 [linke Seite, K. 8]); Stele des Chaliut (Gebel Barkal, in situ, Z. 8), Götterstatue (CG 38236: K. Jansen-Winkeln. Inschriften der Spätzeit III. Die 25. Dynastie (Wiesbaden 2009), ) und im Grab der Mutirdis (TT 410, T5, Z. 4), vgl. Heise, Erinnern und Gedenken, 318; L. Coulon, Padiaménopé et Montouemhat. L’apport d’une statue inédite à l’analyse des relations entre les deux personnages, in: P. Collombert et al. (Hrsg.), Aere perennius. Mélanges égyptologiques en l’honneur de Pascal Vernus. Orientalia Lovaniensia Analecta 242. Leuven 2016), 91119, hier: 105–108; E. Otto, Die biographischen Inschriften der ägyptischen Spätzeit. Ihre geistesgeschichtliche und literarische Bedeutung, Probleme der Ägyptologie 2 (Leiden 1954), 150–153.
7 nṯr[.t] [⸮wr.t?]: Vorschlag zur Ergänzung nach O’Rourke 2015, 73 [X]. Ebenso wahrscheinlich wäre eine Ergänzung von ꜥꜣ.t, Dils (Anmerkungen 27.03.2019), vgl. ebenso C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, Orientalia Lovaniensia Analecta 110–116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 37b.
8 mj nḥ[m][.n] =[ṯ] [Ḥr,w]: Ergänzung nach Quack (Email vom 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 73 [AA]), der sw ergänzt, obschon er im Kommentar Parallelen für eine Ergänzung von Horus anführt.
9 ꜣd: Zum Krokodil als konzeptuelle Metapher von [WUT], sowie ꜣd als Mitglied des Wortfelds [WUT], siehe I. Köhler, Rage like an Egyptian. Die Möglichkeiten eines kognitiv-semantischen Zugangs zum altägyptischen Wortschatz am Beispiel des Wortfelds [WUT], Studien zur Altägyptischen Kultur. Beihefte 18 (Hamburg 2016), 233–242, 283–285.
10 [Psmṯk]: O’Rourke ergänzt hier pr-ꜥꜣ in Kartusche mit der Begründung, dass dies am besten in den zur Verfügung stehenden Raum passt. In diesem Spruch ist jedoch immer – sofern erhalten – der Name Psammetich in der Kartusche geschrieben. Setzt man voraus, dass O’Rourkes Rekonstruktion des Zeilenanfangs und der Abstand zwischen den beiden Fragmenten – wie in Taf. 4A dargestellt – stimmen, muss man ausgehend von seinen Maßangaben am linken Rand in dieser Zeile noch ungefähr 2 cm rekonstruieren. Dieser Platz reicht für eine enge Schreibung des Namens (vgl. x+13,14) in Kartusche aus. Zudem ist ein winziger Rest des ersten Zeichens am Rand erhalten geblieben. Anordnung und Form passen ausgezeichnet zu Q3, lassen sich aber nicht mit der Schreibung von pr-ꜥꜣ zusammen bringen.
11 nj[_]: Eine Ergänzung ist schwierig: vor und nach den Zeichen gibt es eine Lücke. Syntaktisch sollte hier ein Verb zu ergänzen sein, doch mögliche Kandidaten, die zu den Spuren passen (z.B. nj „abweisen“ oder njk „strafen“, Wb 2, 201.4–6 bzw. 205.9–13) sind nicht in den Satzzusammenhang zu integrieren. Auch n j[___] bzw. n j[t(j)=ṯn] „zu eurem Vater“ (Quack, Email 29.12.2017) zu lesen, wäre denkbar.
12 [s.t]: Ergänzung analog zum vorhergehenden Satzteil, vgl. O’Rourke 2015, 75 [SS]. Ebenso möglich, eventuell sogar plausibler, wäre zu mk.t zu ergänzen, vgl. bspw. pLouvre N. 3279: jri̯=k n=j jb=j mn.w ḥr s.t=f ḥꜣtj=j ḥtp.w ḥr mk.t=f „Mögest Du mir mein Herz schaffen, indem es auf seiner Stelle bleibt und mein ḥꜣtj-Herz, indem es auf seinem Platz ruht.“, s. J. Assmann, Harfnerlied und Horussöhne. Zwei Blöcke aus dem verschollenen Grab des Bürgermeisters Amenemḥēt (Theben Nr. 163) im Britischen Museum, in: Journal of Egyptian Archaeology 65, 1979, 5477, hier: 70, Anm. 119 mit Verweis auf J.-C. Goyon, Le papyrus du Louvre N. 3279, Bibliothèque d’étude 42 (Le Caire 1966), 32 u. 36 n. 1.
13 nn zni̯ mw[t] [mwt,t] [⸮r?]=[⸮f?]: Ergänzung nach den Spuren und dem zur Verfügung stehendem Platz, vgl. O’Rourke 2015, 76 [ZZ].
14 rmṯ nb [pꜥ.t] nb(.t): Lies rmṯ nb [pꜥ.t] nb(.t) rḫ,yt nb(.t) ḥnmm,t nb(.t) ḥm.pl-rʾ nach bekanntem phraseologischen Muster (Hinweis Quack, Email 29.12.2017), vgl. z.B. pBM 10188, 28.15 (4. Buch des Apophis) mit der Reihung in gleicher Orthographie; O’Rourke (2015, 77 [AD]) liest z(j) nb [ḥm.t] nb(.t).
15 ḥsb.wj: Der Begriff ist in Zusammenhang mit ḥsb in der folgenden Zeile zu sehen und in beiden Fällen schwer zu bestimmen. Des Weiteren ist in diesem Satzzusammenhang auch die Verbindung von ḥsb.wj und sw in Z. x+4,15 zu diskutieren. Nach Subjekt, Prädikat und direktem Objekt („Ihr sollt ihn retten“) folgen eine Reihe von adverbialen Phrasen, die syntaktisch parallel die Gefahren nennen, vor denen Psammetich gerettet werden soll. In der zweiten Phrase ist zusätzlich zur Präposition und zum Substantiv noch ein sw wiederholt. O’Rourke geht davon aus, dass sw hier einmalig in der Reihung ebenfalls wiederholt wurde. Es wird sich aber eher um ein direktes Objekt zum vorhergehenden ḥsb.wj handeln. Ich gehe aufgrund der unterschiedlichen Schreibung vom letzteren Fall aus, und fasse ḥsb.wj als Partizip, ḥsb als Substantiv auf. Der Kontext fordert eine negative Bedeutung, die mit einer Übersetzung „berechnen“ (Wb 3, 166–67), zu der Schreibung und Klassifikation mit der Buchrolle passen, nicht recht in Einklang zu bringen ist. O’Rourke (2015, 78 [AP]) schlägt daher „doom“ vor mit Verweis auf R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 604a. Dieser Eintrag basiert allerdings auf einem einzigen Beleg (K. Sethe, Urkunden der 18. Dynastie I. Historisch-biographische Urkunden aus den Zeiten der Hyksosvertreiber und ihrer ersten Nachfolger, 2. Aufl (Leipzig 1927), 5.17: Biographie des Ahmose, Sohn der Abana: tkn šꜣw=f [Aa2-G43-A14]=f bei dem 1. die Lesung ḥsb für die Pustel mindestens diskussionwürdig ist und 2. der Übersetzungsvorschlag „Schicksal, Verhängnis“ zum einen sehr weit gefasst und zum anderen ganz konkret auf diese eine Textstelle abgestimmt ist. Loret (L’inscription d’Ahmès fils d’Abana, Bibliothèque d’étude 3 (Le Caire 1910), 17) und ihm folgend Vandersleyen (Les guerres d’Amosis. Fondateur de la XVIIIe dynastie, Monographies Reine Élisabeth 1 (Bruxelles 1971), 79) lesen zwar ḥsb, übersetzen aber bedeutungsnah „règlement de compte, punition, châtiment“. Quaegebeur hingegen (Quaegebeur. Le dieu égyptien Shaï dans la religion et l’onomastique, Orientalia Lovaniensia Analecta 2 (Leuven 1975), 46–47) nimmt mit Verweis auf Wb 2, 165.8–10 eine Kurzschreibung von mwt an, was sehr gut in den Kontext passt. In diese Richtung dachte bereits Sethe (Urkunden der 18. Dynastie. Übersetzung zu IV,1-313, Urkunden des Ägyptischen Altertums IV/1-4 (Leipzig 1914), 3), der „Ende“ übersetzt. Ebenfalls möglich wäre es, eine Kurzschreibung von šꜣ.w „Schicksal, Bestimmung“ (Wb 4, 403.11–404.11) anzunehmen, wie Quack (Email 29.12.2017) es vorschlägt. Im pBrooklyn ist jedoch deutlich ḥsb ausgeschrieben; für eine Bedeutung für dieses Wort, die in Richtung eines in irgendeiner Art vorbestimmten bzw. hervorgerufenen und zudem unglücklichen Schicksals geht, gibt es keinerlei Anhaltspunkte und auch die beiden Belege im hier besprochenen Text geben das nicht her. Inhaltlich könnte man mit Verweis auf Fischer-Elfert (Papyrus Northumberland Nr. III. Zeugnis einer Entsakralisierung der Herzenswägung von Totenbuch 125 unter Sethos I, in: N. Kloth – K. Martin – E. Pardey (Hrsg.), Es werde niedergelegt als Schriftstück. Festschrift für Hartwig Altenmüller zum 65. Geburtstag, Studien zur Altägyptischen Kultur. Beihefte 9 (Hamburg 2003), 109-115, hier: , 110, Anm. 1) hier das Substantiv ḥsb als Hinweis auf das Totengericht auffassen und von einer Aufrechnung der guten und schlechten Taten ausgehen. Dies passt zu wḏꜥ mꜣꜥ.t, das zu Beginn des Spruchs und noch einmal im folgenden Satz erwähnt ist. Ähnlich wäre dann das Partizip in Z. x+4,15 als „der, der ihn zählt“ im Sinne von „der, der mit ihm abrechnet“ zu verstehen. Gegen einen Hinweis auf das Totengericht plädiert Quack (Email 29.12.2017), der hier klar von einer Abrechnung mit lebenden Personen ausgeht.
16 sḏb: Lies U116-Z1-G37:Z2 als sḏb „Schaden, Unheil“ (Wb 4, 381.7–11) mit Quack (Email 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 78 [AR]), der das erste Zeichen als Kopf (D2) und die gesamte Gruppe als ungewöhnliche Schreibung für ḏꜣḏꜣ „Feind“ (Wb 5, 532, 1–17) interpretiert.
17 ḥwi̯ [⸮sḏb?] [⸮m?] tꜣ (r)-ḏr=f: Ergänzungsvorschlag von Quack (Email, 29.12.2017), der gut in den Kontext und zum zur Verfügung stehenden Platz passt; O’Rourke schlägt vor, ḥwi̯ mit „fluten“ zu übersetzen (O’Rourke 2015, 79; vgl. auch Wb 3, 49.5–8: ḥwi̯-n.y „schlagen, fließen, fluten“). Fischer-Elfert (pers. Kommunikation) denkt eher an ḥwi̯ tꜣ „Landesverrat begehen“ (vgl. Sinuhe B 164, 198; R 189; AOS 63), wobei dann auf den Gott Seth angespielt wäre, vgl. pBM 10188, 4,14–15. Durch die Lücke zwischen ḥwj und tꜣ ist diese Lesung jedoch eher unwahrscheinlich.
18 wḏꜥ(.w) mꜣꜥ.t m-bꜣḥ Rꜥw: Hier als Epitheton der Neunheit aufgefasst, vgl. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band II. b, Orientalia Lovaniensia Analecta 111 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 650c–651a: Wḏꜥ-Mꜣꜥ.t als Bezeichnung verschiedener Götter, insbesondere Thot.
19 wḥm m ꜥnt.y: Vorschlag zur Lesung von Quack (Email 29.12.2017).

Spruch F (Kol. x+5,3–11)

Ein anderer Spruch:1
Sei gegrüßt gj-Pflanze, Sohn der gj.wt-Pflanze,2 die herausgekommen ist [aus … … ...] [fes]t (?) auf/für die Zähne/Dornen, vorn [… … ...]3 [x+5,5] Osiris, um zu vertreiben einen Toten/Wiedergänger, eine Tote/Wiedergängerin, [einen Feind (?), Jenen/eine Feindin (?)4], einen Widersacher, eine Widersacherin, der [… … …]; der in [allen] seinen Gliedern bebt (?)5, [… …] Tragus (?)/Ohrmuschel (?)6 dieses Kopfes.
[Os]iris (?)7 [___]: „Dieses/oder dieses sein [___] gehört zur gjw-Pflanze (und ?) [____], die für mich in Heliopolis entstanden sind (?) [___] dieses [___].
Ich bin im Westen […], entstanden [… …] meines (?) Körpers/für meinen (?) Körper, in dem du [bist (?)]8, [be]bend in [meinen] Gliedern, der ist [... ... ...] dieses […].
Menschen (und) Götter [… … …] [x+5,10] […] ihn/in ihm.
Sei gegrüßt, gjw-Pflanze [... ... ... ]!
Viermal zu rezitieren.
Das Heilmittel, das an ⸢das Ohr⸣9 gegeben wird: Biene10 (und) Wurm fein zermahlen mit ḥsꜣ-Schleim (= Pflanzenbrei)11; werde an das Ohr gegeben.

1 Das Arrangement der Fragmente, die zur Kolumne 5 gehören auf der Foto-Tafel 5B, passt nicht zu den Maßen, die O’Rourke zur Größe einiger Lücken angibt (vgl. seine Angaben in der Übersetzung, O’Rourke 2015, 83). Auf der Tafel sind die Fragmente zu eng aneinander gesetzt.
2 gꜣ[y] zꜣ gꜣyw.t: Lesung nach Quack (Email 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 84–85 [F]), der pꜣ gꜣyw.t liest, hier einen neuen Satz beginnt und annimmt, dass es sich um verschiedene Schreibungen für dieselbe Pflanzenart handeln müsse. Offenbar liegt hier aber ein Wortspiel vor, das die gjw-Pflanze mit der gy.t-Pflanze, die sonst nur noch im pEbers belegt ist (vgl. Wb 5, 157.11–13; H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 533; R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 145–146), in Beziehung setzt. Die Pflanzen sind schwer auseinander zu halten, vgl. die Schreibung gꜣyw.t im pChester Beatty VI (Bt 5), die allerdings der gj.w-Pflanze zuzuordnen ist, da sie durch eine Herkunftsangabe ergänzt wird, was in verschiedenen Varianten für die gj.w-Pflanze gut bezeugt ist, für die gy.t-Pflanze hingegen nicht, s. F. Jonckheere, Le papyrus médical Chester Beatty, La médecine égyptienne 2 (Bruxelles 1947), 18–19, Anm. 5. Die Erwähnung von jbḥ.w „Zähnen/Dornen“ passt gut zur gy.t-Pflanze, da in Eb 663 ein jbḥ n(j) gjt „Stachel (?) der gy.t-Pflanze belegt ist, vgl. T. Bardinet, Dents et mâchoires dans les représentations religieuses et la pratique médicale de l'Égypte ancienne, Studia Pohl: series maior 15 (Roma 1990), 79–80. Durch die Lücke ist hier allerdings der Kontext so fragwürdig, dass keine näheren Angaben möglich sind. Die gj.w-Pflanze wird mit Zyperngras assoziiert. Eine Identifizierung der gy.t-Pflanze steht noch aus.
3 jbḥ.w ḫntj: O’Rourke (2015, 85 [G]), verweist auf jbḥ ḫn.ty Wsjr „die Milch(?)-Zähne des Osiris“ in einem Schutzspruch (S. Sauneron, Un traité égyptien d’ophiologie. Papyrus du Brooklyn Museum No 47.218.48 et .85, Bibliothèque générale 11 (Le Caire 1989), 2). Zu jbḥ n(j) Wsjr s. J.-C. Goyon, Le recueil de prophylaxie contre les agressions des animaux venimeux du Musée de Brooklyn. Papyrus Wilbour 47.218.138, Studien zur spätägyptischen Religion 5 (Wiesbaden 2012), 122, Anm. 9. Der Kontext ist hier durch die Lücke so zerstört, dass keine Aussage gemacht werden kann.
4 pf.t: Siehe Anmerkung oben.
5 ḏdf: O’Rourke 2015, 85 [I] mit Verweis auf J.-C. Goyon, Un phylactère tardif. Le Papyrus 3233 A et B du Musée du Louvre, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 77, 1977, 45–54, Taf. 15 und Y. Koenig, Un revenant inconvenant? (Papyrus Deir el-Medineh 37), in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 79, 1979, 103–119, Taf. 38–39.
6 gnꜣy: Mit dem Wort gny.t bzw. gry.t (Wb 5, 181,7; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 921) wird ein Teil der Ohrmuschel bezeichnet, jedoch ist unsicher, um welchen Teil des Ohres es sich handelt. O’Rourke (2015, 85 [K]) übersetzt „earlobe“ – „Ohrläppchen“ (Lobulus auriculae) mit Verweis auf R. Hannig, Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 971, 973. Ebenso verfährt Carrier ( Reproduction de 17 papyrus de l’Égypte ancienne. Papyrus Médical Edwin Smith, Papyrus de Nebqed, Papyrus de Youiou, Papyrus de Nefer-renpet, Papyrus d’Any, Papyrus de Soutymès, Papyrus de Hounefer, Papyrus Magique Harris, Papyrus d’Anhay, Papyrus T. 71 de Leyde, Papyrus de Kamara, Papyrus de Nedjemet, Papyrus Insinger, Papyrus d’Amenemsaouf, Papyrus Bremner-Rhind, Papyrus de Iouefânkh, Papyrus de Kérâsher (Brest 2014), 255), die „lobe de son oreille“ übersetzt. Die Identifikation mit dem Tragus, die H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) II, 921 gibt, stützt sich auf einen Beleg aus dem pSmith (Sm 18, 7.14), in dem der Begriff zur Beschreibung des Bereichs von Jochbein und Schläfenbein verwendet wird: Das „dreieckige Zipfelchen vor dem Ohreingang“ (ebd.) ist dem Ohrläppchen vorzuziehen, da dieses zu tief liege. Breasted (The Edwin Smith Surgical Papyrus. Published in Facsimile and Hieroglyphic Transliteration with Translation and Commentary in two Volumes. I. Hieroglyphic Transliteration, Translation and Commentary, Oriental Institute Publications 3–4, 2 Bände (Chicago 1930), 7.14) übersetzt „orifice of his ear“ und scheint somit den äußeren Gehörgang (Porus acusticus externus) im Blick zu haben, wohingegen Sanchez/Meltzer (The Edwin Smith Papyrus. Updated Translation of the Trauma Treatise and Modern Medical Commentaries (Atlanta 2012), 141) „auricle of the ear“ übersetzen und sich damit auf die gesamte Ohrmuschel beziehen. Kosack (Der medizinische Papyrus Edwin Smith. The New York Academy of Medicine, Inv. 217. Neu in Hieroglyphen übertragen, übersetzt und bearbeitet (Berlin 2011), 31) übersetzt „Zipfelchen“ und dürfte sich damit ebenfalls auf den Tragus beziehen. Aufgrund der geringen Belegdichte des Wortes kann keine nähere Eingrenzung der Bedeutung vorgenommen werden.
7 [Ws]jr: O’Rourke (2015, 83) liest Re. Vor der Sonnenscheibe ist Platz für ein Zeichen und ein Stück von einem Querstrich, der gut zum Sitz passen würde, ist vor der Lücke erhalten. „Ich bin im Westen“ passt besser zu Osiris, der zudem bereits in Zeile 5 erwähnt ist, wenn auch in einem nicht gut verständlichen Zusammenhang. Eventuell könnte man auch am Ende des vorhergehenden Satzes nj Rꜥw ergänzen. Allerdings wäre es seltsam, dass das Böse im Kopf des Re sein Unwesen treibt. Wie der Satz weitergeht, ist unklar.
8 n,tj ⸢⸮j?⸣[⸮w?]=k jm: Vorschlag zur Ergänzung von Dils (Schreiben vom 27.03.2019), der mit den erhaltenen Spuren in Einklang zu bringen ist.
9 ḏi̯ r ⸢msḏr⸣: Ergänzung nach Dils (Schreiben vom 27.02.2019) gegen O’Rourke (2015, 86, [X]), der ḏi̯ r=f „given to him“ liest. Es ist eine kleine Lücke im Papyrus, bei der am linken Rand der Abstrich eines in der Lücke stehenden Zeichens zu erkennen ist. Die Reste können sehr gut mit einer Viper (I9) in Verbindung gebracht werden. Allerdings ist die Lücke etwas zu groß für nur ein Zeichen. Viel besser ist die Lücke passt die Schreibung Rinder-Ohr, Semogramm-Strich, Fleischstück (F21-Z1-F51) für msḏr, wie sie auch in der folgenden Zeile erhalten ist. 
10 ꜥfy: Lies die Gans G38 als Klassifikator (Vorschlag von Dils, Schreiben vom 27.02.2019) gegen O’Rourke (2015, Taf. 5b), der den auffliegenden Vogel G41 angibt. Es ist nur der vordere Teil des Zeichens erhalten, so dass eine klare Identifizierung des Zeichens als G41 nicht möglich ist.
11 ḥsꜣ.w: Lies den Klassifikator W22 („Schleim, Teig“: Wb 3, 160.6–16; H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 364–369) statt V6 gegen O’Rourke (2015, 87 [BB], Taf. 5b), der auf „Schnur“ (Wb 3, 166.4) verweist.

Spruch G1 (Kol. x+5,11 bis x+6,12)

Schriftrolle zum Vertreiben eines Toten/Wiedergängers (oder) einer Toten/Wiedergängerin vom Ohr, das leidet [… … …] Sammelschrift des Thot, um Aufrührer wirklich zu vernichten, [… ... ...].
[Oh?], Vielgestaltiger, der mächtig ist da[nk] ihnen!1
Oh, Der-seinen-Leib-geschaffen hat zusammen mit seinen Geheimnissen!
Oh, Heiliger/Prächtiger (?) [… … …] seine beiden Arme!
Oh, Maat-gerecht-Handelnder in der Barke [x+5,15] der Millionen!
Oh, Öffner/Trenner seines Auges (?),2 der handelt (?) [… … …] mit schwarzem Kopf, groß in beiden Armen (?).3
Oh Atum, der für seinen (eigenen) Bedarf sorgt!
Oh, Räuber [… … …].
Oh, Langgesicht ohne ⸢seine (?)⸣4 Zaubermacht!
Oh, Zeit des Ausgießens der Knochen/Harpunen über (?) [… … …].
[Oh (?)] [Se]th, der Unwetter schafft!
Oh, […] Köpfe (?)5, Vielnamiger, der seinen geheimen Namen verbirgt!
Oh [… … …] für (seinen) Vater!
Oh, dessen bꜣw-Macht groß ist, zusammen mit [seinen (?)] Geheimnis[sen]!
[x+6,1] […] Mal [… … …] [herauskommen aus dem ⸢Körper⸣ (?) [… … …] […] seinen [Na]men.
Oh, Besitzer von […] erheben (?)6 [… … …] der seinen Namen verborgen macht [… … …].
[Oh, der, für den sich] der [Him]mel [bewegt]!7
Oh, der, für den sich die Erde bewegt!8
Oh, [… … …] Himmel (?)9!
Oh, der die Götter-Mannschaft10 setzt, der macht [… … …]!
[Oh], Der-die-Beiden-Genossen-zufrieden[stellt] in der Barke [… …] er [… …] sich selbst/seinen eigenen [… … …], ohne dass man ihn kennt.
Oh, die, die geboren haben (?) [… … …] [x+6,5] seine [Mutt]er11.
Oh, der, der lebt für das (Sonnen)volk [… … …] sein […], der sich/ihn zum Himmel führt!
Oh, [… … …] [ohne] dass man ihn [kennt]!12
Oh, Udjat-Amulette (?) Vielflammige (?) [… … …] Scharfer (?), Kühner! (oder: kühner Scharfer?)
Oh Starker (?) [… … …] [… … …] Herzen!
Oh, der das Land festigt (und) [seinen (?)] Namen macht [… … …] [in Anwesenheit dessen (?)], der ihn/sie/es geschaffen hat (?)!
Oh, Der-Maat-festigt am Anfang [… … …] […] der ihren Schutz [ge]macht hat, der den Tod dort gemacht hat (?).
Oh, die, die geboren haben (?) [… …] groß an Schrecklichkeit!
Oh, Kühner […] ihr [Vater (?)]13, der ihre Mutter geöffnet hat!
Oh, Vielgestaltiger (?) [… … …]!
Oh, Gelegenheit, die Wütende (?)! (oder: Oh, der das Wüten übrig lässt (?)!)
Oh, Kü[hner] (?) [x+6,10] […] [Udja]t-Amulette (?)!
Oh, Maat-gerecht-Handelnder, den Nut geboren hat,14 [… … …] für das hati-Herz ihres Herrn!
Oh, Der-geht-[und-kommt (?)]15 […] […].
Oh, Nacht-Macher, der Name des Osiris [… … … ] sie (?) den Himmel in ihrem Gefolge.
Oh, [… … …] […].
Oh, Nasen-Macher!
Oh, Der-geht-und-kommt, […]16 sie/ihr.
Oh, eine (?) die ihren Namen macht „Die umhüllt mit ihren beiden Armen“.

1 sḫm ⸢⸮j?⸣[m]=sn: Vorschlag zur Ergänzung von Quack (Email vom 29.12.2017) und Dils (Schreiben vom 27.02.2019) gegen O’Rourke, der sḫm.ty liest, s. O’Rourke 2015, 92 [L]. Die Schreibung von sḫm „mächtig sein“ (Wb 4, 245.10–246.9) kann mit der Schreibung des Wortes in diesem Papyrus (Z. x+6,6; 6,8; 6,9: sxm) in Einklang gebracht werden, wenn man annimmt, dass das letzte Zeichen (der schlagende Mann A24) in der oberen Hälfte abgerieben ist.
2
wp jr.t=f: Dieser Phrase folgt G7, das hier offenbar den gesamten Ausdruck als Bezeichnung eines Gottes klassifiziert, der sonst nicht belegt ist. O’Rourke verweist auf Edfu IV, 323.8, wo erwähnt wird, dass Horus durch Öffnen und Schließen seiner Augen den Tag und die Nacht einleiten kann, s. O’Rourke 2015, 93 [S]; er erwägt allerdings ebenfalls eine Verbindung zu Thot als Heiler des verletzten Horusauges (ebd.).
3 km tp ꜥꜣ m ꜥ.wj: Lesung nach Quack (Email vom 29.12.2017); O’Rourke liest gm wš tp ꜥꜣ m ꜥ.wj und schlägt provisorisch tp ꜥꜣ „großer Erstgeborener“ vor, mit Hinweis auf eine spät belegte Bezeichnung des Harpokrates als „großer Erstgeborener des Osiris“, s. O’Rourke 2015, 93 [U]; J. D. Ray, The Archive of Ḥor. Texts from Excavations 2, Excavations at North Saqqâra. Documentary Series 1 (London 1976), 67, 71. Zu ꜥꜣ m ꜥ.wj, vgl. ꜥꜣ-ꜥ.wj „Der mit großen Armen“ (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band II. b, Orientalia Lovaniensia Analecta 111 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 15a).
4 ꜣḫ,{t}[=f]: Ergänzung nach Dils (Schreiben vom 27.02.2019), die zum zur Verfügung stehenden Platz und den erkennbaren Zeichenspuren passt.
5 tp.w: Vor tp.w ist nur eine Gruppe ausgefallen, eventuell ist hier zu nb tp.w (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band III. pnbw, Orientalia Lovaniensia Analecta 112 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 780c) zu ergänzen. Für weitere Epitheta, die als zweites Element tp.w aufweisen, s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VII. š, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 385c–386a, vgl. ebenso O’Rourke 2015, 95 [DD].
6 w⸢ṯ⸣z: Lies w⸢ṯ⸣z „hochheben“ mit Quack (Email 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 83, 255, Taf. 6B), der wꜥn transkribiert. Zur Schreibung vgl. x+8,16.
7 j mnmn n=f p.t: Ergänzung parallel zum folgenden Epitheton nach einer ähnlichen Stelle in Spruch N (x+9,10) und dem zur Verfügung stehenden Platz, vgl. O’Rourke 2015, 96 [LL].
8 j mnmn n=f tꜣ: Vgl. mnm=f tꜣ mit Bezug auf Geb in Spruch N (x+9,10–11), s. O’Rourke 2015, 96 [MM].
9 [ḥr.t]: Erhalten ist die Gruppe t-Brot (X1) über dem Himmelszeichen (N1), was in diesem Papyrus besser zur Schreibung von ḥr.t passt, vgl. O’Rourke 2015, 96 [NN]. Es könnte sich eventuell auch um nn.t „Gegenhimmel“ (Wb 2, 213.7; C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 246) handeln.
10 jzy.t: Mannschaft der Sonnenbarke, deren Mitglieder durch den Götter-Klassifikator G7 als Götter bestimmt sind (siehe auch x+7,5), vgl. z.B. pLeiden I 344 vs, III, 2 mit einer ähnlichen Schreibung (J. Zandee, Der Amunhymnus des Papyrus Leiden I 344, verso, Collections of the National Museum of Antiquities at Leiden 7 (Leiden 1992) III, Taf. 3, 23). Der Überlegung von O’Rourke, den Falken auf der Standarte (G7) als Schreibung für Ḏḥwtj aufzufassen (O’Rourke 2015, 96 [PP] bzw. 110 [ZZ]) kann ich nicht folgen.
11 [mw.]t=f: Lies [mw.]t=f mit Quack (Email 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 97 [UU]), der mdw.t=f erwägt. Zur Schreibung, vgl. x+6,9.
12 [nn] [rḫ].tw=f: Vgl. x+6,4. Der zur Verfügung stehende Platz zu Beginn der Zeile und die erhaltenen Zeichen (Buchrolle Y1 sowie tw=f) sprechen für die Ergänzung, die durch den fehlenden Kontext allerdings nicht sicher ist.
13 [⸮jtj?]=s: Vorschlag zur Ergänzung von Dils (Schreiben vom 27.02.2019). Die Lücke wäre ausreichend groß, doch leider ist nicht mehr als der Abstrich einer Viper (I9) zu erkennen.
14 msi̯ Nw.t: Vgl. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band III. pnbw, Orientalia Lovaniensia Analecta 112 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 404c–405a.
15 šm-[⸮jyi?̯]: Vgl. x+6,12 (O’Rourke 2015, 100 [AZ]).
16 [__]⸢⸮__?⸣=s: Vermutlich ist an dieser Stelle eine Präposition zu rekonstruieren. Dils (Schreiben vom 27.02.2019) vermutet m-m – “unter (einer Anzahl von)” (Wb 2, 2.9–16; vgl. Z. x–6,13), das gut in die Lücke und zu den vorhandenen Spuren am linken Rand der Lücke passen würde. Allerdings gibt dann ein Suffix im Singular keinen Sinn. Wenn es sich um ein weiteres Epitheton handelt, wäre auch ein Substantiv bzw. ein substantivierter Ausdruck zu erwarten.

Spruch G2 (Kol. x+6,13 bis x+8,1)

Gegrüßt seid ihr zusammen mit eurem Namen!
Ihr Wohn(ort) (wörtl. ihr Sitzen) ist im Himmel , ihr Speise(ort) (wörtl. ihr Essen) ist auf der Erde.
Ihr Uräus ist im Himmel, ihr Ba auf der Erde, ihre Mumie in der Nekropole.
Ihr Name ist verborgen vor ihren Kindern, [x+6,15] ihr Leib gegen ihre Natur gekehrt.1
Man kennt all ihre Frist nicht in […], zahlreich an Gestalten.
Ihr werdet euren Kopf an eurem Nacken befestigen, damit sie handeln für die Ewigkeit ewiglich.
Ihr lebt [vom jb-Herz]2 der ḥnmm.t-Leute.
Ihr esst vom hati-Herz [der] Rechit-Leute.
Ein Gemetzel wurde gemacht bei/an [euren]3 Feinden.
Sie essen täglich von den Rebellen, wenn Apophis wieder [wütet] (?).
Euer Ansehen [und (?)] eure Schrecklichkeit sind befindlich in4 euren beiden Armen.
Auf, [ihr sollt gegen ihn (?) kommen], ⸢um⸣ zu vertreiben einen Feind, Jenen/eine Feindin(?)5, einen Toten/Wiedergänger, eine Tote/Wiedergängerin, einen Widersacher, eine Widersacherin [x+7,1] usw. [... … …] ewig (und) immer.
[… … …] ihr/euer [… … …] gegen/zu eurer [… … …].
Er hat gesehen, dass ihr verborgen seid.
Tatsächlich [sa]⸢gt⸣6 (?) ihr [… … …] vor Re, Ptah am ⸢Morgen⸣ (?) […] als (?) Thot.
Es leitet7 Horus, der Sohn des Osiris, den Namen (?) [… … …] Kopf des Be (Seth)8, Osiris (und) Nephtys [… … …] (denn?) sie handeln gegen ihn.
Veranlasse, (oh) Herr, dass gebracht wird (?)9 [… … …] alles in/von ihnen auf das Feuerbecken10 des/der [… … …] Horus, der in Schenut11 ist,12 [x+7,5] (und) auf den Opfertisch, dessen, der (maat)-gerecht handelt [… … …] Ausgleich (?)13 von/in ihm.
Gefolgsmann? (oder: dahinter?) […] die große [Neunheit], die heilige Götter-Mannschaft14, die in seinem Gefolge ist, geschaffen (?) […].
Er hat seine Gestalten erkannt, seine – [zerstört (?)] vorgefunden – (und) sein Geheimnis (?), verborgen in Rosetau.
Er hat den Inhalt von [… ca. 1,5 cm …]15 erkannt, so dass er weiß, was in ihr ist.
Und […] sagt […]16 darin [.] einer der Kleidung gibt für das Bekleiden (?)17.
Er hat Lobpreis gespendet gegenüber der Sonnenscheibe […].
Gib dir Dein Herz, wenn du es gefunden hast (?), vor Re, Ptah, Chepri (und) Isdes.
Dieser Spruch werde gesprochen, um zu rezitieren [___] diese [Buchrolle (?)] vor einem Todkranken18.
Werde abgewehrt19 [...] Spruch und [x+7,10] ein Bild20 des Re werde erstellt mit einer Sonnenscheibe auf seinem Kopf, ein Bild von Chep[ri], [ein Bild von] […] eine Frauenfigur der Sachmet,21 ein Bild des Thot [mit] einem ⸢Udjat-Auge⸣ neben ihm, ein ⸢Bild⸣ von Dem-der-(maat)gerecht-handelt mit dem Gesicht von Chepri, 9 Bilder22 mit dem Gesicht von Pat-Leuten unter den beiden Beinen des Gottes,23 9 Bilder mit dem Gesicht von Menschen, sitzend als wꜣ-rʾ-ꜥꜣ24 (Übersättigte (?)), 4 Ach-Geister stehend in Gestalt mit Menschengesicht, gezeichnet auf einer Binde von Feinleinen.
Werde um den Hals eines Mannes gelegt beim Rezitieren dieser Buchrolle, und dieser geschwächte25 Mann werde gebracht; das Amulett, das um seinen Hals gehängt ist, in seine Hand geben.
Wenn der geschwächte Mann seine Hand damit (mit dem Amulett ?) eigenständig auf seinen Kopf legen kann, (so) sagt er mit lauter Stimme (wörtl.: während seine Stimme laut ist): „Ich bin aus Busiris gekommen; ich habe in Abydos geschlafen [x+7,15] bei der Suche (nach) meinem Vater Osiris; (und) ich fand (heraus), dass die Kraft des Buches entstanden war (wörtl.: ich fand die Kraft des Buches, indem sie entstanden war). Ich bin Horus, der seinen Vater schützt!“
Und den Kopf eines Eseljunghengstes26 zeichnen, werde gesalbt mit Myrrhe; werde gegeben vor den Todkranken27.
Das Buch rezitieren, beschuht mit Sandalen aus weißem Riemen (?)
29, geschminkt mit […], gekleidet in Feinleinen, den Stab des Horus in der rechten Hand, Blüten (?) vom Ölbaum28 in der linken Hand.
Diesen Spruch mit lauter Stimme (wörtl. als einer, der laut an Stimme ist) rezitieren.
Was den Fall angeht, dass ⸢diese⸣ deine Kraft nicht entsteht, so musst du ihn mit lauter(er?) Stimme sprechen.
Das ist ein großer Schutz im Haus der Bücher.
Wenn
[… … …] richtig das, was geschrieben ist auf (?) [… … …] des Mannes [x+8,1] mit/in [… … …]; wirklich bewährt, millionenfach.

1 ḏ.t=sn pnꜥ r jwn=sn: Vgl. kꜣ pnꜥ jnm „Der Stier, der die Farbe umwendet/verändert (?)“als eine Bezeichnung des Buchis-Stieres, die in zwei Amulett-Papyri der 25. Dynastie (pLeiden I 358, Z. 2; pDeir el-Medineh 38, Z. 4) belegt ist, s. O’Rourke 2015, 106 [F]; C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band VII. š, Orientalia Lovaniensia Analecta 116 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 256a; Y. Koenig, Un revenant inconvenant? (Papyrus Deir el-Medineh 37), in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 79, 1979, 103119, hier: 118, Fig. 2; A. Klasens, An Amuletic Papyrus of the 25th Dynasty, in: Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 56, 1975, 2028, hier: 24–26. Schwierigkeit hier an dieser Stelle ist die Präposition r vor jwn, die den Sinn deutlich verändert, vgl. Wb 1, 508.12–13: pnꜥ r „etw. gegen etw. wenden“. Es macht wenig Sinn, dass sich der Leib gegen die Farbe richtet, so muss jwn hier in seiner weiteren Bedeutung „Wesen“ gemeint sein. Offenbar ist dadurch hier ein weiterer Aspekt der Verborgenheit ausgedrückt, bei dem die äußere Erscheinung dem inneren Wesen quasi entgegengesetzt ist, ähnlich auch O’Rourke (ebd.).
2 [m] [jb]: Ergänzung parallel zum folgenden ḥꜣ.tj, siehe O’Rourke 2015, 107 [N].
3 ḫft(.j)=[tn]: Plausible Ergänzung zu Beginn der nächsten Zeile, siehe O’Rourke 2015, 107 [R].
4 ((j))m((.j)) ꜥ.wj=tn: Hier wurde ein ursprünglich geschriebenes m (G17) durch ein über die Zeile geschriebenes jm.j (Z11) ergänzt. Das zu ergänzende Zeichen ist durch jeweils einen Punkt unter und über der Zeile gekennzeichnet.
5 pf.t: Siehe Anmerkung oben.
6 [⸮ḏ?]⸢⸮d?⸣: Ergänzung nach Dils (Schreiben vom 27.02.2019), die gut zu den vorhandenen Spuren passt, vgl. hierzu die Schreibung von jw ḏd in Z. 7.7.
7 wnn ist ungewöhnlich mit der Buchrolle klassifiziert. Und durch den eingeschränkt verständlichen Kontext ist die Funktion des Wortes an dieser Stelle nur schwer zu bestimmen, vgl. auch O’Rourke 2015, 109 [FF].
8 tp n(.j){t} B: O’Rourke (so O’Rourke 2015, 103–104, 109 [KK]) bezieht die Erwähnung des Kopfes auch auf die folgenden Götter und führt die Reihe mit Isis weiter. Das wäre inhaltlich passend, doch sind winzige Spuren des folgenden Zeichens am Rand der Lücke erhalten, die nicht zum Sitz (Q1) passen. Da später in dem Spruch die Zeichnung eines Esel-Kopfes erwähnt wird, ist es plausibler tp nur auf Seth zu beziehen und anzunehmen, dass mit Osiris und Nephtys ein neuer Abschnitt beginnt (Hinweis von Quack, Email vom 29.12.2017).
9 jm(j) jr=k ⸮nb{t}? jni̯.[t]w: Sinn und Syntax der Stelle sind unklar. Nimmt man das Zeichen G7 ernst und liest „Herr“ wäre eine Übersetzung etwa wie „Veranlasse, dass ein Herr (?) gebracht werde“ inhaltlich plausibler (O’Rourke 2015, 109 [OO]), was allerdings mit der Wortstellung nicht in Einklang zu bringen ist. Ausgehend von der Wortstellung bleibt nur „Veranlasse doch, (oh) Herr, dass gebracht wird“.
10 ꜥḫ: zur Rolle des Feuerbeckens in der rituellen Feindvernichtung s. J. Yoyotte, Héra d’Héliopolis et le sacrifice humain, in: I. Guermeur (Hrsg.), Histoire, géographie et religion de l'Égypte ancienne. Opera selecta par Jean Yoyotte, Orientalia Lovaniensia Analecta 224 (Leuven 2013), 1-75, hier: 90–99; vgl. auch D. Bidoli, Die Sprüche der Fangnetze in den altägyptischen Sargtexten, Abhandlungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo. Ägyptologische Reihe 9 (Glückstadt 1976), 79–80 [f].
11 šn.wt: Nicht näher zu lokalisierender Ort im 9. oäg. Gau, s. Brovarski, in: Lexikon der Ägyptologie V (Wiesbaden 1984), 996.
12 Ḥr.w-jm.j-šn.wt: Zu dieser Form des Horus als Patron von Schlachtblöcken und Feuerbecken zur Vernichtung von Feinden, siehe C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 244b–245b sowie R. K. Ritner, O. Gardiner 363: a spell against night terrors, in: Journal of the American Research Center in Egypt 27, 1990, 25–41, hier: 32 [N] mit weiterer Literatur.
13 ⸮šb.t?: „Ausgleich“ (Wb 4, 436.15) hier vielleicht mit Bezug zu den Opferhandlungen oder einer maat-gerechten Lebensweise zu sehen. Eine Form des Verbums šbi̯ (so bei O’Rourke 2015, 104, 110 [WW]), erscheint angesichts der Schreibung mit .t und Pluralstrichen eher unwahrscheinlich.
14 jz.tj ḏsr.t: Mannschaft der Sonnenbarke, deren Mitglieder durch den Götter-Klassifikator G7 als Götter bestimmt sind (siehe auch x+6,3), vgl. z.B. pLeiden I 344 vs, III, 2 mit einer ähnlichen Schreibung (J. Zandee, Der Amunhymnus des Papyrus Leiden I 344, verso, Collections of the National Museum of Antiquities at Leiden 7 (Leiden 1992) III, Taf. 3, 23). O’Rourke liest G7 als Ḏḥwtj (2015, 110 [ZZ] bzw. 96 [PP]), was aufgrund der Zeichenstellung (G7 steht vor dem Plural-Klassifikator) sowie der Parallelen abzulehnen ist; zur Bezeichnung der Mannschaft als Neunheit oder Gefolge des Re, s. J. Zandee, Der Amunhymnus des Papyrus Leiden I 344, verso, Collections of the National Museum of Antiquities at Leiden 7 (Leiden 1992) I, 163–168.
15 In der Lücke ist ein Substantiv f. Sg. zu ergänzen. Da es sich um ein Behältnis handeln muss, wäre ꜥfd.t „Kasten, Reliquiar“ (Wb 183.15–18) eine plausible Ergänzung, die auch mit der Größe der Lücke korrespondiert.
16 jw ḏd: Lies ḏd mit Quack (Schreiben vom 29.12.2017) gegen O’Rourke (2015, 111 [AG]), der di̯=j liest. Die Reste der Zeichen sind gut zu identifizieren, vgl. Z. x+7,9 im Rubrum.
17 ḏḏ-ḥbs: vgl. Dj-ḥbs „der Kleider gibt“ als saitenzeitliche Bezeichnung des Osiris, s. C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 750a.
18 ⸢ẖr(.j)⸣-m(w)t: O’Rourke (2015, Taf. 7b) transkribiert mt.t, liest allerdings mḥr. Die Schreibung ist deutlich mt, lies daher ẖr.j m(w)t „Todkranker“ (wörtl. „einer, der unter (Einfluss) des Todes ist“), nach Quack (Email vom 29.12.2017) mit Hinweis auf E. Koleva-Ivanov, „Être sous l’emprise de la mort (ẖry mt)“ dans les textes magiques et littéraires égyptiens, in: J.-C. Goyon – C. Cardin (Hrsg.), Proceedings of the Ninth International Congress of Egyptologists. Grenoble, 6-12 septembre 2004. I, Orientalia Lovaniensia Analecta 150 (Leuven 2017), 1001–1009, zum Ausdruck ẖr.j m(w)t.
19 ḫsf: O’Rourke (2015, 112 [AS]) liest hier ḏd šnj(.t) mit einem supralinear geschriebenen ḏd. Ich kann in der Gruppe šnj(.t) nicht nachvollziehen, sondern erkenne in der gesamten Gruppe ḫsf.
20 twt: Lies die stehende Mumie (A52) twt gegen jr.w bei O’Rourke 2015, 103.
21 [twt] [n(.j)] [___] rpy.t Sḫm.t: Vorschlag von Quack (Email vom 29.12.2017) zur Verbesserung seiner ursprünglichen Idee, die Stelle [twt n(.j) rp]y.t Sḫm.t zu lesen, siehe O’Rourke (2015, 112 [AV]). An Stelle einer ausführlichen Schreibung von rpy.t (rpy.t) geht er nun von einer Kurzschreibung von rpy.t allein mit B7C aus, was Raum für einen nicht erhaltenen Götternamen in der Lücke gibt, von dem noch der Klassifikator (G7) erhalten ist. Das passt zu dem am linken Rand der Lücke erkennbaren Zeichen deutlich besser als das Zeichen der sitzenden Frau (B1). Auch inhaltlich verbessert sich der Sinn dadurch, dass nun twt und rpy.t parallel zur geschlechtsspezifischen Bezeichnung von (Ab)bildern verstanden werden.
22 twt n(.j) 9: E. Graefe, Ein unbekannter Gebrauch des indirekten Genitivs in Zahlkonstruktionen, in: M. Görg – E. Pusch (Hrsg.), Festschrift Elmar Edel: 12. März 1979, Ägypten und Altes Testament 1 (Bamberg 1979), 174–184.
23 [ẖr] ⸢rd⸣.wj n(.j) nṯr: O’Rourke (2015, 113 [BC]) ergänzt kein ẖr und übersetzt dementsprechend „with face of a man (and) legs of a god“ und vermutet, dass es sich um mumienförmige Figuren mit einem menschlichen Kopf handeln könnte. Da die Lücke für diese Ergänzung ein wenig groß scheint, erwägt Quack (Email vom 29.12.2917) ein zusätzliches ẖr zu ergänzen. Dann wäre mit dem Ausdruck ähnlich wie zuvor mit r-gs=f die Anordnung der Figuren untereinander bezeichnet, was inhaltlich ebenfalls überzeugt.
24 wꜣ~rʾ~ꜥꜣ: O’Rourke (2015, 113 [BF]) vermutet ein unbekanntes Lehnwort; Quack (Email vom 29.12.2017) verweist auf kopt. ⲟⲩⲱⲱⲗⲉ „Überfluss haben“ (W. Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte (Leuven 1983), 232). Wie sich die Bedeutung mit der Gestalt der dargestellten Figuren in Einklang bringen lassen könnte, ist unklar.
25 jsi̯: H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 105: „Unwohlsein (vom Herzen, vom Leib)“; vgl. O’Rourke 2015, 114 [BM]: „geschwächt“.
26 tp n(.j) ꜥꜣ qmy{t}: Kopf eines Eseljunghengstes, wörtl. etwa „ Kopf eines qmy-Rind-artigem Esels“, wobei es sich bei den qmy-Rindern (Wb 5, 38.1) um ca. einjährige, männliche Tiere handeln dürfte, s. A. I. Blöbaum, Der falbe Esel – eine Chimäre?, in: A. I. Blöbaum – M. Eaton-Krauss – A. Wüthrich (Hrsg.), Pérégrinations avec Erhart Graefe. Festschrift zu seinem 75. Geburtstag, Ägypten und Altes Testament 87 (Münster 2018), 83–101.
27 ẖr(.j) m(w)t: Siehe Anmerkung oben.
28 ḥr[⸮r.t?] n(.jt) bq: Der von O’Rourke (2015, 257, Taf. 7B) transkribierte Semogramm-Strich nach dem Gesicht (D2) passt nicht gut zu einer Ergänzung ḥr[⸮r.t?] „Blüte“ (Wb 3, 149.8–18), doch scheint der Strich zumindest auf den Fotos der Publikation nicht so deutlich, wie die Transkription suggeriert. Die folgenden Zeichen sind ebenso schwer zu erkennen, jedoch spricht vom Platz als auch von den sichtbaren Spuren nichts gegen diese Lesung. Der bꜣq-Baum, der üblicherweise (so z.B. bei R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 56–58) mit dem Moringabaum in Verbindung gebracht wird, dürfte eher als Olivenbaum zu identifizieren sein, wie Quack (Zur Frage der botanischen Natur des bꜣq-Baumes und des von ihm gewonnenen Öls mit einem Anhang: pBM 10085 „2-3“ rekto. Ein schnippischer Dialog zwischen Mann und Frau?, in: R. Landgráfová – J. Mynářová (Hrsg.), Rich and great. Studies in honour of Anthony J. Spalinger on the occasion of his 70th Feast of Thot (Prague 2016), 275–290, hier: 275–281) anhand einer Analyse im Hinblick auf das Vorkommen des Baumes, der Herkunft des Öls sowie der Verwendung des Holzes, die jeweils gegen eine Identifikation als Moringa-Baum sprechen, überzeugend darlegt. Er konstatiert mit bꜣq ein altägyptisches Wort, das nach und nach vom semitischen ḏ(y)t (Wb 2, 302.17–20), das anders als bꜣq auch die Oliven bezeichnet, abgelöst wurde; nḥḥ (Wb 5, 618.4–5) erkennt er als eher allgemeine Bezeichnung für Öl.
29 tb m tb.wj m ⸮nwḥ? ḥḏ{t}: O’Rourke (2015, 257, Taf. 7B) liest bei ṯb in beiden Fällen das Kreuz (Z9) als Klassifikator. Eine durchgehende Übersetzung der Stelle bietet er nicht. Die erhaltenen Spuren passen besser zu der Sandale (S33). Am Zeilenende (Z. 16) sind deutlich zwei Sandalen zu erkennen, was auch inhaltlich einen guten Sinn bietet. Problematisch bleibt die Gruppe zu Beginn von Zeile 17. Die Zeichen sind gut erkennbar Eule (G17) – w-Schlaufe (Z7) bzw. Seil (V1) – Pflanze (M2) – Pluralstriche (Z3A). In Ermangelung einer besseren Alternative schlage ich vor, nwḥ „Seil“ (Wb 2, 223.6–13) zu lesen, und dies als Bezeichnung der Riemen der Sandalen aufzufassen. Zumindest ptolemäisch ist eine Kurzschreibung des Wortes lediglich mit dem Zeichen V1 belegt (Wilson, Lexikon 499), was zur Rechtfertigung dieser Lesung ausreichen dürfte.

Spruch H (Kol. x+8,1–6)

Ein anderer Spruch [ … … … ] Flamme, die ich lösche (?) […]1.
Ich habe gegeben/veranlasst […] mir/für mich (?).
Und Hitze wurde {{mir}} gegeben; ich habe ihn best[raft], der sie (Pl.) hat entstehen lassen.
Ich bin Isis, die für/gegen ihren [___]2 kämpft.
Niemals werde ich (meinen) Sohn Horus3 dem Feuer überlassen!
Diese wirkungsvollen Heilmittel werden ihn für mich retten, weil [sie] hergevorkommen sind aus der [___]-Pflanze des Re, die herauswächst (wörtl. kommt) aus seinem Fleisch.
Ich bin die, die vertreibt die s.t-ꜥ(.w)-(Haut)Krankheit4 eines Gottes (oder) einer Göttin, eines Toten/Wiedergängers (oder) einer Toten/Wiedergängerin usw., der [x+8,5] Hitze erzeugt [im Kopf, in der Schlä]fe (und) im Ohr von Psammetich ⸢L⸣HG!
Zu rezitieren über 8 twr.w-Rohrpflanzen5 (und) einem Knoten aus rwy.w-Stroh (?)6. Das Ohr damit besprechen und ḏꜣjs-Pflanzen7, fein zermahlen in Ladanum, werde auf das Ohr aufgetragen (wörtl. an das Ohr gegeben).

1 [___]: Am Ende der Zeile ist Q7 gut zu erkennen, so dass ein Wort aus dem Kontext von Feuer und Flammen zu erwarten ist.
2 ꜥḥꜣ(.t) --3Q-- [___]=s: Vgl. ꜥḥꜣ.t ḥr zꜣ=s (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band II. b, Orientalia Lovaniensia Analecta 111 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 187 c) als Bezeichnung der Isis in Ritualszenen aus Dendara, wobei ein Beleg eventuell in die 3. Zwischenzeit zu datieren ist (D IX, 230,14). Allerdings passen die noch erkennbaren Zeichenspuren vor =s nicht so recht zu einer Schreibung von zꜣ und die Lücke ist auch zu groß für diese Ergänzung.
3 zꜣ Ḥr(.w): zu einer möglichen Übersetzung „der Junge (namens) Horus“ s. O’Rourke 2015, 122 [N] mit Verweis auf J. F. Borghouts, The magical texts of Papyrus Leiden I 348, Oudheidkundige mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden 51 (Leiden 1970), 55 Anm. 52 (rt. 1,5; 2,9).
4 s.t-ꜥ(.w): Gemeinhin allgemein und eher unspezifisch als „Einwirkung“ verstanden (Wb 1, 157.5; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 701.1–2), ist nun mit Quack (Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 6380, hier: 71) davon auszugehen, dass der Begriff ein bestimmtes Krankheitsbild der Haut bezeichnet, da er im „Buch vom Tempel“ zusammen mit anderen Hautkrankheiten in einer Aufzählung genannt ist.
5 twr.w: Eine nicht genau zu bestimmende Pflanze, die entweder „frisch“ (wꜣḏ) zur inneren Anwendung oder ohne weitere Spezifikationen als Räuchermittel eingesetzt wird. Dass es sich um eine Rohrpflanze handeln dürfte, wird aus dem Klassifikator (T19) abgeleitet, s. R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 209–210; R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 152–153. Zur Verwendung der Pflanze in einem ähnlichen Kontext in pBerlin P. 3038, 6.7 bzw. 6.1–2, s. O’Rourke 2015, 123 [Z].
6 r[⸮wy,w?].w: Von diesem Pflanzennamen sind lediglich Klassifikator (M2) und Pluralstriche aber auch der liegende Löwe (E23) im Anlaut rw erhalten. Zu dieser Schreibung passende Pflanzennamen sind sonst nicht belegt, möglicherweise könnte es sich um rwy.w/rwy.t „Stroh“ (Wb 2, 408.2; P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 577) handeln, das gut zu den erhaltenen Spuren sowie in die Lücke passt. Stroh von Emmer und Gerste sind als Räuchermittel im pLondon BM EA 10059, 8.2 belegt, s. C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), Taf. 33; vgl. auch R. Germer, Untersuchung über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten (Hamburg 1979), 141, 152.
7 ḏꜣjs: Vorschlag zur Ergänzung nach O’Rourke (2015, 123 [CC]). Die ḏꜣjs-Pflanze ist aus verschiedenen medizinischen (R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 171–172) und magischen (N. Yamazaki, Zaubersprüche für Mutter und Kind: Papyrus Berlin 3027, Achet 2 (Berlin 2003), 16–17 [c]) Anwendungen bekannt. Identifiziert wurde sie zunächst als Lactuca amara (S. Aufrère, Études de lexicologie et d’histoire naturelle VIII-XVII. Remarques au sujet des végétaux interdits dans le temple d’Isis à Philae, in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 86, 1986, 1–32, hier: Taf. 9, 6–9) und mittlerweile eher überzeugend als Steppenraute Peganum harmala L. (R. L. Miller, Daajs Ḏaajs, Peganum harmala L., in: Bulletin de l’Institut Français d’Archéologie Orientale 94, 1994, 349–357, R. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21 (Wiesbaden 2008), 172).

Spruch I (Kol. x+8, 6–11)

Ein anderer Spruch:
Warnung (?) für einen Toten/Wiedergänger, Warnung (?) für eine Tote/Wiedergängerin, Warnung (?) [für] einen, der die Worte nicht hört, Warnung (?) für sie (alle?):
Fische im Wasser (und) Vögel in ihrem Flug gehören zu den 2 Brüdern mit einer (einzigen) Mutter, die wegen des Vogelfängers/vom Vogelfang kommen; ihre Hände zeigen auf die vorbestimmte Zeit, um den Mund eines Toten/Wiedergängers, einer Toten/Wiedergängerin, eines Widersachers, einer Widersacherin, [x+8,10] denjenigen, die Hitze erzeugen im Ohr von Psammetich l.h.g., zu versiegeln.
Zu rezitieren über einer Barke des Re, geschrieben/gezeichnet auf neuem Papyrus.
Werde gehängt um den Hals eines Mannes (mit) Hitze in
seinem Ohr (wörtl. werde gegeben an den Hals eines Mannes, indem Hitze in seinem Ohr ist.).

Spruch J (Kol. x+8,11–15)

Ein anderer Spruch vor dem Horusauge und seiner Seuche1.
Du wütest gegen sie (die Seuche)!
Sie wütet gegen dich!
Möge der Feind verschluckt werden!
Die Binde ist im Himmel; die wḥꜣ.w-(Haut)Krankheit2 (und) (schorfiger) Ausschlag3 sind auf der Erde.
Es kommt Feuer hervor auf der linken Seite der Isis (und) wiederum (auf der rechten Seite) der Nephthys.
Vertrieben wird der nbḏ-Böse4 durch das (?)Seth-Tier und andersherum.
Die Götter haben ihr Unglück verhängt (wörtl. getan); der, der mit einer Botschaft kommt,5 wurde abgewendet.
Zu rezitieren über [x+8,15] einem Bild von Horus und einem Bild von Be (Seth), die auf das Ohr des Mannes gezeichnet sind.

1 jꜣd.t: O’Rourke verweist auf die ungewöhnliche Schreibung des Wortes, das zusätzlich mit dem Fleischstück (F51) klassifiziert wurde, und übersetzt „torment(er)“ „Peiniger“, um hier einen Gegensatz von Horus und Seth zu konstruieren (vgl. O’Rourke 2015, 130 [B]). Da es offenbar einen Zusammenhang zwischen der weiter unten im Spruch erwähnten wḥꜣ.w-Krankheit und der jꜣd.t-Seuche gibt (vgl. C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 67), ist hier der Übersetzung „Seuche“ der Vorzug gegeben. Der Klassifikator lässt sich in beiden Fällen nur durch die lautliche Nähe zu jꜣ.t „Rücken, Rückgrat“ (Wb 1, 26.3–5) oder eventuell auch zu jd.t „Gebärmutter“ (Wb 1, 76.1–3) erklären.
2 nꜣ [w]ḥꜣ.w: Ergänzung nach O’Rourke (2015, 132 [G]), der den Begriff mit Verweis auf Hannig (Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 209a) und einer Stelle auf dem Sarg der Anchnesneferibre (C. E. Sander-Hansen, Die religiösen Texte auf dem Sarg der Anchnesneferibrê (Kopenhagen 1937), 121–122; vgl. auch M. Wagner, Der Sarkophag der Gottesgemahlin Anchnesneferibre, 2 Bd., Studien zur spätägyptischen Religion 16 (Wiesbaden 2016), 380–381) als Augenkrankheit auffasst, was in Verbindung mit dem Horusauge sinnvoll erscheint. Quack erwägt eine Schreibung für nḥꜣ, da in diesem Spruch der bestimmte Artikel nicht verwendet wird (Email vom 29.12.17). Schwierigkeiten macht bei dieser Lösung allerdings die Lücke nach nꜣ, die zu groß für einen freien Raum ist und zudem am linken Rand noch kleine Reste eines weiteren Zeichens aufweist, die gut mit der Form einer w-Schlaufe (Z7) zu vereinbaren sind.
Bei der wḥꜣ.w-Krankheit handelt es sich allerdings eher um eine Hautkrankheit (vgl. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 203–204), die im „Buch des Tempels“ im Kontext weiterer Hautkrankheiten erwähnt ist (s. H.-W. Fischer-Elfert, Abseits von Ma’at. Fallstudien zu Außenseitern im Alten Ägypten, Wahrnehmungen und Spuren Altägyptens 1 (Würzburg 2005), 59–60; J. F. Quack, Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 6380, hier: 68). Im hier bearbeiteten Papyrus wird wḥꜣ.w ebenfalls in Verbindung mit einer anderen Hautkrankheit genannt: ḫns.w, wohl ein nässender, schorfiger Ausschlag am Kopf (s. BWL-Wortdiskussion). Hannig (Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch (2800–950 v. Chr.), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006), 223b) trennt „wḥꜣ – Hautausschlag“ von einer „wḥꜣt – Augenkrankheit“, ähnlich auch H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 204–205, wobei die Verknüpfung mit den Augen sich allein auf einen Beleg (Eb 346) stützt, bei dem es sich auch um eine Verschreibung mit nḥꜣt handeln könnte (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 204, Anm. 8). Auf dem Sarg der Anchnesneferibre kommt wḥꜣ.w im Zusammenhang mit Erblindung als Strafe gegen Feinde des Verstorbenen vor. Ob es sich in diesem Zusammenhang überhaupt um die Bezeichnung einer Krankheit handelt, und – falls ja – wie die Symptomatik der Krankheit aussieht, ist unklar, vgl. M. Wagner, Der Sarkophag der Gottesgemahlin Anchnesneferibre, 2 Bd., Studien zur spätägyptischen Religion 16 (Wiesbaden 2016), 380–381. In mythologischem Kontext ist die wḥꜣ.w-Krankheit mit Verwesungsflüssigkeit, Eiter und Balsamierung verbunden (C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 390–391), was in den Kontext einer (entzündlichen) Hautkrankheit ebenfalls passen würde.
3 ḫns.w: nässender, schorfiger Ausschlag am Kopf, s. BWL-Wortdiskussion LP. O’Rourke (2015, Taf. 8B) erkennt hier als Klassifikator das auslaufende schlechte Paket (Aa3), und tatsächlich gibt es eine Art senkrechten Strich, der vom Paket nach unten in den Pluralklassifikator verläuft. Leider gibt es im Text nur ein weiteres Beispiel eines auslaufenden schlechten Pakets (x+3,6), wo allerdings die auslaufende Flüssigkeit als schwungvoller, ausgeprägter Bogen geschrieben ist, der über die beiden vorhergehenden Gruppen hinweggeht. Mit dem eher verschmierten senkrechten Strich an dieser Stelle hat dies wenig zu tun. Ich würde daher an dieser Stelle eher das gewöhnliche schlechte Paket (Aa2) erkennen wollen, und vermuten, dass an dieser Stelle eventuell mit etwas zu viel Tinte geschrieben worden ist und so ein Schmierstrich entstand. Das würde auch erklären, warum dieser die Plural-Striche zum Teil überdeckt. Zu überlegen ist auch, ob dieser Strich nachträglich hinzugefügt wurde, um das gewöhnliche in ein auslaufendes schlechtes Paket zu verbessern. In diesem Fall ist allerdings nicht zu erklären, warum der Schreiber nicht bei ausreichend vorhandenem Platz über der Zeile dort einen entsprechend schwungvollen – und deutlich besser erkennbaren – Strich geschrieben hat, wie zuvor in Z. x+3,6. Vermutlich wurde aber hier aufgrund einer Assoziation mit Chons ein Götterklassifikator (G7) irrig hinzugefügt und dann teilweise mit der Pustel und den Pluralstrichen überschrieben (Quack, Email vom 29.12.17).
4 Der nbḏ-Dämon (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 199b–201a) wird als nbḏ-grḥ (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band V. , Orientalia Lovaniensia Analecta 114 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 201c) bzw. nbḏ jm.j kkw (H. Kees, Nbḏ als Dämon der Finsternis, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 59, 6970, hier: 70) mit der Nacht in Verbindung gebracht. O’Rourke vermutet daher einen Zusammenhang mit Blindheit (O’Rourke 2015, 133 [K]), die er mit der in x+8,12 erwähnten wḥꜣ.w-Krankheit verknüpft. Da aber wḥꜣ.w eher eine Erkrankung der Haut als der Augen bezeichnet, ist ein Bezug zu Blindheit wohl unwahrscheinlich. Die vorhergehenden Sätze beschreiben offenbar eine Art Gleichgewicht. Wird mit diesem Satz eventuell auf den Wechsel von Tag und Nacht angespielt?
5 jyi̯ m wp.t: Es ist unklar, um wen es sich handeln könnte, s. O’Rourke 2015, 133–134 [O]. Eventuell wird hier auf einen der Boten angespielt, die Krankheiten verbreiten, vgl. C. Leitz, Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994), 41.

Spruch K (Kol. x+8,15–18)

Ein anderer Spruch:
Auf dein Gesicht, Toter/Wiedergänger!1
Der Herr des Gerichtshofs der Dreißig (oder: des Dreißigerspeers)2 (ist) der vortreffliche Bock mit Flammen-Harpune (?). Der, der geflochten ist aus der Sehne eines männlichen Stieres (ist) der Herr des Gerichtshofs der Dreißig (oder: des Dreißigerspeers)!
Niemals wirst Du Dich erheben gegen mich als Horus!
Niemals wirst Du gegen mich rebellieren als Be (Seth)!
Fliehe! Der vortreffliche Bock ist der, der mit dem Speer tötet!
Falle auf den Boden! Verbrenne auf der linken Seite! Auf dein Gesicht, Toter/Wiedergänger!3 Verdorre!
Viermal zu rezitieren.

1 ḥr ḥr=k mwt: Vgl. hierzu eine Parallele auf dem Sarkophag der Anchnesneferibre: ḫr ḥr ḥr=tn ḫft.jw sbj.w „Fallt auf euer Gesicht, Feinde, Rebellen!“; ähnliches auch in den Schlangensprüchen in PT 228 § 228a, s. M. Wagner, Der Sarkophag der Gottesgemahlin Anchnesneferibre, 2 Bd., Studien zur spätägyptischen Religion 16 (Wiesbaden 2016), 380.
2 nb{t} mꜥbꜣ.yt: Die Stelle ist mehrdeutig. In der hier vorliegenden Schreibung (mit Doppelschilfblatt, t-Brot und Hausgrundriss) liegt deutlich das Epitheton „Herr des Gerichtshofs der Dreißig“ (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band III. pnbw, Orientalia Lovaniensia Analecta 112 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 644b–c) vor, entsprechend übersetzt O’Rourke (2015, 136–137 [C]) „Lord of the Tribunal“. Inhaltlich würde allerdings „Herr des Dreißigerspeers“ sehr gut passen, da der Speer in Zeile x+8,17 explizit genannt ist (s.u.) und der „Herr des Dreißigerspeers“ ikonographisch als Gott, der eine Schlange oder ein anderes gefährliches Tier tötet, dargestellt ist (C. Leitz, Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen. Band III. pnbw, Orientalia Lovaniensia Analecta 112 (Leuven/Paris/Dudley, MA 2002), 644c–645b). Das „Fallen auf das Gesicht“ zu Beginn und Ende dieses Spruchs ist ebenfalls mit Schlangen verbunden, die dadurch unschädlich gemacht werden, s. M. Wagner, Der Sarkophag der Gottesgemahlin Anchnesneferibre, 2 Bd., Studien zur spätägyptischen Religion 16 (Wiesbaden 2016), 380. Da mꜥbꜣ.w „Speer“ korrekt geschrieben ist, ist schwer vorstellbar, dass dem Schreiber bei dem Epitheton zweimal ein Fehler unterlaufen ist. Vermutlich wird mit der Ähnlichkeit der Wörter mꜥbꜣ.yt „Gerichtshof der Dreißig“ (Wb 2, 47.3) und “Speer“ (Wb 2, 47.1–3) gespielt. Da mit diesen Epitheta wohl nicht der Böse, sondern eine strafende Instanz gemeint sein dürfte, muss hier eine Aussage vorliegen, die in die Rede an den gefährlichen Toten integriert ist. Es ist daher wohl von Nominalsätzen (A B) auszugehen.
3 ḫr tw ḥr zꜣt(.w) wbd.t ḥr jꜣb.tt ḥr ḥr=k: Vgl. hierzu eine Parallele auf dem Sarkophag der Anchnesneferibre: ḫr ḥr ḥr=tn ḫft.jw sbj.w „Fallt auf euer Gesicht, Feinde, Rebellen!“; ähnliches auch in den Schlangensprüchen in PT 228 § 228a, s. M. Wagner, Der Sarkophag der Gottesgemahlin Anchnesneferibre, 2 Bd., Studien zur spätägyptischen Religion 16 (Wiesbaden 2016), 380.

Spruch L (Kol. x+8,18 bis x+9,5)

Ein anderer Spruch für das Beschwören von Hitze des [… … am] Morgen.
Sei gegrüßt, Re, Herr [….], Haroeris [x+9,1] von Heliopolis, Falkenidol (Kultbild) des […]
Mögest Du niederschlagen jeden Feind, jede Feindin, jeden Toten/Wiedergänger, jede Tote/Wiedergängerin, jeden Widersacher, jede Widersacherin, jeden Kap-Dämon (Versteckten) (und) jeden Imen-Dämon (Verborgenen), jeden Gestaltwandler (wörtl. der seine (Schreck)gestalt unkenntlich macht)1, einen der Hitze erzeugt im Ohr des Pharao L(HG), in seinem Fleisch, in seiner Schläfe, in seinem gesamten Körper (und) in all diesen seinen Gliedern.
Den, der sich in Schlaf und Wachen (?) begeben hat, erinnere ihn an seine Schlechtigkeit in der Nekropole. (Oder: halte ihn in schlechter Erinnerung in der Nekropole.)
Es ist der Vater des Psammetich, der Stier von Heliopolis, der jeden Toten/Wiedergänger, jede Tote/Wiedergängerin, jeden Widersacher, jede Widersacherin, jede Hitze niederschlagen wird, der (oder die) dort Unruhe2 stiftet.

1 sni̯-jr.w=f: „Gestalt unkenntlich machen“ (Wb 3, 457.12), s. O’Rourke 2015, 144 [K]. jr.w=f ist mit dem Abkürzungsstrich für den Feind (Z6) als gefährlich bzw. böse klassifiziert, vgl. O’Rourke 2015, 143 [J]; Quack fasst den Ausdruck als terminus technicus auf und schlägt als Übersetzung „Gestaltwandler“ vor (Email vom 29.12.17).
2 tꜣwḥ: Hier mit dem flatternden Vogel (G41) und gehenden Beinen (D54) klassifiziert. Offenbar eine Verbform zu Wb 5, 234.7 „Aufrührer“, s. O’Rourke 2015, 145 [V].

Spruch M (Kol. x+9,5–7)

[x+9,5] Ein anderer Spruch:
Herausfließen sollst du, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, einer, der aus der Finsternis kommt,1 um Hitze zu erzeugen im Ohr des Pharao!
Denn Re geht am Himmel auf, denn Osiris lässt sich in der Nekropole nieder!

1 jyi̯ m kk.wj: zu einer Parallele in pBerlin P 3027, I 9, s. N. Yamazaki, Zaubersprüche für Mutter und Kind: Papyrus Berlin 3027, Achet 2 (Berlin 2003), 14; O’Rourke 2015, 148 [B].

Spruch N (Kol. x+9,7 bis x+12,16)

Andere Sprüche zum Räuchern des Ohres, (zum) Vertreiben von Hitze (und zum) Austreiben eines Toten/Wiedergängers (oder) einer Toten/Wiedergängerin aus dem Ohr:
Oh Re! Oh Atum! Oh Chepri!
Oh Schu! Oh Tefnut! Oh Geb! Oh Nut! Oh Osiris! Oh Horus! Oh Seth! Oh Isis! Oh Nephtys!
Oh Hu! [x+9,10] Oh Sia! Oh Upuaut! Oh Anubis! Oh Isdes!
Oh der, für den sich der Himmel bewegt! Oh der, für den sich die Erde bewegt!
Oh Sehgott! Oh Hörgott! Oh T(ho)t1!
Oh Götter des Südens! Oh Götter des Nordens! Oh Götter des Westens! Oh Götter des Ostens!
Oh Große Neunheit, die im Himmel ist! Oh Große Neunheit, die auf der Erde ist! Oh Große Neunheit, die in der Nekropole ist!
Oh Vierheit der großen Falken, die am Bug der Barke des Re sitzt, wenn er am östlichen Horizont des Himmels aufgeht (und) wenn er am westlichen Horizont des Himmels untergeht!
[x+9,15] Oh Vierheit der großen Uräen, die der Schutz2 der Barke des Re ist!
Oh großer Kater, der wacht über die msk.tjt-Barke des Re, während er aufgeht am östlichen Horizont des Himmels!
Oh jene Götter, Herren der Gesichter, (mit) zahlreichen Uräen!
Oh Vierheit der großen Udjat-(Augen?), die gegenüber ihres Herrn sitzt.
Oh [___], Herren der Ewigkeit, die, die machen [___] immer!
Oh geheiligte ⸢Gö⸣[tter] geheim an Gesichtern!
[x+10,1] Oh Millionen von Göttern, deren Namen man nicht kennt im Himmel, (auf) der Erde (und in) der Unterwelt!
Oh alle diese Götter (und) Göttinnen, deren Namen ausgesprochen werden!
Kommt!
Möget Ihr vertreiben einen Toten/Wiedergänger (oder) eine Tote/Wiedergängerin (und) Hitze im Ohr von Psammetich l.(h.g.)!
Niemals wird er sein Schneiden vollziehen in ihm!
Niemals wird er seine Last gegen ihn schleudern!
Niemals wird er sein jb-Herz vergesslich (machen)!
Niemals wird er Bitterkeit seines hati-Herzens verursachen!
Niemals wird er Jucken (wörtl. Knabbern) in seinen Gliedern verursachen!
Niemals wird ⟨er⟩ Behinderung bei seinem Gehen verursachen!
Niemals wird er Krämpfe (?)3 (wörtl. Springen) in seinen Gliedern [x+10,5] verursachen!
Niemals wird er von seinem Fleisch essen!
Niemals wird er seinen Mund hemmen!
Niemals wird er seine Worte (= die Fähigkeit zu sprechen) fortnehmen!
Niemals wird er seine beiden Augen blind machen!
Niemals wird er seine beiden Ohren taub machen!
Zurück, Du, Feind, Jener/Feindin (?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, usw., einer, der Hitze macht im Ohr von Psammetich!
Du bist herausgekommen!
Und du begleitest für mich die Prozessionsbilder5 der großen Götter (und) veranlasst, dass jeder sie kennt, zusammen mit dem Herrn-des-Ansehens, Der-Groß-an-Kraft, Der-Vielnamige, der machtvoll an Zeit ist, Herr der Manifestationen, der verborgen an geheimer Stätte ist.
Du hast alles ausgesprochen, was du gesehen hast, ohne etwas davon zu verbergen, wenn du hinschaust.
Aber tatsächlich erblinden deine beiden Augen wegen dem, was du siehst.
Und du erhebst [x+10,10] dich (weg) von (?) der Erde.
Und du siehst die Götter, du „leitest“ den Himmel, du steigst herab in die Unterwelt (und) du erkennst, was darin ist.
Nennst du das Prozessionsbild von Osiris-Wennefer in der Nekropole, den man nicht kennt, verfluchen dich die Götter des Westens, die entstanden sind beim Ersten Mal.
Oh Feind, Jener/Feindin (?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin usw., Heißer, Hitze, die im Ohr von Psammetich L(HG) ist!
Erinnerst du dich nicht an das Gerede, das du gemacht hast?
Sieh den (Gott) soundso an einem geheimen Ort wie dem südlichen Himmel: sein Gesicht ist das von Geflügel6, seine beiden Augen sind Feuer; seine beiden Arme sind die einer Katze (und) sein Mund ist [x+10,15] Glut!
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, usw., die im Ohr des Pharao sind!
Du sagst: „Ich sehe das Prozessionsbild im östlichen Horizont des Himmels!“
Du sagst: „Ich decke das kostbare Kopftuch auf (und) sehe den Kopf der Hathor als geheimnisvolles, verborgenes Prozessionsbild!“
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, usw., diejenigen, die Hitze erzeugen im Ohr des Pharao l.h.g.!
Du sagst: „Es ist so, dass ich aus Rosetau gekommen bin, als (ich) die Wege wies (?) [für (?)] den, der [in] der Nacht ⸢kommt⸣, [wie (?)] Anubis aus Busiris kommt, nachdem er Osiris in dieser Balsamierungsstätte einbalsamiert hatte […] sein/er […]“.
Tatsächlich [x+11,1]7 liegen Isis und Nephtys8 auf ihrem Bauch beim Schützen für Wennefer.“
Falle, du,9 nachdem du es gesagt hast!
Oh Feind, Jener/Feindin (?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, einer, der diese Krankheit macht im Ohr des Psammetich!
Du sagst: „Ich sehe, was gegen Osiris getan wurde durch [(ein feindliches Wesen)].“
Und tatsächlich alle Augen10, sobald sie (es) sehen, sind sofort blind, genauso wie du das Geheimnis benannt hast, als einer, dem das (Augen)licht genommen wurde (?).
Siehe, [Hap]y ist in die Nekropole eingetreten (und) er hat die Dinge gepackt, die darin sind.
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, derjenige, der auf den beiden Ohren des Pharaos ist!
[x+11,5] Du kämpfst gegen die beiden Rivalen, die beiden Brüder!
Ist Geb, der Fürst der Götter, an der Seite der Maat?
Du sagst: „Der Feind des Re schläft in Letopolis.“
Es sind alle Götter in ihren Schreinen.
Sogar die Neunheit ist verschlossen/unzugänglich (?)im Hinblick auf ihre Gesichter (?), entsprechend wie du sagtest über die Vierheit der Götter, die vom Himmel stiegen: „Ihre Gesichter sind die von Falken, ihre beiden Arme die eines Löwen.“
Sie reden (und) gehen gemeinsam11.
Sie gewähren Eintritt in das Zelt12 in Letopolis, wobei sie vertreiben den Toten/Wiedergänger (oder) die Tote/Wiedergängerin (und) die Hitze in der Schläfe von Psammetich.
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, usw. derjenige, der im Ohr [x+11,10] des Pharao ist!
Du sagst: „Die Prozessionsbilder sind in Cheraha (und) die Götter hinter ihnen!“
Du trägst die Prozessionsbilder hinaus, die sich hinter dem großen lebenden Gott befinden.
Sie schlafen.
Und die Götter gehen an ihrer Spitze mit ihrer Ach-Macht beladen.
Niemals essen sie, niemals trinken sie, denn sie leben von Maat!
Und die Götter, die in ihr (sc. Maat) sind, schlafen in einem Feuerring umgeben vom (Feuer)-See.
Niemals darf irgendein Auge sie erblicken!
Sobald einer sie sieht, erblindet er sogleich (wörtl. Was den angeht, der sie sieht, er erblindet sogleich).
Es gibt dort einen Kater von 7 Ellen.
Er lebt in/an (?) seinem Kopf.
Hiu, dem sich kein Auge (= niemand) nähern kann, außer [x+11,15] ihm selbst.
Siehe, die Neunheit von Cheraha vertreibt den Toten/Wiedergänger, die Tote/Wiedergängerin, den Widersacher, die Widersacherin usw. (nämlich) den, der Hitze im Ohr von Psammetich macht.
Oh Feind, Jener/Feindin (?)4, Widersacher, Widersacherin, einer, der Hitze macht im Kopf (und) in der Schläfe (und) im Ohr des Pharao, als du gesagt hast: „Ich bin aus Letopolis gekommen (und) ich habe das Götterkollegium gesehen, welches auf einem ehe[rnen?] Thron13 sitzt, [mit?] ihren beiden Armen auf dem Erdboden.“
Tatsächlich [… …] mit (?) ihrem Namen, um seinen Namen zu sagen während er vergisst zu öffnen (?) hin zu (?) [… …] [Mo]rgen (?)14.
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, einer, der Hitze macht, [im Kopf, in der Schlä]fe und in den beiden ⸢Ohren⸣ [x+12,1] von Psammetich l.h.g.!
Du weißt (und) sagst, dass der schöne Jun(-Pfeiler) herauskommt, der Herr des schönen Erneuerns (=Verjüngen) an jedem Tag, der Menschen (und) Götter gemacht hat aus seinen Gliedern, der die Finsternis vertrieben hat, nachdem er entstanden ist, der dessen Name „Allherr, König der Götter, großartiger Herrscher“ ist.
Oh Chepri Re, mögest du vertreiben den Toten/Wiedergänger, die Tote/Wiedergängerin, den Widersacher, die Widersacherin, den Heißen, die Heiße, die im Kopf des Pharao ist!
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, einer, der im Kopf, in der Schläfe (und) im Ohr des Pharao ist, als du gesagt hast:15 „Ich habe das Abbild [x+12,5] des Schreins gesehen, verborgen im Himmel, (aber) Raub (?)/Vertreiben (?)16 ausgesetzt17 auf der Erde“.
Tatsächlich ist es/er ⟨in⟩ der geheimen Duat festgehalten.
Böses gegen Dich: Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, usw., der Hitze erzeugt im Ohr des Pharao!
Es gibt das Böse tatsächlich nicht gegen Psammetich!
Oh Feind, Jener/Feindin(?)4, Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, Widersacher, Widersacherin, usw., der Heiße, die Heiße, der Ficker, der vorbeigeht am Tage, der Schwanz, der gegen das Ohr von Psammetich tanzt (zuckt?),18 einer, der gekommen ist, um gegen ihn herab zu steigen bei Nacht, bei Tag und zu jeder Zeit!
Getilgt bist du, vertrieben bist du, gefällt bist du, entfernt bist du!
Niemals wirst du dauern im Kopf, in der Schläfe (und) im Ohr des Pharao!
Denn alle Götter [x+12,10] werden veranlassen, dass du fern bleibst vom Pharao genauso wie die Zunge des Krokodils fern ist von ihm in der Länge der Ewigkeit – in Ewigkeit!
Zu rezitieren, während Re an seinem Horizont aufgeht; und diese Götter auf eine neue Mehet-Schale zeichnen, wobei das Bild in Farbe, mit Honig beschmiert (und) mit süßem Bier abgewaschen (?) wird; werde getrunken von dem Mann, der am Kopf erkrankt ist, (und) der unter Hitze in beiden Ohren leidet; und es zeichnen auf eine Binde aus Feinleinen, wobei ein Gott sein Bild/seine Vorlage ist (?); werde gesalbt mit feinstem Öl (und) getrockneter Myrrhe; das Amulett um den Hals des Mannes legen (wörtl. an den Hals geben).
Ist er gesund, wird er gesalbt mit Honig, der in Wasser aufgelöst ist (wörtl. ins Wasser geworfen).
Ist er nicht gesund, wird das Amulett mit mrḥ.t-Öl gesalbt; das ganze Ohr wird deswegen täglich gesalbt [x+12,15] mit ꜥf.t-Kraut19, eingeweicht in Laudanum; gleichermaßen werden die beiden Augen geschminkt mit Ausgezupftem (?)20 vom ꜥf.t-Kraut19, eingeweicht [in] Honig.

1 : Seit dem Mittleren Reich etablierte, spielende Schreibung für Ḏḥw.tj, s. L. D. Morenz, Der Mond. Über Königsnamen, visuelle Poesie, Metaphorik und Zeitgeist in der Mitte des 2. Jt. v. Chr., in: Bulletin de la Société d’Égyptologie de Genève 25, 20022003, 121130, hier: 121–124.
2 zꜣ: Lies zꜣ (V17) „Schutz“ (Quack, Email 29.12.17) gegen O’Rourke (2015, 154, 157 [R]), der ꜥḥꜥ liest und „entourage“ übersetzt, mit Verweis auf Wb 1, 221, 8–9 „Menge von Menschen“. Allerdings ist das Wort zumeist mit konkreten Angaben von Personen verknüpft und wird zusätzlich zu dem Semogramm-Strich und der Buchrolle in der Regel mit Pluralstrichen und häufig auch mit Personen klassifiziert. Nur eine Ausnahme ist mir bisher bekannt: ꜥḥꜥ n(.j) mšꜥ, geschrieben mit Mastbaum und Buchrolle, wobei das folgende mšꜥ mit Pluralstrichen klassifiziert ist (Frgm. zu P.Boulaq 11: Kairo CG 58070; DZA 21.955.970). Hier steht das Zeichen mit Semogramm-Strich und Buchrolle, was sehr gut zur Quackschen Lesung passt. Vgl. hierzu auch die annähernd identische Form des Zeichens V17 in x+13,8.
3 ftft: „springen, hüpfen“; O’Rourke übersetzt „trembling“ mit Verweis auf Wb 1, 581, 3–6 sowie pEbers, 108, 14, wobei er im Kommentar eher von Symptomen wie „pulsation“ und „throbbing“ spricht, was auf einen entzündlichen Prozess hinweist, aber ebenfalls „spasm of some sort“ erwähnt. Nach Durchsicht einiger Belege ist m.E. eine krampfartige, also eine heftige und gleichzeitig ungerichtete Bewegung besser mit der Grundbedeutung des Wortes zu vereinbaren, als ein Pulsieren oder Pochen. Ich denke hier insbesondere an einen Beleg aus einem Nilhymnus (oDeM 1675, Rto 8), wo mit ftft die Bewegung von Würmern beschrieben wird.
4 pf.t: Siehe Anmerkung oben.
5 sšm.y: Prozessionsbilder in Schreinen, vgl. B. Ockinga, Die Gottebenbildlichkeit im Alten Ägypten und im Alten Testament, Ägypten und Altes Testament 7 (Wiesbaden 1984), 40–51.
6 ꜣpd: O’Rourke liest hier G 38 als bꜣ, mit Hinweis auf É. Drioton, La cryptographie de la chapelle de Toutânkhamon, in: Journal of Egyptian Archaeology 35, 1949, 117–122, hier: 120, s. O’Rourke 2015, 164 [AQ]; inhaltlich weniger problematisch ist die Lesung ꜣpd nach Quack (Email vom 29.12.17).
7 In der Tafel 11A ist das erste Fragment der Kolumne um etwa eine Zeile zu tief platziert und der letzte schmale Streifen auf der linken Seite im oberen Bereich der Kolumne ist etwas zu weit entfernt sowie geringfügig zu tief platziert.
8 Ꜣs.t [Nb.t-h]w.t: Lies Ꜣs.t [Nb.t-h]w.t nach Quack (Email vom 29.12.17), was sowohl inhaltlich überzeugender ist sowie sehr gut zu den erhaltenen Spuren passt, gegen O’Rourke (2015, 165 [BG]), der zu W[sjr Ꜣs].t ergänzt.
9 ḫr jr =k: Vgl. O’Rourke 2015, 166 [BJ].
10 jr.t nb.t Wb 1, 107,3–4: „jedes Auge“ im Sinne von „jedermann, alle Menschen“ ähnlich wie ḥr nb gebraucht, was das Suffix in der 3. Pers. Pl. bei gmḥ erklärt; vgl. dagegen O’Rourke (2015, 166 [BQ]), der für gmḥ ein Partizip mit Objekt sn annimmt.
11 ẖnm.w: Durch die Ähnlichkeit der Zeichen W7 und P5 im spätzeitlichen Hieratisch, wäre es an dieser Stelle ebenfalls möglich, ṯꜣw „Wind“ zu lesen (Vorschlag von Quack, Email vom 29.12.2017). Inhaltlich ist dies ebenso problematisch wie eine Kurzschreibung von ẖnm im Hieratischen. Offenbar gehen beide Schreibungen gelegentlich durcheinander, denn ẖnm tritt spät auch in der Schreibung P5-U31 (Wb 3, 377) auf; zum Lautwert ẖn für das Segel P5, siehe D. Kurth, Einführung ins Ptolemäische. Eine Grammatik mit Zeichenliste und Übungsstücken I (Hützel 2007), 357 [23]. Die Stelle bleibt problematisch.
12 jmj: jmꜣw „Zelt“ (Wb 1, 81.1–7) nach O’Rourke 2015, 169 [CO]; diskutiert werden ebenfalls jmḥ.t „Grabeshöhle o.ä. als myth. Ort in der Unterwelt“ (Wb 1, 881–4) und jmḥḏ.t „Nekropole von Letopolis im Delta“ (WCN 856237) mit Verweis auf D. Meeks, Mythes et légendes du Delta d’après le papyrus Brooklyn 47.218.84, Mémoires publiés par les membres de l’Institut français d’archéologie orientale 125 (Le Caire 2006), 59, Anm. 72, 74–75, Anm. 157.
13 bḥd(.w) n(.j) bj[ꜣ?]: So bei O’Rourke 2015, 172 [DQ].
14 [dw]ꜣ.t: Ergänzung nach Quack (Email vom 29.12.17), was zu den noch sichtbaren Zeichenspuren passen würde; O’Rourke liest ꜣ.t (O’Rourke 2015, 151 u. 154).
15 ḏd=k: ḏd ist hier demotisch geschrieben.
16 ḫnr~m: O’Rourke (2015, 173 [EA]) vermutet ein Lehnwort. Fischer-Elfert (pers. Kommunikation) vermutet einen Zusammenhang zu kopt. ϩⲱⲗⲉⲙ „Raub, Beute” (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 670b), das passt zu dem Klassifikator (Schlagender Mann) und zum folgenden ꜣmm; Quack (Email vom 29.12.17) denkt eher an ϣⲟⲗⲙⲉ „heraustreiben, hinausziehen“ (W. E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1962), 560a: „draw forth“), das Černý (Coptic Etymological Dictionary (Cambridge 1976), 240) vage mit šrm (Wb 4, 528.10: „(die Waffen) niederlegen“) in Verbindung bringt.
17 wꜣi̯.w r: Quack (Email vom 29.12.17) schlägt für diese Stelle einen „euphemistischen“ Gebrauch der Verbindung wꜣi̯.w r (vgl. Quack, in: LingAeg 3 (1993), 59–79) vor. Hier erscheint die Verwendung von wꜣi̯.w r als Ausdruck der Entwicklung einer Handlung, eines Zustands oder eines Ereignisses, ähnlich wie von Franke (Das Entfernen eines Sprachtabus. Nochmals zur Konstruktion wꜣj r, in: Göttinger Miszellen 165, 1998, 51–56) dargelegt, passender, da sich dadurch inhaltlich ein sinnvoller Gegensatz von der Sicherheit im Himmel und einer möglichen Gefährdung auf der Erde ergibt.
18 pꜣ nk zni̯ m hrw pꜣ sd ksks r msḏr n(j,) Psmṯk: Zum Ohr in altägyptischen Sexualvorstellungen siehe L. Störk, Das Ohr in den altägyptischen Sexualvorstellungen, in: Göttinger Miszellen 5, 1973, 33–38; L. Störk, Das Ohr in den altägyptischen Sexualvorstellungen – Nachtrag, in: Göttinger Miszellen 8, 1973, 39–42; L. Störk, Aurispizien III, in: Göttinger Miszellen 108, 1989, 65–74.
19 ꜥf.t: Eine Pflanze, s. BWL-Wortdiskussionen, LP.
20 ṯꜣw.t: Eventuell als Ableitung des Verbums ṯꜣ „ausklauben“ (Wb 5, 343.6) zu verstehen, vgl. W. Guglielmi, Reden, Rufe und Lieder auf altägyptischen Darstellungen der Landwirtschaft, Viehzucht, des Fisch und Vogelfangs vom Mittleren Reich bis zur Spätzeit, Tübinger Ägyptologische Beiträge 1 (Bonn 1973), 52, Anm. 142; vgl. „Teil“ (H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 561–562), s.a. O’Rourke 2015, 175 [EX].

Spruch O (Kol. x+12,16 bis x+13,10)

Ein anderer Spruch1 zum Vertreiben von Hitze2 im Ohr:
Hitze! Geschrei3! ⟨Ihr⟩ dürft nicht gegen mich kommen!
Geht doch zu den beiden (Zwillings)kindern4 (und zu) den beiden Müttern (?)5, die aus dem Nasenloch des Re herausgekommen sind!
Niederhalten wird euch der Träger/Besitzer der Abwehr6, derjenige, der das Götterbild des Re zeigt (wörtl. gibt).
Dieses Götterbild [eines Falken]7 beleckt den Spruch/Mund (?) […], wobei dein Stab zerbrochen wird (und) du dein ḏꜥm-Szepter enthauptest.
Erzeuge also keine Hitze im Ohr des Pharao!
Sei […], du!
Komme nicht gegen/zu sein/em Ohr!
Hört die Worte (des Gottes) Re täglich ohne sie zu [sag]⸢en⸣!8
(Denn) er ist der Ptah dieses Tages.9
Nicht wirst du Macht gewinnen über [x+13,1] das Ohr von Psammetich l.h.g., (noch) über sein jb-Herz, seine Schläfe, sein hati-Herz (sowie) diesen seinen gesamten Körper.
Denn er hat die Haut, die aus Osiris hervorkam; die beiden Hörner an ihm gehören dem „Vordersten von Letopolis“10; die Haare auf seinem Kopf sind (die des) Harsiese!
Und seine beiden Ohren (sind) im Inneren des Udjat-Auges (= Amulett?)!
Höre11 die Worte des (Gottes) Re im östlichen Horizont des Himmels!
Oh Feind! Jener! (oder: Feindin!)12 To⸢ter⸣/Wieder⸢gänger⸣! [To]ter/[Wieder]gängerin! usw., einer, der diese Krankheit gegen Psammetich l.(h.g.) richtet (wörtl. macht), ⟨angefüllt⟩ mit Blut, eingetaucht13 in sein Rotes (Blut) (und) beschmiert mit ṯr.w-Blut [x+13,5] einer ꜥmꜥ.t-Unreinen14, derjenige hat gehandelt in Götter-Beschmutzung (bzw. Infektion)15!
Einer, der sagen wird, er wolle hinabsinken in seine (scil. Psammetichs) Knochen, damit er von seinem Mark (oder: Kopf?)16 essen (und) an all seinen Gliedern nagen kann, hat getan, was Re verabscheut.
Er hat die Atef-Krone auf seinen Kopf gesetzt.
Er schreckt die, die in ihrem Hügel sind17.
Verborgen sind die Götter (und) ihre Vorfahren, wenn sie ihn sehen.
Geh {nicht} zurück! Weiche! Gestaltwandler (wörtl. der seine Gestalt umwendet)18!
Attackiere nicht den Pharao!
Komme nicht gegen ihn!
Er ist Harsiese.
Schutz hinter Schutz, es kommt Schutz.
Zu rezitieren über Blut eines Esel-Junghengstes19, Blut vom Ohr einer Fledermaus, der Feder eines Phönix (zu Asche) zerglüht (und gemischt)20mit mrḥ.t-Öl (und) Ziegenfett.
Damit den Mann salben, der unter Hitze (leidet), die mit einem Toten/Wiedergänger (oder) einer Toten/Wiedergängerin ins Ohr eingeführt wurde, [x+13,10] und für ihn eine Untersuchung des Leibes21 vornehmen und das Heilmittel an sein Ohr geben.

1 Anmerkung: Spruch O ist in Teilen eine Parallele von Spruch C, der allerdings wesentlich schlechter erhalten ist.
2 hh{.t}: Der Text zeigt insgesamt 32 Belege für hh/hh.t zur Bezeichnung sowohl einer Krankheit bzw. eines Symptoms als auch von (dämonischen) Erregern, die in entsprechenden Auflistungen paarweise auftreten. Die Schreibung mit t-Endung tritt häufiger auf, kann allerdings allein nicht als Hinweis auf eine Trennung von einem maskulinen und einem femininem Substantiv gewertet werden. Denn in den Auflistungen wird das Genus durch vorangestellte Demonstrativpronomen (pꜣ/tꜣ) angegeben, wobei jeweils beide Substantive eine t-Endung zeigen. Es handelt sich daher bei den femininen Substantiven im Auflistungs-Paar eher um eine vom Kontext abhängige künstliche Genusbildung, die keinen eigenen semantischen Wert bereithält.
Eine Verbindung mit der hhj.t-Ohrenkrankheit (WCN 99300: Wb 2, 502.11; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 573; R. A. Caminos, Late-Egyptian Miscellanies, Brown Egyptological Studies 1 (London 1954), 251) ist aufgrund der Schreibung eher unwahrscheinlich. Im vorliegenden Text wird das Wort einmal deutlich mit Q7 (x+8,2) als Hitzezustand und ansonsten mit dem abgekürzt geschriebenen Sterbenden (Z6) als bedrohlich klassifiziert. Es scheinen in diesem Text insgesamt eher (entzündliche) Hitzezustände bzw. Erreger von solchen gemeint zu sein, vgl. O’Rourke 2015, 26–28.
3 dnw.yt: Zur Verbindung von dnj.wt „Geschrei“ mit Seth, s. O’Rourke 2015, 182–183 [A].
4 zꜣ.wj: Vgl. zꜣ.tj „Kinderpaar/die beiden Kindchen“ (Wb 3, 412.8–12) bezogen auf Schu und Tefnut. Die entsprechenden Belege zeigen in der Regel eine Form, die wie ein Femininum aussieht, aber tatsächlich ein „Relikt der hamitosemitischen Diminutiv-Bildung auf t“ ist (W. Schenkel, zꜣ.t „Kindchen“, ṯꜣ.t „Jüngchen“, in: Göttinger Miszellen 84, 1985, 65–70, hier: 65). O’Rourke (2015, 183 [C]) verweist auf CT 783, wo zꜣ.wj=ky mit Schu und Tefnut verbunden sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber auch PT 215 §148c, wo die Ohren des Unvergänglichen als zꜣ.tj des Atum bezeichnet werden: msḏr.wj=k zꜣ.tj (J)tm(.w) j:ḫm-sk.
5 jd.t(j): Lesung nach Quack (Email 29.12.17) gegen O’Rourke, der W10 liest und die Stelle mit göttlichen Bas verbindet, die durch Niesen entstehen, s. O’Rourke 2015, 183 [D, E]. Diese Auffassung lehnt Quack aus paläographischen Gründen ab.
6 njꜣ: O’Rourke interpretiert ẖr.j njꜣ als Objekt, fasst njꜣ als Verschreibung von nj.t „Böses“ (Wb 2, 201.7) auf und übersetzt dementsprechend: „May you drive away the one possessing evil (?) by placing an image of Re“ (O’Rourke 2015, 181, 184 [G]). Das Wort nj.t „Böses“ ist nur aus Tb17 bekannt und dort mit dem schlechten Vogel (G37) oder dem schlechten Paket (Aa2) o.ä. klassifiziert (vgl. R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden/Boston/Köln 2000), 200), was sich nicht gut mit Schreibung und Klassifikation durch zwei D42-Arme im pBrooklyn korrelieren lässt. Diese passt dagegen ausgezeichnet zu nj(ꜣ) „(jmd.) abweisen“ (Wb 2, 201.4–6). Schwierigkeiten macht bei dieser Lösung allerdings, dass man ein sekundär vom Verbum abgeleitetes Abstraktum in der Bedeutung „das, was (wirksam) abweist/abwehrt“ zugrunde legen muss, das ansonsten nicht belegt ist (das dem Verb zugrunde liegende Substantiv njwj „Lanze“ (Wb 2, 202.15; J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Sonderschrift des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 3 (Mainz 1976), 690–692 [789]) ist nur als Konkretum bezeugt). Die ungewöhnliche Doppelsetzung des Klassifikators im pBrooklyn könnte auf eine NR-Schreibung zurückgehen, die D42 mit D40 kombiniert (pLeiden I 344, rt., Adm., 2,10). Auch inhaltlich ergänzen sich dr und njꜣ, da mit dr grundsätzlich eine abwehrende Aktion nach unten ausgedrückt ist: „Das Sem [VERTIKALITÄT] muß zur Grundbedeutung des Verbs gehören, die so etwas wie ‚niederhalten‘ sein wird.“ (J. Assmann, Wort und Text. Entwurf einer semantischen Textanalyse, in: Göttinger Miszellen 6, 1973, 932, hier: , 14, Anm. 11).
Einen Vorteil brächte diese Lösung ebenfalls für das Kontinuum der Textsyntax, da ẖr.j njꜣ „Träger bzw. Besitzer der Abwehr“ als Agens, d.h. syntaktisch als Subjekt des Satzes zu verstehen ist und damit tn ebenso wie im vorhergehenden Satz die bösen Mächte bezeichnet. Inhaltlich könnte hier auf ein tatsächliches Auflegen eines Götterbildes, das am Erkrankten praktiziert wird, angespielt sein.
7 [bjk]: Ergänzung nach O’Rourke 2015, 181, 184–185.
8 nn [ḏ]⸢d⸣ sw: Ergänzung nach P. Dils (Schreiben vom 27.03.2019).
9 Ptḥ n(,j) rꜥw pn: oder n für m „Er ist Ptah an diesem Tag“.
10 Ḫnt.j-Sḫm: Siehe Anmerkung oben.
11 sḏm: Es könnte auch ein Partizip angenommen werden, um diesen Teil noch an das Vorangehende anzuschließen: „Einer, der die Worte des (Gottes) Re im östlichen Horizont des Himmels hört“. (Hinweis von Quack, Email vom 29.12.17).
12 pf.t: Siehe Anmerkung oben.
13 bꜥbꜥ: Siehe Anmerkung oben.
14 ꜥmꜥ.t: Siehe Anmerkung oben.
15 m ꜥb.w nṯr.w: Der Schreiber hat ꜥb.w mit der Buchrolle (Y1) statt mit dem schlechten Vogel (G37) klassifiziert. So steht dort eigentlich „zusammen mit den Göttern“. Die Parallele in Spruch C (x+2,13) schreibt: [jri̯.n]=f ꜥb.w=f r pr-ꜥꜣ „Er hat sein Unheil/seine Infektion gegen Pharao gerichtet (wörtl. gemacht)“. Zur Bedeutung Infektion, s. J. F. Quack, Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 6380, hier: 67.
16 tbn: Das Wort ist etwas abgerieben, aber im parallelen Spruch C (x+2,13) deutlich zu lesen. tbn „Kopf/Oberseite“ klassifiziert durch D1 ist neuägyptisch in Präpositionalphrasen belegt. Daneben gibt es ein tbn „Knochenmark/Gehirn“, das gewöhnlich mit dem schlechten Paket Aa2 u.ä. klassifiziert wird. Trotz des Klassifikators für „Kopf/Oberseite“, spricht das „Hinabsinken in die Knochen“ bzw. „Laufen (?) in den Knochen“ (Spruch C, x+2,13) im ersten Teil des Satzes deutlich für die Bedeutung „Knochenmark/Gehirn“.
17 jm.w jꜣdt=sn: Lesung nach O’Rourke 2015, 188–189, mit Verweis auf C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), 9, n. 54, der jm.y jꜣt=f als Name einer Schlange identifiziert hat.
18 sni̯-jr.w=f: Siehe Anmerkung oben.
19 (j)ꜥꜣ qmy: „Esel-Junghengst“, wörtl. etwa „qmy-Rind-artiger Esel“, wobei es sich bei den qmy-Rindern (Wb 5, 38.1) um ca. einjährige, männliche Tiere handeln dürfte, s. A. I. Blöbaum, Der falbe Esel – eine Chimäre?, in: A. I. Blöbaum – M. Eaton-Krauss – A. Wüthrich (Hrsg.), Pérégrinations avec Erhart Graefe. Festschrift zu seinem 75. Geburtstag, Ägypten und Altes Testament 87 (Münster 2018), 83–101.
20 snwḫ: Zur Verwendung des Verbums in der Drogenzubereitung, s. H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962) II, 759–760; U. Verhoeven, Grillen, Kochen, Backen im Alltag und im Ritual Altägyptens. Ein lexikographischer Beitrag, Rites égyptiens 4 (Bruxelles 1984), 181–189.
21 wḫꜣḫ ẖ.t: Das Verb wḫꜣ „suchen, holen, begehren“ (Wb 1, 353.14–354.7) wird hier in seiner späten Schreibung mit weiterem im Auslaut offenbar ähnlich gebraucht wie ḫꜣi̯ „untersuchen“ (Wb 3, 223.2–3; H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962), 644–646). Der Ausdruck findet eine Parallele in pBrooklyn 47.218.47 rt. x+3,15 u. 17 (Hinweis von J. Quack, Email vom 29.12.2017).

Spruch P (Kol. x+13,10–19)

Ein anderer Spruch:
Ha! Toter/Wiedergänger, der zum Ohr von Psammetich gehört, zerschnitten bist du, denn ich habe dich geschlachtet!
Siehe, sie ist gekommen!
Siehe, die Große ist euch nahe gekommen!
Möget ihr (Pl.) ihr (Sg.) Horn vorne sein lassen gen Westen (und) Osten, gen Süden (und) Norden!
Ihr Horn gen Westen (und) das Gefolge des Horus!
Ihr Horn gen Osten (und) das Gefolge des Be (Seth)!
Ihr Horn gen Süden (und) das Gefolge des Horus!
Ihr Horn gen Norden (und) das Gefolge des Be (Seth)!
Zurück du, der seinen Infekt im Ohr von Psammetich ausbreiten will!
Geschlagen bist du, jbryw-Krokodil1, “Gieriger” (Krokodil) […], denn [x+13,15] sie nennt diesen deinen (schlimmen) Namen2: „Das, was sie verschlungen hat.“
Der Falke wird dich schlachten! Der Kater wird dich köpfen!
Weiche Aufrührer! Du sollst deine Infektion (wörtl. Horn)3 nicht ausbreiten im Ohr von Psammetich [LH]G!
Dein (Weiter)gehen ist aufgehalten (wörtl. Dass du gehst, ist zurückgetrieben)! Denn ich habe die Große gebracht!
Sie wird Feuer legen an dir jeden [Tag], wenn du sprichst gegen Pharao.
„Heißer! Heiße!“ Das Wort gegen dich zu erheben (wörtl. sprechen)4 (ist) (?) dein Abscheu […] (?).
Niemals wirst du gegen das Ohr des Pharao angehen (wörtl. kommen)!
Zu rezitieren über Honig, [Exkrementen] eines [Ka]ters, Exkrementen eines Meseh-Krokodils (?),5 Exkrementen von [… … …] Feinleinen [… … …].

1 jb(ry): Vgl. hierzu jbryw-Krokodile im pBM EA 9997 II 3/ III 11, s. Stadler, in: GM 192, 2003, 101–105.
2 rn=k: Das Wort ist nach dem Suffix mit dem Strich als gefährlich klassifiziert, so dass klar ist, dass es sich um einen schlimmen Namen handelt.
3 ꜥb: “Infektion”, s. J. F. Quack, Tabuisierte und ausgegrenzte Kranke nach dem „Buch vom Tempel“, in: H.-W. Fischer-Elfert (Hrsg.) Papyrus Ebers und die antike Heilkunde. Akten der Tagung vom 15.-16.3.2002 in der Albertina/UB der Universität Leipzig, Philippika 7 (Wiesbaden 2005), 6380, hier: 67.
4 ḏd ⸢md.t⸣: O’Rourke (2015, 194–195, Taf. 13B) liest ḏd šn=k und übersetzt: „Your (own) spell is said against you and against your abomination […]“. Ich kann šn nicht nachvollziehen, vor allem im Vergleich mit der entsprechenden Zeichengruppe auf Seite x+7, 9, 13, 17–18. Quack (Email 29.12.2017) schlägt md.t vor, was zu den erkennbaren Spuren passen könnte.
5 [ḥs] [m]y ḥs.pl ⸮msḥ?: Ergänzung nach einer Parallele in pBerlin P 3038, 6,10 (Bln 70), s. O’Rourke 2015, 198 [MM]. Zur Verwendung von Kot in der ägyptischen Drogenbereitung, s. S. Beck, Sāmānu. Ein vorderasiatischer Dämon in Ägypten, Ägypten und Altes Testament 83 (Münster 2015), 212–213.

Spruch Q (Kol. x+13,19 bis x+14,7)

[Ein anderer] Spruch:1
…] [x+14,1] [… … …] bleiben (?) nicht (?) […].
Du sollst den Spruch (?) vervollständigen (?) […] Barke (?) [… … …] […
Dieser Spruch werde gesprochen über […] (?) aus Brot (?)2 […
…] ? [… …] zum/gegen das Ohr täglich.
[Ein anderer Spruch zum]3 Abwehren der tmy.t-Krankheit4 vom Ohr eines Mannes […
[Ein anderer] Spruch:
[… … …]
Lobpreis/lobpreisen […] Herr der Götter, Gott NN,5 Herz […] (?) […] erhaben [… … …] [x+14,5] […] Neunheit.
Komm, [… … …] mögest du Pharao retten vor6 […] Ohr […
[… … …] [… … …] Mut (?), die Große in/von (?) […] sie selbst nach ihr (?) wie […] sie isst […] Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin [… … …] [… … …] Hitze gegen das Ohr [Pharaos].
Zu rezitieren [___] mal.
Ein anderer Spruch:
[… … …] […] räuchern (?).7

1 Die Anordnung der Fragmente auf der Fototafel 14A entspricht nicht der Transkription und der Umsetzung in Hieroglyphen. Im Foto wurden etwa in der Mitte der Kolumne zwei Fragmente mit direktem Anschluss an den Rest der Kolumne arrangiert, wo O’Rourke im Text und in den Hieroglyphen jeweils eine Lücke in der Größe von ein bis zwei Quadraten angibt. Eine zusätzliche Schwierigkeit besteht dadurch, dass das Arrangement der Fragmente aufgrund erkennbarer Faserverläufe an manchen Stellen durchaus Sinn zu ergeben scheint, im Hinblick auf den Text aber nicht passt. Daher gehe ich davon aus, dass der Einschätzung des Bearbeiters, der den Papyrus im Original in Augenschein nehmen konnte, der Vorzug zu geben ist. Die Angabe von Lücken im Text richtet sich im Folgenden daher nach Tafel 14B (Hieroglyphen) sowie den Angaben in der Übersetzung in O’Rourke 2015, 201. Hinzu kommt, dass die zwei schmalen Fragmente, die zwischen dem letzten mit Resten von 7 Zeilen und dem sehr schlecht erhaltenem Stück mit dem linken Ende der Kolumnen eingefügt wurden, mit einiger Sicherheit falsch platziert sind. Das obere Stück mit Resten von 4 Zeilen ist im unteren Bereich nicht beschriftet. Es wurde so orientiert, dass die gut sichtbare zweite Zeile des Fragments mit der ersten Zeile der Kolumne korrespondiert. Dadurch ergibt sich, dass der untere nicht beschriftete Teil in Höhe der letzten drei Zeilen der Kolumne zu liegen kommt, was ziemlich unpassend ist. Das Stück sollte mindestens in der Höhe verschoben werden. Dann wird auch offensichtlich, dass eine deutlich ausgeprägte dunkle Faser im unteren Teil auf gleicher Höhe zu liegen kommt wie eine ähnlich ausgeprägt erkennbare Faser, die man im unteren Teil der Hauptfragmente verfolgen kann. Unklar ist ebenfalls die Position in der horizontalen Achse. Das Gleiche gilt für das kleine Fragment mit Resten von einer Zeile, das auf der Taf. 14A direkt unter dem eben besprochenen Stück platziert wurde.
Unter Spruch Q ist eine Reihe von kurzen Sprüchen zusammengefasst, die sich durch den fragmentierten Zustand der Kolumne nicht eindeutig indentifizieren lassen.
2 [⸮s?]jꜣ n.t tʾ: Eventuell könnte hier sjꜣ.t (Wb 4, 29.10) gelesen werden. Das Wort ist nur selten belegt und bezeichnet in Listen von Sargbeigaben Gegenstände bzw. Amulette in Vogelgestalt, s. DZA 28.880.750. Die hier erkennbaren Zeichenspuren könnten mit der Schreibung des Wortes vereinbart werden. In PT 59 bezeichnet es ein Falken-Amulett. Zur Angabe des Materials durch das Nomen rectum in einer indirekten Genitiv-Konstruktion, s. K. Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik der Texte der 3. Zwischenzeit, Ägypten und Altes Testament 34 (Wiesbaden 1996), 241–243. Belege dafür, dass Amulette aus Brotteig hergestellt wurden, kann ich nicht anführen. Am ehesten vergleichbar wäre die Herstellung eines Eselphallus aus dp.t-Kuchen (pLondon 10059, 9,6: C. Leitz, Magical and Medical Papyri in the British Museum, Papyri in the British Museum VII (London 1999), 68).
Die Zeichen ließen sich auch mit dem wjꜣ.t-Vogel (Wb 1, 272.6, H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 128) verbinden, dessen Galle in einem Rezept im pEbers (Eb 428) verwendet wird und der darüber hinaus leider völlig unbekannt ist. Den Vogel mit Brot zu verbinden, wie es der Kontext dieser Stelle vermutlich vorgibt, ist allerdings schwierig.
3 [ky] [rʾ] [n(,j)]: Ergänzung nach Kontext, keine Spuren zur Absicherung erhalten.
4 tm(y.t): Lesung nach O’Rourke 2015, 202 [H]. Die eng mit der nsy.t-Krankheit verwandte tmy.t-Krankheit ist ebenso wie diese eine von Dämonen bzw. Toten evozierte Krankheit, die durch die Augen eintritt. (H. von Deines – W. Westendorf, Grundriss der Medizin der alten Ägypter. VII. Wörterbuch der medizinischen Texte, 2 Bände (Berlin 1961–1962),  952–953). Der mythologische Hintergrund der Krankheit wird von Leitz ausführlich erläutert, s. Tagewählerei. Das Buch ḥꜣt nḥḥ pḥ.wy ḏt und verwandte Texte, Ägyptologische Abhandlungen 55 (Wiesbaden 1994)44–46: Auf der Grundlage der vorliegenden Textbelege rekonstruiert er einen mit der Idee der Wiedergeburt verknüpften mythologischen Hintergrund, der sich auf die Beobachtung gründet, dass nicht balsamierte Leichen vor allem in den Augen von Maden befallen werden, die sich in Insekten, in erster Linie natürlich in Fliegen, verwandeln. Auf dieser Grundlage vermutet er in tmy.t eine feminine Nisbe-Bildung zu tm/dm-Made (Wb 5, 451.6–7), s. Leitz, ebd., 45.
5 mn: Die Bezeichnung mn mit Götterklassifikator (G7) kommt außer an dieser Stelle nochmals in Spruch N vor (x+10,13). Vermutlich ist es als Platzhalterbezeichnung zu bewerten im Sinne von deutschem „Gott NN“, vgl. (Wb 2, 64.13–65.2). In Spruch N ist von einem Gott an einem versteckten Ort die Rede, so kann die Bezeichnung auch zur Geheimhaltung des Namens dienen. Eine Parallele findet sich in pBrooklyn 47.218.2, x+8.20, s. O’Rourke 2015, 163–164 [AN].
6 šd=k pr-ꜥꜣ m-ꜥ(.w): Ergänzung nach O’Rourke (2015, 202 [N]).
7 Der Rest der Zeile und der Kolumne sind nicht weiter beschrieben.

Fragmente

[Da die Fragmente in der Publikation keine eigene Nummerierung aufweisen, wurden hier Nummern verwendet, die sich aus der Nummer der Tafel und einer fortlaufenden Nummerierung der darauf abgebildeten Fragmente zusammensetzt.]

Fragment 15.01 (Taf. 15, oben links)

[15.01,1] […] inbefindlich im Körper […].
[…] er kommt (?) gegen ⸢Pharao⸣ […].
[…] [Re/Osiris (?)]1, Vater der Götter […].
[…] Götter zu/gegen (?) […].
[15.01,5] […] seine Gaue. Oh […].
[unleserliche Reste von zwei Zeichen]

1 [___]: Vor dem Klassifikator sind kleine Spuren eines runden Zeichens zu sehen; vermutlich ist die Sonnenscheibe N5 zu ergänzen, so dass man hier von Re oder Osiris ausgehen könnte.

Fragment 15.02 (Taf. 15, oben rechts)

[15.02,1] [...] [...].
[...] Geißblatt1 [...].
Feuer (?) dieser [...].
[...] zu/gegen (?) [...] zu/gegen (?) [...].
[15.02,5] [...] (?) kommen [...].

1 tḫ.w: Zur Identifizierung der tḫ.w-Pflanze mit einem Geißblattgewächs (Lonicera L. spp.) s. T. Pommerening, Wege zur Identifikation altägyptischer Drogennamen – eine kritische Betrachtung, in: P. Dils – L. Popko (Hrsg.), Zwischen Philologie und Lexikographie des Ägyptisch-Koptischen. Akten der Leipziger Abschlusstagung des Akademienprojekts „Altägyptisches Wörterbuch“, Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-Historische Klasse 84.3 (Leipzig/Stuttgart 2016), 82111, hier: 102–103.

Fragment 15.03 (Taf. 15, zweite Reihe von oben, links)

[15.03,1]) […] (?) […].
[…] in der Nacht (und) am Tag […].
[…] [Ps]ammetich, einer, der […].
[…] ich/mir (?) […].

Fragment 15.04 (Taf. 15, zweite Reihe von oben, rechts)

[15.04,1] […] er/sein (?) als einen, den er schätzt […].
[…] die beiden Ohren öffnen. Und (?) […].
[…] diese […].
[…] (?) […].

Fragment 15.05 (Taf. 15, dritte Reihe von oben, links)

[15.05,1] […] (?) das Gleiche/ebenso (?). Ein anderes (Heilmittel): ꜥf.t-Kraut […].
[…] Toter/Wiedergänger, Tote/Wiedergängerin, du sollst nicht […].
[…] für (?) ihn. Lege nicht (?) […].

Fragment 15.06 (Taf. 15, dritte Reihe von oben, rechts)

[15.06,1] […] Psammetich.
[…] [GN] der Erhabene (?).
[…] seine Körper mit/als (?).
[…] (?) (?).
[15.06,5] […] Ohr (?).

Fragment 15.07 (Taf. 15, unten links)

[15.07,1] […] (?).
[…] ich sehe.
[…] Und (?) das Gesicht. […] 1 (?) […].
[…] [Hitz]e (?) an den beiden Ohren.

Fragment 15.08 (Taf. 15, unten, Mitte)

[15.08,1] […] (?) […].
[…] (?) des (?) […].
[…] (?) zu/gegen den (?) […].

Fragment 15.09 (Taf. 15, unten rechts)

[15.09,1] […] Dinge […].
[…] (?) […].
[…] (?) […].

Fragment 16.01 (Taf. 16, oben links)

[16.01,1] […] (?) […].
[…] (?) werden (?) […].
[…] (?) Feuer […].
[…] jeder Körper eines Toten/Wiedergängers […].
[16.01,5] […] ? sie schneidet o.ä. (?) ein Körperteil […].
[…] Horus, rot an (?) (oder (und) die Rote o.ä.) […].
[…] er/sein […] Himmel […].

Fragment 16.02 (Taf. 16, oben rechts

[16.02,1] […] ? Mund/Spruch […].
[…] unter der Leitung/Gehilfe ?[…].
[…] gemäß/wenn strahlen […].
[…] Schwanz (?) […].
[16.02,5] […] heiß sein (?) […].
[…] ? auf […].

Fragment 16.03 (Taf. 16, zweite Reihe von oben, links)

[16.03,1] […] vor […].
[…] zu ihr; dann soll/st [man/du] sagen […].
[…] für ihn/dafür beim ? […].
[…] ? […].

Fragment 16.04 (Taf. 16, zweite Reihe von oben, links)

[16.04,1] […] Du findest ihn, schlagen (?) […].
[…] sein ? ? […].
[…] dann sollst ⸢du⸣ (?) sagen […].
[…] ? […].

Fragment 16.05 (Taf. 16, dritte Reihe von oben, rechts)

[16.05,1] […] ? […].
[…] 1, Myhrrenharz […].
[…] ein anderes (Mittel): (Knochen)-Zahn (?)1 […].
[…] mꜣt.t-Pflanze, wtj.t-Pflanzenteil […].
[16.05,5] […] in 4 Mal. Ein anderes (Mittel): […].

1 nḏḥ: Lies V28 gegen O’Rourke (2015, 273, Taf. 16), der den Finger D50 liest; das Zeichen hier ist deutlich von rechts angesetzt und nicht von links, wie es für den Finger üblich ist. Schwierigkeiten macht allerdings das folgende Zeichen T19. Als Klassifikator zu nḏḥ.t kommt es normalerweise nicht vor. Möglicherweise ist Elfenbein gemeint? Eine andere Möglichkeit wäre, dass nḏḥ(.t) nicht klassifiziert wurde und mit T19 ein neues Wort beginnt. Dann wäre eventuell an qsn.tj oder an die qst.t-Pflanze (H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 522) zu denken.

Fragment 16.06 (Taf. 16, dritte Reihe von oben, links)

[16.06,1] […] Feuer (?) auf einem, der […].
[…] brennen (?) das Horusauge […].
[…] Flamme des […].
[…] ihr/sie [?] für/zu die/der Hitze […].
[16.06,5] […] ? des Sothis […].

Fragment 16.07 (Taf. 16, unten rechts)

[16.07,1] […] ? für mich unter? […].
[…] Ohr wie/gleichermaßen (?) […].

Fragment 16.08 (Taf. 16, unten, Mitte)

[16.08,1] […] ? […].
[…] (?) […].
[…] waschen […].
[…] fern sein (?) Türflügel (?)1 […].

1 ꜥr.tj: Da das Wort nicht vollständig erhalten ist und insbesondere die Klassifikatoren verloren sind, ist es schwer, die richtige Bedeutung zu identifizieren. Da es sich bei dem vorangehenden Wort vermutlich um wꜣi̯ „fern sein“ handelt bzw. um ein anderes Wort aus dem Wortfeld Fortbewegung, passen „die beiden Türflügel“ (Wb 1, 209.3; P. Wilson, A Ptolemaic Lexikon. A Lexicographical Study of the Texts in the Temple of Edfu, Orientalia Lovaniensia Analecta 78 (Leuven 1997), 168) von der Bedeutung recht gut. Es wäre allerdings ebenso gut möglich ꜥr.t „Buchrolle“ (Wb 1, 208.17–19; R. O. Faulkner, A Consice Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 1962), 45) zu lesen.

Fragment 16.09 (Taf. 16, unten links)

[16.09,1] […] ? […].
[…] fein zermahlen mit/in […].

Fragment 17.01 (Taf. 17, oben rechts)

[17.01,1] […] zum Ohr des Pharao […].
[…] ? seine (Schreckens)gestalt1. Nicht […].
[…] Nicht gibt es einen Vagabunden (?) […].
[…] ? eine Tote/Wiedergängerin. Verdorre! […].
[17.01,5] […] (?)2 […].

1 jr.w=f: Möglich wäre eine Ergänzung zu ⸢sni̯⸣-jr.w=f „Gestaltwandler“, vgl. x+2,15, 9,2 und 13,7; doch dann müsste man den einfachen Strich als Schilfblatt lesen, obschon im Text der horizontale Strich beim Schilfblatt regelmäßig und deutlich geschrieben ist. Die Zeichenreste am rechten Rand des Fragments sind so unspezifisch, dass sie einer Schreibung von ⸢sni̯⸣-jr.w=f nicht im Wege stehen.
2 ḫꜣw: Die erkennbaren Zeichen sind nicht so eindeutig, dass auf einen konkreten Begriff geschlossen werden kann.

Fragment 17.02 (Taf. 17, zweite Reihe von oben, links)

[17.02,1] […] ? […].
[…] mrḥ.t-Öl: : 1, sfṯ-Öl: 1, werde gegeben an/zu ihm/es. Ein anderes (Mittel): […].
[…]: 1 njnjw-Pflanze: 1, (?) […].
[…] mrḥ.t-Öl, Durra-Getreide: 1, ? […].
[17.02,5] […] [ein anderes] Heilmittel für das Vertreiben […].
[…] Blut des […].

Fragment 17.03 (Taf. 17, dritte Reihe von oben, links)

[17.03,1] […] Ölbaum […].
[Blätter] (?) von der Dornakazie:1 1, ? […].
sfṯ-Öl: 1; werde gegeben an ihn/es. Ein anderes (Heilmittel): […].
[…] Weihrauch: 1, Feder ? […].
[17.03,5] […] Kopf vom Johannisbrotfruchtbaum: 1 […].
[…] ?; werde gegeben an ihn/es. Ein anderes (Heilmittel): Blut […].
[...] Vogel[fett], Fe[tt vom (?)-Tier] [...].

1 [ḏrḏ] n(.w) šnd.t: Von Teilen der Dornakazie sind am häufigsten die Blätter ḏrḏ (n) šnḏ.t (H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 500–503) belegt. Dies wird auch an dieser Stelle das Wahrscheinlichste sein. Außer den Blättern könnte es sich auch um Harz (ꜥgꜣj.t, H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 80–81) oder Gummi (qmj.t, H. Grapow – H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959), 516–519) handeln. Alle diese Teile werden für gewöhnlich mit Pluralstrichen klassifiziert, so dass sie hier in Frage kämen, doch wäre bei den beiden letztgenannten Substanzen ein Femininum-t bei dem indirekten Genitiv zu erwarten.

Fragment 17.04 (Taf. 17, unten, links)

[17.04,1] […] groß an […].
[…] Hitze/Feuer? in den Beeten […].
[…] ? […].

Fragment 17.05 (Taf. 17, oben rechts)

[17.05,1] […] der […].
[…] ? […].

Fragment 17.06 (Taf. 17, zweite Reihe von oben, rechts)

[17.06,1] […] Dum-Palme (?) […].

Fragment 17.07 (Taf. 17, dritte Reihe von oben, rechts)

[17.07,1] […] ? […].
[…] (?) zu dir […].
[…] (?) […].

Fragment 17.08 (Taf. 17, vierte Reihe von oben, rechts)

[17.08,1] […] ? […].
[…] nḫnw-Baum […].
[…] Fett […].
[…][…]ꜣ.t-Pflanzen […].

Fragment 17.09 (Taf. 17, fünfte Reihe von oben, rechts)

[17.09,1] […] ? […].
[…] am/im Ohr […].

Fragment 17.10 (Taf. 17, sechste Reihe von oben, rechts)

[17.10,1] […] ? […].
[…] machen/tun (?) […].

Fragment 17.11 (Taf. 17, siebte Reihe von oben, rechts)

[17.11,1] […] ? […].
[…] ? er macht […].
[…] zu mir; Feuer zu […].

Fragment 17.12 (Taf. 17, unten rechts)

[17.12,1] […] ? ? […].
[…] Abscheu für/in Bezug auf (?) […].
[…] ? Beete […].